Titel: Das Cylindergebläse von Leyser und Stiehler in Wien.
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. V., S. 8
Download: XML
V. Das Cylindergebläse von Leyser und Stiehler in Wien. Leyser's und Stiehler's Cylindergebläse. In der Januar-Sitzung des österreichischen Ingenieur-Vereins legte Ingenieur Leyser Versuchsresultate vor, die mit dem neuen patentirten Cylindergebläse (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 366) am 22. October 1863 erzielt worden sind. Die Resultate sind von den HHrn. Sectionsrath Rittinger, Generalinspector Bochkoltz und Ingenieur Fink attestirt. Das Gebläse war doppeltwirkend; der Kolbendurchmesser betrug 21'', Kolbenhub 2', Durchmesser der Kolbenstange 2 1/4''. Das ausgeblasene Luftquantum wurde mit Zuhülfenahme der durch Sectionsrath Rittinger in seinem Werke über Centrifugal-Ventilatoren für Cylindergebläse (S. 64) gegebenen Formel berechnet, nämlich M = 17,84 . d²√H, in welcher bedeutet M = das ausgeblasene Windquantum pro Minute (in Kubikfuß), d = Durchmesser der Düse (in Wiener Zoll), H = die der Windpressung entsprechende Wassersäule (in Wiener Zoll). Man darf behaupten, daß die in nachstehender Tabelle gegebenen Resultate jedenfalls unter dem Minimum des erzielten Effectes bleiben, sofern auf die Windverluste, die in Undichtheiten der provisorischen Windleitung und anderen zufälligen Nebenumständen ihren Grund hatten, keinerlei Rücksicht genommen wurde. Textabbildung Bd. 172, S. 9 Anzahl der Kurbelumdrehungen per Minute; Gesaugte Luft beider Cylinder; Durchmesser der Düse; Pressung in Linien Quecksilber; Ausgeblasene Luft per Minute in Kubikfuß; Nützliche Windlieferungs-Procente; Anmerkungen; Zusammen und durchschnittlich; Kolbendurchmesser daher Querschnitt; Kolbenstangendurchmesser daher leerer Querschnitt; Demnach entspricht jeder Kurbelumdrehung ein Volumen, gesaugter Luft Es kann darauf hingewiesen werden, daß die früher in Aussicht gestellte Effectleistung dieser Gebläse bei Windpressungen, wie solche in der Regel bei metallurgischen Processen, mit Ausnahme des Bessemer-Verfahrens, vorkommen, nicht nur erreicht, sondern noch in bedeutendem Maaße überholt wurde. Größere Windpressungen und Kolbengeschwindigkeiten als die in den Versuchen vorkommenden, konnten deßhalb nicht erreicht werden, weil die verfügbare, von einer Nebentransmission entlehnte Betriebskraft zu einer weiteren Steigerung der Pressung nicht ausreichte. Der geräuschlose und sehr ruhige Gang dieser Maschinen, und vornehmlich der Ventilklappen derselben, sowie der Umstand, daß bei der angewandten Geschwindigkeit auch nicht die geringste Erwärmung der Cylinder äußerlich wahrnehmbar wurde, berechtigt zu der Annahme, daß mit einer Kolbengeschwindigkeit von 6' per Secunde das für diese Maschinen zulässige Maximum der Kolbengeschwindigkeit noch keineswegs erreicht seyn dürfte, sondern selbst Kolbengeschwindigkeiten von 7 bis 8' per Secunde nicht nur erreichbar, sondern zulässig seyn dürften. In diesem Umstande besonders liegt der hohe Werth dieser Gebläse, und obwohl bei den Versuchen nur eine Maximal-Kolbengeschwindigkeit von nahe 5' per Secunde herbeigeführt wurde, ist doch schon dadurch eine deutliche Vorstellung von der Leistungsfähigkeit so kleiner Cylinder-Dimensionen gegeben. Auch die angewandte neue Kolben-Construction wurde auf ihre Wirksamkeit und Empfindlichkeit in der Art probirt, daß der eine Cylinder angekuppelt und mit dem andern in diesen hineingeblasen wurde durch Wegnahme des vordern Deckels wurde der Kolben zugänglich gemacht, so daß sich die anwesenden Fachmänner von dem Spiel der Kolbenringe und deren vollkommener Dichtung schon bei mäßiger Pressung Ueberzeugung verschaffen konnten. Es ist somit nicht bloß den Eisen- und Hüttenwerken, sondern insbesondere auch den Gießereien und Schmiede-Werkstätten Gelegenheit gegeben, von diesen vortheilhaften Maschinen für Erzeugung von größeren Windmengen jeder beliebigen Pressung Gebrauch zu machen, nachdem diese Gebläse durch die Einfachheit ihres Betriebes und insbesondere auch ihrer Aufstellung, hinsichtlich der Anlagekosten alle bis jetzt gebräuchlichen Gebläse und Ventilatoren weit überragen.