Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. , S. 313
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Miscellen. Miscellen. Dampfkessel aus gewelltem Bleche. Eine nicht unwichtige Verbesserung im Dampfkesselbau verdanken wir R. Montgommery iniu New-York. Es ist dieß die Construction der Kessel aus gewelltem (mit zwei glatten Rändern versehenen) Blechen, statt aus glattem Bleche. Die Vortheile dieser Methode liegen auf der Hand. Das gewellte Blech hat eine weit größere Steifigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen den Dampfdruck, als das glatte Blech; ein Kessel von gegebener Festigkeit kann also aus schwächerem Blech gearbeitet werden. Auf gleiche Dimensionen bietet gewelltes Blech eine größere feuerberührte Fläche dar, als glattes; es ist daher bei gleicher Heizfläche eine geringere Größe erforderlich. Der Kessel wird also leichter und kleiner, daher auch billiger und besser transportabel werden, als die glatten Kessel. Da endlich gewelltes Blech eine größere Expansionsfähigkeit als glattes besitzt, so wird der Kesselstein durch die Ausdehnung und Zusammenziehung abgesprengt und soll sich auf diese Weise täglich leicht herausspülen lassen.In einer früheren Mittheilung über Montgommery's Kessel (polytechn. Journal Bd. CXXXI S. 396) wird noch hervorgehoben, daß dieselben weit mehr gegen Explosionen sichern, da bei dem Auswalzen des Eisenblechs zur gewellten Oberfläche alle Schiefern und Blasen desselben ans Licht treten, während diese Fehler des Eisens bei dem gewöhnlichen Blechwalzproceß versteckt werden.A. d. Red. J. Pintus. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1864, Nr. 19.) Die Stahlbereitung nach Bessemer's Verfahren in Frankreich. Die besten, bisher publicirten Zeichnungen über den Bessemerapparat finden sich in Armengaud's Publication industrielle, t. XIV, livr. 7, 8. Außer zu Sheffield scheint das Verfahren im größten Maaßstabe in St. Seurin-sur-Isle ausgeführt zu werden, und zwar können an letzterem Orte 5 bis 6000 Kilogramme Gußeisen in Stahl verwandelt werden in einem Apparat von 1,8 Metern innerer Weite, 2,4 Metern äüßerem Durchmesser und 3,7 Metern Höhe. Sieben verticale Düsen enthalten jede zwölf einzelne Röhren von 1 Centimeter Durchmesser. Das näher angegebene Verfahren weicht von dem durch Tunner (im polytechn. Journal Bd. CLXIX S. 31) beschriebenen Sheffielder nur wenig ab. Es wird aber Näheres über die Windzuführung in nachstehender Weise mitgetheilt: Der eine der beiden Zapfen, an welchen die Retorte aufgehängt ist, ist hohl und der innere Raum desselben steht mit dem Windleitungsrohr in Verbindung, welches an der Retorte hinab bis zum Windkasten läuft. Auf der anderen Seite schließt der Zapfen an ein in dem Lagerstuhle befindliches Rohr an, welches mit der Gebläsemaschine in Verbindung steht, aber von dieser durch ein Schieberventil abgesperrt wird. Da der Wind nur einzuströmen braucht, wenn die Retorte mit dem Hals nach oben gerichtet ist, so kann er durch die Drehung selbst regulirt werden. Zu diesem Zwecke trägt das äußere Ende der Ventilstange eine Kugel, deren Gewicht sie für gewöhnlich niederhält und mithin die Windleitung verschließt; die Stange ist aber zugleich mit einem Hebel verbunden, welcher gehoben wird, wenn ein um den Lagerzapfen gelegter excentrischer Kamm unter ihn greift. Da der Mittelpunkt des Umfanges dieses Kammes gerade über der Mittellinie des Zapfens liegt, wenn der Boden der Retorte die tiefste Lage einnimmt, so ist in dieser Lage das Ventil am weitesten geöffnet. Bei einer Drehung der Retorte schließt es sich allmählich und ist, wenn sie eine Viertelumdrehung gemacht hat, völlig geschlossen. Die Umdrehung des Apparates erfolgt an dem zweiten massiven Lagerzapfen, welcher durch eine starke Muffe mit einer kurzen Welle verkuppelt ist, die seine Umdrehung bewirkt, indem ein auf ihr befestigtes Zahnrad durch eine horizontale Zahnstange hin und her bewegt wird. Diese sitzt mit ihrer Verlängerung an dem Kolben einer hydraulischen Presse und wird von rechts nach links oder umgekehrt bewegt, je nachdem von der einen oderanderen Seite Wasser in den Cylinder der letzteren hinein gepumpt wird. (Berggeist.) Bessemer's neuester Apparat. Man wendet für große Chargen ein festes Gefäß in Gestalt eines verticalen Cylinders an, welcher einen flachen Boden hat und eine gewölbte Decke, und in eine geneigte Oeffnung endigt. Unter dem Cylinder ist ein ein wenig ausgehöhlter Recipient gebildet mit geneigtem Boden, welcher in einen Stich endigt. Der Boden des Cylinders besteht aus einem eisernen Gerippe mit zahlreichen conischen Löchern, in welche Düsen eingepaßt sind. Diese erhalten Spitzen von feuerfestem Thon, und die Zwischenräume zwischen denselben werden mit gemahlenem Ganister ausgefüllt und zwar in gleichem Niveau mit den Düsenspitzen. In den Recipienten unter den Düsen wird Gebläseluft eingeleitet. Der Stich ist während der Operation geschlossen, bevor man die Luft einläßt; die ganze Charge flüssigen Eisens fließt durch eine seitliche Oeffnung in den Cylinder, welche dann mit Lehm verstopft wird und man läßt Wind zutretenzutreteu welcher den Recipienten füllt und aufwärts durchs Metall strömt. Der Oxydationsproceß beginnt jetzt und kann sofort durch Abschluß des Windventils beendigt werden; man öffnet den Stich des Recipienten, wenn das Metall plötzlich durch die Düsenöffnungen in denselben gelangt. Der zweite Theil der Erfindung betrifft den Bessemerapparat mit beweglichem Boden; die Auskleidung der ersteren wird während der Wegnahme des letzteren durch einen Eisenring unterstützt, der an einem um den unteren Theil des Gefäßes gelegten Eisenring angenietet ist. Der Düsenkasten ist an dem beweglichen Boden befestigt und mit drei Rädern versehen, auf welchen man ihn von dem Hauptapparate entfernen kann, während man ihn durch einen Kasten ähnlicher Construction ersetzt. (Aus dem Mining and smelting Magazine, t. IV p. 234, durch die berg- und hüttenmännische Zeitung.) Braunstein-Vorkommen in der Umgebung von Gießen, nach O. Hahn. Die Hauptmasse des Mangans findet sich dem Dolomit direct aufgelagert und bildet muldenförmige Lager von öfters beträchtlicher Mächtigkeit (30–36 Fuß). Pyrolusit ist vorwaltend; er findet sich häufig in Stücken von 1 bis mehrere Fuß Durchmesser, welche in einer weichen, zerdrückbaren Masse (Manganmulm) liegen. Auch tritt derselbe in Pseudomorphosen nach Manganit, Kalkspath und Bitterspath auf. Als Verunreinigungen sind hauptsächlich Thon und Schwerspath zu bezeichnen. Wad kommt stellenweise auf kleinen Nestern vor und Psilomelan auf dem Dolomit in Absonderungen von oft mehreren Centnern. Ueber den Ablagerungen der Manganerze finden sich immer Stücke von Roth- und Brauneisenstein mit starkem Mangangehalt. (Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. XV S. 249.) Zusammensetzung von Guignet's Grün. Eine Probe von Guignet's Grün (aus der chemischen Fabrik von Kestner in Thann) bestand im getrockneten Zustande in 100 Theilen (nach einer Untersuchung von Shipton) aus: I. II. Im Mittel. Chromoxyd 76,39 76,56 76,47 Borsäure 11,89 12,30 12,10 Wasser 11,72 11,14 11,43 –––––––––––––––––––––––––– 100,00 100,00   100,00 Diese Zahlen führen zu der Formel BO³, 3Cr²O³ + 4HO, welche erfordert: Chromoxyd 76,25 Borsäure 11,71 Wasser 12,04 –––––– 100,00 In deutschen Mustern von Chromgrün fand Shipton chromsauren Baryt und einer Probe allein gegen 24 Proc. Barium. (Rud. Wagner's Jahresbericht der Technologie für 1863, S. 374.) Grundiranstrich auf Zink. Man beklagt sich allgemein, sagt O. Mothes in seinem illustrirten Baulexikon (Leipzig, O. Spamer), daß auf dem Zink kein Oelanstrich haften wolle; dieß rühre hauptsächlich daher, daß man zum ersten Anstriche gewöhnlich ein Eisen- oder Bleioxyd genommen habe, welches zu dem Oel weniger Verwandtschaft hat als das Zink, so daß in Kurzem das Zink die Oel- und Harztheile an sich zieht und das Bleioxyd etc. ohne Bindemittel bleibt und abbröckelt. Mothes wurde dadurch veranlaßt, Zinkweiß mit Oel angerieben zum Grundiren des Zinkes zu verwenden, was sich nun seit mehreren Jahren unter den verschiedensten Verhältnissen gut bewährt hat, namentlich wenn man den ersten Anstrich nicht ganz trocknen läßt, ehe man den zweiten aufbringt, und dann nach etwaigem Auftragen eines farbigen Anstriches keinen Ueberzug mit Lack, sondern mit gutem Doppelfirniß gibt. Dieser glänzt fast ebenso stark wie Lack, ist elastisch und gibt der Ausdehnung und Zusammenziehung nach, welche das Zink bei Temperaturänderungen erleidet. Ueber die Darstellung und Behandlung des salpetersauren Silberoxyds in der Photographie. Hierüber hielt Hr. Dr. Weber zu Berlin einen Vortrag in der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monat Februar d. J. Es ist eine Meinungsverschiedenheit darüber, ob geschmolzenes oder krystallisirtes salpetersaures Silber zu verwenden sey; in England und Frankreich werde krystallisirtes, bei uns geschmolzenes in Anwendung gebracht. Es herrscht die Meinung, daß durch das Schmelzen des krystallisirten salpetersauren Silbers die etwa noch mechanisch eingeschlossene Säure entweiche. Versuche haben aber ergeben, daß durch das Schmelzen des salpetersauren Silbers eine Zersetzung derart vor sich gehe, daß das geschmolzene Product häufig salpetrigsaures Silber enthalte, welches dadurch auf die zu erzeugenden Bilder schädlich einwirke, daß es eine Ausscheidung von Jod veranlaßt. Der Vortragende wies dieß durch einen Versuch nach, indem er chemisch reines krystallisirtes salpetersaures Silberoxyd in einem Porzellantiegel schmolz und in der Auflösung des auf eine Porzellanplatte ausgegossenen Höllensteins die Anwesenheit der salpetrigen Säure zur Anschauung brachte. Es sey daher jedenfalls die Anwendung des krystallisirten Salzes zu empfehlen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1864 S. 26.) Neues Reagens auf Chlor für den industriellen Gebrauch von A. Genlis. Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts wendet man bekanntlich das Chlor in vielen Zweigen der Industrie als Bleichmittel an; dabei ist aber ein Uebelstand das Anhaften von überschüssigem Chlor an den gebleichten Waaren, welches auf diese allmählich zerstörend einwirkt. Man suchte sich dagegen durch verschiedene Mittel zu schützen, und unter diesen Schutzmitteln, den Antichloren, nimmt das unterschwefligsaure Natron unstreitig den ersten Rang ein. Bei dessen Anwendung macht es aber Schwierigkeiten, genau den Moment zu erkennen, wo sämmtliches Chlor neutralisirt ist, so daß man stets der Gefahr ausgesetzt ist, zu viel oder zu wenig anzuwenden. Ein sehr wirksames Reagens auf Chlor, mittelst dessen sich leicht erkennen läßt, ob genug Antichlor zugesetzt ist, ist allerdings eine Mischung von Jodkalium und Stärkekleister, diese hält sich aber namentlich im Sommer nur sehr kurze Zeit lang brauchbar, so daß die Bleicher und Papierfabrikanten es sich bei Bedarf selbst herstellen müßten und daher wegen ihrer häufigen Ungeübtheit in den einfachsten chemischen Operationen lieber gar kein Antichlor verwenden. Bekanntlich besitzt nun aber Chlorzink in hohem Grade die Eigenschaft, die Gährung zu verhindern, und wie Béchamp gezeigt hat, auch die Stärke aufzulösen, ohne daß die letztere in der Fähigkeit beeinträchtigt würde, durch Jod blau gefärbt zu werden. Mit Benutzung dieser Eigenschaften kann man ein Reagens herstellen, das sich lange unverändert erhält und ebenso empfindlich ist als das bisher gebräuchliche. Genlis setzt ein neues Reagens aus 5 Grm. Stärke, 20 Grm. Chlorzink und 100 Grm. Wasser zusammen, kocht diese Substanzen eine Stunde lang in einem Glaskolben und fügt nach dem Erkalten 2 Grm. Jodzink zu, welches letztere in so viel Wasser gelöst ist, daß man 1 Liter Flüssigkeit erhält. Das Jodzink wird durch directe Einwirkung von Jod auf metallisches Zink erhalten. Das neue Reagens wird gerade so angewendet wie das gewöhnliche und gibt noch eine deutliche Reaction bei einem Gehalt von 1/10,000000 Chlor. Zu berücksichtigen ist noch, daß der gebleichte Stoff selbst nach Anwendung des Antichlors mit dem Reagens zu prüfen ist, nicht aber bloß das Wasser, mit dem er gewaschen worden ist, da er noch eine bedeutende Menge Chlor enthalten kann, ohne daß das Waschwasser eine Spur davon zeigt. (Deutsche Industriezeitung.) Ueber die Gewinnung von Salmiak aus dem Ammoniakwasser der Gasanstalten. Die größte Menge des Salmiaks wird jetzt sowohl in England wie auf dem Continent aus dem Ammoniakwasser der Gasanstalten dargestellt. Dieses Ammoniakwasser, ein sonst ganz werthloses Nebenproduct, bildet sich bei der Gasbereitung in außerordentlich großen Massen, die, wenn sie sämmtlich verarbeitet würden, mehr als den ganzen Bedarf an Ammoniaksalzen decken dürften. So wird in einer Londoner Gasfabrik, welche jährlich 51100 Tonnen Steinkohlen consumirt, 2,248,000 Pfd. Gaswasser gewonnen; da aber in London allein jährlich 840,000 Tonnen Steinkohlen zur Gasfabrication verbraucht werden, so erzeugen die Gaswerke Londons allein gegen 37 Millionen Pfd. Gaswasser. Man kann dieses Gaswasser nun auf verschiedene Weise auf Salmiak verarbeiten. Das schönste Product und gleich fast chemisch reinreiu erhält man, wenn man das Wasser zunächst der Destillation unterwirft und das dabei sich entwickelnde Ammoniakgas in Salzsäure leitet. Man erhitzt zu dem Zweck die Flüssigkeit unter Zusatz von gebranntem Kalk in einem geräumigen Dampfkessel zum Sieden, leitet die Dämpfe durch ein in kaltem Wasser liegendes Schlangenrohr, um den größten Theil des Wassers zu condensiren, und läßt das Destillat in einen mit Salzsäure gefüllten Behälter fließen. Dieser Behälter ist ein mit starkem Blei ausgeschlagener hölzerner Kasten, welcher durch einen Deckel verschlossen wird; aus diesem leitet ein Abzugsrohr die nicht verdichteten Gase, Schwefelwasserstoff u.s.w., unter die Feuerung des Kessels, um sie hier zu verbrennen und dann in den Schornstein zu führen. Das Ende des Schlangenrohrs taucht in die Säure, so daß alles Ammoniak welches in dem Kühlrohr nur zum Theil verdichtet wird, von dieser gebunden werden muß. Nachdem etwa der zehnte Theil der Flüssigkeit im Kessel verdampft ist, ist alles Ammoniak derselben ausgetrieben, was man daran erkennt, daß ein durch Säure schwach geröthetes Lackmuspapier, welches in den aus einem Probehahn strömenden Dampf gehalten wird, nicht mehr oder doch nur ganz schwach blau gefärbt wird. Man läßt dann diesen Probehahn geöffnet und entleert den Kessel, wobei die Luft durch den Probehahn eindringt und so ein Zurücksteigen der Salmiaklösung verhindert. Das Ammoniakgas läßt man so lange in die Säure einströmen, bis diese gerade neutralisirt ist, worauf man die Salzlösung abzieht und die Vorlage mit frischer Säure beschickt. Die Salmiaklösung ist meistens so concentrirt, daß sie nur noch wenig verdampft zu werden braucht, um die zur Krystallisation erforderliche Stärke zu erreichen. Läßt man sie darauf erkalten, so erhält man sofort eine schöne Krystallisation von fast ganz weißer Farbe und völlig frei von theerartigen Stoffen. Zweckmäßiger kann man die Destillation noch einrichten, wenn man zwei Kessel so durch Röhren und Wechselhähne mit einander verbindet, daß man die Dämpfe aus dem einen Nessel in den anderen leiten kann. Es wird dann zunächst der erste Kessel durch directes Feuer geheizt, die latente Wärme des Dampfes bringt die Flüssigkeit im zweiten Kessel zum Sieden und verflüchtigt den größten Theil des Ammoniaks, so daß mit dem aus dem zweiten Kessel entweichenden Dampfe das Ammoniak beider Flüssigkeiten in die Säure getrieben wird. Sobald der erste Kessel erschöpft ist, läßt man seinen Inhalt ausfließen, füllt ihn von neuem und bringt dann Feuer unter den zweiten Kessel, um den Dampf von diesem in den ersten Kessel und das Ammoniak von hier in die Säure treten zu lassen, und sofort bis auch der zweite Kessel erschöpft ist, worauf dieser wieder frisch gefüllt wird. Man erreicht dabei eine große Ersparniß an Brennmaterial, indem man fast mit derselben Menge von Feuerung, welche zur Destillation der Flüssigkeit in einem Kessel erforderlich war, die doppelte Menge von Ammoniak gewinnen kann, und hat noch den Vortheil, daß mit dem Ammoniakgase weit weniger Wasserdämpfe übergehen, wodurch man also eine weit concentrirtere Salmiaklösung erhält. (Muspratt's Chemie in Anwendung auf Künste und Gewerbe, von Dr. F. Stohmann, 2. Aufl. Bd. I S. 540.) Die neuen Patronen von Doremur; von Prof. Dr. Rud. Wagner. Doremur stellt seit einiger Zeit in den Vereinigten Staaten Patronen nach einem eigenthümlichen Verfahren dar, welches darin besteht, auf der Kugel das Pulver stark zu comprimiren, so daß es fest wird. Es läßt sich dem Pulver auf diese Weise jede beliebige Form geben. Diese Cylinder von comprimirtem Pulver bedürfen keiner Hülle als Schutz gegen die Feuchtigkeit; sie lassen sich leichter transportiren, weil sie weniger Platz beanspruchen als das gewöhnliche gekörnte Pulver, und sind auch keinem so großen Verlust unterworfen, wie letzteres auf dem Transport. Dornbach überzieht diese Patronen mit einer Collodiumschicht; diese Hülle schützt vor Feuchtigkeit, ist selbst entzündlich und macht folglich das Abbeißen oder das Zerreißen der Patrone beim Laden des Gewehres oder des Geschützes entbehrlich. Eine in ökonomischer Hinsicht wichtige Folge dieser condensirten Patronen wird seyn die Möglichkeit der Anwendung anderer Nitrate als des Kalisalpeters zur Pulverfabrication. Craig schlägt deßhalb zur Anfertigung von obigen Patronen die Anwendung von Kalk- und Magnesiasalpeter vor. Diese Nitrate sind weit billiger zu beschaffen als der Kalisalpeter, können aber in Folge ihres hygroskopischen Verhaltens nicht zur Fabrication des gekörnten Pulvers Anwendung finden, weil die Körner durch das Feuchtwerden ihre Leichtentzündlichkeit verlieren würden. Ueberzieht man die Patronen aber mit einer wasserdichten Schicht, so kann man in einem trockenen Klima und namentlich während der Winterkälte mit den zerfließlichen Nitraten ohne Umstände und Schwierigkeiten arbeiten. Es sey hierbei bemerkt, daß man neuerdings in England Sprengpulver mittelst Natronsalpeter darstellt; um nun die Hygroskopicität dieser Salze unschädlich zu machen, setzt man ein indifferentes Salz zu, welches begierig Wasser aufnimmt, ohne jedoch die atmosphärische Feuchtigkeit aufzunehmen. Ein solches Salz ist wasserfreies schwefelsaures Natron, von welchem man 10 bis 18 Proc. zum Pulver setzt. In dem Grade als der Natronsalpeter Feuchtigkeit aufnimmt, nimmt das Sulfat das Wasser auf und verwandelt sich in wasserhaltiges Sulfat. Letzteres ist aber ein sich trocken anfühlendes Salz. Das Pulver wird daher nicht feucht und behält seine Entzündlichkeit bei.Man s. das Patent von Roberts und Dale im polytechn. Journal Bd. CLXVI S. 313. Neues Extractionsverfahren für Zucker. Herr Dr. Alexander Rabe veröffentlicht im Hamburger Gewerbeblatt, 1864 S. 1, eine neue Methode der Zuckerextraction aus getrockneten Rübenschnitten; er schlägt nämlich vor, den Zucker durch Glycerin oder Oelsüß auszuziehen und behauptet einmal, daß der Zucker sehr rein dadurch ausgezogen werde, dann aber, daß sich das Glycerin vom Zucker leicht durch Abblasen mittelst eines Dampfstromes entfernen lasse. Hr. Rabe führt an, daß sich das Glycerin beim Verseifungsproceß nicht mit den Alkalien verbinde. Soviel uns bekannt, ist in der Unterlauge beim Seifensieden das Kochsalz und andere alkalische Salze in Glycerin gelöst, und scheiden sich die gedachten Salze erst dann ab, wenn durch Verdampfen das Wasser soweit entzogen ist, daß die Salze nicht mehr gelöst bleiben können. Es haben uns im Gegentheile Versuche bewiesen, daß sich das Glycerin sehr leicht und in jedem Verhältnisse mit der Melasse mischt, während es den Zucker nur langsam auflöst. Beim Extrahiren von getrockneten Rübenschnitten mit Glycerin werden daher sicher alle Salze der Rübe mit dem Zucker zugleich ausgezogen. Das Abdestilliren des Glycerins von der Zuckerlösung mittelst Dampf geht nur bei einer höheren Temperatur vor sich, bei welcher der krystallisirte Zucker jedenfalls Schaden leiden wird. Es scheint uns hiernach wieder eine von den Erfindungen auf dem Papier vorzuliegen, welche von den Collegen von der Feder leider ohne jede Kritik reproducirt werden. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 10.) Verfahren, Ochsengalle farblos zu machen, nebst verschiedenen Anwendungen derselben. Einem halben Maaß Galle füge man, nachdem sie gekocht und abgeschäumt worden, 1 Unze gepulverten Alaun zu und lasse die Mischung über dem Feuer, bis der Alaun aufgelöst ist. Ist sie kalt geworden, so gieße man sie in eine Flasche und korke diese leise zu. Dann behandle man eine andere gleiche Quantität Galle auf ganz dieselbe Weise, wobei man aber Kochsalz anstatt Alaun anwendet. In ungefähr 3 Monaten werden diese Präparate einen dicken Niederschlag absetzen. Dann decantire man den flüssigen Theil von jeder und mische sie. Es bildet sich augenblicklich ein Niederschlag, welcher den färbenden Bestandtheil mit nieder nimmt; die obenauf schwimmende Flüssigkeit kann man dann filtriren, und sie ist nun durchsichtig und farblos wie Wasser. Geklärte Ochsengalle verbindet sich gern mit färbenden Stoffen oder Pigmenten und gibt ihnen Festigkeit, indem sie sich mit ihnen mischt, oder indem man sie über dieselben, wenn sie auf Papier aufgetragen sind, streicht. So vermehrt sie den Glanz und die Dauer des Ultramarins, des Carmins, des Gummigutt und im allgemeinen aller zarten Farben, und trägt dazu bei, daß sie sich gleichmäßiger auf Papier, Elfenbein etc. auftragen lassen. Wenn man sie mit arabischem Gummi vermischt, so verdickt sie die Farben ohne zu bewirken, daß sie glänzen, und bewahrt das Gummi vor dem Rissigwerden. Auch werden die Farben so fest, daß man wieder darüber malen kann. Mit Lampenruß und Gummi bildet Galle eine der chinesischen Tusche ähnliche Substanz. Ueberzieht man eine Bleistift- oder Kreidezeichnung mit Galle, so können die Linien nicht mehr verwischt werden, und sie lassen sich gut mit Farben, welche mit Galle angerieben worden, coloriren. Zur Miniaturmalerei sind diese Farben vorzüglich brauchbar, zweifelsohne auch zum Ausmalen der Panotypen, wenn man Staubfarben dazu nicht nehmen will, da diese so sehr leicht sich verwischen. Wenn man Ochsengalle auf Elfenbein aufträgt, so wird dadurch die ölige Substanz von seiner Oberfläche entfernt und sie läßt sich dann mit obigen Farben leicht behandeln. Sie dient auch zum Coloriren von Transparents, indem man sie erst über das geölte, mit Wachs überzogene oder gefirnißte Papier streicht und dann trocknen läßt. Die mit Galle gemischten und aufgetragenen Farben können dann durch ein Mittel wieder entfernt werden. Für den Photographen ist sie nützlich, um den Himmel von Wachspapiernegativs zu dunkeln, denn wenn man sie der chinesischen Tusche zusetzt, bewirkt sie, daß diese leichter über die fettige Oberfläche des Wachses fließt. Man wendet ferner Ochsengalle an, um Fett- und Oelflecken zu entfernen. (Dr. Schnauß' photographisches Lexikon, 1864 S. 167.) Ueber die Untersuchung des Schweinefleisches auf Trichinen. In diesem Betreff sprach Hr. Dr. Ziureck zu Berlin in der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monat Januar d. J. Bei den 80–100,000 Schweinen, welche jährlich in Berlin geschlachtet werden, sey es der Sanitätspolizei nicht möglich, eine durchgreifende Untersuchung vorzunehmen; es müsse den einzelnen Schlächtern überlassen werden, sich von der Gesundheit ihrer geschlachteten Thiere selbst Ueberzeugung zu verschaffen. Gelegenheit hierzu biete ein von dem Vortragenden in Gemeinschaft mit Hrn. Wappenhans construirter Apparat, bestehend in einem Mikroskope und einem Schneide-Instrumente zur Herstellung der nöthigen feinen Fleischabschnitte. Der ganze Apparat kostet 35 Thlr. Der Vortragende experimentirte mit einem solchen Apparate und zeigte in einem aus Hettstädt bezogenen Stückchen Fleisch die Anwesenheit der Trichinen und deren Zellen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1864 S. 25.) Conservirung des Leders, welches bei den Kolben der Saugsätze zu Stulpen angewandt wird. Um das Leder, welches bei den Kolben der gewöhnlichen Saugsätze zu Stulpen oder Liederungsriemen angewandt wird, dauerhafter zu machen, ist nach auf Oberharzer Gruben abgeführten Versuchen das Tränken desselben mit gewöhnlichem Holztheer zu empfehlen. Die fertig hergestellten Stulpe oder Liederungsriemen werden zu dem Ende mehrere Tage lang in einem mäßig geheizten Raume allmählich getrocknet und dann auf folgende Weise getränkt. Man erwärmt den Theer in einem eisernen Gefäße, bis er so dünnflüssig als Wasser und so heiß wird, daß man einen Finger, ohne ihn zu verbrennen, noch in denselben eintauchen kann. In diese dünnflüssige, warme Masse werden die Riemen so lange eingehängt, bis keine Luftblasen mehr entweichen und das Leder auf frischen Schnittflächen schwarz, also vom Theer völlig durchdrungen erscheint. Darauf hängt man die Riemen an einer passenden, mäßig warmen Stelle auf, bis der an den Außenflächen noch haftende Theer abgelaufen oder vom Leder aufgesogen ist, und die Riemen überhaupt trocken geworden sind. Ist dann der Theer in das Leder vollständig eingezogen, so daß die Riemen, bei durchaus deutlich erkennbarer Textur des Leders, äußerlich schwarz gefärbt und matt erscheinen, so können sie dem Gebrauche in der gewöhnlichen Weise übergeben werden. Nach den abgeführten Versuchen schwankt der Verbrauch des Theers zum Tränken eines etwa 1 1/2 Pfund schweren Riemens von 4 Zoll Breite für einen 12 Zoll weiten Kunstsatz je nach der mehr oder weniger festeren Beschaffenheit des Leders zwischen 1 1/2 und 3 Nlth., und die getheerten Riemen oder Stulpe haben unter denselben Umständen und bei gleicher Wirksamkeit um den vierten bis sechsten Theil der Zeit länger gehalten, als ungetheerte. Da nun der Preis des Theers (etwa 1 Sgr. pro Zollpfund) sehr niedrig ist, im Vergleiche zu dem des Leders (bis zu 20 Sgr. pro Zollpfund), so kann mit Einführung dieses Verfahrens bei solchen Werken, wo ein größerer Lederverbrauch zur Wasserhaltung stattfindet, eine erhebliche Ersparung an Leder und somit ein namhafter Geldgewinn erzielt werden. O. D. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1864, Nr. 20.) Einschmiermittel für Leder. Beim Einschmieren des Leders mit Oel bezwecken wir nicht bloß, das Leder geschmeidig, sondern auch wasserdicht zu machen. Häufig verwendet man Thran hiezu, allein man erreicht mit keinem Fett den Zweck so schlecht, als mit ihm. Denn wenn auch kein flüssiges Fett sich besonders eignet, andauernd wasserdicht zu machen, so kommt dem Thran doch noch die besonders nachtheilige Eigenschaft zu, daß er allgemach trocken wird und dann das Leder erst recht brüchig macht. Sehr vorzüglich eignet sich dagegen zu beiden Zwecken das Schweineschmalz. Das Leder wird hierdurch eben so wohl geschmeidig erhalten, als wasserdicht gemacht. Vorzüglich geeignet ist es zum Einschmieren der Schuhe und Stiefel, nur empfiehlt es sich, bei Verwendung in heißer Sommerszeit ein Achtel Talg darunter zu schmelzen. Es wird im geschmolzenen Zustande aufgetragen, doch darf die Hitze nur etwa so stark seyn, daß man noch den Finger darin leiden kann. Anzurathen ist, daß man das erstemal das Fußzeug durch Einstellen in Wasser weich, also das Leder aufschwellen macht, damit sich die Poren gehörig öffnen und das Schmalz aufnehmen können. In diesem Falle kann dann auch das Schmalz etwas heißer aufgetragen werden. Das Ueberstreichen mit dem flüssigen Schmalz muß drei- bis viermal wiederholt werden, bei dem Sohlleder noch öfter. Schließlich wischt man dann das außerhalb gebliebene Schmalz mit einem Lappen ab. Man erhält so wasserdichtes Fußzeug, ohne das bei flüssigen Schmiermitteln so unangenehme Durchschlagen und Einfetten der Strümpfe befürchten zu müssen. Auch für Wichsstiefel empfiehlt sich das zeitweilige Einschmieren mit Schweineschmalz, indem es dem Brechen des Leders vorbeugt, und hat man nicht zu stark eingeschmiert, so tritt das Leder nach dem Schmieren wieder blank hervor. (Der Land- und Forstwirth.)