Titel: Ueber die Entstehung von ozonisirtem Sauerstoff durch die mechanische Wirkung von Ventilatoren; von C. Saintpierre.
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LIII., S. 222
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LIII. Ueber die Entstehung von ozonisirtem Sauerstoff durch die mechanische Wirkung von Ventilatoren; von C. Saintpierre. Aus den Comptes rendus, t. LVIII p. 420. Saintpierre, über die Entstehung von ozonisirt. Sauerstoff durch Compression. I. In der Düse des zur Windführung bei dem Ofen einer Gießerei dienenden Ventilators hieng der Verf. mehrere Streifen von Schönbein'schen Jodstärkepapier auf. Eine Stunde vor dem Anlassen des Ventilators wurden auch im Gießereigebäude und außerhalb desselben mehrere derartige Streifen aufgehängt. Der Verf. beobachtete, daß, während diese letzteren ihre Farbe selbst nach fünf bis sechs Stunden nicht verändert hatten, die von der Ventilatorluft getroffenen Streifen des Reagenspapiers schon nach zehn Minuten eine schwache violette Färbung zeigten, welche durch Eintauchen des Papiers in Wasser deutlicher hervortrat. Die stärkste Färbung indessen, welche der Verf. hervorzubringen im Stande war, entsprach nur der Nr. 3 der Schönbein'schen (ozonometrischen) Scale. Er schreibt diese Erscheinung einer Verflüchtigung von Jod zu, eine Ansicht, welche dadurch bestätigt wird, daß bei zu langer Einwirkung der Gebläseluft auf das Papier die bläuliche Färbung ganz verschwindet. Das Reagenspapier wurde durch die äußere Luft sogar nach neun- bis zehnstündiger Einwirkung nicht verändert; das Wetter war schön, die Luft ruhig; auch das in der Gießerei selbst aufgehängte Papier veränderte sich nicht; demnach wurde der Ventilator mit nicht ozonisirter, im Innern des Gebäudes wie von außen zugeführter Luft gespeist, und somit war der Schluß gerechtfertigt, daß die Ozonisirung des Sauerstoffs lediglich der im Ventilator stattfindenden Compression dieses Gases zuzuschreiben sey. II. Um sich zu überzeugen, daß die Farbenveränderung des Reagenspapiers nicht Folge einer bloßen Erneuerung der Luft sey, befestigte der Verf. Streifen des erstern an dem Schwungrad und an den Kugeln des Regulators der Dampfmaschine einer Sägemühle. Er erhielt absolut negative Resultate, selbst nach vier bis fünf Stunden. III. Der Verf. konnte auf einige Stunden über einen durch Dampf getriebenen Flügel-Ventilator verfügen, welcher in der erwähnten Gießerei an Stelle des früheren aufgestellt wurde. An den Flügeln und in der Düse wurden Streifen von ozonoskopischem Papier, welche zur Hälfte durchgeschnitten und numerirt waren, befestigt; die entsprechenden Hälften wurden an den Seiten des Gehäuses, in der Nähe der Einströmungs-Oeffnungen für die Luft, und auf dem Schwungrad des Apparates angebracht. Nach zehnminutlichem sehr raschem Gange zeigten sich alle von der äußeren Luft umströmten Streifen des Reagenspapieres unverändert; die übrigen hingegen, welche mit der ventilirten Luft in Berührung gekommen waren, erschienen nach dem Eintauchen in Wasser schwach gefärbt. IV. Kürzlich hatte der Verf. Gelegenheit, sich von der Richtigkeit dieser Resultate durch Wiederholung der Versuche zu überzeugen und machte dabei den Versuch, einige der dieser Erscheinung zu Grunde liegenden Bedingungen zu bestimmen. Die Resultate des Versuchs III erhielt er bei einer Temperatur von + 10° C.; er konnte sich dabei überzeugen, daß zur Erzielung derselben eine bedeutende Umdrehungsgeschwindigkeit des Ventilators nöthig ist. Bei langsamem Gange des letzteren erhielt er nicht die geringste Farbenveränderung; bei 1000 Umdrehungen in der Minute konnte eine stärkere, als die der Nr. 2 oder Nr. 2 1/2 der Schönbein'schen Scale entsprechende Bläuung nicht hervorgerufen werden. Endlich brachte er neben dem Jodstärkepapier Streifen von blauem Lackmuspapier an; diese wurden nicht im geringsten verändert. Von der Bildung einer Säure des Stickstoffs kann folglich nicht die Rede seyn. V. Durch diese Thatsachen glaubt sich der Verf. zu dem Schlusse berechtigt, daß sich in Folge der in den Gebläsemaschinen, in den Ventilatoren etc. stattfindenden mechanischen Wirkung die Luft ozonisirt. Da er nothgedrungener Weise mit mehr oder weniger feuchter Luft experimentiren mußte, so könnte man dem Verf. vorwerfen, daß bei diesem Vorgange der Wasserdampf eine Rolle spielt und daß die von ihm nachgewiesenen Erscheinungen in den neuen Beobachtungen des Generals Morin S. 25 in diesem Bande des polytechn. Journals. ihre Erklärung finden dürften. Der Verf. will eine solche Schlußfolgerung keineswegs zurückweisen.