Titel: Kühne's Verbesserung am Indicator.
Fundstelle: Band 171, Jahrgang 1864, Nr. III., S. 23
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III. Kühne's Verbesserung am Indicator. Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1863, Bd. VII S. 418. Mit Abbildungen auf Tab. I. Kühne's verbesserter Indicator. In der Sitzung des Magdeburger Bezirksvereins deutscher Ingenieure vom 27. December 1862 sprach Hr. W. Kühne über die von ihm gemachte Verbesserung am Indicator und über das Instrument selbst. Hr. Kühne hat seit einigen Jahren mehrfach Veranlassung und Gelegenheit gehabt, mit einem Indicator die Arbeitsleistungen von Dampfmaschinen zu bestimmen und namentlich von den mit CorlißsteuerungS. deren Beschreibung im polytechn. Journal Bd. CLXI S. 321. versehenen, bei denen ein hoher Expansionsgrad und schnelles Oeffnen des Dampfeintrittcanals stattfindet. Bei diesen Versuchen bediente sich Hr. Kühne eines in der Fabrik der HHrn. Schaeffer und Budenberg gefertigten Mac-Naught'schen Indicators mit einer Spiralfeder und gleichtheiliger Scala, der, in gutem Zustande, eine zur Beachtung zu geringe Kolbenreibung hatte, und bei welchem die Reibung des Schreibstiftes und dessen Halters durch sorgfältige Handhabung auf ein Minimum gebracht wurde. Hierbei ergab das Instrument beim Beginne des Dampfeintrittes im ersten Laufe der Volldrucklinie eine Anzahl Schwingungen um diese Linie aus seiner Gleichgewichtslage, die bei frühzeitiger Absperrung des Dampfes noch nicht beendigt waren und deßhalb die Volldrucklinie ganz unbestimmt ließen, wodurch das Diagramm zur Berechnung untauglich wurde. Das schnelle Oeffnen des Dampfeintrittcanals vergrößerte außerdem die Heftigkeit der Schwingungen, die sich trotz des langsamen Ganges der Dampfmaschine auf die ganze obere Hälfte des Diagrammes erstreckten. Die sich bewegenden Massen folgen dem Gesetze der Beharrung und überschreiten deßhalb, wenn sie auch noch so leicht sind, bei großer Geschwindigkeit weit die Gleichgewichtslage bald nach der einen, bald nach der anderen Seite. Es ist dieß Schwingen daher kein Fehler des Instrumentes in Bezug auf seine Ausführung, sondern ein Fehler seiner Construction. Wo die Wirkung einer Naturkraft für unsere Zwecke nachtheilig wirkt, bleibt, wie Prof. Dove sagt, immer das sicherste Mittel zur Abhülfe dieses Nachtheiles, die Naturkraft sich durch sich selbst zerstören zu lassen. Hr. Kühne bemerkte, daß es ihm jedoch nicht gelungen sey eine Combination ausfindig zu machen, wobei dieß zu erreichen wäre; er habe daher ein anderes Mittel gesucht und gefunden, welches allerdings nichts derart Neues sey, um eines Patentes in Preußen theilhaftig werden zu können. Die Verbesserung des Hrn. Kühne am Indicator besteht, wie Fig. 1721 zeigen, in der Anbringung eines Luftbuffers a, welcher die dem Indicatorkolben b ertheilte Massenbeschleunigung aufhebt und so regulirt werden kann, daß er für jeden Dampfdruck seine Wirkung gleich gut thut. Dieser Luftbuffer, ein Cylinder von etwa 10mal größerem Querschnitte, als der des Indicatordampfkolbens, ist oben auf das Gehäuse geschraubt, und sein Kolben c ist mit der Dampfkolbenstange d durch ein Kugelscharnier verbunden. Der Luftbufferkolben c ist durchbrochen und mit einer leichten Klappe bedeckt, welche die Luft unter dem Kolben frei nach oben gehen läßt und demnach beim Niedergange des Kolbens keinen Einfluß übt. Beim Aufsteigen des Kolbens dagegen wird die Luft über demselben zusammengepreßt, während sie gleichzeitig durch das im Luftbufferdeckel befindliche verstellbare Ventil e entweicht, bis der Kolben in der Stellung, welche dem Dampfdrucke entspricht, in Ruhe versetzt wird. Es ist demnach das Ventil so zu stellen, daß Letzteres stattfindet, und diese Stellung braucht so lange nicht abgeändert zu werden, als der Dampfdruck im Kessel sich nicht ändert. Das Ventil e ist nach oben in einen Schaft verlängert, welcher sich mittelst Schraubengewinde in dem Ventilgehäuse f (Fig. 20) verstellen läßt, so daß hierdurch die Oeffnungsgröße des Ventils beliebig modificirt werden kann. Der durch einen solchen Luftbuffer erzeugte Widerstand entspricht sehr gut der Vernichtung der Massenbeschleunigung, da er beliebig erzeugt werden kann und im ersten Stadium des Aufsteigens die Geschwindigkeit nur wenig verändert, sich dann schnell steigert und bei sehr schnell abnehmender Geschwindigkeit gleich Null wird. Für sehr verschiedene Dampfspannungen angewendet, würde der noch über dem Kolben verbleibende Raum ein sehr verschieden großer seyn und zwar bei schwachen Spannungen ein größerer, was den Nachtheil hätte, das Ventil auf engeren Durchgang stellen zu müssen und hiermit die Geschwindigkeit schon zu Anfang der Bewegung stärker zu hemmen. Um dem abzuhelfen, ist der Deckel g des Luftbuffers so eingerichtet, daß er beliebig tiefer in den Cylinder a hineingeschoben werden kann; das verstellbare Ventil f liegt hierbei auf einem auf diesem Deckel befestigten Rohre h. Hr. Schäffer hatte einen mit der Kühne'schen Vorrichtung versehenen Indicator ausgelegt, und wurden die bedeutenden Vortheile dieser Verbesserung allseitig anerkannt. Hr. Wolf knüpfte an diesen Vortrag Bemerkungen über die von ihm an einer bei Kuhn in Stuttgart-Berg gebauten Lenoir'schen Gasmaschine genommenen Indicatorcurven, hob namentlich deren Ungenauigkeit und oft vollständige Unbrauchbarkeit in Folge der durch die explosive Wirkung des Gasgemisches im Cylinder verursachten Schwingungen des Kolbens des Instrumentes hervor und fügte hinzu, daß für diese Fälle die Kühne'sche Verbesserung sehr hoch zu schätzen sey.

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