Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. , S. 234 |
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Miscellen.
Miscellen.
Coulthard's Stopfbüchsenpackung.
Da in einem großen Etablissement wie das unserige die Kosten der Stopfbüchsenpackung
bei Anwendung von Hanf alljährlich eine gar nicht unbedeutende Summe betragen, so
machten wir einen Versuch mit Coulthard's (im polytechn.
Journal Bd. CLXXI S. 461 beschriebenen)
Packung, indem wir in Talg eingetauchte Hobelspäne verwendeten. Das Verfahren
bewährte sich vollständig, so daß wir es jetzt seit sechs Wochen bei unseren
sämmtlichen Dampfmaschinen, Maschinen von den größten Dimensionen, mit dem besten
Erfolge in Anwendung gebracht haben; die praktischen Vortheile, die sich bei der
Packung anwenden lassen, fanden die Arbeiter bald heraus. Indem wir diese Erfolge
hier veröffentlichen, wünschen wir die Prüfung des sehr einfachen Verfahrens auch in
anderen Etablissements anzuregen, da ja kein Praktiker die Wichtigkeit von
wirklichen, wenn auch anscheinend unbedeutenden Verbesserungen unterschätzen wird.
– g. (Deutsche Industriezeitung, 1864, Nr. 16.)
Die Nähmaschine von Wilcox und Gibs.
Ein mißlicher Umstand bei allen Nähmaschinen ist der, daß das Schwungrädchen sich nur
in einer Richtung drehen darf, wenn die Maschine regelrecht arbeiten soll. Wird in
der verkehrten Richtung gedreht, so gibt es eine Arbeitsstörung und die Nadel
bricht. Dieses ist für Anfänger mißlich, weßhalb man längst darauf bedacht war,
Nähmaschinen zu construiren, deren Schwungrädchen sich nur nach einer Richtung
drehen. Die HHrn. Wilcox und Gibs in Amerika haben sich eine Nähmaschine patentiren lassen, welche dem
Uebelstand des Falschdrehens auf die einfachste Weise abhilft. An dem Gestell der
Maschine ist eine rinnenförmige Vorrichtung angebracht, durch welche der Rand des
Schwungrades läuft. Die rinnenförmige Vorrichtung besitzt in ihrer Mitte ungefähr
eine Erweiterung, und in dieser Erweiterung liegt ein Gummiball welcher sanft den
Rand des Schwungrädchens streift. Von dem Ball an verengt sich die Rinne nach
abwärts. Wird nun in der vorgeschriebenen Richtung gedreht, so dreht sich der Ball
spielend um seine eigene Achse; zugleich ist ein Bestreben da, verursacht durch die
Reibung, den Ball in der Richtung der Bewegung mit fortzureißen. Er wird deßhalb bei
der richtigen Bewegung in einer gewissen Stelle, welche seine Schwere bestimmt,
rotirend gehalten werden. Wird dagegen verkehrt gedreht, so ist ebenfalls das
Bestreben vorhanden, den Ball in der Richtung der Bewegung mitzunehmen. Dieses
geschieht auch. Da sich aber die Rinne nach abwärts verengt, so wird der Ball
hineingezwängt und verursacht dadurch sofort einen Stillstand der Maschine. Wir
empfehlen diese Verbesserung unseren deutschen Nähmaschinenfabricanten.
(Schweizerischer Handwerker- und Gewerbefreund.)
Brücken von Gußstahl.
Innerhalb der Linien der im Bau begriffenen holländischen Staatsbahnen wird die
Errichtung vieler und sehr großer Brücken erforderlich. Diese Brückenbauten nehmen
mitunter Dimensionen an, welche die aller bis jetzt ausgeführten Balkenbrücken
übertreffen. So muß die Brücke bei Kuilenburg unter Anderem auch eine Oeffnung von
150 Meter lichter Weite bekommen. Die Brücke bei Bommel erhält nebst kleinen
Oeffnungen auch mehrere von 120 Meter lichter Weite. Die Brücke bei Moerdyk wird gar
10 Oeffnungen jede zu 100 Meter lichter Weite haben. Es ist klar, daß die Erbauung
solch colossaler Brücken zu den gründlichsten Vorstudien Veranlassung geben mußte.
In diese Vorstudien wurde aber nicht nur das System, in welchem diese Constructionen
ausgeführt werden
sollen, einbezogen, sondern auch die Frage untersucht, welches Material am
zweckmäßigsten zur Verwendung komme. Denn es ist bekannt, daß Eisen bei Brücken mit
großen Spannweiten nur unter ungünstigen Verhältnissen verwendet ist. Eisen ist im
Verhältniß zu seiner Festigkeit viel zu schwer, und das dadurch bei Brücken mit
großen Spannweiten herbeigeführte Eigengewicht der Constructionen läßt die
Verwendung des Eisens in diesen Fällen nur als Nothbehelf, nicht mehr aber als
Anwendung in normalen Verhältnissen, erscheinen. Bei der Dirschauer Weichselbrücke
sind z.B. 3 Ctr. Eisen erforderlich, um 1 Ctr. Nutzlast zu tragen, bei der
Britanniabrücke, welche eine größere Spannweite hat, ist dieses Verhältniß noch
ungünstiger, und würde bei der oben angeführten Kuilenburger Brücke sich dahin
ändern, daß 4 Ctr. Eisen erforderlich wären, um 1 Ctr. Nutzlast zu tragen. Der zum
Theil unbefriedigende Ausfall großer Brücken-Constructionen ist vielfach in
dem gewählten System gesucht worden, und hieraus mag es auch zu erklären seyn, daß
bei allen großen Brückenbauten das System des vorhergegangenen Baues ähnlicher Größe
verlassen wurde. Man glaubte im Systeme Verbesserungen anbringen zu müssen, und
übersah hierbei, daß die Quelle aller Schwierigkeiten bei solchen Constructionen nur
in dem bis jetzt verwendeten Material liegt. Wohl durch ähnliche Gründe veranlaßt,
faßten die holländischen Ingenieure für Herstellung der großen Ueberbrückungen auch
die Verwendung des Gußstahls ins Auge, und um sicher zu
gehen und bestimmte Anhaltspunkte zur Beurtheilung zu gewinnen, wurden,
gewissermaßen als Versuch im Großen, drei Brücken für Straßenverkehr in Gußstahl
ausgeführt. Die größte ist schief mit 37 Meter Spannweite und 4 Meter Breite, die
kleineren sind gerade mit 30 Meter Spannweite bei 4 Meter Breite. Eine der letzteren
steht in der Nähe von Maestricht. Ende Februar nun sind diese Brücken verschiedenen
Belastungsproben unterworfen worden, und dem Vernehmen nach haben sich dieselben
vollkommen bewährt. (Aus dem „Berggeist,“ 1864, Nr. 31.)
Ueber eine neue Garn-Trockenmaschine; von Prof. C. H.
Schmidt in Stuttgart.
Zum Trocknen der naß gesponnenen Flachs- und Werggarne bedient man sich jetzt
in mehreren Etablissements mit großem Vortheil der Cylinder-Trockenmaschine.
Dieselbe ist in der Hauptsache ganz so construirt, wie die Maschinen, welche man
seit langer Zeit in den Appreturanstalten zum Trocknen der Webstoffe anwendet. Sie
besteht aus 12–15 Stück mit Dampf geheizter Kupferblechcylinder von circa 1 1/2 Fuß Durchmesser und 5–6 Fuß Breite,
welche in einem eisernen Gestelle gelagert sind. Am hinteren Ende der Maschine
befindet sich noch ein Auflegetisch und am vorderen Ende noch ein Paar leicht
belasteter Abzugswalzen. Die geweiften nassen Garnsträhne werden auf dem am hinteren
Ende angebrachten Tische durch bronzene Stäbe mit einander verbunden und so in
Gestalt eines aus einzelnen biegsamen Gliedern bestehenden Bandes über die
Trockencylinder nach den Abzugswalzen geführt. Die genannten Bronzestäbe haben 1/2
Zoll Stärke, 1 Fuß Länge, und kommen in zwei verschiedenen Formen vor. Der eine Stab
hat rechtwinkelig umgebogene zu Haken geformte Enden, während die Enden des zweiten
zugehörenden Stabes so weit abgeschwächt sind, daß sie sich mit Leichtigkeit in die
Haken des ersten Stabes einlegen lassen. Der eine Stab wird in die bereits auf der
Maschine befindlichen Garnsträhne eingeführt, um den anderen werden die der Maschine
zuzuführenden Strähne gelegt, beide Stäbe werden in einander gehakt und auf diese
Weise die einzelnen Strähne mit einander verbunden. Ist diese Verbindung über die
ganze Breite der Maschine hergestellt, also 6–8 Paar Stäbe eingelegt, so
werden die Cylinder in langsame Bewegung gesetzt und darin so lange erhalten, bis
die hinteren Enden der zuletzt eingeführten Strähne in eine zu weiterer Anstückelung
geeignete Lage auf dem Tische kommen. Dann wird die Maschine angehalten, die
Anstückelung am hinteren Ende wiederholt und gleichzeitig am vorderen Ende die
Abnahme der getrockneten Strähne durch Auslösung der Stäbe ausgeführt.
Die Maschine erfordert zwei Arbeiter zur Bedienung und trocknet täglich 10–12
Centner Garn. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1864, Nr. 16.)
Ueber sogenannte „Silberseife,“ ein neues
Material zum Putzen angelaufener oder schmutzig gewordener Silbersachen; von Dr.
Sauerwein.
Bekanntlich bedient man sich meistens der geschlämmten Kreide zum Putzen von
angelaufenen Silbersachen; ist aber ihre Oberfläche fettig, so muß das Fett zuvor
durch Auskochen in verdünnter Lauge oder Seifenlösung entfernt werden. Ein beide
Zwecke vereinigendes Mittel liegt mir aus der Mustersammlung des Gewerbevereins vor,
welches unter der Bezeichnung „Robinson's
indexical Silver-soap“ in etwa 125
Gramme schweren Stücken von England aus bezogen ist. Der Preis dieser Stücke ist mir
nicht bekannt; nach Versuchen jedoch, die sowohl von den HHrn. Bernstorff und Eichwede wie von mir angestellt
worden sind, entspricht dieß Material dem angeführten Zwecke vollkommen, indem
angelaufenes Silber sehr rasch seinen früheren Glanz erhält, wenn man mit einer
steifen befeuchteten Bürste etwas von der Seife nimmt und dann damit auf dem zu
putzenden Gegenstande hin und her reibt. Ich theile hier die Zusammensetzung der
Seife mit, damit Jeder, der sich dafür interessirt, den mir unbekannten Preis beim
Kauf nach dem wirklichen Werthe selbst beurtheilen und eventuell in Stand gesetzt
seyn möge, sich das Material selbst zu bereiten. Es enthielt die Seife, abgesehen
von geringen Mengen Kieselerde und Eisenoxyd, welche als Verunreinigung der
angewandten Kreide angesehen werden müssen, im Wesentlichen
2,8 Proc.
Wasser,
21,2 „
Seife,
76 „
Kreide (geschlämmt).
Es werden also 24 Thle. Seife und 76 Thle. geschlämmte Kreide angewendet seyn.
(Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1864, Nr. 1 und 2.)
Verfahren um Metallgegenstände auf galvanischem Wege mit
Messing zu überziehen.
Mit Hülfe einer galvanischen Batterie kann man nach der „Fürther
Gewerbezeitung“ Metallgegenstände auf folgende Weise mit Messing
überziehen: Man löst 1 Th. Kupfervitriol in 4 Th. heißem Wasser, 8 Th. Zinkvitriol
in 16 Th. Wasser, 18 Th. Cyankalium in 36 Th. Wasser, mischt diese Lösungen
zusammen, setzt, um den entstehenden Niederschlag aufzulösen, Cyankalium hinzu und
verdünnt dann die ganze Mischung mit 250 Th. Wasser. Durch Zerlegung dieser
Flüssigkeiten mittelst zweier Bunsen'schen Elemente mit
starker Salpetersäure und verdünter Schwefelsäure (1 Th. Säure und 10 Th. Wasser)
läßt sich ein Messingüberzug auf Kupfer, Zinn, Zink und Britanniametall, schwierig
jedoch auf Eisen erzielen. Zu dem Ende muß der betreffende Gegenstand mittelst eines
Kupferdrahtes mit dem negativen Element – bei der Kohlenzinkbatterie der
Kohle, bei der Zusammenstellung von Kupfer und Zink (der Daniell'schen Batterie), dem Kupfer – verbunden werden, während man
das positive Element oder das Zink mit einer Messingplatte in Verbindung bringt. Die
Zersetzungsflüssigkeit muß bis zum Sieden erhitzt werden und soll der Niederschlag
erfolgen, so muß man an der negativen – der Kupfer- oder
Kohlen- – Seite unter Aufbrausen Wasserstoff entwickeln. Sind alle
Umstände berücksichtigt, so erfolgt der Messingüberzug schon nach einigen Minuten.
– Ein anderes Verfahren besteht darin, daß man 1 Th. Cyankalium und 1 Th.
kohlensaures Ammoniak in 10 Th. Wasser auflöst und dann 1/8 Cyankupfer und 1/16
Cyanzink zusetzt. Diese beiden Verbindungen werden erhalten, wenn man
Kupfervitriol- und Zinkvitriollösung (beide jedoch rein) mittelst Cyankalium,
unter Vermeidung eines Ueberschusses des letzteren, niederschlägt, den Niederschlag
gut auswäscht und trocknet. Die auf obige Weise erhaltene Flüssigkeit wird auf
52° R. erwärmt und eine große Messingplatte nebst einer starken Batterie
angewendet. Soll die Menge des Kupfers im Niederschlag vermehrt werden, derselbe
sonach eine röthere Farbe, ähnlich dem Semilor, annehmen, so muß man die Temperatur
der Flüssigkeit erhöhen oder noch etwas Cyankalium zusetzen. Zur Steigerung des
Zinkgehaltes hingegen erniedrigt man die Temperatur oder vermehrt den Zusatz von
kohlensaurem Ammoniak.
Ueber die Wirkung des Grünspans auf die mit der Anfertigung
desselben beschäftigten Arbeiter; von Pécholier
und Saintpierre.
Folgendes sind die Schlüsse, zu welchen wir in Folge einer ausgedehnten Arbeit über
die Gesundheit der bei der Fabrication des Grünspans (basisch-essigsauren
Kupferoxyds) beschäftigten Arbeiter unter Anstellung zahlreicher Versuche mit den
verschiedensten Thieren gelangt sind.
1) Der Grünspan ist bei einigermaßen beträchtlicher Dosis ein starkes Gift, bei
kleineren Dosen aber auch in längerem Gebrauche unschädlich.
2) An Hühnern, welche fast nur mit Traubentrebern gefüttert worden waren, die zur
Grünspanfabrication gedient hatten und wägbare Mengen dieses Salzes enthielten,
haben sich nur treffliche Wirkungen dieser Nahrung gezeigt. Die rasche Mästung hat
sich auf diesem Wege in großem Maaßstabe bewährt.
3) Die allgemeine Beobachtung spricht für die vollkommene Gesundheit der mit der
Grünspanfabrication beschäftigten Arbeiter, welche stets mit dieser Kupferverbindung
in Berührung sind. Dennoch läßt sich das Kupfer im Urine derselben nachweisen.
Kupferkolik haben wir niemals beobachtet.
4) Es läßt sich sogar das Nichtvorkommen der Bleichsucht bei allen Arbeiterinnen
nachweisen, bei welchen diese Krankheit nach Alter und sonstigen Bedingungen sonst
leicht auftritt.
5) Dagegen wirkt der Grünspan als feines Pulver äußerlich nachtheilig: die
Schleimhäute der Augen und der Athmungswerkzeuge werden durch die Berührung damit
gereizt und es entstehen dadurch leichte Affection der Augen, Husten u.s.w., welche
zwar meist günstig verlaufen, bei besonders disponirten Personen aber doch zu
chronischen Krankheiten der Athmungsorgane, Asthma u. dgl. führen können.
6) Es sind demnach die Frauen, welche zu den genannten Leiden hinneigen, aus den
Grünspanfabriken fern zu halten und vielleicht bleichsüchtige Mädchen nach denselben
hinzuleiten.
7) Eine Luftfiltration durch ein Taschentuch oder dgl. würde sich zum Schütze gegen
die äußere Wirkung des Grünspanstaubes empfehlen.
8) Vom Gesichtspunkt der öffentlichen Gesundheitspflege ist die Grünspanfabrication
ohne allen Nachtheil. (Comptes rendus, t. LVIII p. 57.)
Photographien auf Elfenbein für Miniaturmaler.
Hr. John Lawrence theilt im Philadelphia Photographer das nachstehende Verfahren mit, Bilder auf
Elfenbein zu copiren, die dem Miniaturmaler als Unterlage von großem Nutzen
sind.
Die fertiggeschliffene Elfenbeinplatte wird in eine Auflösung von oxalsaurem
Eisenoxydammon gelegt. Man bezeichnet die unten liegende Seite an einer Ecke mit dem
Bleistift, damit die entgegengesetzte Seite belichtet wird. In dem Bade bleibt das
Elfenbein zwei bis drei Tage liegen. Nach dem Trocknen belichtet man in der Sonne
dreiviertel bis eine Stunde. Das Hervorrufen geschieht, indem man die Platte in eine
Lösung von Oxalsäure und rothem Blutlaugensalz taucht. Wenn das Bild gänzlich
gekommen ist, spült man es einige Minuten mit reinem Wasser ab. Nach dem Trocknen
kann der Ueberschuß von oxalsaurem Eisenammon mit einem steifen Pinsel abgewischt
werden. Ist das Bild zu blau geworden, so taucht man es in eine sehr schwache
Cyankaliumlösung und spült, wenn es hinreichend hell geworden ist, mit Wasser ab.
(Photographisches Archiv, Mai 1864, S. 230.)
Glasdächer wasserdicht zu machen.
Wenn Glasdächer mit eisernem Rahmenwerke versehen sind, wie dieß neuerdings vielfach
beliebt wird, so ist es sehr schwierig oder wohl gar unmöglich, dieselben auf gewöhnlichem Wege
wasserdicht herzustellen, weil beide Materialien sich beim Temperaturwechsel sehr
verschieden ausdehnen. Folgendes Verfahren hat sich in allen Fällen seiner Anwendung
als zuverlässig erwiesen und kann daher empfohlen werden. Man schmelze 1 Theil Talg
und 2 Theile Harz und tauche schmale Streifen von Leinwand oder Kattun in die Masse.
Hierauf bedecke man die mit Glaserkitt bereits ausgestrichenen Fugen der Rahmen mit
diesen Streifen, so daß 1/2 oder 1/4 Zoll der Breite derselben unter die Ränder der
Glastafeln zu liegen kommt, und drücke die Tafeln ein, so lange die Fettmasse der
Streifen noch flüssig ist. Dieselbe Mischung erweist sich, in ähnlicher Weise
angewendet, sehr zweckmäßig zum Abdichten gesprungener Wasserleitungsröhren.
(Deutsche Industriezeitung.)
Ueber das Verfahren, Papierbrei aus Holz auf chemischem Wege
darzustellen.
Im polytechn. Journal Bd. CLXIV S. 464 wurde
eine Notiz über das Verfahren von Barne und Blondel in Nantes, Papierbrei durch Behandlung des Holzes
mit Salpetersäure darzustellen, mitgetheilt. Im Laboratorium der kgl. Centralstelle
für Gewerbe und Handel zu Stuttgart wurden in dieser Richtung Versuche angestellt,
welche folgendes Resultat ergaben:
„Es ist richtig, daß das Holz sich in Papierbrei verwandeln läßt, wenn man
es in feiner Vertheilung, in Form von Hobelspänen, längere Zeit in der
Salpetersäure liegen läßt. Wenn dasselbe aber auch nur eine Linie stark ist, wird kein gleichmäßiges Product erhalten. Dann
muß ferner die Salpetersäure sehr stark seyn, zum mindesten ein specifisches
Gewicht von 1,40 haben; eine schwächere Säure wirkt nicht genügend, selbst nicht
beim Kochen. Ein Pfund dieser starken Säure wird aber jedenfalls nicht unter 20
kr. herzustellen seyn.
Beim Herausnehmen der Späne bleibt ein großer Theil der Säure in denselben zurück
und wird durch Eintragen in Sodalösung in salpetersaures Natron verwandelt, das
man auskrystallisiren und daraus mit Schwefelsäure wieder Salpetersäure
abdestilliren könnte – Operationen, die jedoch mit so viel Aufwand von
Brennmaterial, Soda und Schwefelsäure verbunden sind, daß eine neue Portion
Säure jedenfalls nicht theurer zu stehen kommt.
Beim Eintauchen der mit Säure durchdrängten Späne in die Sodalösung werden durch
die jetzt erfolgende Gasentwickelung die einzelnen Fasern so von einander
gerissen, daß man sie von der Flüssigkeit durch Abfiltriren trennen muß, was
wegen der schlammigen Beschaffenheit äußerst langsam vor sich geht und für einen
großen Betrieb kaum ausführbar seyn wird.
Der Papierbrei, wie er aus der Sodalösung kommt, zeigt eine tiefbraune Färbung
und bedarf zum Bleichen eine größere Menge Chlorkalk, als die sonst gewöhnlichen
Rohmaterialien.
Auch ist noch in Anschlag zu bringen, daß die ganze Operation eine sehr ungesunde
ist, weil man nur sehr concentrirte Säure in Anwendung bringen kann, und weil
aus dieser fortwährend starksaure Dämpfe in großer Menge fortgehen, die für die
Athmungsorgane sehr gefährlich sind. Die Behandlung des Holzes mit der Säure
könnte aber nur in weiten offenen Gefäßen vorgenommen werden.“
(Württembergisches Gewerbeblatt, 1864, Nr. 11.)
Ein neues künstliches Schmalz.
Dasselbe soll alle nur möglichen Vorzüge besitzen, nämlich billig, wohlschmeckend,
haltbar und so fett seyn, daß 1 Pfund desselben 2 Pfund Butter ersetze. Der
Magistrat von Frankfurt a. d. O. hat es probat gefunden und deßhalb die Vorschrift
dazu angekauft. Um dieses Schmalz darzustellen, soll man 1 Pfund frischen
Hammelstalg mit 9 Unzen Milch schmelzen, und dann, so lange das Gemisch noch warm
ist, mittelst eines seinen Siebes abgießen, hierauf unter beständigem Rühren 5/4
Pfd. gutes Mohnöl zumischen und dieses Gemenge mit 4 Loth Brodrinde, 1 Loth Beifußkraut und zwei
zerschnittenen Zwiebeln in der Pfanne erhitzen und durchseihen. Es ist eine völlig
geruch- und geschmacklose reine Fettmasse, die bei sehr großer Ersparniß in
allen Fällen, beim Backen und Kochen, die Butter vollständig ersetzt. Dabei werden
die Speisen fetter und wohlschmeckender, das Gebäck lockerer, schöner von Ansehen
und besser von Geschmack. (Kurze Berichte über die neuesten Erfindungen, 1864, S.
13.)
Bereitung des Schweizer Kirschwassers.
Wer jemals in der Schweiz gereist ist, wird sich erinnern, daß auf anstrengenden
Gebirgswanderungen die Flasche mit Kirschwasser nicht fehlen darf, um damit das
Wasser der Gebirgsbäche zum unschädlichen Trunk zu mischen. Das feine Aroma, das an
den Geruch des Bittermandelöls erinnert, die vollständige Farblosigkeit und die
Abwesenheit alles Fuselöls unterscheiden das Kirschwasser von unseren sogenannten
Kirschliqueuren und anderen Herzstärkungen.
Dieses Kirschwasser wird aus den in großer Menge in der Schweiz und im Schwarzwalde
wachsenden kleinen schwarzen Waldkirschen gewonnen, die sich durch einen sehr großen
Reichthum an Zucker auszeichnen. Die völlig reifen Kirschen werden in großen Mörsern
zerstoßen. Will man dem Kirschengeist ein starkes Aroma geben, so muß man auch die Kerne mit zerkleinern, in deren Samen etwas
Amygdalin wie in den bitteren Mandeln enthalten ist, der Stoff, der eben durch seine
Zersetzung das Bittermandelöl liefert. Gewöhnlich wird nur 1/3 der Kirschen mit den
Kernen zerkleinert. Man läßt dann die zerkleinerte Masse in einem bedeckten Gefäße
3–4 Wochen lang gähren, indem man dabei des Tags 2–3 Mal umrührt, um
das Entweichen der Kohlensäure zu befördern, die sonst die festen Bestandtheile
heraustreiben würde. Nachdem die Gährung beendigt ist, was man am Ruhigwerden der
Masse bemerkt, bringt man die Masse in eine geräumige Destillirbase, auf die man den
Helm erst aufsetzt, nachdem die Masse zum Kochen gekommen ist und kein Uebersteigen
mehr zu befürchten ist. Der übergehende verdünnte Spiritus muß durch Rectification
verstärkt werden, falls man, wie es gewöhnlich geschieht, nur eine einfache Blase
anwendet, und gewinnt dann durch längeres Lagern erst seine höchste
Vollkommenheit.
In ganz ähnlicher Weise wird der Heidelbeergeist durch Gährung und Destillation
gewonnen. Derselbe hat fast noch ein feineres Aroma und ließe sich auch in Schlesien
wahrscheinlich mit Vortheil darstellen, zumal man aus der rückständigen Schlempe den
zum Färben von Rothwein angewendeten Farbstoff wohl noch gewinnen könnte. In Ungarn,
Slavonien etc. wird in ähnlicher Art die sogenannte Sliwowitza aus Pflaumen
dargestellt. In Bayern findet man häufig die Ebereschen oder Bogelbeeren auf einen
sehr wohlschmeckenden Branntwein verarbeitet.
Alle diese Fruchtbranntweine zeichnen sich wegen der langsamen Gährung ohne Hefe
durch ein fast völliges Freiseyn von dem widerlichen Fuselgeschmacke aus. Dr. H. Schwarz. (Breslauer
Gewerbeblatt, 1864, Nr. 8.)
Ueber eine neue Methode, Hefe Jahre lang aufzubewahren, ohne
daß sie ihre Wirksamkeit verliert; von Prof. Artus.
In größeren wie in kleineren Orten macht sich oft das Bedürfniß geltend, ein Mittel
zu besitzen, Hefe so vorzubereiten, daß sie für solche Zeiten aufbewahrt werden
kann, wo Hefe schwer zu beschaffen ist; es ist dieß nicht allein von dem Bäcker,
sondern auch von dem Privatmann anzunehmen; in dieser Beziehung sind auch schon
mannichsache Anfragen an das chemisch-technische Bureau des Verf. gelangt,
diesen Gegenstand auf dem Wege des Experiments zu erforschen, und nach einer Reihe
angestellter Untersuchungen gelang es demselben endlich ein Verfahren aufzufinden,
um obigem Zwecke vollkommen zu entsprechen. Das Verfahren selbst, welches zu einem
sehr günstigen
Resultate führte, wornach der Verf. heute noch – nach 1 1/2. Jahren –
eine Hefe besitzt, die allen Bedingungen einer guten Hefe entspricht, besteht im
Folgenden: Man nehme eine beliebige Quantität Bierhefe, übergieße dieselbe mit
Wasser, schüttle gehörig und lasse die Masse so lange stehen, bis die Hefe sich
abgesetzt hat und die oben stehende Flüssigkeit gehörig geklärt erscheint, worauf
das überstehende Wasser abgegossen und der rückständigen Hefe so viel Zucker
zugesetzt wird, bis die Masse eine dicke Syrups-Consistenz angenommen hat,
worauf sie in einem verschlossenen Glase an einem kühlen Orte unbeschadet ihrer Güte
Jahre lang aufbewahrt werden kann. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung.)
Ueber Milchproduction, von Dr. A.
Voelcker.
Der Verf. macht über Milchproduction in dem „Bath
and West of England Society's Journal“ folgende auf Versuche
gestützte Angaben:
1) Die meiste Milch wurde producirt bei einem Futter von 5 1/2 Pfund Rapskuchen, 36
Pfund Mangold und 25 Pfd. Haferstroh per Tag und
Haupt.
2) Eine Vermehrung der Rapskuchen auf 9–10 Pfd. verminderte bei den besseren
Kühen die Milchproduction ansehnlich.
3) In der sechsten Versuchsreihe erhielten die Kühe per
Haupt 6 Pfd. Bierbrauermalz (nicht Träber) weniger, als in der fünften; dadurch
wurde die Milchproduction um 0,72 Liter per Haupt
vermindert. Es scheint daraus hervorzugehen, daß 1 Pfd. Malz 1/4 Pfd. Milch
producirt.
4) In der ersten und dritten Versuchsreihe wurde fast gleich viel Milch producirt; in
beiden Fällen wurde die gleiche Menge Runkelrüben und Haferstroh gefüttert, dagegen
in der ersten 18 Pfd. Bierbrauermalz, welche in der dritten durch 4 1/2 Pfd.
Rapskuchen ersetzt wurden. Demnach war 1 Pfund Rapskuchen äquivalent 4 Pfd. Malz in
Rücksicht auf Milchproduction.
5) Rapskuchen gab fettere Milch, als Malz; aber die Butter von letzterer Milch war
wohlschmeckender.
6) Die Veränderungen der täglichen Futterration hatten auf die Milchproduction
weniger Einfluß bei geringeren Kühen, als bei den besseren. Während letztere je nach
dem Futter mehr oder weniger Milch gaben, blieb die Milchmenge bei ersteren fast
constant.
7) Vom 1. März bis zum 5. April nahmen die vier besseren Kühe um 100 Pfd. an
Lebendgewicht zu und gaben 1558,9 Liter Milch; die vier geringeren Kühe nahmen in
derselben Zeit um 304 Pfd. an Lebendgewicht zu und gaben 1032,7 Liter Milch. In den
36 Tagen producirten demnach die besseren Kühe 526,2 Liter Milch mehr, aber 204 Pfd.
Lebendgewicht weniger; 2 1/2 Liter Milch wurden demnach ersetzt durch 1 Pfd.
Fleisch.
Allgemein kann man annehmen, daß kleinere Racen und auch kleinere Individuen der
größeren Racen bei gleichem Futter die bessere Milch produciren. (Wochenblatt zu den preußischen
Annalen der Landwirthschaft, 1864, Nr. 11.)