Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. , S. 153 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ventilator für Eisenbahnwagen.
Eine einfache Vorrichtung zur Ventilation von Eisenbahnwagen besteht in einem Tförmigen Rohre, an welchem der untere Arm verdoppelt
ist. Der Apparat wird in den Seitenwänden der Wagen in horizontaler Lage angebracht
und kehrt die eine Oeffnung der Fahrrichtung zu, während die andere von derselben
abgekehrt ist. Der Luftzug führt frische Luft in die erste Oeffnung ein, während die
verdorbene Luft durch die zweite ausströmt. (Builder 21. Februar 1863.)
Ueber das leichte Abbrechen scharf eingedrehter Achsen
ist vom Ingenieur Grahn in
Bremervörde eine theoretische Untersuchung angestellt, die Aufmerksamkeit
verdient.
Während die Größe der ruhenden Last, welche den Bruch einer Achse oder überhaupt
eines der Biegung unterworfenen Stabes herbeiführt, sich unter übrigens gleichen
Umständen lediglich nach dem Querschnitte der Bruchstelle richtet, tritt bei der
Zerstörung durch Stoß noch die Größe der Durchbiegung im Augenblicke des Bruches als
zweiter Factor auf und wird eine Welle um so eher zerstört, je weniger sie sich
durchbiegt. Muß demnach die Bruchbelastung bei einer eingedrehten Achse dieselbe
seyn, wie bei einer solchen, welche durchweg nur der eingedrehten Stelle der anderen
entsprechend stark ist, so ist der Widerstand gegen Stoß bei der eingedrehten Achse
geringer, weil die übrigens vorhandene größere Stärke eine geringere Durchbiegung
zur Folge hat.
Wie bedeutend die Widerstandsfähigkeit gegen Stoß (Arbeits-Widerstand) durch
Eindrehen abnimmt und wie ungünstig eingedrehte Achsen im Vergleich zu solchen, die
durchweg gleich schwach sind, Stößen gegenüber sich verhalten: weist Hr. Grahn durch Rechnung nach, deren Resultate in einer
Tabelle zusammengestellt sind. (Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, Heft
1, 1863.)
Ueber die Formveränderung der Metalle, wenn man sie
rothglühend zum Theil in kaltes Wasser taucht.
Hierüber hat der Oberstlieutenant H. Clerk im Arsenal zu
Woolwich einige Versuche angestellt, welche er in den Verhandlungen der Royal Society mittheilte.
Zu diesen Versuchen dienten Cylinder von verschiedenen Dimensionen aus Gußeisen,
Schmiedeeisen, Stahl, Zinn, Zink und Geschützbronze, sowohl hohle wie massive,
welche entweder zur Hälfte oder zu zwei Drittel ihrer Länge im rothglühenden
Zustande in kaltes Wasser getaucht wurden. Beim Schmiedeeisen konnte diese Erhitzung
und Abkühlung fünfzehn- bis zwanzigmal wiederholt werden, bevor das Metall
Risse bekam; das Gußeisen zerriß aber nach dem fünften Erhitzen und der hohle
Cylinder trennte sich nach dem zweiten Erhitzen rings herum gerade unter der
Wasserlinie. Gußstahl hielt zwanzig solche Erhitzungen und Abkühlen aus, zeigte aber
auf seiner ganzen Oberfläche zahlreiche Risse. Beim Gußeisen und Stahl zeigte schon
nach dem ersten Erhitzen der außerhalb des Wassers befindliche Theil einen kleineren
Durchmesser, welcher beim Gußeisen etwa 1 Zoll oberhalb der Wasserlinie am kleinsten
war. Das Schmiedeeisen zeigte diese Formveränderung in geringerem Grade als Gußeisen
und Stahl. Zinn zeigte keine Formveränderung; Messing, Geschützbronze und Zink
zeigten die Erscheinung schwach, aber statt einer Zusammenziehung oberhalb der
Wasserlinie entstand daselbst eine Ausdehnung oder Ausbauchung. (Mechanics' Magazine, Juli 1863, S. 528.)
Die Goldproduction der ganzen Erde.
Sie wird im Banker's Magazine folgendermaßen angegeben:
Seit der Entdeckung des Goldes in Californien im J. 1848 hat sich die Gold-
und Silberproduction vervierfacht. Im J. 1847 schätzte man die gesammte
Goldproduction auf 61 Millionen Dollars, wovon Rußland und Mexico das meiste
lieferten. Für das Jahr 1863 schätzt man die gesammte Goldproduction auf 270
Millionen Dollars. Nach genauen Erhebungen kommen für das J. 1863 auf Nord-
und Südamerika 96,350,000 Dollars für Gold und 47,650,000 für Silber, zusammen 144
Millionen Dollars. Die jährliche Goldernte von Californien nimmt man zu 60 Mill.
Dollars an. (Scientific American, 1863, vol. IX, Nr. 12.)
Neuer Röstapparat für Kupfererze, Zinkblende etc., behufs der
Schwefelsäure-Fabrication.
Statt der Röstung von Schwefelmetallen in freien Haufen auf einer Holzunterlage ist
an mehreren Orten mit größtem Vortheil die Röstung in kleinen Schachtöfen (Kilns) eingeführt, welche – von abgestumpft
pyramidaler Gestalt, die große Grundfläche nach oben – eine vollständigere
Abröstung fast ohne alles Brennmaterial und die Benutzung der schwefligen Säure zur
Darstellung von Schwefelsäure zulassen. So wird z.B. zur Zeit in Oker am Unterharze eine dritte große Schwefelsäurefabrik
gebaut, deren Betrieb auf die Abröstung des Rammelsberger Kupfer-,
Melir- und theilweise auch der Bleierze in solchen Kilns basirt ist. Es
lassen sich in diesen Schachtöfen aber zweckmäßig nur Erze in Stückform verarbeiten;
Schliege müssen deßhalb zuvor mit Thon eingebunden und zu Stöckeln geformt werden,
wenn man sie nicht mit einem größeren Aufwand an Arbeitslöhnen und Brennmaterial in
Muffelflammöfen rösten will. Auf diese Weise hat man in Freiberg die bei der
Aufbereitung erfolgenden kiesigen Schliege, in Stöckel geformt, zur Darstellung von
Schwefelsäure benutzt, wobei aber nicht zu vermeiden ist, daß immer ein größerer
Theil in den Kilns nicht zersetzter Luft mit der schwefligen Säure in die
Bleikammern gelangt. Auch veranlaßt die Stöckelbildung besondere Kosten.
Neuerdings hat nun Gerstenhöfer in Freiberg gelehrt, die
Schliege direct in einem Schachtofen fast ohne alles Brennmaterial, ohne
Stöckelbildung, vollständiger als früher und bei besserer Regulirung des Zutrittes
von Luft und schwefliger Säure in die Bleikammern abzurösten. Der patentirte Ofen
soll auf dem Principe beruhen, daß der oben in den Schacht durch Walzen
continuirlich eingeführte Schlieg zunächst auf eine Reihe horizontal neben einander
in gewissen Zwischenräumen liegender Bänke von feuerfesten Ziegeln gelangt, dann bei
fortgesetztem Erzzutritt durch die Zwischenräume auf eine zweite Bankreihe fällt,
welche mit den Zwischenräumen der oberen correspondirt und so noch mehrere Reihen
passirt, bis derselbe unten gut abgeröstet ankommt. Beim Inbetriebsetzen soll der
Ofen zunächst durch eine Feuerung an der Sohle glühend gemacht werden, so daß die
herabfallenden Schliege Rösttemperatur vorfinden, sich entzünden und während des
Herabfallens in allseitiger Berührung mit Luft von selbst fortrösten. Ein Gebläse
führt Oxydationswind von schwacher Pressung hinzu und kann die Temperatur durch mehr
oder weniger starke Erhitzung der Gebläseluft regulirt werden. Der patentirte Ofen
soll auch zum Rösten der Zinkblende sehr geeignet und auf Freiberger Hütten mit
Vortheil im Betriebe seyn. Da noch nichts näheres über denselben bekannt geworden,
so mögen diese kurzen Andeutungen dazu dienen, auf diesen gewiß in vielen Fällen
anwendbaren Apparat aufmerksam zu machen, der seinem Erfinder sowohl, als auch
denen, welche ihn unter dessen Mitwirkung anwenden, eine reiche Quelle des Gewinnes
werden möge. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1864, Nr. 1.)
Bestimmung der löslichen Schwefelmetalle in der rohen Soda,
von A. Scheurer-Kestner.
Die von Lestelle angegebene Methode zur Bestimmung der
löslichen Schwefelmetalle in der Sodalauge (polytechn. Journal Bd. CLXVI S. 445) gibt zwar ziemlich genaue
Resultate, aber durch die wiederholten Filtrationen, die nöthig sind, um das Ende
der Reaction zu erkennen, werden Verluste bedingt und der Einfachheit der Methode
Eintrag gethan. Der Verf. veröffentlicht daher eine Methode, deren er sich seit
langer Zeit bedient und welche darin besteht, die mit vielem Wasser verdünnte und
mit etwas Schwefelsäure angesäuerte Lösung der zu prüfenden Soda mit einer schwachen
Lösung von übermangansaurem Kali zu titriren. Verdünnt man die Laugen immer mit der
gleichen Menge Wasser – der Verf. verdünnt dieselben erst bis auf ein spec.
Gew. von 1,070 oder 10° Baumé und mischt dann 10 Kub. Centim. davon
mit 500 Kub. Centim. destillirten Wassers, – so erhält man constante
Resultate. Diese Methode, durch welche zwar die Schwefelmetalle nicht allein,
sondern zugleich auch die niedrigen Oxydationsstufen des Schwefels oxydirt und
bestimmt werden, ist einfach, schnell ausführbar und liefert Resultate, welche
für die Zwecke der Praxis hinreichend genau sind. (Répertoire de Chimie appliquée, 1863 p. 19.)
Reine Kohlensäure aus Kreide oder Kalkstein.
Man erhält solche nach H. Reinsch, wenn man das Material
vorher einer Glühhitze aussetzt, welche stark genug ist, um die bituminösen
Beimengungen zu zerstören, ohne jedoch die Kohlensäure auszutreiben. Die daraus sich
entwickelnde Kohlensäure ist frei von Geruch und kann somit ohne Weiteres zur
Bereitung kohlensaurer Wässer dienen. (Neues Jahrbuch der Pharmacie, 1863, Bd. XIX
S. 87.)
Einwirkung freien Chlors auf überschüssiges wässeriges
Ammoniak, von Haarhaus und Fresenius.
Da Schönbein darauf aufmerksam machte, daß bei der
Einwirkung von Chlor auf Ammoniak auch etwas chlorsaures Ammoniak entsteht,Man s. „Anderson über die Zersetzung der
Ammoniakflüssigkeit durch Chlor“ im polytechn. Journal Bd. CLXVI S. 76. so scheint sich diese Reaction nicht mehr zur quantitativen Bestimmung des
Chlors neben der Salzsäure zu eignen. Der Gehalt von 50 K. C. Chlorwasser wurde
durch Jodkaliumlösung zu 0,0752 und 0,0753 Grm. (0,15050 Proc. Cl) festgesetzt. Als
gleichviel desselben Chlorwassers durch wässerige schweflige Säure zersetzt und das
Chlor durch Silber bestimmt wurde, ergab sich der Gehalt zu 0,0771 und 0,0774
(0,15050 Proc. Cl und 0,004 Proc. als HCl). In Ammoniakflüssigkeit, zu welcher 50 K.
C. des Chlorwassers gesetzt wurden, war nach vierstündiger Digestion 0,0763 und
0,0761 (0,1524 Proc.) Chlor nachweisbar; zieht man von diesen 0,1524 Proc. die als
HCl vorhanden gewesenen 0,004 Proc. ab, so bleibt für das freie Cl 0,1484, also
0,0021 weniger (auf 100 Th. Chlor 1,4), als durch das Jodkalium angezeigt wurde.
(Zeitschrift für analytische Chemie, 1863, Bd. II S. 59.)
Pseudo-Anilinfarben (sogenanntes
„Anilingelb“ und „Anilingrün“); von
Dr. Emil Jacobsen.
Es werden gegenwärtig in Berlin gelbe und grüne Farbstofflösungen fälschlich als
Anilinfarben angeboten; die eine, das „Anilingelb“, angeblich ein englisches Fabrikat, stellt eine
stark nach Safran riechende, orangegelbe Flüssigkeit dar, die beim Stehen einen
flockigen, schmutzig gelben Bodensatz abgibt. Sie besteht aus einer spirituösen
Lösung von Pikrinsäure, durch Zusatz von Safrantinktur orange gefärbt. Das
sogenannte „Anilingrün“ ist ein
Gemisch von Pikrinsäure und Anilinblau, in Alkohol gelöst. Es ist eine dunkel
saftgrüne Flüssigkeit. Der bittere Geschmack läßt in beiden vermeintlichen
Anilinfarben die Pikrinsäure erkennen. Setzt man zu einer Probe dieses Anilingrüns
einige Tropfen Salzsäure, so schwindet die gelbe Farbe (Pikrinsäure erscheint in
salzsäurehaltigem Wasser fast farblos) und der blaue Farbstoff wird sichtbar. Setzt
man zum sogenannten Anilingelb in gleicher Weise Salzsäure, so verliert er sichtlich
an Intensität und erscheint rein safrangelb. (Aus des Verf.
chemisch-technischem Repertorium, II. Jahrg. 1. Halbj. S. 16.)
Ein rother Farbstoff aus der Brassica
purpurea.
Ein neuer Farbstoff, welcher bei verhältnißmäßiger Billigkeit die verschiedensten
Nüancen in Roth darzustellen erlaubt, erscheint von Interesse für die Färberei; es
verdienen daher die Versuche, welche der Franzose Ferd. Jean vor kurzem mit dem Farbstoffe der Brassica
purpurea (purpurblättriger Kohl) angestellt und in Armengaud's
Génie industriel, October 1863, S. 181
veröffentlicht hat, wegen der gewonnenen günstigen Resultate Beachtung.
Dieser Stoff, der nur auf der Epidermis der Blätter in Form von intensiv purpurrothen
Schüppchen auftritt, wurde mit Wasser ausgezogen und es gab die Lösung folgende
Reactionen:
mit Mineralsäuren:
sehr lebhafte kirschrothe Färbung,
namentlichmit concentrirten Säuren;
mit caustischen Alkalien:
erst eine violette dann eine blaue, bei einem kleinenUeberschüsse eine
grüne, bei größerem eine gelbeFärbung;
mit kohlensauren Alkalien:
wie mit den caustischen, nur nicht die gelbe Färbung;
mit essigsaurem Bleioxyd:
einen hellblauen Niederschlag, der mit
Ammoniakgrün wird;
mit Zinnchlorür (Zinnsalz):
einen schön violetten Niederschlag;
mit Quecksilbersalzen:
wie mit Zinnsalz; bei kleinem Zusatze rosa u.
lila;
mit essigsaurer
und schwefelsaurer Thonerde:
lila, durch die Zwischennüancen in violett übergehend.
Die im Wasser lösliche färbende Substanz besteht aus 92,5 Proc. Wasser und 8,35 Proc.
festen Bestandtheilen. Um den reinen Farbstoff darzustellen, wurde der mit
essigsaurem Bleioxyd erhaltene, ausgewaschene Niederschlag in destillirtem Wasser
suspendirt das Blei mit Schwefelwasserstoff gefällt und filtrirt. Das im Wasserbade
abgedampfte Filtrat gab eine farbige Substanz, die nach der Behandlung mit
wasserfreiem Alkohol einen unlöslichen weißen Rückstand ließ. Nach langsamem
Verdampfen der alkoholischen Flüssigkeit blieb der reine Farbstoff in kleinen
lebhaft kirschrothen Schuppen zurück, die sich in Wasser, Alkohol, Aether und Säuren
lösen. Die Färbeversuche ergaben, daß der Farbstoff auf Wolle schwer haftet, für Baumwolle aber und
namentlich für Seide eine stärkere Verwandtschaft
besitzt; ohne Beizen kann man nicht mit ihm färben. Das Bad hat aus Brassica purpurea, mit Essigsäure etwas angesäuertem
Wasser und der Beize zu bestehen; man läßt seine Temperatur von 80° C. auf
45° sinken, taucht die passend vorbereiteten Gewebe ein und erwärmt sehr
allmählich bis zu 60°, wo die Operation beendet ist. Alaun mit einem Zusatze
von Weinstein gibt ein sehr schönes Violett; kleine Mengen von Quecksilbersalzen
geben Nüancen in Rosa, ebenso schön wie das mit Safflor erhaltene, in Kirschroth,
Lila und Pensée. Zinnsalz wirkt wie Alaun; läßt man die gefärbten Substanzen
durch ein schwaches Sodabad passiren, so erhält man ein sehr frisches Grün. Die mit
Zinnsalz- und Alaunbeizen gefärbten Stoffe zeigten, nachdem sie acht Tage dem
Sonnenlichte ausgesetzt waren, keine Veränderung; das Rosa und Kirschroth ist
ziemlich vergänglich, aber weniger als durch Safflor erhaltene; das Grün wird am
Sonnenlichte nach einigen Tagen gelb; durch Chlorwasser werden die Stoffe entfärbt.
Wegen der Leichtigkeit übrigens, mit welcher die wässerige Lösung aus der Brassica purpurea durch Säuren roth und durch Alkalien
grün gefärbt wird, könnte sie vielleicht in den chemischen Laboratorien zum Ersatze
der Lackmustinctur verwendet werden. (Deutsche Industriezeitung, 1863, Nr. 45.)
Grüne Farbe zum Färben von Zuckerwerk, nach Guillon.
Man digerirt 0,32 Grm. Safran 24 Stunden lang mit 7 Grm. destillirtem Wasser und
mischt dazu die Flüssigkeit, welche man erhält, wenn man 0,2 Grm. Indigocarmin mit
15,6 Grm. Wasser in gleicher Weise behandelt. Mit 10 Grm. dieser sehr schön grünen
Flüssigkeit kann man 1 Kilogrm. Zucker färben. Wenn man die Farbe zur Trockne
eindampft oder in Syrup einträgt, läßt sie sich lange aufbewahren. (Journal de Chimie médicale, Januar 1863, S.
56.)
Bouffé's sogenanntes
Naturgrün zum Färben der künstlichen Blumen.
Die französische Akademie der Wissenschaften hat bekanntlich alljährlich von dem Montyon'schen Preise Belohnungen für Verbesserungen in
den der Gesundheit schädlichen Gewerben zuzuerkennen. Für das Jahr 1863 meldete sich
ein Bewerber mit einem „Naturgrün“ (vert-nature) benannten Präparat, als Ersatzmittel der arsenhaltigen
grünen Farben und namentlich des Schweinfurtergrüns zum Färben der künstlichen
Blumen. Es fehlt nicht an Beispielen, daß junge Arbeiterinnen bei der Anfertigung
der mit Schweinfurtergrün gefärbten künstlichen Blumen von Perkal und Papier
vergiftet worden sind. Was das Schweinfurtergrün zu diesem Zweck so beliebt machte,
ist die Schönheit seiner Farbe, sein außerordentlicher Glanz beim Kerzenlicht,
besonders wenn es rothen Blumen beigesellt ist.
Nachdem sich die Commission der Akademie überzeugt hatte, daß das sogenannte
Naturgrün – ein Gemisch von Pikrinsäure mit dem
Guignet'schen Chromgrün
– seine Farbe beim künstlichen Licht behält, wurde Hrn. Bouffé, Fabrikant von Geweben und Apprets für künstliche Blumen in
Paris, eine Belohnung von 1500 Francs zuerkannt: für die glückliche Idee, das
arsenhaltige Grün durch eine grüne Farbe zu ersetzen, deren Anwendung mit gar keinem
Nachtheil verbunden ist, weder für die Arbeiter, noch für die Personen, welche mit
dem Naturgrün gefärbte Blumen oder Gewebe tragen.
Herrn Guignet, dem Erfinder des erwähnten Chromgrüns
(Chromoxydhydrats, dessen Darstellung im polytechn. Journal Bd. CLII S. 191 beschrieben ist), wurde ein
Preis von 2500 Francs zuerkannt, weil er durch sein für den Zeug- und
Papiertapetendruck geeignetes Grün der Industrie einen großen Dienst erwiesen hat.
(Comptes rendus, t. LVII p. 1060.)
Ueber Conservirung der grünen Farbe des eingemachten Gemüses
und die Anfertigung der sogenannten Mixed-Pickles.
Bekanntlich verdanken die, meist von England herüber kommenden, in Essig und Gewürz
eingemachten grünen Gemüse (Pickles) ihre glänzenden
grünen Farben einem oft nicht unbeträchtlichen Kupfergehalte. Um die natürliche
grüne Farbe des Gemüses auf unschuldigere Weise zu conserviren, empfiehlt das Répertoire de Chimie appliquée, das Gemüse
in einem schwach alkalischen Bade aufzukochen, sey es mit einer Lösung von Soda,
Kalkwasser, Zuckerkalk oder Ammoniakflüssigkeit; von letzterer nimmt man 1 Grm. auf
1 Liter Wasser. – Eine andere, noch viel zu wenig bekannte Methode besteht
darin, daß man das grüne Gemüse (Gurken, Schotenkerne, Schneidebohnen u.s.w.) mit
kochend heißem Salzwasser übergießt, kurze Zeit stehen läßt, vom Salzwasser abseihet
und abtropfen läßt, dann im irdenen Geschirr mit kochendem Essig übergießt, im
verdeckten Topf an einer lauwarmen Herdstelle stehen läßt, jeden dritten Tag den
Essig abgießt, zum Kochen bringt und sofort wieder damit das Gemüse übergießt; dich
wiederholt man so lange, bis die ursprüngliche grüne Farbe wiederhergestellt ist.
Dann gießt man den Essig ab und ersetzt ihn durch neuen, gewürzten Essig.
Folgende Vorschrift zu den sogenannten Mixed-Pickles gibt ein Fabricat, welches den echt englischen an
Güte nicht nachsteht, ohne die Schädlichkeit der meisten derselben zu theilen: 1)
Gewürzessig dazu: 4 Loth schwarzer Pfeffer, 2 Loth
Ingwer, 2 Loth Kochsalz, 1 Loth englisches Gewürz, 1/2 Quentchen Cajennepfeffer,
etwas Estragonblätter und 1 Schote reifen türkischen Pfeffers werden mit 1 Quart
stärkstem Weinessig schwach zum Sieden erhitzt, einige Stunden lang digerirt und
dann durchgegossen. 2) Zubereitung des Gemüses:
Pfeffergurken, junge Schoten und Schneidebohnen, Schotenkerne, Scheiben größerer
Gurken und einige unreife grüne Schoten von türkischem Pfeffer werden wie oben mit
Salzwasser und Essig behandelt; ebenso die übrigen nicht grünen Zuthaten, als
Chalotten, Perlzwiebeln, Blumenkohl, Rettig, Selleriewurzel und Mohrrüben, in
Stengelchen zerschnitten, unreife junge Maiskolben und Scheiben von jungen Kürbissen
oder Melonen. Zu dem so behandelten Gemüse fügt man, je nach der angewendeten Menge,
eine Mischung aus 1 Theile schwarzem Senf, 6 Theilen weißem Senf, einem Theile
englischem Gewürz, 2 Theilen Kochsalz, 1/2 Theile Curcuma, 1/2 Theile Gewürznelken, sowie
einige Schoten reifen türkischen Pfeffers und übergießt das Ganze mit einer
genügenden Quantität des oben angegebenen Gewürzessigs. Zu bemerken ist noch, daß je
jünger das grüne Gemüse in Gebrauch gezogen wird, um so schöner und lebhafter die
grüne Farbe desselben erscheint und bleibt. (Aus der pharmaceutischen Zeitung, durch
Jacobsens chemisch-technisches Repertorium,
II. Jahrg. 1. Halbj. S. 9.)
Fabrication eingemachten Rindfleisches in Amerika.
Nach Nachrichten in amerikanischen Journalen sollte in Bluehill (Maine) mit dem Monat
October eine Fabrik eingemachten Rindfleisches ihre Arbeiten beginnen. Dieselbe
sollte täglich das Fleisch von 12–15 fetten Ochsen in Mengen von etwa 4 Pfd.
in Zinnbüchsen mit Zusatz von Salz und Pfeffer verlöthen und etwa 6 Stunden lang im
Wasserbad kochen lassen.
Es bedarf keines Nachweises, daß diese Methode vorzügliche Resultate verspricht, und
daß der Betrieb im Großen da gewiß angezeigt ist, wo der Ueberfluß an Fleisch zur
Aushülfe entlegener Gegenden verwendet werden kann. Das Product jener Fabrik ist
größtentheils für die Flotte der Vereinigten Staaten bestimmt. (Scientific American, 1863, Nr. 18.)
Reinigung des Rüböls und anderer Oele, nach J. G. Johnson.
Diese Methode (patentirt in England am 13. Mai 1862), welche eine große Ersparniß an
Zeit und Capital bewirkt, besteht darin, daß das zu reinigende Oel mit der nöthigen
Menge Schwefelsäure versetzt und durch dasselbe während und nach dieser Vermischung
ein Strom von Luft getrieben wird. Das Oel befindet sich in einem mehr tiefen als
weiten hölzernen und am besten mit Blei ausgekleideten Gefäße. Die Luft wird
mittelst eines Gebläses durch die Oeffnungen einer auf dem Boden des Gefäßes
liegenden spiralförmigen Bleiröhre gepreßt und durchdringt das Oel in zahlreichen
Strömen und Strahlen. Der bei dieser Reaction sich bildende Schaum wird abgenommen,
von Neuem Luft Hindurchgetrieben, wieder abgeschäumt, hierauf während des
Luftdurchblasens 1–3 Proc. vom Gewichte des Oels Wasser zugesetzt und der
noch vorhandene Schaum völlig entfernt. Nach diesen verschiedenen Operationen,
welche 6–7 Stunden Zeit erfordern, besitzt das Oel ein eben so gutes
Aussehen, wie das durch den bisherigen langwierigen Proceß erhaltene. Das Oel wird
nun unmittelbar oder besser, nachdem es vorher mit kaltem Wasser gewaschen worden
ist und einige Tage gestanden hat, filtrirt. Will man indessen die Filtration ganz
vermeiden, so verfährt man folgendermaßen: Man bringt das zu waschende Oel in eine
Kufe aus Holz, Kupfer oder versilbertem Kupferbleche; dieselbe ist vollständig
geschlossen, hat aber im Deckel mehrere Oeffnungen, sowie am tiefsten Punkte des
Bodens einen Abkaßhahn für das Wasser und an der Seite einen oder zwei Hähne für das
Oel; durch eine am Boden liegende spiralförmige durchbohrte kupferne Röhre kann
Dampf zur Erwärmung der Flüssigkeit eingeleitet werden. Bevor das Oel in diese Kufe
gebracht wird, hat man in derselben eine geeignete Quantität Wasser zum Kochen
erhitzt. Die Mischung von Oel und Wasser wird eine Stunde lang gekocht, darauf das
saure Wasser abgelassen und diese Waschung zur vollständigen Entfernung der Säure
wiederholt. Nachdem das Oel sich von dem Wasser abgesondert hat, wird es abgezogen
und gelangt in die Trockenkufe, welche von der Form der eben beschriebenen, aus Holz
besteht und mit Zinn oder einem verzinnten Metalle verkleidet ist. Mittelst eines
gewundenen Rohres aus Zinn wird der aus dem vorigen Bottich entweichende Dampf
hindurchgeleitet; neben diesem geschlossenen Dampfrohre enthält die Kufe in dem
tiefsten Theile noch eine durchbohrte Röhre, durch welche Luft in das erwärmte Oel
gepreßt und dadurch die Austrocknung rasch vollendet werden kann. Das von seinem
Wassergehalte befreite, aber noch heiße Oel fließt nunmehr durch ein langes
zinnernes, in kaltem Wasser liegendes Kühlrohr in die Fässer. Das Wasser des dazu
benutzten Reservoirs dient zugleich gleich als Condensator für die aus den Kochapparaten
entweichenden Dämpfe, damit weder die Fabrik noch die Nachbarschaft von den
unangenehmen und selbst schädlichen Dünsten belästigt werde. (London Journal of arts, Februar 1863, S. 78; polytechnisches Centralblatt,
1863 S. 554.)
Unterscheidung des echten Colonial-Rums vom unechten,
sogenannten Façon-Rum; von Dr.
Wiederhold.
Im Spirituosen-Handel verkauft man jetzt fast allgemein unter dem Namen Rum
zwei wesentlich verschiedene Getränke. Das eine ist der echte oder
Colonial-Rum, welcher aus Zuckerrohrsaft in der seit alten Zeiten üblichen
Weise vorzugsweise auf Jamaika und den westindischen Inseln bereitet und von dort
nach Europa eingeführt wird. Vor anderen alkoholischen Getränken zeichnet sich der
echte Rum durch ein specifisches Aroma aus. Selten kommt derselbe in natürlicher
Reinheit in die Hände der Consumenten. Die gewöhnlichste Procedur, welche mit
demselben vorgenommen wird, ist das sogenannte Verschneiden, d.h. eine Verdünnung
durch Wasser oder wässerigen Weingeist. Eine zweite Gattung von Rum wird aus mit
Wasser gehörig verdünntem Weingeist dargestellt, zu welchem man gewisse auf
chemischem Wege bereitete Substanzen setzt, welche dem Getränke einen dem ächten Rum
ähnlichen Geruch und Geschmack ertheilen sollen. Solche Substanzen sind: Essigäther,
Salpeterätherweingeist, Buttersäureäther, Birkenöltinctur, Glanzrußtinctur,
Eichenrindentinctur, Vanilleessenz u.s.w. Man hat es in diesem Industriezweige schon
ziemlich weit gebracht und belegt die Fabricate, welche nach den
verschiedenartigsten Recepten dargestellt werden, insgesammt mit der sonderbaren
Bezeichnung „Façon-Rum.“ Dem consumirenden
Publicum gegenüber ist dieser Name weniger in Gebrauch und wird hier durch
Qualitätsbezeichnungen, als ordinärer Rum u.s.w. ersetzt. Bei Gelegenheit einer
Untersuchung über den Unterschied zwischen echtem und unechtem Rum habe ich folgende
einfache Probe ermittelt.
Vermischt man 10 Kubikcentimeter von dem zu untersuchenden Rum mit 3 Kubikcentimetern
concentrirter englischer Schwefelsäure von 1,84 spec. Gewicht, so bleibt bei dem
Erkalten der gehörig gemischten Flüssigkeit bei echtem Rum das specifische Aroma
beständig und ist selbst nach Verlauf von 24 Stunden noch wahrzunehmen, während
dasselbe bei sogenanntem Façon-Rum verschwindet. Für echten Rum ist
die Probe so empfindlich, daß ein mit wässerigem Weingeist verschnittener Rum,
welcher nur 10 Procent echten Rum enthält, nach der Behandlung mit Schwefelsäure
noch recht deutlich erkennbar seinen Rumgeruch beibehält.
Eben so erwies sich die Probe für alle Arten von Façon-Rum, welche mir
für die Untersuchung zu Gebote standen, als zutreffend. Die specifischen Riechstoffe
des nachgemachten Rums scheinen entweder durch die Schwefelsäure zerstört oder bei
der starken Erwärmung der Flüssigkeit verflüchtigt zu werden. (Neue Gewerbeblätter
für Kurhessen, 1863 S. 265.)
Preisausschreibung des österreichischen
Ingenieur-Vereines.
§. 1. Für den praktischen Gebrauch der Architekten und Ingenieure soll eine
Abhandlung über die brauchbarsten Dachconstructionen aus Holz
und Eisen geschrieben und mit den nöthigen Zeichnungen versehen werden.
Folgende Punkte mögen das Wünschenswerthe des Inhaltes näher bezeichnen:
1) Die bei Bauten der verschiedensten Art und bei verschiedenen Spannweiten
anwendbaren Dachconstructionen sind nach irgend einer vom Preisbewerber zu wählenden
Eintheilung in Gruppen oder Systeme zu bringen, deren Construction näher zu
beschreiben und durch Zeichnungen anschaulich zu machen ist. Diese Zeichnungen sind
in einem und demselben Maaßstabe, welcher der Deutlichkeit wegen nicht zu klein
gewählt werden soll, anzufertigen.
Um die besonders wünschenswerthe Vollständigkeit zu erreichen, sind bei diesen
Gruppirungen die Constructionsunterschiede, welche durch das zu wählende
Deckmaterial geboten sind, nicht unberücksichtigt zu lassen, und jene
Dachconstructionen, bei welchen das Blech nicht nur deckendes, sondern gleichzeitig
tragendes Material ist, wie das z.B. bei den Winiwarter'schen Dächern der Fall ist, dürfen nicht unbesprochen bleiben.
2) Für die Berechnung der Hauptbestandtheile einer jeden Constructionsgruppe sind die
Regeln wissenschaftlich begründet aufzustellen und ist die Widerstandsfähigkeit der
ganzen Construction bei verschiedener zufälliger Belastung zu ermitteln.
3) Um für gegebene Fälle unter gleichen Voraussetzungen das vortheilhafteste System
auswählen zu können, soll der Materialaufwand einiger besonders wichtigen
Constructionen unter der Voraussetzung einer zufälligen Belastung von 15 Wiener
Centner per Quadratklafter Dachfläche berechnet und
gegenseitig verglichen werden.
4) Sollen die aus den angeführten Berechnungen und Vergleichungen sich ergebenden
Resultate in passenden Tabellen übersichtlich zusammengestellt werden, damit der
Praktiker um so leichter die für die Ausführung der einzelnen Dachconstructionen
nöthigen Anhaltspunkte finden kann.
§. 2. Für die diesem Programme am vollständigsten entsprechende und als
preiswürdig erkannte Abhandlung wird
der erste Preis mit 400 Stück
Vereinsthalern,
und für jene, welche der ersten zunächst kömmt,
der zweite Preis mit 200 Stück
Vereinsthalern festgesetzt.
Das literarische Eigenthum beider preisgekrönten Schriften bleibt den Autoren
ungeschmälert; dieselben übernehmen jedoch die Verpflichtung, ihre Arbeit binnen
sechs Monaten nach Zuerkennung der Preise durch den Druck zu veröffentlichen und dem
österreichischen Ingenieur-Vereine 20 Exemplare unentgeltlich zu überlassen.
Sollten die Autoren die Drucklegung und Veröffentlichung in der bedungenen Zeit
nicht bewirken, so besorgt der österreichische Ingenieur-Verein die
Veröffentlichung dieser beiden Abhandlungen in einer ihm entsprechenden Weise.
Außer den beiden preisgekrönten Arbeiten werden auch andere zur Preisbewerbung
eingesandte Abhandlungen angemessen honorirt, insoferne sie der österreichische
Ingenieur-Verein für seine Zeitschrift benützen zu können gedenkt.
§. 3. Die Preisbewerber haben ihre mit einer Devise und versiegelten
Namensunterschrift und Adreßangabe versehenen Arbeiten bis längstens 30. September 1865 an den österreichischen
Ingenieur-Verein in Wien einzusenden.
§. 4. Das Preisgericht wird seiner Zeit vom Verwaltungsrathe des
österreichischen Ingenieur-Vereines ernannt, und die Preise werden über
Antrag des Preisgerichtes von der im Februar 1866
stattfindenden General-Versammlung des österreichischen
Ingenieur-Vereines zuerkannt und sofort ausgezahlt.
§. 5. Die nicht preisgekrönten Schriften werden im Monate März 1866 zur Disposition der Preisbewerber in der
Kanzlei des österreichischen Ingenieur-Vereines bereit liegen.
Wien, im November 1863.
Vom Verwaltungsrathe des österr.
Ingenieur-Vereines.