Titel: Destillationsproducte der Glanz- oder Pechkohle von Zwickau (Tiefbau) im Königreich Sachsen; von Dr. H. Vohl in Cöln.
Autor: Hermann Vohl
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XX., S. 68
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XX. Destillationsproducte der Glanz- oder Pechkohle von Zwickau (Tiefbau) im Königreich Sachsen; von Dr. H. Vohl in Cöln. Vohl, über die Zwickauer Pechkohle. Diese Kohle ist eine bitumenreiche Back-Glanzkohle. Sie ergab bei der Vorprüfung außer Wasser eine erhebliche Menge Theer und brennbare Gase. Als Rückstand verblieben blasige leichte Kohks. Es wurden mehrere trockene Destillationen mit dieser Kohle angestellt, und zwar wurden für jede Operation 20 Pfd. Kohle verwendet (in Stücken von circa 6 Loth). Die nachfolgende Angabe ist das Mittel der Resultate von zehn Versuchen: Kohks 59,063 Wasser 10,781 Theer 13,126 Gas und Verlust 17,030 ––––––– 100,000 Wurde die Kohle als gröbliches Pulver der Destillation unterzogen, so war die Theerausbeute größer. Drei Operationen lieferten durchschnittlich: Kohks 64,166 Wasser 13,542 Theer 15,416 Gas und Verlust 6,876 ––––––– 100,000 Das spec. Gewicht des Theers war bei + 14° C. gleich 0,98 (Wasser = 1,00). Er hatte eine dunkel schwarzbraune Farbe und war ziemlich zähflüssig, ohne jedoch in der Kälte zu erstarren. Sein Geruch war unangenehm empyreumatisch. Sein spec. Gewicht und seine Zähflüssigkeit bedingen ein hartnäckiges Zurückhalten des ammoniakalischen Wassers. Nach der Entwässerung wurde der Theer einer fractionirten Destillation unterworfen und es ergaben mir 100 Gewichtstheile Theer wie folgt: leichtes Oel 7,353 paraffinhaltiges Oel 47,059 Wasser 12,500 kohligen Rückstand 25,000 Verlust als Gas 8,088 ––––––– 100,000 Nachdem die verschiedenen Oele mit Alkalien und Säuren behandelt worden waren, resultirten: I. Vom leichten Oel: reines Photogen, spec. Gewicht 0,825 6,974  Verlust durch die Reinigung 0,379  ––––– 7,353. II. Vom paraffinhaltigen Oel: Maschinenschmieröl 39,164  Paraffin 1,333  Verlust durch die Reinigung 6,562  –––––– 47,059. Das leichte gereinigte Oel enthält Benzol, Toluol und Cumol circa 2,249 Proc., ist farblos und von sehr schwachem, nicht unangenehmem Geruch. Es ist ein vortreffliches Beleuchtungsmaterial und sein Consum ein sehr mäßiger im Verhältniß der Leuchtkraft. Das Paraffin hat einen ziemlich hohen Schmelzpunkt und liefert mit Stearin versetzt ein schönes Kerzenmaterial. In den zur Reinigung benutzten alkalischen Flüssigkeiten ist Kreosot und Carbolsäure in reichlicher Menge enthalten. Die angewandte Säure ist mit Anilin, Picolin und Lutidin beladen. Das bei der trockenen Destillation abfallende Theerwasser ergab 2 Proc. Salmiak, was also von der Kohle circa 0,3125 Proc. ausmacht. Dieses Ammoniakwasser besitzt eine höchst merkwürdige Eigenschaft, welche darin besteht, daß man mit demselben nach Entfernung des Salmiaks sowohl Seide wie Wolle, ohne vorherige Beize anzuwenden, prachtvoll roth, violett, braun und schwarz färben kann. Der Farbstoff, welcher durch bloßes Eindampfen des mit Salzsäure im Ueberschuß versetzten Ammoniakwassers entsteht, läßt sich in trockener Form leicht darstellen. Ich habe ihm vorläufig den Namen Carbocarmin zugetheilt. Die erhaltenen Kohks haben einen sehr geringen Aschegehalt und sind ein vorzügliches Brennmaterial. Sie sind blasig und leicht, stehen aber dennoch ziemlich gut vor dem Gebläse und sind dabei so zu sagen schwefelfrei. Diese Back-Glanzkohle kann also mit Vortheil zur Darstellung von Beleuchtungs- und Farbmaterialien benutzt werden und liefert außerdem noch als Destillationsrückstand einen vortrefflichen Brennstoff. Schließlich muß ich noch bemerken, daß das schwere zu Maschinenschmiere zu benutzende Oel, geeignet gereinigt, auf jeder Schiebe-, Uhr- und Carcel-Lampe mit einem ausgezeichneten Lichteffecte und geringem Consum brennt, somit also das Rüböl, welches gewöhnlich zur Speisung dieser Lampen dient, vortheilhaft ersetzen kann.