Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 171, Jahrgang 1864, Nr. , S. 153
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Ventilator für Eisenbahnwagen. Eine einfache Vorrichtung zur Ventilation von Eisenbahnwagen besteht in einem Tförmigen Rohre, an welchem der untere Arm verdoppelt ist. Der Apparat wird in den Seitenwänden der Wagen in horizontaler Lage angebracht und kehrt die eine Oeffnung der Fahrrichtung zu, während die andere von derselben abgekehrt ist. Der Luftzug führt frische Luft in die erste Oeffnung ein, während die verdorbene Luft durch die zweite ausströmt. (Builder 21. Februar 1863.) Ueber das leichte Abbrechen scharf eingedrehter Achsen ist vom Ingenieur Grahn in Bremervörde eine theoretische Untersuchung angestellt, die Aufmerksamkeit verdient. Während die Größe der ruhenden Last, welche den Bruch einer Achse oder überhaupt eines der Biegung unterworfenen Stabes herbeiführt, sich unter übrigens gleichen Umständen lediglich nach dem Querschnitte der Bruchstelle richtet, tritt bei der Zerstörung durch Stoß noch die Größe der Durchbiegung im Augenblicke des Bruches als zweiter Factor auf und wird eine Welle um so eher zerstört, je weniger sie sich durchbiegt. Muß demnach die Bruchbelastung bei einer eingedrehten Achse dieselbe seyn, wie bei einer solchen, welche durchweg nur der eingedrehten Stelle der anderen entsprechend stark ist, so ist der Widerstand gegen Stoß bei der eingedrehten Achse geringer, weil die übrigens vorhandene größere Stärke eine geringere Durchbiegung zur Folge hat. Wie bedeutend die Widerstandsfähigkeit gegen Stoß (Arbeits-Widerstand) durch Eindrehen abnimmt und wie ungünstig eingedrehte Achsen im Vergleich zu solchen, die durchweg gleich schwach sind, Stößen gegenüber sich verhalten: weist Hr. Grahn durch Rechnung nach, deren Resultate in einer Tabelle zusammengestellt sind. (Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, Heft 1, 1863.) Ueber die Formveränderung der Metalle, wenn man sie rothglühend zum Theil in kaltes Wasser taucht. Hierüber hat der Oberstlieutenant H. Clerk im Arsenal zu Woolwich einige Versuche angestellt, welche er in den Verhandlungen der Royal Society mittheilte. Zu diesen Versuchen dienten Cylinder von verschiedenen Dimensionen aus Gußeisen, Schmiedeeisen, Stahl, Zinn, Zink und Geschützbronze, sowohl hohle wie massive, welche entweder zur Hälfte oder zu zwei Drittel ihrer Länge im rothglühenden Zustande in kaltes Wasser getaucht wurden. Beim Schmiedeeisen konnte diese Erhitzung und Abkühlung fünfzehn- bis zwanzigmal wiederholt werden, bevor das Metall Risse bekam; das Gußeisen zerriß aber nach dem fünften Erhitzen und der hohle Cylinder trennte sich nach dem zweiten Erhitzen rings herum gerade unter der Wasserlinie. Gußstahl hielt zwanzig solche Erhitzungen und Abkühlen aus, zeigte aber auf seiner ganzen Oberfläche zahlreiche Risse. Beim Gußeisen und Stahl zeigte schon nach dem ersten Erhitzen der außerhalb des Wassers befindliche Theil einen kleineren Durchmesser, welcher beim Gußeisen etwa 1 Zoll oberhalb der Wasserlinie am kleinsten war. Das Schmiedeeisen zeigte diese Formveränderung in geringerem Grade als Gußeisen und Stahl. Zinn zeigte keine Formveränderung; Messing, Geschützbronze und Zink zeigten die Erscheinung schwach, aber statt einer Zusammenziehung oberhalb der Wasserlinie entstand daselbst eine Ausdehnung oder Ausbauchung. (Mechanics' Magazine, Juli 1863, S. 528.) Die Goldproduction der ganzen Erde. Sie wird im Banker's Magazine folgendermaßen angegeben: Seit der Entdeckung des Goldes in Californien im J. 1848 hat sich die Gold- und Silberproduction vervierfacht. Im J. 1847 schätzte man die gesammte Goldproduction auf 61 Millionen Dollars, wovon Rußland und Mexico das meiste lieferten. Für das Jahr 1863 schätzt man die gesammte Goldproduction auf 270 Millionen Dollars. Nach genauen Erhebungen kommen für das J. 1863 auf Nord- und Südamerika 96,350,000 Dollars für Gold und 47,650,000 für Silber, zusammen 144 Millionen Dollars. Die jährliche Goldernte von Californien nimmt man zu 60 Mill. Dollars an. (Scientific American, 1863, vol. IX, Nr. 12.) Neuer Röstapparat für Kupfererze, Zinkblende etc., behufs der Schwefelsäure-Fabrication. Statt der Röstung von Schwefelmetallen in freien Haufen auf einer Holzunterlage ist an mehreren Orten mit größtem Vortheil die Röstung in kleinen Schachtöfen (Kilns) eingeführt, welche – von abgestumpft pyramidaler Gestalt, die große Grundfläche nach oben – eine vollständigere Abröstung fast ohne alles Brennmaterial und die Benutzung der schwefligen Säure zur Darstellung von Schwefelsäure zulassen. So wird z.B. zur Zeit in Oker am Unterharze eine dritte große Schwefelsäurefabrik gebaut, deren Betrieb auf die Abröstung des Rammelsberger Kupfer-, Melir- und theilweise auch der Bleierze in solchen Kilns basirt ist. Es lassen sich in diesen Schachtöfen aber zweckmäßig nur Erze in Stückform verarbeiten; Schliege müssen deßhalb zuvor mit Thon eingebunden und zu Stöckeln geformt werden, wenn man sie nicht mit einem größeren Aufwand an Arbeitslöhnen und Brennmaterial in Muffelflammöfen rösten will. Auf diese Weise hat man in Freiberg die bei der Aufbereitung erfolgenden kiesigen Schliege, in Stöckel geformt, zur Darstellung von Schwefelsäure benutzt, wobei aber nicht zu vermeiden ist, daß immer ein größerer Theil in den Kilns nicht zersetzter Luft mit der schwefligen Säure in die Bleikammern gelangt. Auch veranlaßt die Stöckelbildung besondere Kosten. Neuerdings hat nun Gerstenhöfer in Freiberg gelehrt, die Schliege direct in einem Schachtofen fast ohne alles Brennmaterial, ohne Stöckelbildung, vollständiger als früher und bei besserer Regulirung des Zutrittes von Luft und schwefliger Säure in die Bleikammern abzurösten. Der patentirte Ofen soll auf dem Principe beruhen, daß der oben in den Schacht durch Walzen continuirlich eingeführte Schlieg zunächst auf eine Reihe horizontal neben einander in gewissen Zwischenräumen liegender Bänke von feuerfesten Ziegeln gelangt, dann bei fortgesetztem Erzzutritt durch die Zwischenräume auf eine zweite Bankreihe fällt, welche mit den Zwischenräumen der oberen correspondirt und so noch mehrere Reihen passirt, bis derselbe unten gut abgeröstet ankommt. Beim Inbetriebsetzen soll der Ofen zunächst durch eine Feuerung an der Sohle glühend gemacht werden, so daß die herabfallenden Schliege Rösttemperatur vorfinden, sich entzünden und während des Herabfallens in allseitiger Berührung mit Luft von selbst fortrösten. Ein Gebläse führt Oxydationswind von schwacher Pressung hinzu und kann die Temperatur durch mehr oder weniger starke Erhitzung der Gebläseluft regulirt werden. Der patentirte Ofen soll auch zum Rösten der Zinkblende sehr geeignet und auf Freiberger Hütten mit Vortheil im Betriebe seyn. Da noch nichts näheres über denselben bekannt geworden, so mögen diese kurzen Andeutungen dazu dienen, auf diesen gewiß in vielen Fällen anwendbaren Apparat aufmerksam zu machen, der seinem Erfinder sowohl, als auch denen, welche ihn unter dessen Mitwirkung anwenden, eine reiche Quelle des Gewinnes werden möge. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1864, Nr. 1.) Bestimmung der löslichen Schwefelmetalle in der rohen Soda, von A. Scheurer-Kestner. Die von Lestelle angegebene Methode zur Bestimmung der löslichen Schwefelmetalle in der Sodalauge (polytechn. Journal Bd. CLXVI S. 445) gibt zwar ziemlich genaue Resultate, aber durch die wiederholten Filtrationen, die nöthig sind, um das Ende der Reaction zu erkennen, werden Verluste bedingt und der Einfachheit der Methode Eintrag gethan. Der Verf. veröffentlicht daher eine Methode, deren er sich seit langer Zeit bedient und welche darin besteht, die mit vielem Wasser verdünnte und mit etwas Schwefelsäure angesäuerte Lösung der zu prüfenden Soda mit einer schwachen Lösung von übermangansaurem Kali zu titriren. Verdünnt man die Laugen immer mit der gleichen Menge Wasser – der Verf. verdünnt dieselben erst bis auf ein spec. Gew. von 1,070 oder 10° Baumé und mischt dann 10 Kub. Centim. davon mit 500 Kub. Centim. destillirten Wassers, – so erhält man constante Resultate. Diese Methode, durch welche zwar die Schwefelmetalle nicht allein, sondern zugleich auch die niedrigen Oxydationsstufen des Schwefels oxydirt und bestimmt werden, ist einfach, schnell ausführbar und liefert Resultate, welche für die Zwecke der Praxis hinreichend genau sind. (Répertoire de Chimie appliquée, 1863 p. 19.) Reine Kohlensäure aus Kreide oder Kalkstein. Man erhält solche nach H. Reinsch, wenn man das Material vorher einer Glühhitze aussetzt, welche stark genug ist, um die bituminösen Beimengungen zu zerstören, ohne jedoch die Kohlensäure auszutreiben. Die daraus sich entwickelnde Kohlensäure ist frei von Geruch und kann somit ohne Weiteres zur Bereitung kohlensaurer Wässer dienen. (Neues Jahrbuch der Pharmacie, 1863, Bd. XIX S. 87.) Einwirkung freien Chlors auf überschüssiges wässeriges Ammoniak, von Haarhaus und Fresenius. Da Schönbein darauf aufmerksam machte, daß bei der Einwirkung von Chlor auf Ammoniak auch etwas chlorsaures Ammoniak entsteht,Man s. Anderson über die Zersetzung der Ammoniakflüssigkeit durch Chlor“ im polytechn. Journal Bd. CLXVI S. 76. so scheint sich diese Reaction nicht mehr zur quantitativen Bestimmung des Chlors neben der Salzsäure zu eignen. Der Gehalt von 50 K. C. Chlorwasser wurde durch Jodkaliumlösung zu 0,0752 und 0,0753 Grm. (0,15050 Proc. Cl) festgesetzt. Als gleichviel desselben Chlorwassers durch wässerige schweflige Säure zersetzt und das Chlor durch Silber bestimmt wurde, ergab sich der Gehalt zu 0,0771 und 0,0774 (0,15050 Proc. Cl und 0,004 Proc. als HCl). In Ammoniakflüssigkeit, zu welcher 50 K. C. des Chlorwassers gesetzt wurden, war nach vierstündiger Digestion 0,0763 und 0,0761 (0,1524 Proc.) Chlor nachweisbar; zieht man von diesen 0,1524 Proc. die als HCl vorhanden gewesenen 0,004 Proc. ab, so bleibt für das freie Cl 0,1484, also 0,0021 weniger (auf 100 Th. Chlor 1,4), als durch das Jodkalium angezeigt wurde. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1863, Bd. II S. 59.) Pseudo-Anilinfarben (sogenanntes „Anilingelb“ und „Anilingrün“); von Dr. Emil Jacobsen. Es werden gegenwärtig in Berlin gelbe und grüne Farbstofflösungen fälschlich als Anilinfarben angeboten; die eine, das Anilingelb, angeblich ein englisches Fabrikat, stellt eine stark nach Safran riechende, orangegelbe Flüssigkeit dar, die beim Stehen einen flockigen, schmutzig gelben Bodensatz abgibt. Sie besteht aus einer spirituösen Lösung von Pikrinsäure, durch Zusatz von Safrantinktur orange gefärbt. Das sogenannte Anilingrün ist ein Gemisch von Pikrinsäure und Anilinblau, in Alkohol gelöst. Es ist eine dunkel saftgrüne Flüssigkeit. Der bittere Geschmack läßt in beiden vermeintlichen Anilinfarben die Pikrinsäure erkennen. Setzt man zu einer Probe dieses Anilingrüns einige Tropfen Salzsäure, so schwindet die gelbe Farbe (Pikrinsäure erscheint in salzsäurehaltigem Wasser fast farblos) und der blaue Farbstoff wird sichtbar. Setzt man zum sogenannten Anilingelb in gleicher Weise Salzsäure, so verliert er sichtlich an Intensität und erscheint rein safrangelb. (Aus des Verf. chemisch-technischem Repertorium, II. Jahrg. 1. Halbj. S. 16.) Ein rother Farbstoff aus der Brassica purpurea. Ein neuer Farbstoff, welcher bei verhältnißmäßiger Billigkeit die verschiedensten Nüancen in Roth darzustellen erlaubt, erscheint von Interesse für die Färberei; es verdienen daher die Versuche, welche der Franzose Ferd. Jean vor kurzem mit dem Farbstoffe der Brassica purpurea (purpurblättriger Kohl) angestellt und in Armengaud's Génie industriel, October 1863, S. 181 veröffentlicht hat, wegen der gewonnenen günstigen Resultate Beachtung. Dieser Stoff, der nur auf der Epidermis der Blätter in Form von intensiv purpurrothen Schüppchen auftritt, wurde mit Wasser ausgezogen und es gab die Lösung folgende Reactionen: mit Mineralsäuren: sehr lebhafte kirschrothe Färbung, namentlichmit concentrirten Säuren; mit caustischen Alkalien: erst eine violette dann eine blaue, bei einem kleinenUeberschüsse eine grüne, bei größerem eine gelbeFärbung; mit kohlensauren Alkalien: wie mit den caustischen, nur nicht die gelbe Färbung; mit essigsaurem Bleioxyd: einen hellblauen Niederschlag, der mit Ammoniakgrün wird; mit Zinnchlorür (Zinnsalz): einen schön violetten Niederschlag; mit Quecksilbersalzen: wie mit Zinnsalz; bei kleinem Zusatze rosa u. lila; mit essigsaurer und    schwefelsaurer Thonerde: lila, durch die Zwischennüancen in violett übergehend. Die im Wasser lösliche färbende Substanz besteht aus 92,5 Proc. Wasser und 8,35 Proc. festen Bestandtheilen. Um den reinen Farbstoff darzustellen, wurde der mit essigsaurem Bleioxyd erhaltene, ausgewaschene Niederschlag in destillirtem Wasser suspendirt das Blei mit Schwefelwasserstoff gefällt und filtrirt. Das im Wasserbade abgedampfte Filtrat gab eine farbige Substanz, die nach der Behandlung mit wasserfreiem Alkohol einen unlöslichen weißen Rückstand ließ. Nach langsamem Verdampfen der alkoholischen Flüssigkeit blieb der reine Farbstoff in kleinen lebhaft kirschrothen Schuppen zurück, die sich in Wasser, Alkohol, Aether und Säuren lösen. Die Färbeversuche ergaben, daß der Farbstoff auf Wolle schwer haftet, für Baumwolle aber und namentlich für Seide eine stärkere Verwandtschaft besitzt; ohne Beizen kann man nicht mit ihm färben. Das Bad hat aus Brassica purpurea, mit Essigsäure etwas angesäuertem Wasser und der Beize zu bestehen; man läßt seine Temperatur von 80° C. auf 45° sinken, taucht die passend vorbereiteten Gewebe ein und erwärmt sehr allmählich bis zu 60°, wo die Operation beendet ist. Alaun mit einem Zusatze von Weinstein gibt ein sehr schönes Violett; kleine Mengen von Quecksilbersalzen geben Nüancen in Rosa, ebenso schön wie das mit Safflor erhaltene, in Kirschroth, Lila und Pensée. Zinnsalz wirkt wie Alaun; läßt man die gefärbten Substanzen durch ein schwaches Sodabad passiren, so erhält man ein sehr frisches Grün. Die mit Zinnsalz- und Alaunbeizen gefärbten Stoffe zeigten, nachdem sie acht Tage dem Sonnenlichte ausgesetzt waren, keine Veränderung; das Rosa und Kirschroth ist ziemlich vergänglich, aber weniger als durch Safflor erhaltene; das Grün wird am Sonnenlichte nach einigen Tagen gelb; durch Chlorwasser werden die Stoffe entfärbt. Wegen der Leichtigkeit übrigens, mit welcher die wässerige Lösung aus der Brassica purpurea durch Säuren roth und durch Alkalien grün gefärbt wird, könnte sie vielleicht in den chemischen Laboratorien zum Ersatze der Lackmustinctur verwendet werden. (Deutsche Industriezeitung, 1863, Nr. 45.) Grüne Farbe zum Färben von Zuckerwerk, nach Guillon. Man digerirt 0,32 Grm. Safran 24 Stunden lang mit 7 Grm. destillirtem Wasser und mischt dazu die Flüssigkeit, welche man erhält, wenn man 0,2 Grm. Indigocarmin mit 15,6 Grm. Wasser in gleicher Weise behandelt. Mit 10 Grm. dieser sehr schön grünen Flüssigkeit kann man 1 Kilogrm. Zucker färben. Wenn man die Farbe zur Trockne eindampft oder in Syrup einträgt, läßt sie sich lange aufbewahren. (Journal de Chimie médicale, Januar 1863, S. 56.) Bouffé's sogenanntes Naturgrün zum Färben der künstlichen Blumen. Die französische Akademie der Wissenschaften hat bekanntlich alljährlich von dem Montyon'schen Preise Belohnungen für Verbesserungen in den der Gesundheit schädlichen Gewerben zuzuerkennen. Für das Jahr 1863 meldete sich ein Bewerber mit einem „Naturgrün“ (vert-nature) benannten Präparat, als Ersatzmittel der arsenhaltigen grünen Farben und namentlich des Schweinfurtergrüns zum Färben der künstlichen Blumen. Es fehlt nicht an Beispielen, daß junge Arbeiterinnen bei der Anfertigung der mit Schweinfurtergrün gefärbten künstlichen Blumen von Perkal und Papier vergiftet worden sind. Was das Schweinfurtergrün zu diesem Zweck so beliebt machte, ist die Schönheit seiner Farbe, sein außerordentlicher Glanz beim Kerzenlicht, besonders wenn es rothen Blumen beigesellt ist. Nachdem sich die Commission der Akademie überzeugt hatte, daß das sogenannte Naturgrün – ein Gemisch von Pikrinsäure mit dem Guignet'schen Chromgrün – seine Farbe beim künstlichen Licht behält, wurde Hrn. Bouffé, Fabrikant von Geweben und Apprets für künstliche Blumen in Paris, eine Belohnung von 1500 Francs zuerkannt: für die glückliche Idee, das arsenhaltige Grün durch eine grüne Farbe zu ersetzen, deren Anwendung mit gar keinem Nachtheil verbunden ist, weder für die Arbeiter, noch für die Personen, welche mit dem Naturgrün gefärbte Blumen oder Gewebe tragen. Herrn Guignet, dem Erfinder des erwähnten Chromgrüns (Chromoxydhydrats, dessen Darstellung im polytechn. Journal Bd. CLII S. 191 beschrieben ist), wurde ein Preis von 2500 Francs zuerkannt, weil er durch sein für den Zeug- und Papiertapetendruck geeignetes Grün der Industrie einen großen Dienst erwiesen hat. (Comptes rendus, t. LVII p. 1060.) Ueber Conservirung der grünen Farbe des eingemachten Gemüses und die Anfertigung der sogenannten Mixed-Pickles. Bekanntlich verdanken die, meist von England herüber kommenden, in Essig und Gewürz eingemachten grünen Gemüse (Pickles) ihre glänzenden grünen Farben einem oft nicht unbeträchtlichen Kupfergehalte. Um die natürliche grüne Farbe des Gemüses auf unschuldigere Weise zu conserviren, empfiehlt das Répertoire de Chimie appliquée, das Gemüse in einem schwach alkalischen Bade aufzukochen, sey es mit einer Lösung von Soda, Kalkwasser, Zuckerkalk oder Ammoniakflüssigkeit; von letzterer nimmt man 1 Grm. auf 1 Liter Wasser. – Eine andere, noch viel zu wenig bekannte Methode besteht darin, daß man das grüne Gemüse (Gurken, Schotenkerne, Schneidebohnen u.s.w.) mit kochend heißem Salzwasser übergießt, kurze Zeit stehen läßt, vom Salzwasser abseihet und abtropfen läßt, dann im irdenen Geschirr mit kochendem Essig übergießt, im verdeckten Topf an einer lauwarmen Herdstelle stehen läßt, jeden dritten Tag den Essig abgießt, zum Kochen bringt und sofort wieder damit das Gemüse übergießt; dich wiederholt man so lange, bis die ursprüngliche grüne Farbe wiederhergestellt ist. Dann gießt man den Essig ab und ersetzt ihn durch neuen, gewürzten Essig. Folgende Vorschrift zu den sogenannten Mixed-Pickles gibt ein Fabricat, welches den echt englischen an Güte nicht nachsteht, ohne die Schädlichkeit der meisten derselben zu theilen: 1) Gewürzessig dazu: 4 Loth schwarzer Pfeffer, 2 Loth Ingwer, 2 Loth Kochsalz, 1 Loth englisches Gewürz, 1/2 Quentchen Cajennepfeffer, etwas Estragonblätter und 1 Schote reifen türkischen Pfeffers werden mit 1 Quart stärkstem Weinessig schwach zum Sieden erhitzt, einige Stunden lang digerirt und dann durchgegossen. 2) Zubereitung des Gemüses: Pfeffergurken, junge Schoten und Schneidebohnen, Schotenkerne, Scheiben größerer Gurken und einige unreife grüne Schoten von türkischem Pfeffer werden wie oben mit Salzwasser und Essig behandelt; ebenso die übrigen nicht grünen Zuthaten, als Chalotten, Perlzwiebeln, Blumenkohl, Rettig, Selleriewurzel und Mohrrüben, in Stengelchen zerschnitten, unreife junge Maiskolben und Scheiben von jungen Kürbissen oder Melonen. Zu dem so behandelten Gemüse fügt man, je nach der angewendeten Menge, eine Mischung aus 1 Theile schwarzem Senf, 6 Theilen weißem Senf, einem Theile englischem Gewürz, 2 Theilen Kochsalz, 1/2 Theile Curcuma, 1/2 Theile Gewürznelken, sowie einige Schoten reifen türkischen Pfeffers und übergießt das Ganze mit einer genügenden Quantität des oben angegebenen Gewürzessigs. Zu bemerken ist noch, daß je jünger das grüne Gemüse in Gebrauch gezogen wird, um so schöner und lebhafter die grüne Farbe desselben erscheint und bleibt. (Aus der pharmaceutischen Zeitung, durch Jacobsens chemisch-technisches Repertorium, II. Jahrg. 1. Halbj. S. 9.) Fabrication eingemachten Rindfleisches in Amerika. Nach Nachrichten in amerikanischen Journalen sollte in Bluehill (Maine) mit dem Monat October eine Fabrik eingemachten Rindfleisches ihre Arbeiten beginnen. Dieselbe sollte täglich das Fleisch von 12–15 fetten Ochsen in Mengen von etwa 4 Pfd. in Zinnbüchsen mit Zusatz von Salz und Pfeffer verlöthen und etwa 6 Stunden lang im Wasserbad kochen lassen. Es bedarf keines Nachweises, daß diese Methode vorzügliche Resultate verspricht, und daß der Betrieb im Großen da gewiß angezeigt ist, wo der Ueberfluß an Fleisch zur Aushülfe entlegener Gegenden verwendet werden kann. Das Product jener Fabrik ist größtentheils für die Flotte der Vereinigten Staaten bestimmt. (Scientific American, 1863, Nr. 18.) Reinigung des Rüböls und anderer Oele, nach J. G. Johnson. Diese Methode (patentirt in England am 13. Mai 1862), welche eine große Ersparniß an Zeit und Capital bewirkt, besteht darin, daß das zu reinigende Oel mit der nöthigen Menge Schwefelsäure versetzt und durch dasselbe während und nach dieser Vermischung ein Strom von Luft getrieben wird. Das Oel befindet sich in einem mehr tiefen als weiten hölzernen und am besten mit Blei ausgekleideten Gefäße. Die Luft wird mittelst eines Gebläses durch die Oeffnungen einer auf dem Boden des Gefäßes liegenden spiralförmigen Bleiröhre gepreßt und durchdringt das Oel in zahlreichen Strömen und Strahlen. Der bei dieser Reaction sich bildende Schaum wird abgenommen, von Neuem Luft Hindurchgetrieben, wieder abgeschäumt, hierauf während des Luftdurchblasens 1–3 Proc. vom Gewichte des Oels Wasser zugesetzt und der noch vorhandene Schaum völlig entfernt. Nach diesen verschiedenen Operationen, welche 6–7 Stunden Zeit erfordern, besitzt das Oel ein eben so gutes Aussehen, wie das durch den bisherigen langwierigen Proceß erhaltene. Das Oel wird nun unmittelbar oder besser, nachdem es vorher mit kaltem Wasser gewaschen worden ist und einige Tage gestanden hat, filtrirt. Will man indessen die Filtration ganz vermeiden, so verfährt man folgendermaßen: Man bringt das zu waschende Oel in eine Kufe aus Holz, Kupfer oder versilbertem Kupferbleche; dieselbe ist vollständig geschlossen, hat aber im Deckel mehrere Oeffnungen, sowie am tiefsten Punkte des Bodens einen Abkaßhahn für das Wasser und an der Seite einen oder zwei Hähne für das Oel; durch eine am Boden liegende spiralförmige durchbohrte kupferne Röhre kann Dampf zur Erwärmung der Flüssigkeit eingeleitet werden. Bevor das Oel in diese Kufe gebracht wird, hat man in derselben eine geeignete Quantität Wasser zum Kochen erhitzt. Die Mischung von Oel und Wasser wird eine Stunde lang gekocht, darauf das saure Wasser abgelassen und diese Waschung zur vollständigen Entfernung der Säure wiederholt. Nachdem das Oel sich von dem Wasser abgesondert hat, wird es abgezogen und gelangt in die Trockenkufe, welche von der Form der eben beschriebenen, aus Holz besteht und mit Zinn oder einem verzinnten Metalle verkleidet ist. Mittelst eines gewundenen Rohres aus Zinn wird der aus dem vorigen Bottich entweichende Dampf hindurchgeleitet; neben diesem geschlossenen Dampfrohre enthält die Kufe in dem tiefsten Theile noch eine durchbohrte Röhre, durch welche Luft in das erwärmte Oel gepreßt und dadurch die Austrocknung rasch vollendet werden kann. Das von seinem Wassergehalte befreite, aber noch heiße Oel fließt nunmehr durch ein langes zinnernes, in kaltem Wasser liegendes Kühlrohr in die Fässer. Das Wasser des dazu benutzten Reservoirs dient zugleich gleich als Condensator für die aus den Kochapparaten entweichenden Dämpfe, damit weder die Fabrik noch die Nachbarschaft von den unangenehmen und selbst schädlichen Dünsten belästigt werde. (London Journal of arts, Februar 1863, S. 78; polytechnisches Centralblatt, 1863 S. 554.) Unterscheidung des echten Colonial-Rums vom unechten, sogenannten Façon-Rum; von Dr. Wiederhold. Im Spirituosen-Handel verkauft man jetzt fast allgemein unter dem Namen Rum zwei wesentlich verschiedene Getränke. Das eine ist der echte oder Colonial-Rum, welcher aus Zuckerrohrsaft in der seit alten Zeiten üblichen Weise vorzugsweise auf Jamaika und den westindischen Inseln bereitet und von dort nach Europa eingeführt wird. Vor anderen alkoholischen Getränken zeichnet sich der echte Rum durch ein specifisches Aroma aus. Selten kommt derselbe in natürlicher Reinheit in die Hände der Consumenten. Die gewöhnlichste Procedur, welche mit demselben vorgenommen wird, ist das sogenannte Verschneiden, d.h. eine Verdünnung durch Wasser oder wässerigen Weingeist. Eine zweite Gattung von Rum wird aus mit Wasser gehörig verdünntem Weingeist dargestellt, zu welchem man gewisse auf chemischem Wege bereitete Substanzen setzt, welche dem Getränke einen dem ächten Rum ähnlichen Geruch und Geschmack ertheilen sollen. Solche Substanzen sind: Essigäther, Salpeterätherweingeist, Buttersäureäther, Birkenöltinctur, Glanzrußtinctur, Eichenrindentinctur, Vanilleessenz u.s.w. Man hat es in diesem Industriezweige schon ziemlich weit gebracht und belegt die Fabricate, welche nach den verschiedenartigsten Recepten dargestellt werden, insgesammt mit der sonderbaren Bezeichnung „Façon-Rum.“ Dem consumirenden Publicum gegenüber ist dieser Name weniger in Gebrauch und wird hier durch Qualitätsbezeichnungen, als ordinärer Rum u.s.w. ersetzt. Bei Gelegenheit einer Untersuchung über den Unterschied zwischen echtem und unechtem Rum habe ich folgende einfache Probe ermittelt. Vermischt man 10 Kubikcentimeter von dem zu untersuchenden Rum mit 3 Kubikcentimetern concentrirter englischer Schwefelsäure von 1,84 spec. Gewicht, so bleibt bei dem Erkalten der gehörig gemischten Flüssigkeit bei echtem Rum das specifische Aroma beständig und ist selbst nach Verlauf von 24 Stunden noch wahrzunehmen, während dasselbe bei sogenanntem Façon-Rum verschwindet. Für echten Rum ist die Probe so empfindlich, daß ein mit wässerigem Weingeist verschnittener Rum, welcher nur 10 Procent echten Rum enthält, nach der Behandlung mit Schwefelsäure noch recht deutlich erkennbar seinen Rumgeruch beibehält. Eben so erwies sich die Probe für alle Arten von Façon-Rum, welche mir für die Untersuchung zu Gebote standen, als zutreffend. Die specifischen Riechstoffe des nachgemachten Rums scheinen entweder durch die Schwefelsäure zerstört oder bei der starken Erwärmung der Flüssigkeit verflüchtigt zu werden. (Neue Gewerbeblätter für Kurhessen, 1863 S. 265.) Preisausschreibung des österreichischen Ingenieur-Vereines. §. 1. Für den praktischen Gebrauch der Architekten und Ingenieure soll eine Abhandlung über die brauchbarsten Dachconstructionen aus Holz und Eisen geschrieben und mit den nöthigen Zeichnungen versehen werden. Folgende Punkte mögen das Wünschenswerthe des Inhaltes näher bezeichnen: 1) Die bei Bauten der verschiedensten Art und bei verschiedenen Spannweiten anwendbaren Dachconstructionen sind nach irgend einer vom Preisbewerber zu wählenden Eintheilung in Gruppen oder Systeme zu bringen, deren Construction näher zu beschreiben und durch Zeichnungen anschaulich zu machen ist. Diese Zeichnungen sind in einem und demselben Maaßstabe, welcher der Deutlichkeit wegen nicht zu klein gewählt werden soll, anzufertigen. Um die besonders wünschenswerthe Vollständigkeit zu erreichen, sind bei diesen Gruppirungen die Constructionsunterschiede, welche durch das zu wählende Deckmaterial geboten sind, nicht unberücksichtigt zu lassen, und jene Dachconstructionen, bei welchen das Blech nicht nur deckendes, sondern gleichzeitig tragendes Material ist, wie das z.B. bei den Winiwarter'schen Dächern der Fall ist, dürfen nicht unbesprochen bleiben. 2) Für die Berechnung der Hauptbestandtheile einer jeden Constructionsgruppe sind die Regeln wissenschaftlich begründet aufzustellen und ist die Widerstandsfähigkeit der ganzen Construction bei verschiedener zufälliger Belastung zu ermitteln. 3) Um für gegebene Fälle unter gleichen Voraussetzungen das vortheilhafteste System auswählen zu können, soll der Materialaufwand einiger besonders wichtigen Constructionen unter der Voraussetzung einer zufälligen Belastung von 15 Wiener Centner per Quadratklafter Dachfläche berechnet und gegenseitig verglichen werden. 4) Sollen die aus den angeführten Berechnungen und Vergleichungen sich ergebenden Resultate in passenden Tabellen übersichtlich zusammengestellt werden, damit der Praktiker um so leichter die für die Ausführung der einzelnen Dachconstructionen nöthigen Anhaltspunkte finden kann. §. 2. Für die diesem Programme am vollständigsten entsprechende und als preiswürdig erkannte Abhandlung wird der erste Preis mit 400 Stück Vereinsthalern, und für jene, welche der ersten zunächst kömmt, der zweite Preis mit 200 Stück Vereinsthalern festgesetzt. Das literarische Eigenthum beider preisgekrönten Schriften bleibt den Autoren ungeschmälert; dieselben übernehmen jedoch die Verpflichtung, ihre Arbeit binnen sechs Monaten nach Zuerkennung der Preise durch den Druck zu veröffentlichen und dem österreichischen Ingenieur-Vereine 20 Exemplare unentgeltlich zu überlassen. Sollten die Autoren die Drucklegung und Veröffentlichung in der bedungenen Zeit nicht bewirken, so besorgt der österreichische Ingenieur-Verein die Veröffentlichung dieser beiden Abhandlungen in einer ihm entsprechenden Weise. Außer den beiden preisgekrönten Arbeiten werden auch andere zur Preisbewerbung eingesandte Abhandlungen angemessen honorirt, insoferne sie der österreichische Ingenieur-Verein für seine Zeitschrift benützen zu können gedenkt. §. 3. Die Preisbewerber haben ihre mit einer Devise und versiegelten Namensunterschrift und Adreßangabe versehenen Arbeiten bis längstens 30. September 1865 an den österreichischen Ingenieur-Verein in Wien einzusenden. §. 4. Das Preisgericht wird seiner Zeit vom Verwaltungsrathe des österreichischen Ingenieur-Vereines ernannt, und die Preise werden über Antrag des Preisgerichtes von der im Februar 1866 stattfindenden General-Versammlung des österreichischen Ingenieur-Vereines zuerkannt und sofort ausgezahlt. §. 5. Die nicht preisgekrönten Schriften werden im Monate März 1866 zur Disposition der Preisbewerber in der Kanzlei des österreichischen Ingenieur-Vereines bereit liegen. Wien, im November 1863. Vom Verwaltungsrathe des österr. Ingenieur-Vereines.