Titel: Maschine zum Reinigen des Lehmes und Pressen von Backsteinen auf trockenem Wege; construirt von W. Heß, Lehrer für praktische Mechanik an der königl. Kreis-Gewerbeschule in Würzburg.
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XXVI., S. 119
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XXVI. Maschine zum Reinigen des Lehmes und Pressen von Backsteinen auf trockenem Wege; construirt von W. Heß, Lehrer für praktische Mechanik an der königl. Kreis-Gewerbeschule in Würzburg. Mit Abbildungen auf Tab. III. Heß, Maschine zum Reinigen des Lehmes u. Pressen von Backsteinen auf trocken. Wege. Die Uebelstände, welche sich bei der Fabrication von Backsteinen aus nassem Lehm durch ungünstige Witterung, Anlage von kostspieligen Trockenhäusern etc. ergeben, sind längst erkannt und haben zur Construction von Maschinen Veranlassung gegeben, mittelst denen aus mehr oder weniger trockenem Lehmpulver Backsteine gepreßt werden können, welche des Trocknens wenig oder gar nicht bedürfen. Derartige Maschinen wurden auf der Londoner Ausstellung im Jahre 1862 von englischen Maschinenfabrikanten ausgestellt und zeichneten sich durch ihr schönes, scharfkantiges und regelmäßiges Fabricat vor allen anderen Backsteinmaschinen aus.Man s. den Bericht über diese Maschinen von Prof. Rühlmann, im polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 422. Die Anlage dieser Maschinen kann jedoch in Rücksicht auf ihren hohen Preis und großen Kraftbedarf nur bei großartigem Betriebe der Backsteinfabrication ermöglicht werden, für kleineren Betrieb eignen sie sich nicht. Dieser Umstand veranlaßte mich, eine für kleinere Fabriken taugliche Maschine zu construiren, dieselbe in der mechanischen Werkstätte der hiesigen Gewerbeschule ausführen und auf einer Ziegelei in Betrieb setzen zu lassen. Der daselbst vorkommende Lehm ist in den verschiedenen Schichten grob- und feinsandig, ziemlich mager und theilweise stark mit haselnußgroßen Kalksteinchen versetzt. Derselbe wurde ohne weitere Zubereitung im erdfeuchten Zustande von der Grube weg auf den Reinigungsapparat gebracht, hier vollständig von allen Unreinigkeiten befreit und als feingesiebte Erde in die Presse gegeben. Die aus derselben hervorgehenden Steine haben eine durchaus gleichmäßige, egale Form mit scharfen Kanten und eine solche Festigkeit, daß sie von der Maschine weg mit vollkommener Sicherheit in 10 Steinen hohen Stößen aufgeschichtet werden können. Die Maschine liefert in 10 Arbeitsstunden 3000 Steine und bedarf nahezu 1 Pferdekraft. Das Brennen der Steine geschah in einem gewöhnlichen oben offenen Ziegelofen alter Construction. Die gebrannten Steine haben einen hellen Klang und ihre regelmäßige Form vollständig erhalten; ihre Festigkeit, welche bei Verwendung von feinsandigem Lehm jener der naßgefertigten Handsteine vollständig gleich ist, wird bei grobsandigem Lehme etwas geringer. Ob sich dieselbe durch schärferes Brennen in gutconstruirten Oefen nicht erhöhen läßt, konnte wegen Mangel eines derartigen Ofens nicht ermittelt werden. In den Figuren 1620 ist der Reinigungsapparat und die Presse dargestellt. Ersterer wird in passender Weise oberhalb des Trichters der Presse aufgestellt und besteht zunächst aus einer Welle a, auf welcher circa 30 Messerklingen b, b in der aus Fig. 19 und 20 ersichtlichen Stellung festgekeilt sind. An der vorderen Wand des Kastens g und an den Seitenwänden des Rahmens A ist ein Korb, ähnlich dem einer Dreschmaschine, aus dünnen Rundeisenstäben c, c befestigt, welcher am unteren Theil die Messerwelle concentrisch umgibt. Das Rüttelsieb e erhält seine Bewegung durch die an dem einen Ende der Messerwelle befindliche Krummzapfenscheibe d und das Hebelwerk d'. Die Presse, Fig. 1618, besteht aus einem Cylinder B, welcher auf der Fundamentplatte K aufgeschraubt ist und in seinem oberen Theile die Form C aufnimmt. Ueber derselben befindet sich ein Schuber, der aus der Preßplatte A und dem Trichterrahmen besteht. Die Rollen e drücken die Preßplatte fest gegen die Formmündung. Der Preßstempel steht durch die Schubstangen q mit dem Preßhebel D in Verbindung. Dieser Hebel kann je nach der Dicke der zu pressenden Steine, durch Veränderung der Drehungspunkte s in den Lagern E verlängert oder verkürzt werden. An der dem Drehungspunkte entgegengesetzten Seite des Hebels erweitert sich dieser zu einer Gabel, in welche der Daumen II eingreift, der auf der Welle J festgekeilt ist. Auf der gleichen Welle befindet sich das Stirnrad J, das mittelst des Getriebes G mit der treibenden Welle L in Verbindung steht. (Bei einer zweiten Maschine wurde dieses Zahnrad mit Vortheil durch ein Schraubenrad ersetzt.) An dem Zahnkranz des Rades sind die Stoßzähne n, n' und an zwei Radarmen die Daumen o, o' angebracht, welche die Bewegung der Schuberstange i durch den Winkelhebel l und die Stoßplatten m, m' vermitteln. Befindet sich nun die Maschine in Thätigkeit, so wird der Lehm wie er von der Grube kommt, also in erdfeuchtem Zustande, in den Trichter g des Reinigungsapparates gebracht. Die mit großer Geschwindigkeit rotirenden Messer zerschlagen die Lehmknollen und trennen die Steine von der Erde. Während erstere auf das Sieb fallen und ausgestoßen werden, wird die Erde durch den Korb verrieben und fällt durch das Sieb in den Trichter f, von wo dieselbe durch einen Schlauch in den Trichter a der Presse gelangt. Bei Ingangsetzung der Presse ist die Anfangsstellung des Schubers A der Art, daß der Trichter über der Form C steht, wobei die in dem Trichter befindliche Erde den Raum d in der Form vollständig anfüllt. Dabei ist die Stellung des Daumens II so, daß bei Umdrehung des Rades F der Hebel und mit diesem der Preßstempel in seiner tiefsten Lage verharrt. Der Stoßzahn n stößt hierauf die Stoßplatte m und durch diese den Schuber A in die auf der Zeichnung angegebene Stellung. Nun erst wird durch den Daumen H' der Hebel bis nach r gehoben und der in der Form befindliche Lehm zusammengepreßt. Mittlerweile ist aber der Zahn n' so weit vorgerückt, daß er, nach vollendeter Pressung, die Stoßplatte m' berührt und die Schuberstange um die Breite der Formöffnung zurückschiebt. Während dem schleift der Hebel auf dem concentrischen Theil des Daumens H' und der Daumen II fängt an, dem Hebel bis in die Stellung s zu heben, d.h. den gepreßten Stein aus der Form zu stoßen nachdem der Schub der Preßplatte vollendet ist. In dieser Stellung bleibt der Hebel und mit ihm der Stein stehen. Nun hat der Daumen o den Winkelhebel l erreicht; indem er diesen niederdrückt, wird die Schubstange i und mit ihr der Schuber wieder soweit nach vorne geschoben, daß der Trichter über die Formöffnung gelangt, wobei der gepreßte Stein vor der Preßplatte hergeschoben und auf ein davor befindliches Rollbett gebracht wird. Dasselbe wiederholt sich bei jeder halben Rotation des Rades F. Sämmtliche Daumen sind an ihren arbeitenden Theilen mit Stahlplatten armirt, welche, wenn sie sich abgenutzt haben, leicht ersetzt werden können.

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