Titel: | Untersuchungen über die Constitution des Rapskornes in den verschiedenen Vegetationsperioden der Pflanze, von Isidore Pierre. |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. LXXX., S. 308 |
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LXXX.
Untersuchungen über die Constitution des
Rapskornes in den verschiedenen Vegetationsperioden der Pflanze, von Isidore Pierre.
Pierre's Untersuchungen über die Constitution des Rapskornes in den
verschiedenen Vegetationsperioden der Pflanze.
In den Comptes rendus t. LVI Nr. 15 ist ein Auszug aus
einer größeren Arbeit von J. Pierre mitgetheilt, welche
sich mit der Entwicklungsgeschichte des Rapssamens beschäftigt und von hohem
wissenschaftlichem, aber auch von praktisch landwirthschaftlichem Interesse ist.
Indem wir die Einzelheiten übergehen und nur bemerken, daß die Orignialarbeiten reich
an genauen analytischen Untersuchungen sind, geben wir hier die Resultate wieder,
welche in folgenden Punkten zusammengefaßt sind:
1) Von dem Zeitpunkte an, wo das der Reife entgegengehende Rapskorn im Durchschnitt
1/2 Milligramm wiegt, bis eine Woche vor der üblichen Erntezeit nimmt der relative
Oelgehalt des Samens beständig zu; betrug dieser
Oelgehalt bei einem Pfunde im Anfange 100, so kann er zu Ende dieser Periode 350
betragen.
2) Während der letzten Woche scheint keine Zunahme des relativen Oelgehaltes mehr stattzufinden, wenngleich das
Gewicht des Samens sich noch um 20 Procent erhöhen kann.
3) Während derselben Periode vermindert sich der Gehalt an
Stickstoff, Phosphorsäure, Kali und Kalk ununterbrochen, bleibt aber während der letzten Woche stationär.
4) Untersucht man statt der Körner den Rückstand, welcher nach einem vollständigen Ausziehen des
Oeles verbleibt, so findet eine Vermehrung des Stickstoffes, der Phosphorsäure und des Kalkes so lange statt, bis der Samen etwa 2/3 seiner
Entwickelung durchlaufen hat, um alsdann stationär zu bleiben. Der Gehalt an Kali
dagegen vermindert sich auch in diesen Rückständen vom Beginn der Untersuchung bis
zur vollständigen Reife, und es bleiben etwa 40 Procent des ursprünglichen
Kaligehaltes übrig.
Der Verfasser hat sich nicht mit der Bestimmung der verschiedenen Stoffe einer
Gewichtseinheit von Körnern begnügt, sondern er hat auch den Ertrag an diesen
Stoffen von einer Flächen-Einheit in den
verschiedenen Entwickelungsperioden seinen Untersuchungen unterzogen und zieht
folgende Schlüsse:
1) Die Gewichtszunahme der verschiedenen Substanzen findet weder in demselben
Verhältnisse, wie die der Samenkörner, noch wie die der einzelnen Stoffe unter
einander statt. Während sich das Gewicht des Samens vermehrt
in
dem
Verhältniß
von
1 : 7
wächst
das
des Oeles
„
„
„
„
1 : 33
„
„
„ Kalkes
„
„
„
„
1 : 6,5
„
„
der Phosphorsäure
„
„
„
„
1 : 5,5
„
„
des Stickstoffes
„
„
„
„
1 : 4,5
„
„
der sonstigen organischen Stoffe (mit Ausnahme
desStickstoffes und Fettes) in
dem
Verhältniß
von
1 : 4
Endlich
„
des Kali's
in
„
„
„
1 : 2,5
2) Die Zunahme an Kali in einer Ernte scheint schon aufzuhören, wenn von den anderen
Substanzen erst 3/4 derjenigen Menge darin ist, welche man zur Zeit der vollen Reife
erhält.
3) Die absolute Menge an Oel steigert sich ebenso als das
ganze Gewicht der Ernte bis zur vollen Reifezeit. Es ist daher für den Landwirth
wichtig, nicht vor der vollen Reife zu ernten.
4) Selbst während des Liegens auf Schwaden kann die absolute Menge an Oel sich noch
vermehren.
5) Gleichzeitig mit dem Wachsthum des Samens, etwa mit der ersten Samenbildung
beginnend, vermindert sich in den unteren Theilen der Pflanze, unterhalb der
untersten Schoten, der Gehalt an Stickstoff, Phosphorsäure, Kalk und Alkalien. Eine
Translocirung des Stickstoffes aus den unteren in die oberen Theile der Pflanze
während des Trocknens auf den Schwaden nachzuweisen, ist nicht möglich gewesen.
6) Unter dem Einfluß der Luft entwickelt das Rapskorn reichlich Kohlensäure, indem es
vollständig lufttrocken, Sauerstoff absorbirt, und zwar findet Absorption und
Exhalation noch nach 5 Monaten fast ebenso stark statt, als gleich nach der Ernte.
Doch scheint das absorbirte Sauerstoffgas nicht vollständig in der Kohlensäure
wieder ausgegeben zu werden. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der
Landwirthschaft, 1863, Nr. 41.)