Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 170, Jahrgang 1863, Nr. , S. 232 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der magneto-elektrische Typen-Schnellschreiber
von Siemens und Halste in
Berlin.
In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monat
Mai d. J., hielt Hr. Regierungsrath Altgeld einen
ausführlichen erläuternden Vortrag über den von den HHrn. Siemens und Halste construirten, bereits seit
einer Reihe von Monaten auf der königl. Telegraphen-Central-Station zu
Berlin im Betriebe befindlichen magneto-elektrischen
Typen-Schnellschreiber. Der Vortragende erörterte, nach Vorausschickung einer
gedrängten Schilderung der vor der Erfindung des gedachten Apparates in Gebrauch
gewesenen Arbeitsmittel zur telegraphischen Correspondenz, zunächst die
physikalischen Principien, auf welchen die Arbeitsthätigkeit des Siemens-Halske'schen
Typen-Schnellschreibers beruht. Er gab sodann eine detaillirte Beschreibung
sowohl der einzelnen Theile desselben, als auch ihrer Zusammensetzung zu einem
Ganzen und bezeichnete als das specifisch Eigenthümliche des neuen Apparates, daß
derselbe die durch seinen Inductor erzeugten magneto-elektrischen Ströme von
wechselnder Richtung, vermittelst in gewissen Intervallen herbeigeführter
Unterbrechungen ihres continuirlichen Laufes in einer solchen Weise zu einer
Zusammenwirkung combinirt, daß dadurch an dem Aufnahme-Apparate, d.h. dem
Apparate an dem Orte, wohin die telegraphische Depesche gerichtet ist, die die
letztere bildenden Schriftzeichen hervorgebracht werden. Beschrieben wurde demnächst
von dem Vortragenden die Art und Weise jener Combination und der Modus, wie es
bewirkt wird, daß, wenn dem Abgabe-Apparat, d.h. dem Apparate an dem Orte wo
die Depesche aufgegeben wird, gewisse conventionelle Zeichen (flache Typen)
zugeführt werden, zum Aufnahme-Apparat Morse'sche
Schriftzeichen gelangen, welche zwar von den gedachten Typen ihrer Gestalt nach
verschieden, doch aber von diesen dergestalt abhängig sind, daß sie den Sinn der
Depesche, welche hat befördert werden sollen, wiedergeben. Hervorgehoben wurden
endlich in dem Vortrage als besonders anerkennenswerthe Vorzüge des neuen Apparates
die durch denselben ermöglichte, sehr beträchtliche Beschleunigung der
Depeschen-Beförderung und eine durch dessen Anwendung zu erlangende
Correctheit in dem wiedergegebenen Inhalt der Depeschen, wie sie sich bei dem
Gebrauch der früheren Apparate bisher nicht hat erreichen lassen.
Diese Erfindung scheint dazu bestimmt, der Telegraphie neue weitreichende Bahnen zu
eröffnen, welche in ihren Endzielen sich gegenwärtig kaum schon erkennen lassen.
(Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1863 S.
98.)
Mercier's patentirter Flyer
bezweckt nach Armengaud's
Génie industriel, September 1863, eine
Verbesserung des Flyers und der Spindeln bezüglich einer Vergrößerung der
Geschwindigkeit dieser letzteren. Es ist leicht einzusehen, daß die Production des
Flyers proportional der Umdrehungsgeschwindigkeit der Spindeln wachsen muß, jedoch
kann man in der Praxis gewisse Grenzen nicht überschreiten, indem zu große
Geschwindigkeit dem Product schadet, weil dann Erzitterungen in den beweglichen
Theilen der Maschine, hauptsächlich im oberen Theile der Spindeln, eintreten. Man
vermeidet diesen Uebelstand, wenn man den obersten Theil des Flügels mit der Spindel
verbindet, so daß die Spindel an demselben eine Stütze findet und dieselbe demnach
an drei Punkten gehalten wird, nämlich unten und in der Mitte durch die
Lagerpfannen, und oben durch ein mit dem obersten Theile des Flügels verbundenes
Halslager. Diese Anordnung erlaubt die Geschwindigkeit der Spindeln sehr zu
vergrößern und erfordert nur die Anwendung einer eingeschnittenen gußeisernen Platte
von etwa 5 bis 6 Millim. Dicke, sowie kleiner Hülfslager und endlich von Distanz zu
Distanz gegen einander verbolzte oder mit den Tragcylindern verbolzte Eisenstücke,
welche die gußeisernen Platten aufnehmen, auf denen besagte Halslager ruhen. Die so in drei Punkten
(unten, oben und in der Mitte) gehaltene und unterstützte Spindel kann sehr leicht
die doppelte Geschwindigkeit gegen früher annehmen. Auch das Bedenken, daß es bei so
großer Geschwindigkeit nicht gut möglich seyn würde die abgerissenen Lunten wieder
anzuknüpfen und die vollen Spulen abzunehmen, erweist sich als ungerechtfertigt.
(Deutsche Industriezeitung, 1863, Nr. 41.)
Mittel gegen den Kesselstein.
In der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen finden wir
folgende Mittheilung des k. k. Bergamtes Fohnsdorf (Steyermark): Im Verwaltungsjahre
1862 wurde beim Betriebe der Dampfmaschine des Lorenz-Schachtes zu Fohnsdorf die erfreuliche Wahrnehmung gemacht,
daß der in den dortigen Schieferthonschichten eingebettete Seifenschiefer
(Bergseife) ein vorzügliches Remedium gegen die Kesselsteinbildung abgibt. Derselbe
löst sich im Schachtwasser vollkommen auf, wird mit diesem bei der Wasserhebung zu
Tage in das Wasserreservoir gebracht, von wo er als Speisewasser in die Dampfkessel
(Sieder) gepumpt wird. Daselbst legt er sich, ohne die Röhren zu verlegen, an die
Kesselwände als ein feiner Schlamm an, und läßt sich als solcher beim Kesselputzen
abkehren. Der Schlamm bildet einen vollkommenen Schutz gegen die Oxydation der
Kesselwände und das Anlegen von Salzen, so daß bis jetzt die Dampfkessel des
Lorenz-Schachtes vom Kesselsteine verschont blieben. Anders verhält es sich
beim Joseph-Schachte. Dort setzt sich ein nur
mühsam zu entfernender Kesselstein massenhaft an, ungeachtet alle anempfohlenen Mittel dagegen in Anwendung gebracht wurden. Es wurde
auch der Seifenschiefer versucht. Da man denselben jedoch nur in Pulver. form beim
Anlassen des Dampfkessels eingebracht hat, so erfolgte ein Verlegen und Verstopfen
der Röhren, obgleich an den Kesselwänden, dort wo der Seifenschiefer damit in
Berührung kam, eine namhafte Besserung hinsichtlich der Kesselsteinbildung
wahrgenommen wurde. Die begonnenen Versuche werden fortgesetzt und soll über die
Resultate seiner Zeit berichtet werden.
Gußstahlerzeugung unmittelbar aus Roheisen und Cementation des
Eisens, nach Jules Cazanave-Sabatier. Vom
Stabscapitän Tucemskij.Uebersetzt aus dem russischen Gornij Journal von E. Vysoky.
In keiner der ausländischen Zeitschriften wurde über die Versuche von Cazanave über Erzeugung von Gußstahl direct aus Gußeisen
berichtet. Der Gedanke selbst ist an sich sehr sinnreich, allein ob er in der Praxis
angewendet werden kann, das ist eine Frage. Ich werde hier einen Begriff über den
neuen Proceß in allgemeinen Umrissen geben, auf Grundlage von Mittheilungen, welche
mir von dem Erfinder selbst, von Hrn. Valerius u.a.
gemacht wurden. In die Details, welche mir durch die besondere Gefälligkeit des Hrn.
Valerius bekannt wurden, kann ich hier auf den Wunsch
des Hrn. Cazanave nicht eingehen.
Die Grundidee der neuen Methode ist die Einwirkung der Wasserdämpfe auf einen dünnen Strom von Roheisen. Wenn
man eine Eisenröhre von einem gewissen Durchmesser nimmt, deren Wände die nöthige
Stärke haben, daraus einen Ring bildet und an seinem Umfange gegen sein Centrum drei
oder mehr Röhren anbringt, so erhält man einen Röhrenring mit drei oder mehr
Halbmessern. Die Halbmesser werden an die ringförmige Röhre fest angemacht; mit
ihren Enden, an welchen je eine Oeffnung ist, reichen diese Röhren nicht ganz in das
Centrum des Ringes, und haben somit zwischen den Enden einen leeren Raum, in welchen
man das Roheisen in einem Strome von einer gewissen Stärke fließen läßt. Der aus dem
Dampfkessel in das
ringförmige Rohr eingelassene Dampf tritt aus den Oeffnungen der drei Röhren und
wirkt direct auf den Roheisenstrahl. Dabei oxydirt nach der Ansicht von Hrn. Valerius der Sauerstoff des Dampfes den Kohlenstoff des
Roheisens, das Silicium, einen Theil des Schwefels, Phosphors und andere
Unreinigkeiten in dem Roheisen; der Wasserstoff verbindet sich auch mit dem
Kohlenstoffe, Schwefel, Phosphor, Arsen und anderen Körpern, mit welchen er
Wasserstoffverbindungen bildet. Das entkohlte und gereinigte Metall fällt in die
Tiegel oder ähnliche Gefäße, welche unmittelbar unter dem Apparat und Metallstrom
aufgestellt sind. Das gewonnene Metall enthält Unreinigkeiten und muß deßhalb in
Tiegeln in Windöfen oder in Flammöfen umgeschmolzen werden. Das ist das Wesentliche
des Processes. Die Einfachheit der Methode und die Wohlfeilheit des Productes sind
augenscheinlich.
Jetzt entsteht die Frage: ist es möglich, durch diese Methode Stahl in großer Menge
zu erzeugen, wird er diese Qualität haben, wie der im Kleinen als Product der
Versuche gewonnene, und wenn es möglich seyn wird, zu welchem Preise kann er
gewonnen werden?
Auf diese Frage antworte ich mit den Worten von Hrn. Cazanave, welcher versichert, daß man durch seine Methode Stahl in großen Mengen gewinnen kann, welcher in seinen
Eigenschaften dem besten Stahle nichts nachgibt und verhältnißmäßig wohlfeil ist.
Hr. Cazanave versichert daß sein Stahl bester Qualität
nicht über 4 Fr. per 16 Kil. zu stehen kommt.
Es ist schwer, diesen Ziffern Glauben zu schenken, allein der Erfinder gibt seine
Versicherung und verbürgt zugleich die ausgezeichneten Eigenschaften seines Stahles.
Bei der jetzigen Gußstahlerzeugung muß man gutes Eisen haben; dieses Eisen wird
cementirt und das cementirte Eisen, d.h. der Stahl, kommt zum Umschmelzen in
Tiegeln. Durch Cazanave's Methode wird die Darstellung
des Eisens und seine Cementation umgangen Dabei sind die Dimensionen, in welchen der
Gußstahl nach dieser Methode dargestellt werden kann, unbegrenzt. Wenn sich diese
neue Methode praktisch zeigt, so wird es möglich seyn den ganzen täglichen
Hohofenabstich zu Stahl zu verarbeiten. Zu diesem Behufe werden bloß einige Apparate
nothwendig seyn, welche nicht sehr hoch kommen und welche man bei dem Hohofen und
dem Strome des Roheisens aufstellen würde. Den Strom würde man in Strahlen der
nöthigen Stärke theilen und je einen in einen Apparat führen. Wenn man jetzt nach
der Methode von Bessemer gegen 600 Pud (à 40 Pfd.
russ.) Stahl täglich in Sheffield erzeugt, so kann man nach Cazanave's Methode gegen 4000 Pud darstellen, denn es wird jetzt in
Charleroi ein Hohofen gebaut, welcher gegen 75,000 Kilogr. täglich geben wird. Die
nach dem neuen Processe erzeugten Stahlmuster, welche ich von Hrn. Cazanave erhielt, waren sehr gut. Sie wurden aus
Kohksroheisen erzeugt. Es ist begreiflich, daß Holzkohleneisen bessere Resultate
liefern wird.
Die Cementation des Eisens durch Cyan bildet ebenfalls eine der Arbeiten von Cazanave. Die im Kleinen erhaltenen Resultate sind befriedigend, wie man
nicht mehr wünschen kann. Einige Muster von mit Staubmist (poudrette) cementirtem Eisen habe ich bei mir, und die Cementation wurde
in ihnen vollkommen erreicht. Eine ähnliche Cementationsmethode würde sehr nützlich
seyn für Rails, Bandagen und andere Objecte, welche großen Widerstand erfordern.
Außerdem könnte man z.B. für Rails gewöhnliches Eisen benutzen, ohne es so
sorgfältig zu sortiren, wie es jetzt geschieht. Die auf diesem Wege cementirten
Rails können nicht theurer zu stehen kommen als die gewöhnlichen, und wenn sie auch
theurer wären, so würde ihr längerer Dienst die etwas höheren Cementationskosten
bezahlen.
Hr. Valerius ist für den Gedanken von Cazanave und meint, daß es möglich seyn wird, seine
Methode zur Fabrication des Stahles in großen Quantitäten anzuwenden. Andere, wie
der Generalinspector der Ingenieurs in Belgien, welcher von der Regierung bestimmt
war, bei den Versuchen des Hrn. Cazanave gegenwärtig zu
seyn, der Secretär im Musée d'industrie in
Brüssel, der General der Artillerie Friderics und andere
sprechen weder für noch gegen den Proceß. Jedenfalls muß man Cazanave Erfolge in seinen Erfindungen wünschen, Erfolge, welche seinen
Voraussetzungen und Versprechungen entsprechen. So lange bleiben seine Versuche
– Versuche, und seine Methode wird nicht mit einem erschreckenden Umschwunge
in der Eisenmetallurgie drohen. Wenn aber seine Versuche mit vollem Erfolge gekrönt
werden, welche Arena wird sich nicht seinem Stahle bieten? (Oesterreichische
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.)
Ueber die giftigen Wirkungen der Thalliumsalze, von Lamy.
Unter den Thalliumverbindungen ist besonders das schwefelsaure Salz ein heftiges
Gift; eine geringe Menge desselben veranlaßte schon die Tödtung mehrerer Thiere, in
deren Eingeweiden etc. man nachher das Thallium durch Spectralanalyse deutlich
nachweisen konnte. Die Vergiftungserscheinungen haben Aehnlichkeit mit denen bei
Bleivergiftungen. Die Thalliumfalze sind leicht löslich und von geringem Geschmack,
daher leicht in den Körper einzuführen; zugleich ist aber auch die Erkennung
derselben eine sehr leichte und sichere. (Comptes rendus,
t. LVII p. 442.)
Einwirkung von Eisenoxyd im Entstehungszustande auf
Alkalisalze, von L. C. Le Voir.
Eisenoxyd hat im Augenblicke seiner Entstehung das Vermögen, Alkalien aus ihren
Verbindungen frei zu machen (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIV S. 326). Dazu
liefert der Verf. neuerlich folgende Belege.
Glaspulver und Eisenfeile, mit einer Lösung von schwefelsaurem Kali befeuchtet, gibt
bald eine zusammengesinterte Masse, weil das frei gemachte Alkali auf das Glas
ätzend einwirkt. In Viehställen, wo bekanntlich stets Ammoniaksalze in der Luft
enthalten sind, verwittern die Glastafeln in eiserner Einfassung sehr bald. Ammoniak
wirkt erst im freien Zustande sehr schnell auf Glas corrodirend ein.
Nimmt man ein Stück Emplastrum Diapalmae (Bleiseife),
klebt darauf Eisenfeile, welche mehrmals im Wasserstoffstrome gut ausgeglüht worden
ist, und läßt dieses dann in einer Lösung von schwefelsaurem Kali rosten, so löst
sich die Bleiseife in der Nähe des Eisens vom Gewebe und nach einigen Tagen kann man
in der klaren Lösung mit Salzsäure eine Trübung von Fettsäure erhalten. Wohl ein
klarer Beweis, daß Kali im freien Zustande anwesend gewesen ist.
Wenn Eisen in Ackererde oder Messing im Sandboden des Meeres rostet, so cementirt
sich stets Sand daran fest.
Von dem beim Oxydiren frei gemachten Alkali wird der Sand auf seiner Oberfläche in
Silicat verwandelt.
Dabei werden zugleich organische Körper in der Nähe von dem freien Alkali in
Huminkörper verwandelt, die später wieder Ammoniak einsaugen.
Daraus erklärt sich der Gehalt an Ammoniak in einigen Eisenrostarten.
Es ist dem Verf. kein in Ackererde gebildetes Eisenoxyd vorgekommen, das frei von in
Salzsäure löslicher Kieselerde und durch Kali nachweisbaren Huminkörpern war.
Bis jetzt ist es ihm nicht gelungen, ein constantes Verhältniß zwischen dem Quantum
gebildeten Eisenoxyds und dem des frei gemachten Alkalis festzustellen. (Journal für
praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 145.)
Ueber die Bereitung von Chromgrün als Zeugdruckfarbe, von
Guido Schnitzer.
Das Chromgrün ist bekanntlich für den Zeugdruck, wegen
seiner Unveränderlichkeit gegen Säuren, Alkalien, gegen Licht, ein unentbehrlicher
Farben-Körper für den genannten Industriezweig geworden; das schönste im
Handel, in Teigform, vorkommende Chromoxyd, das sogenannte Vert de Guignet ist dasjenige aus der Kestner'schen Fabrik zu Thann im Elsaß. Nach vielen
Versuchen ist es nach einer Mittheilung in Artus'
Vierteljahresschrift (1862) Guido Schnitzer gelungen, ein
Chromgrün darzustellen, welches mit dem echten Vert de Guignet die größte Aehnlichkeit zeigt; sein
Verfahren ist nachstehendes:
Zu seinem Pulver geriebenes rothes chromsaures Kali wird in, in seinem Krystallwasser
geschmolzenem, phosphorsaurem Natron aufgelöst, wobei etwas gepulverte
Weinsteinsäure hinzugesetzt wird, wodurch ein starkes Aufschäumen stattfindet und die Färbung der
Masse von Gelb in Grün übergeht; als Rückstand bleibt ein poröser brauner Körper
zurück, welcher sich in heißem Wasser und verdünnten Säuren mit smaragdgrüner Farbe
auflöst; wird dagegen die trockene poröse Masse mit nur so viel concentrirter
Salzsäure angefeuchtet, daß die Säure nur aufgesogen wird, und behandelt man nun die
Masse mit kaltem Wasser, so wird die Säure ausgezogen und es bleibt als Rückstand
ein grüner im Wasser unlöslicher Farben-Körper zurück; die Natron- und
Kalisalze werden durch Auskochen des Farben-Körpers mit Wasser entfernt,
welcher als grüner saftartiger Körper zurückbleibt; wird derselbe durch Schlämmen
noch mehr zertheilt, so bleibt er als zarte grüne Farbe auf dem Filtrum zurück und
ist in diesem Zustande mit dem Vert de Guignet in seinem
ganzen Verhalten fast gänzlich übereinstimmend.
Hinsichtlich der anzuwendenden Gewichtsverhältnisse bei der Bereitung des eben
beschriebenen Farben-Körpers werden a. a. O. nachstehend angegeben:
15 Theile zweifach-chromsaures Kali auf
36 Theile krystallisirtes phosphorsaures Natron und
6 Theile Weinsteinsäure.
Soll die Weinsteinsäure durch ein weinsteinsaures Salz ersetzt werden, so sind statt
6 Theilen Weinsteinsäure 14 Theile Seignette-Salz anzuwenden.
Neues Mineralgrün.
Hr. Barluet hat in meinem Laboratorium ein aus England
kommendes neues Mineralgrün analysirt, welches er aus Ultramarinblau und Chromgelb bestehend
fand.
Aetzkali löst daraus das chromsaure Blei auf und hinterläßt ein Ultramarin von
blasser Farbe als Rückstand. Säuren entwickeln natürlich in Berührung mit dieser
Farbe keinen Schwefelwasserstoff, wegen der Gegenwart von Chromsäure.
Barluet stellte hiernach solches Grün her, indem er
helles Ultramarin mittelst Lösungen von essigsaurem Blei und chromsaurem Kali bis
zur Hervorbringung der gewünschten Nüance behandelte. C. Barreswil. (Répertoir de Chimie
appliquée, August 1863, S. 282.)
Ueber zwei neue Farbematerialien aus Montevideo; von Fr. Weil in Paris.
I. Farbematerial zum
Rothfärben.
Dasselbe besteht aus kleinen Stückchen dünner Wurzeln; die Stückchen sind
1–2 Millim. dick und 6–10 Millim. lang; sie zeigen auf dem
Querschnitt einen fleischrothen Holzkörper, umschlossen von einer schwachen
rothen Rindenschicht und einer bräunlichen Epidermis.
Nach den Resultaten der chemischen Untersuchung besteht der Farbstoff dieser
Wurzeln aus Alizarin, daher dieses Product einen neuen Krapp darstellt. Die
damit vorgenommenen Färbeversuche ergaben, daß der neue Krapp wenigstens ebenso
intensiv und schön färbt wie die besten Krappsorten von Avignon.
Bei Baumwolle sind die mit dem neuen Krapp und
Thonerdebeizen erzeugten rothen Farben reicher und lebhafter, ferner die braunen
und violetten Farben mindestens eben so schön wie die des Avignon-Krapps,
während der letztere jedoch ein schöneres Schwarz erzeugt. Chlorkalklösung
zerstört die Farben des neuen Krapps rascher als diejenigen von
Avignon-Krapp. – Seide und Wolle werden gleichfalls ebensoreich gefärbt; während
aber die Nuancen des neuen Krapps mehr in Rosa stechen, spielen die des
Avignon-Krapps in Orange. Der Farbstoff fixirt sich sehr leicht auf Wolle
und Seide, wenn man der Flotte etwas Alaun und Weinstein zusetzt; der mit
Thonerdebeizen behandelte Zeug färbt sich jedoch in dem einfachen Bade bei der
geeigneten Temperatur leichter aus.
II. Farbematerial zum
Gelbfärben.
Es besteht aus Wurzelstücken von verschiedener Länge und 3–6 Millim.
Dicke; im Innern ist es von citronengelber, außen von brauner Farbe. Beim Kochen
mit Wasser entsteht eine bräunlich-gelbe, neutrale, bitterschmeckende
Flüssigkeit, in welcher viele schleimige Stoffe vertheilt sind; diese letzteren
bräunen sich auf dem Filter in Berührung mit der Luft und lösen sich
großentheils in verdünnter Schwefelsäure und in Alkohol mit dunkelgelber Farbe
auf.
Der filtrirte wässerige Absud des Farbematerials zeigt folgende Reactionen:
Caustische und kohlensaure Alkalien bräunen die Flüssigkeit; Seifenlösung gibt
einen gelben Niederschlag, der sich im Ueberschuß des Seifenwassers beim
Erwärmen löst, beim Erkalten aber wieder abscheidet. Unorganische und organische
Säuren färben die Flüssigkeit intensiv gelb. Chlorwasser röthet die Flüssigkeit;
nur beim Kochen in einem großen Ueberschuß desselben wird sie zum Theil
entfärbt. Die unterchlorigsauren Salze färben die Flüssigkeit dunkler und geben
einen schwachen weißlichen Niederschlag. Essigsaures Bleioxyd gibt einen
gelblichen Niederschlag ohne die Flüssigkeit zu entfärben; Zinnchlorür gibt
einen gelblich weißen Niederschlag; Zinnchlorid bewirkt keine Veränderung. Die
neutralen und sauren chromsauren Alkalien erzeugen schön gelbe Niederschläge,
welche unlöslich in kaltem Wasser, löslich in warmen Säuren und in Alkohol sind.
Salpetersaures Quecksilberoxydul gibt einen weißen flockigen Niederschlag, ohne
die Flüssigkeit zu entfärben; Alaun, Eisensalze, salpetersaures Silberoxyd,
Blutlaugensalz, Kupfer- und Kobaltsalze bewirken keine Veränderung. Es
ergibt sich hieraus, daß der in dem neuen Material enthaltene Farbstoff dem in
dem Wau vorhandenen Luteolin sehr ähnelt.
Zeug und Garn von Wolle und Seide werden, ohne vorher gebeizt worden zu seyn, in dem wässerigen
Auszug sehr lebhaft strohgelb gefärbt; die Nuancen sind bei einer Temperatur der
Flotte von 75° C. am lebhaftesten. Durch Zufügen von ein wenig Alaun und
Weinstein zur Färbeflotte werden die Farben etwas lebhafter. Mit Alaun gebeizte
Wolle wird in dem wässerigen Auszug schön citronengelb gefärbt; Wolle und Seide,
mit einer sehr verdünnten Lösung von salpetersaurem Uranoxyd gebeizt, färben
sich sehr tief gelb; behandelt man ferner die ohne Beize gefärbte Wolle oder
Seide mit Chlorwasser und saurem chromsauren Kali, und bringt sie nach dem
Ausringen in die Flotte, so erhält die Faser eine bräunlich-gelbe
Farbe.
Baumwolle, welche mit Thonerde- oder
Eisensalzen gebeizt ist, wird weder in der wässerigen, noch in der alkoholischen
Farbstofflösung gefärbt.
Bei der Prüfung des auf Wolle und Seide fixirten Farbstoffs auf seine
Widerstandsfähigkeit gegen verschiedene Stoffe ergab sich, daß Salzsäure in der
Kälte nicht, beim Kochen nur unvollständig entfärbt; daß Chlorkalk, sowie
Chlorwasser die Farbe in eine bräunlichgelde umwandelt; daß Soda dieselbe
dunkler macht und Seifenlösung keine Einwirkung zeigt.
Da das Material reich an Farbstoff ist, so könnte es in der Wollen- und
Seidenfärberei den Wau mit Vortheil ersetzen; es unterscheidet sich von dem Wau
dadurch, daß es Baumwolle nicht färbt, und zeichnet sich vor dem Gelbholz durch
die Haltbarkeit seiner Farbe aus. (Aus Armengaud's
Génie industriel, Januar 1863, S. 14.)
Darstellung eines Farbstoffes durch Einwirkung von Luft,
Wasser und Salpetersäure auf das Orcin; von V. de
Luynes.
Bisher wurden die von den Flechten derivirenden Farbstoffe immer auf die Art
erhalten, daß man die Flechten selbst oder die in Farbstoff verwandelbaren
Bestandtheile derselben der gleichzeitigen Einwirkung von Luft und Ammoniak
aussetzte. So verwandelte Robiquet das Orcin in
Farbstoff, indem er eine flache Schale mit zerriebenem Orcin neben eine andere mit
flüssigem Ammoniak stellte und dann beide mit einer großen Glasglocke bedeckte; Dumas hat Eigenschaften und Zusammensetzung des nach
diesem Verfahren dargestellten Orcëins bestimmt. Man kann auch eine Lösung
von Orcin in Ammoniak
der Luft aussetzen; nach zwei bis drei Tagen gesteht die Flüssigkeit zu einer
violetten Masse.
Wenn man bei dem Robiquet'schen Versuch das Ammoniak durch
gewöhnliche Salpetersäure von 40° Baumé ersetzt, so daß das Orcin, bei
gewöhnlicher Temperatur, der langsamen Einwirkung der Salpetersäure-Dämpfe
ausgesetzt ist, so bemerkt man daß die Oberfläche desselben sich allmählich bräunt;
nach einigen Tagen erscheinen die Krystalle in ihrer ganzen Masse roth. Das Orcin
ist dann in einen Farbstoff umgewandelt, welcher nach seinen Eigenschaften von
Orcëin verschieden zu seyn scheint.
Diese Substanz ist in Wasser, Alkohol und Aether löslich; sie färbt ohne Beizmittel
die Wolle und Seide roth; durch Ammoniak wird sie vorübergehend, durch die fixen
Alkalien aber bleibend violett. Aus ihrer wässerigen Lösung wird sie durch das
Kochsalz gefällt; nach dem Auswaschen desselben löst sie sich wieder in Wasser
auf.
Ich bin jetzt mit der weiteren Untersuchung dieses Farbstoffes beschäftigt. (Comptes rendus, t. LVII p.
163.)
Phipson's neue Methode, die
chemische Wirksamkeit der Sonnenstrahlen zu messen.
Dr. Phipson berichtete über
dieses Verfahren in der zu Newcastle-upon-Tyne versammelten British Association for the Advancement of Science. Eine
Auflösung von Molybdänsäure in Ueberschuß von Schwefelsäure wird in der Sonne
blaugrün und im Dunkeln wieder farblos. Während der Insolirung verliert eine gewisse
Menge Molybdänsäure ein Atom Sauerstoff und im Dunkeln nimmt sie es wieder auf. Die
Wärme der Sonnenstrahlen ist hierauf ohne Einfluß.
Eine schwache Auflösung von übermangansaurem Kali zerstört die im Licht
hervorgerufene blaugrüne Färbung, und aus der Menge des von dieser Lösung Nöthigen
kann der Actinismus genau bestimmt werden.
Die actinometrische Flüssigkeit wird so bereitet: 10 Gramme molybdänsaures Ammon
werden in Ueberschuß von verdünnter Schwefelsäure aufgelöst. Dann setzt man Zink
hinein, bis die Flüssigkeit schwarzblau geworden ist; so viel Auflösung von
Übermangansaurem Kali wird zugesetzt, bis der letzte Tropfen die Lösung
gänzlich entfärbt. Hiervon setzt man 20 Kub. Cent. den directen Sonnenstrahlen jeden
Tag eine Stunde (von 11 bis 12) aus. Darauf nimmt man sie fort, und bestimmt die
Reduction durch eine Auflösung von 1 Gramm übermangansaurem oder
doppelt-chromsaurem Kali in 2000 Grammen Wasser, die mit Schwefelsäure
schwach angesäuert ist. Dr. Phipson benutzt hierzu eine Pipette mit 100grädiger Eintheilung. Der von
dieser Scale abgelesene Grad repräsentirt den relativen Actinismus von jedem Tage,
wie der Thermometer die Wärmegrade angibt. (Photographisches Archiv, October 1863,
S. 249.)
Ueber Tucker's Verfahren zur
Herstellung marmorirten Papiers; von Dr. Sauerwein.
Das marmorirte Papier, sowie marmorirte Bücherschnitte werden bekanntlich auf die
Weise hergestellt, daß man auf das in einem Kasten oder sonstigen Gefäße, dessen
Dimensionen nur etwas größer als das Format des anzuwendenden Papiers seyn müssen,
befindliche Marmorirwasser die mit Wasser und Ochsengalle abgeriebenen Farben mit
einem Borstenpinsel der Reihe nach aufträgt und schließlich mit den Spitzen eines
Kammes über der Oberfläche des Marmorirwassers in beliebigen Zügen hin- und
herfährt, wodurch die Farben auseinandergezogen und marmorirte Zeichnungen erhalten
werden. Legt man alsdann vorsichtig und gleichmäßig einen Bogen Papier auf die
Oberfläche des so vorbereiteten Marmorirwassers, so haften die Farben, nach
vorsichtigem Abnehmen des Papiers, an diesem fest. Der Bogen wird alsdann
getrocknet, mit der marmorirten Seite auf Leim- oder Gummiwasser gelegt,
wieder abgezogen, getrocknet und schließlich mit Wachsseife angerieben, geglättet
und gepreßt.
Als Marmorirwasser bedient man sich eines dicken Traganthschleims oder Schleims von
Flohsaamen; durch die consistente Beschaffenheit des Schleims wird ein Untersinken
der aufgetragenen Farben, welche meist Körperfarben, mit Ausnahme der
allerschwersten, sind, verhindert.
Vor mehreren Jahren hat nun Tucker (siehe polytechn.
Journal Bd. CXLII S. 229) ein angeblich
verbessertes Verfahren vorgeschlagen, welches zu prüfen ich kürzlich Veranlassung
hatte. Statt des bei voriger Methode angewandten Traganthschleims, welcher
allerdings bei längerem Stehen dem Verderben ausgesetzt ist – weßhalb man
einen Zusatz von Alaun empfohlen hat – verwendet Tucker reines Wasser. Dagegen werden die Farben selbst mit einem Firniß
abgerieben, welcher in der folgenden Weise bereitet wird: 1 Theil Dammarharz wird in
3 1/2 Theilen (Gewicht) Terpenthinöl aufgelöst und von dieser Auflösung werden 2
Maaß mit 1 Maaß Leinölfirniß vermischt. Mit diesem Firniß werden die betreffenden
Farben in der Weise abgerieben daß das Farbengemisch gehörig dünnflüssig ist, um
leicht aufgetragen werden zu können.
Zunächst wird nun die Grundfarbe auf das Wasser aufgetragen; die Farbe breitet sich
sehr leicht über die ganze Oberfläche des Wassers aus und trocknet durch Verdunsten
des Terpenthinöls und Oxydation des Leinöls bald soweit ein, daß die dünne farbige
Schicht beim Eintauchen eines Glasstabes durchbrochen wird und auf diese Weise
Lücken entstehen. In diese trägt man dann mit einem Glasstabe nach und nach in dem
erforderlichen Verhältniß die anderen Farben ein. Schließlich fährt man mit dem
Glasstabe ebenfalls in den beliebigsten Zügen hin und her durch die Masse, wodurch
die mannichfachsten Zeichnungen erhalten werden. Alsdann legt man das zu
marmorirende Papier auf die Oberfläche, jedoch muß dieß mit großer Vorsicht und
Behutsamkeit geschehen; nach kurzem Verweilen wird der Bogen ebenfalls mit Vorsicht
abgezogen, getrocknet und erst nach vollständigem Trocknen der Farben geglättet.
Durch Reiben mit einem harten und glatten Stein (Achat) bekommt das Papier leicht
einen schönen Glanz.
Ein Uebelstand bei dieser Methode ist, daß sehr viele Farben – und zwar viele
schöne und sehr lebhafte Farben, wie z.B. die Bleifarben – von der Verwendung
ausgeschlossen sind, da die schweren Farben im Wasser untersinken. Außerdem läuft
man sehr leicht Gefahr, daß sich das fette Oel in's Papier einsaugt und dieß dadurch
beschmutzt wird, was namentlich bei der Herstellung von marmorirtem Bücherschnitt zu
beachten ist, da in Folge dieses Uebelstandes bei Mangel an Vorsicht leicht das so
behandelte Buch verdorben werden kann. Um dieß und die daraus entstehenden
Unannehmlichkeiten zu vermeiden, ziehen die Buchbinder doch die ältere Methode vor
und wie ich auf eingezogene Erkundigungen erfuhr, bedient man sich hierorts (in
Hannover) allgemein noch jener älteren Methode mit Traganthschleim. Bei der
Herstellung von marmorirtem Papier ist dieser Uebelstand nicht so schlimm, da das
Leinöl mit der Zeit bekanntlich erhärtet und also, wenn das Oel auch durchgeschlagen
seyn sollte, beim Aufkleben des Papiers doch keine Gefahr mehr vorhanden ist, den
damit Überzogenen Gegenstand zu verderben. Indeß soll sich solches Papier
schlecht aufkleben lassen.
Marmorirtes Papier, welches mir gezeigt wurde und der Angabe nach aus einer Fabrik
(wenn ich nicht irre aus Aschaffenburg) bezogen war, schien mir jedoch zweifelsohne
ebenfalls nicht nach der Tucker'schen Methode bereitet zu
seyn. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1863 S. 2.)
Kalisalpeter in der Runkelrübenmelasse.
Die Gegenwart des salpetersauren Kalis in diesen Melassen ist schon öfters beobachtet
worden. Nach Evrard (Comptes
rendus, t. LVII p. 376) kann man dieses Salz
aus der eingedampften Schlempe durch Krystallisation
erhalten und durch Ausschleudern reinigen. Die Mutterlauge liefert beim
vollständigen Calciniren, wie gewöhnlich, Schlempenkohle und Potasche. Er gibt nicht
an, wie viel Salpeter erhalten wird und bei welchen Melassen derselbe vorzugsweise
vorkommt.
Einfaches und leicht ausführbares Verfahren, künstlich
gefärbte Rothweine von ächten Rothweinen zu unterscheiden, von C. Blume, Apothekenbesitzer in Berlin.
Der Verfasser, welcher sich seit einer Reihe von Jahren mit der Darstellung
künstsicher Weine mit großem Erfolg beschäftiget, fand nachstehendes Verfahren,
künstlich gefärbtegelärbte Weine von ächten Rothweinen zu unterscheiden, welches einfach auszuführen
und dennoch völlig sichere und verlaßbare Resultate liefert, so geeignet, daß jeder
Laie im Stande ist, diese Prüfung mit einem Rothwein vorzunehmen. Das Verfahren
selbst beruht auf der Leichtlöslichkeit der künstlich angewandten Farbstoffe der Beeren, Früchte
verschiedener Art, in Wasser, und der Schwerlöslichkeit des ächten rothen Farbstoffs der
Rothweine in Wasser, welcher eigentlich nur in einem wasserreichen Weingeist löslich
ist. Das Verfahren selbst ist nachstehendes:
Man taucht in den zu prüfenden Rothwein ein Stückchen Brodkrume oder auch einen vorher ausgewaschenen Schwamm und läßt dieselben völlig mit dem Wein sich durch Aufsaugen
anfüllen; ist dieses geschehen, so legt man dieses mit Rothwein vollgesogene Stück
Brodkrume oder Schwamm in Wasser, womit man einen Porzellanteller gefüllt hat; ist
der Rothwein mit künstlichen Farbstoffen gefärbt gewesen, so färbt sich das Wasser
sofort röthlich-violett, ist der Rothwein
nicht künstlich gefärbt gewesen, sondern ist seine Färbung eine natürliche, so tritt erst nach 1/4 bis 1/2 Stunde eine Färbung des Wassers ein, wobei zuerst ein
Opalisiren des Wassers wahrnehmbar ist. Das Resultat dieses einfachen Versuches ist
nach Blume so sicher, daß man diese Probe stets mit
Erfolg anwenden kann, indem dieselbe weit zuverlässigere Resultate liefert, als die
bekannten farbigen Niederschläge mit Bleizucker u.s.w. in solchen auf ihre Aechtheit
zu prüfenden Rothweinen. (Elsner's
chemisch-technische Mittheilungen des Jahres 1862 bis 1863, Berlin 1864.)
Bereitung trockener Hefe.
Für Branntweinbrennereien, welche nur während einiger Monate im Jahre arbeiten, ist
es wichtig, die Hefe von einer Campagne zur andern conserviren zu können. Außer
andern Mitteln hat Payen vorgeschlagen, die möglichst
ausgepreßte Hefe mit Knochenkohlenpulver innig gemengt an einem trockenen Orte
aufzubewahren. In Nr. 35 des „Journal des
brasseurs“ von 1863 wird noch ein anderes Verfahren nach Payen mitgetheilt: Man soll die gut ausgewaschene und
ausgepreßte Hefe auf dicke Gypsplatten, die vorher gebrannt sind, ausbreiten und die
Platten in eine Trockenkammer stellen. Der Gyps entzieht der Hefe den größten Theil
des eingeschlossenen Wassers. Hierauf wird die Hefe gepulvert und noch einmal auf
frischen Gypsplatten hingestellt. Die alsbald vollständig trockene Hefe ist nun in
ganz trockene Flaschen zu füllen, welche man dicht verschließt. Auf diese Weise soll
sich die Hefe sehr lange brauchbar und kräftig erhalten. (Wochenblatt zu den
preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 43.)