Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. , S. 395
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Miscellen. Miscellen. Telegraphische Verbindung zwischen Amerika und China. Es ist bekannt, daß Rußland eine Telegraphenlinie durch Sibirien in Angriff genommen hat, welche St. Petersburg mit China, Japan und den anderen am stillen Ocean belegenen Ländern verbinden wird. Abgesehen von den Vortheilen, welche diese Linie dem Handel Sibiriens gewährt, wird durch sie auch der Herstellung einer telegraphischen Verbindung zwischen Europa und Amerika entgegen gearbeitet, was im jetzigen Augenblick, nachdem die erneuten Versuche einen transatlantischen Kabel zu legen, wieder gescheitert sind, von der größten Wichtigkeit ist. Die Regierung zu Washington wird Rußland bei Herstellung eines Kabels im stillen Ocean unterstützen, und sind die Vorarbeiten (Sondirungen) bereits in Angriff genommen. Auch die Ausführung einer telegraphischen Verbindung von Victoria auf Vancouvers Eiland, woselbst die russische Linie endigen würde, quer durch Nordamerika ist bereits beschlossen. Diese wichtige Linie wird bei der Hauptstation der (Telegraphen-) Compagnie der Hudson Bai beginnen, im Westen des Felsengebirges die Städte Olimpia, Stella, Coorn und Seattle berühren und bei Victoria endigen. Die Versenkung eines unterirdischen Kabels in der Meerenge von Fuca, welche nur 9 (franz.) Seemeilen (16,6 Kilom.) Breite hat, kann wesentliche Schwierigkeiten nicht haben und wird somit die Verbindung der amerikanischen mit der sibirischen Linie als gesichert angesehen werden können. Auch St. Francisco wird (indirect) von dieser Verbindung Europa's mit Amerika Vortheil haben, weil eine Linie New-York-St. Francisco bereits im Bau begriffen ist. (Nouvelles Anales de la construction, October 1863.) Zahl der Locomotiven in England. Die Zahl der Locomotiven in England betrug Ende 1860 : 5801 Stück, 1861 : 6166, 1862 : 6398. Bei einer durchschnittlichen Dauer einer Locomotive von 20 Jahren braucht man jährlich 500 neue Maschinen zum Ersatz der abgenutzten, bloß um den Bestand der jetzt vorhandenen aufrecht zu erhalten. Hierzu kommen noch die alljährlich mehr zu beschaffenden und die nach dem Ausland gesendeten. Der Preis einer Locomotive in England beträgt 8000 bis 9000 Thlr., was also jährlich über 4 Millionen Thaler ausmacht. Man rechnet 12,000 bis 13,000 Locomotivführer und Heizer, so daß circa 60,000 Menschen allein von der Leitung dieser Leviathans leben. Erfahrungen über die Wirkung des Seifenschiefers gegen die Kesselsteinbildung; von C. Spiske, k. k. Bergverwalter zu Fohnsdorf. Die in den Hangendschieferschichten des Fohnsdorfer Braunkohlenflötzes vorkommende Walkererde (Seifenschiefer, Bergseife) bewährt sich in den Dampfkesseln der hierortigen Schachtanlagen als ein vortreffliches Mittel gegen die Kesselsteinbildung.Man s. die frühere bezügliche Mittheilung im polytechn. Journal Bd. CLXX S. 233. Die erste Wahrnehmung dieser vorzüglichen Eigenschaft des Seifenschiefers wurde in den Dampfkesseln der Lorenzschacht-Anlage gemacht. Mit der Abteufung des betreffenden Schachtes wurde der Seifenschiefer durchfahren, welcher von den Schacht-Traufwässern aufgelöst in den Schachtsumpf gelangt. Die auf diese Weise mit Seifenschiefer geschwängerten Schachtwässer werden nach der Zutagehebung zur Füllung der Dampfkessel benützt, und es wurde nach dreimonatlichem Gebrauche derselben die erfreuliche Wahrnehmung gemacht, daß an den Kesselwänden zwar ein weißer, mittelst Abkehren leicht entfernbarer Schlamm, aber kein Kesselstein sich angesetzt hat und die Kesselwände vollkommen unversehrt geblieben waren. Dieser Schlamm ist nichts anderes als Seifenschiefer und verhindert die Bildung des Kesselsteines auf mechanischem Wege dadurch, daß er den Contact der in den Wässern enthaltenen schädlichen Bestandtheile mit den Eisenblechflächen des Dampfkessels abhält. Nachdem auf diese Weise die Dampfkessel des Lorenzschachtes im besten Zustande erhalten und die Auslagen auf das Putzen derselben ganz erspart werden, wurden Versuche mit dem Seifenschiefer in den Dampfkesseln des Josephschachtes angestellt, welche letzteren in Folge der unreinen Speisewässer ungemein litten. Die aus dem Josephschacht gehobenen Wässer sind nämlich frei vom Seifenschiefer; die darin enthaltenen schädlichen Bestandtheile überzogen die Kesselwände – waren als Kesselstein in dieselben verwachsen, und war letzterer nur äußerst mühsam und nicht ohne Nachtheil für die Kessel selbst abzuhämmern. Den Speisewässern wurde nun Seifenschiefer beigegeben, und zwar anfänglich in Pulverform mittelst Einlegen in den Sieder vor dem Anlassen der Kessel. Jene Flächen, welche mit dem Seifenschiefer in Berührung kamen, blieben zwar frei von der Kesselsteinbildung, aber die vom Kessel abzweigenden Röhren verlegten sich mit dem Schlamme. Es ergab sich in Folge dessen die Nothwendigkeit, das zum Speisen der Kessel erforderliche Grubenwasser vor dessen Anwendung zu Präpariren, d. i. ihm den Seifenschiefer im aufgelösten Zustande beizubringen. Es wurde zu diesem Behufe in das Speisewasser-Bassin ein mit geschlitzten Wänden versehener, hölzerner Cylinder von 4' Höhe und 32'' Zoll Durchmesser eingebaut und die in demselben drehbare Spindel am unteren Theile mit Flügeln versehen. Vor dem jeweiligen Speisen der Kessel wird in den Cylinder so viel Seifenschiefer eingebracht, daß die Spindel leicht gedreht werden kann, und so lange mit der Nachfüllung fortgesetzt, bis das benöthigte Speisewasser eine weißliche Farbe angenommen hat, ein Zeichen, daß dasselbe genügend mit Seifenschiefer geschwängert ist. Die Wirkungen des auf diese Weise zugerichteten Speisewassers sind gleich jenen, welche in den Lorenzschacht-Dampfkesseln stattfinden; es zeigen sich die bei den letzteren beschriebenen Erscheinungen, und man hat an Ort und Stelle ein leicht gewinnbares Mittel gegen den Kesselstein gefunden, welches alle anderen bisher angepriesenen Lithophagone hierorts überflüssig macht. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1864, Nr. 14.) Neue Sauerstoffgasbereitung. Vor Kurzem beschrieb J. Robbins vor der Londoner pharmaceutischen Gesellschaft sein neues einfaches Verfahren der Sauerstoffgasdarstellung. Er wendet ein Gemenge von doppelt-chromsaurem Kali und Baryumsuperoxyd an, auf das er in einer Glasstasche allmählich verdünnte Schwefelsäure zugießt. Dadurch wird die Chromsäure frei gemacht und auf Kosten des Baryumsuperoxyds Wasserstoffsuperoxyd gebildet. Diese beiden Körper zersetzen sich nun gegenseitig bei gewöhnlicher Temperatur unter Sauerstoffgasentwickelung zu Wasser und Chromoxyd. (Deutsche Industriezeitung, 1864 S. 178.) Ueber Infusorienerde und deren Verwendung zu Wasserglas; von Dr. Sauerwein. Schon seit längerer Zeit ist das Infusorienlager zu Oberohe bei Uelzen bekannt und in wissenschaftlicher Hinsicht, weniger in technischer, ausgebeutet. Zu diesem Lager ist im verflossenen Jahre ein neu entdecktes hinzugekommen, welches bei Hützel im Amte Soltau, ebenfalls in unserer Lüneburger Heide belegen, aufgefunden ist. Der Verfasser hatte Gelegenheit, zwei Proben dieser Erde, welche aus verschiedenen Schichten stammten, zu untersuchen; die eine davon war ausgezeichnet schön weiß, während die andere schmutzig-hellgrau war. Die Untersuchung ergab die folgenden Bestandtheile: Weiß: Grau: Wasser   6,75 Proc.   7,90 Proc. organische Substanz   2,31   „   3,89   „ Eisenoxyd   1,48   „   1,82   „ Thonerde   1,64   „   3,53   „ kohlensaurer Kalk   1,31   „   1,50   „ Kieselerde 86,44   „ 80,92   „ ––––––––––––––––––––––– 99,93 Proc. 99,56 Proc. Die Zusammensetzung der ersten stimmt einigermaßen mit der früher von Professor Wicke für die Oberoher gefundenen überein, welche nach dem genannten Beobachter die folgende war: Wasser     8,431 Proc. organische Substanz     2,279   „ Kieselerde   87,859   „ kohlensaurer Kalk     0,750   „ Eisenoxyd     0,731   „ Thonerde     0,132   „ –––––––––––– 100,182 Proc. Vielfach hat man sich bemüht, die Infusorienerde zu technischen Zwecken zu verwenden; ihre große Lockerheit ist jedoch für manche Zwecke sehr hinderlich. So würde sie gewiß ihrer geringen Löslichkeit wegen, zumal im geglühten Zustande, sehr gut statt der sogenannten Annaline in der Papierfabrication zu verwenden seyn. Dem steht aber die voluminöse Beschaffenheit sehr im Wege, indem das Gewicht des Papiers dadurch nur wenig erhöht wird. Ein unübertreffliches Material ist die Erde jedoch zur Herstellung von Wasserglas, insofern sich dieselbe mit großer Leichtigkeit in Aetzlauge löst; v. Liebig hat bereits vor mehreren Jahren darauf zuerst hingewiesen und ein Verfahren angegeben, welches im polytechn. Journal Bd. CXLIII S. 210 mitgetheilt ist. Dieses Verfahren diente auch dem Verfasser bei einigen Versuchen, aus der angeführten Infusorienerde flüssiges Wasserglas herzustellen, zur Richtschnur. Es handelte sich darum, ein flüssiges Wasserglas von der Beschaffenheit des in der Fabrik von Kuhlmann in Lille hergestellten anzufertigen; das Wasserglas wird in dieser Fabrik auf die Weise dargestellt, daß man glühend gemachten, in Wasser abgeschreckten und alsdann gepulverten Feuerstein in einem eisernen Kessel unter einem Druck von 7–8 Atmosphären in starker Natronlauge löst. Eine Probe von flüssigem Wasserglas aus der genannten Fabrik besaß ein spec. Gewicht = 1,415 und enthielt 23 Proc. Kieselerde und 13,5 Proc. Natron, in Summe 36,5 Proc. feste Bestandtheile. Das Verhältniß der Säure zur Basis ist daher sehr nahezu das gleicher Aequivalente, die Kieselsäure = SiO³ gesetzt; ein wenig vorherrschend ist die Kieselsäure. Ein solches Wasserglas nun aus der Infusorienerde herzustellen, ist mit großer Leichtigkeit zu erreichen, indem man eine Aetzlauge von bekanntem Gehalt an Natron mit der erforderlichen und leicht zu berechnenden Menge der Infusorienerde zusammenbringt. Am besten verwendet man dieselbe im geglühten Zustande, in welchem Falle die organischen Substanzen, welche sonst leicht eine nachtheilige Einwirkung in Bezug auf die Färbung der Lösung veranlassen, unschädlich gemacht sind. Da dadurch auch das Wasser entfernt ist, so hat man es alsdann mit einer nur noch wenige Procente fremder Substanzen enthaltenden Kieselerde zu thun, so daß nur eine unbedeutende Mehrnahme an Infusorienerde für die berechnete Menge Kieselerde zu nehmen ist. Beispielsweise wären auf 105 Theile geglühter Infusorienerde = 100 Kieselerde zu nehmen 300 Thle. einer Natronlauge von 1,327 spec. Gew. Ich habe diese genommen, da eine conentrirtere Lauge ein zu geringes Volumen dem Volumen der erforderlichen Erde gegenüber hat und deßhalb doch verdünnt werden muß. Im Uebrigen wird jeder Sachverständige sehr leicht im gegebenen Falle das nöthige Verhältniß berechnen können. Die geglühte und am besten (nach Liebig's Angabe) durchgesiebte Infusorienerde wird nach und nach in die siedende Lauge eingetragen, bis sie gelöst ist. Vollkommen löst sie sich nicht auf, indem Thonerde, Eisenoxyd und Kalk zurückbleiben. Die auch mit Sorgfalt abgegossene Lösung ist jedoch immer noch durch sehr fein suspendirte Theile getrübt, welche sich ebenfalls am besten nach v. Liebig's an oben angeführtem Orte mitgetheilten Verfahren entfernen lassen, nämlich durch Anwendung von Kalkwasser, welches zu etwa 4/5 vom Gewicht der angewandten Infusorienerde genommen wird. Es wird dasselbe kalt mit der vom unlöslichen Rückstande abgegossenen Wasserglaslösung gemischt und langsam zum Sieden erhitzt Es scheidet sich beim Sieden ein flockiger Niederschlag ab, der leicht von der alsdann völlig klaren Lösung zu trennen ist, das Letzte erforderlichen Falles durch Abseihen. Die Wirkung des Kalkwassers ist am besten zu vergleichen mit der des Eiweißes, womit man häufig trübe organische Flüssigkeiten, Pflanzensäfte u.s.w. klärt. Die so erhaltene verdünnte Lösung ist alsdann durch Eindampfen zu concentriren, wobei das specifische Gewicht als Anhaltspunkt zu benutzen ist. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1864, Nr. 1 u. 2.) Nachträgliches über Asphaltlack; von Dr. E. Jacobsen. Bezüglich der von mir gegebenen Vorschrift zur Anfertigung von Asphaltlack (polytechn. Journal Bd. CLXIX S. 80), möchte ich noch bemerken, daß jetzt Benzole in den Handel kommen, die durchaus verschieden sich zum Steinkohlenasphalt verhalten, so daß man nicht mit jedem beliebigen Benzol (oder was unter diesem Namen verkauft wird) den Lack so erhält, wie er seyn soll. Wirkliches Benzol, respective die homologen höheren Verbindungen desselben, lösen Asphalt völlig, Schieferkohlenbenzole (nicht unschwer durch den Geruch von jenem zu unterscheiden, alle mit niedrigerem Siedepunkt und einer anderen homologen Reihe angehörig) lösen Asphalt nur zum geringsten Theil, selbst in der Wärme nicht viel mehr. Der Asphalt quillt in ihnen gewissermaßen nur auf und wird schwammig. Asphalt ist daher auch ein ganz gutes im Augenblick anzuwendendes Unterscheidungsmittel beider Benzole. Gepulvert, im Reagensglase mit wirklichem Benzol übergossen, färbt er letzteres augenblicklich braun; Schieferkohlenbenzol dagegen wird nur schwach gelb gefärbt, auch selbst nach dem Aufwallen nicht mehr. Setzt man zu der Lösung von Asphalt in Normal-Benzol, Schieferkohlenbenzol in großer Menge, so scheidet sich der Asphalt schwammig aus; man erhält eine schwarze, pappige Masse (wie Stärkekleister), die nicht mehr mit dem schönen Glanz auftrocknet (wenn viel Schieferkohlenbenzol vorhanden) wie sonst der Lack. Verdünnt man den Asphaltlack mit viel gutem Benzol, so erhält man eine Anstrichfarbe, die Holz palisanderartig (wenn rother Grund vorhanden war) färbt und vielleicht auch als Maserirfarbe benutzt werden kann. Der dicke Asphaltlack behält auf Holz jahrelang den schönsten Glanz; Möbel, die viel gebraucht werden z.B. Stühle, müssen wo möglich zuerst einen Anstrich von schwarzer Oelfarbe erhalten; auch kann man dem ersten Anstriche etwas Ricinusöl, Leinölfirniß oder Kautschuklösung zusetzen, damit er recht festhaftet und alle Sprödigkeit verliert, und den Glanz nachher mit einem zweiten Anstriche des gewöhnlichen Asphaltlacks geben. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1864, Nr. 11.) Prüfung fetter Oele nach Hauchecorne. Nach Hauchecorne soll man die verschiedenen fetten Oele durch die Färbung unterscheiden können, welche sie mit starker farbloser Salpetersäure annehmen. Man theilt einen Glascylinder in 25 Theile, füllt das zu prüfende, noch nicht raffinirte Oel bis zum 24sten Theilstrich ein, gibt dann 1 Volumen Salpetersäure zu und schüttelt. Olivenöl gibt dabei eine grüne Färbung, die bei den besseren Sorten hellgrün, bei den schlechteren Sorten dunkel grasgrün ist. Nach 24 Stunden erfolgt die Klärung des Oels durch Absetzen der gefärbten Theile. – Mohnöl wird fleischroth, klärt sich nicht, die Salpetersäure bleibt farblos. – Sesamöl wird lebhaft roth, auch die Säure ebenso gefärbt; nach 24 Stunden erstarrt das Oel. – Erdnußöl wird gelb, während die Säure farblos bleibt; das Oel verdickt sich allmählich und geht in Braun über. – Bucheckeröl wird grasgrün, dann ziegelroth, die Säure farblos. – Leinöl wird grasgrün, dann dunkelbraun, die Säure goldgelb. – Klauen-Oel wird hellgrau, ins Grünliche ziehend, die Säure farblos; das Oel klärt sich nach zwei Stunden. – Stockfischleberthran, frischer, wird lebhaft rosenroth, mit einem Stich ins Violette gefärbt, geht später in Citronengelb über; die Säure farblos, während der Thran aus den Lebern anderer Fische von der Gattung Raja später weinhefenfarben erscheint. Diese violette Reaction schreibt sich von der Beimischung der Choleinsäure, Gallensäure aus den Lebern her. Bei Thran aus gefaulten Lebern soll sich auch die Säure färben. Alle diese Färbungen stammen ausschließlich von den fremden Beimischungen schleimiger Art her, welche durch die Operationen des Raffinirens entfernt werden. Raffinirte Oele können daher nicht so erkannt werden. Ebenso erscheint es unmöglich, in Gemischen verschiedener Oele die einzelnen Bestandtheile herauszuerkennen. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 11.) Unterscheidung des ätherischen Bittermandelöls vom Nitrobenzol (Mirbane-Oel) und ErkennungErkennuug einer Beimengung des letzteren zum Bittermandelöl; von Dr. Dragendorff. Bringt man in reines farbloses Bittermandelöl Natrium, so umkleidet sich unter Begleitung schwacher Gasentwickelung das letztere mit einer weißen, flockigen Masse; bei vorhandenem Alkohol wird die Gasentwickelung schneller und stärker eintreten, immer aber werden die Flocken bei gutem Bittermandelöl völlig weiß ausfallen. Behandelt man gutes alkoholfreies Nitrobenzol mit Natrium auf dieselbe Weise, so tritt langsame Gasentwickelung ein, ohne daß die Flüssigkeit auffallend dunkler würde und ohne daß Flocken entständen. Ein nur mit wenig Weingeist verfälschtes Nitrobenzol entwickelt mit Natrium sehr schnell Gasblasen, färbt sich schon im Verlauf der ersten Minute dunkelbraun bis schwarz und wird dickflüssiger. Auch hier ist eine 10 Proc. betragende Verfälschung mit Alkohol vollkommen sicher nachweisbar. Hat man Bittermandelöl, welches mit 10 bis 20 Proc. Nitrobenzol verfälscht ist, so wird, wenn man etwa 10 bis 15 Tropfen desselben mit 4 bis 5 Tropfen Weingeist versetzt und nun Natrium hinzufügt, dasselbe nicht mehr mit weißen, sondern mit um so mehr gelben bis braunen Flocken umlagert werden, je mehr Nitrobenzol zugesetzt worden. Die Reaction tritt augenblicklich ein. Bei einem Gehalt von 30 bis 50 Proc. Nitrobenzol ist nach 1 Minute die ganze Flüssigkeit dunkelbraun und dickflüssig geworden. (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland, 1863 S. 232.) Erkennung einer Verfälschung der Cacaobutter mit Rindstalg, nach Dr. G. A. Björklund. Da in neuerer Zeit die Cacaobutter in sehr großen Mengen fabrikmäßig bereitet wird und Gegenstand vielfacher Speculation geworden ist, so darf es nicht Wunder nehmen, daß man im Handel oft ein Präparat antrifft, welches mit Wachs, anderen billigen Oelen, Stearin und Rindstalg verfälscht ist, von denen namentlich letztere Verfälschung sich nicht gut durch die bekannte Methode mittelst Kalkwasser erkennen läßt. Letzteres veranlaßte den Verf., nach einer anderen Prüfungsweise auf genannte Verfälschung zu suchen und namentlich die ätherischen Lösungen von reiner und verfälschter Cacaobutter hinsichtlich ihres Verhaltens bei verschiedener Temperatur zu prüfen. Die hierauf basirte Methode, welche sich ihm zu seinem Zweck als brauchbar erwies, schließt sich an die in neuerer Zeit von Horsley mitgetheilte Untersuchungsart der Butter auf andere beigemengte Fette an. Dieselbe besteht in Folgendem: Man nimmt 1 Thl. von der zu untersuchenden Cacaobutter (ungefähr 50 Gran), schüttet sie in einen Probircylinder, übergießt sie mit 2 Thln. Aether (also 100 Gran), verschließt den Probecylinder mit einem Kork und befördert die Lösung durch Umschütteln bei 18° C. Ist Wachs beigemischt, so wird die Lösung trübe und verändert sich nicht durch Erwärmen. Bleibt sie klar, so setzt man den Cylinder mit der ätherischen Lösung, nachdem sie wieder bis auf 18° C. abgekühlt ist, in Wasser von 0°, und bestimmt genau, wie viel Minuten vergehen, bis sie anfängt milchig zu werden oder weiße Flocken abzusetzen. Vergehen weniger als 10 Minuten, so war die Cacaobutter nicht rein. Ebenso beachtet man die Temperatur, bei welcher die Lösung wieder klar wird. Die Versuche des Verfassers gaben folgende Resultate: Die Mischung wurde bei Proc. Minuten Grad C.   5 Rindstalg trübe nach 8 und schmolz oder wurde klar bei 22 10 „    7   „   „  25 15 „    5   „   „  27 1/2 20 „    4   „   „  28 1/2 und reine Cacaobutter, auf genannte Art behandelt, trübte sich bei 0° in 10 bis 15 Minuten und wurde wieder klar bei 19 bis 20° C. (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland, 1864 S. 401.) Ueber Erkennung eines echten Rothweins auf optischem Wege. Ein künstlich gefärbter Rothwein läßt sich durch das Mikroskop leicht entdecken. Jeder Wein, welcher sein Pigment, seine Färbung nicht schon durch den Gährungsproceß assimilirt bekommen hat, kann mittelst des Mikroskops als künstlich gefärbt nachgewiesen werden. Der natürliche Rothwein zeigt nämlich in den eingetrockneten Tropfen eine homogene Mischung des Farbstoffes mit den übrigen Bestandtheilen des Weins; der künstlich gefärbte dagegen zeigt Farbenkügelchen von verschiedenen Formen, je nachdem der Wem mit Kirschen, Hollunderbeeren, Malvenblüthen u.s.w. gefärbt ist. Bei starker Beleuchtung und Vergrößerung zeigt sich sogar schon auf dem Papier diese getrennte Ablagerung der künstlichen Pigmente. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1864, Nr. 12.) Ueber ein neues Verfahren, frische oder trockene Häute zu conserviren und vor Ungeziefer zu schützen, von Phil. Urban Payras. Ich nehme eine Mischung von schwefelsaurem Zinkoxyd und Chlorzink zu gleichen Gewichtstheilen, und bereite daraus eine Lösung in der Stärke von 15° Baumé. Die Anwendung dieses Mittels ist höchst einfach und erfordert durchaus keine kostspieligen Vorrichtungen. Das ganze Material besteht in einem Zuber oder steinernen Troge, in welchen die Flüssigkeit gethan wird. Diese Flüssigkeit wird sodann mit einem großen Pinsel oder mit einer Bürste auf die Fleischseite jeder einzelnen Haut aufgestrichen; bei starken Häuten muß die Lösung natürlich dicker aufgestrichen werden als bei den dünneren. Dieses einfache und wohlfeile Verfahren läßt sich mit gleichem Erfolge bei frischen und trockenen Häuten anwenden. Um die Arbeit zu beschleunigen, kann man die zu conservirenden Häute in die Flüssigkeit tauchen. Diese Verfahrungsweise ist auf die Häute von Ochsen, Pferden und anderen großen Thieren anwendbar; Schaffelle mit dem Vließ hingegen und stark behaarte, zu Pelzwerk dienende Häute würden, wenn man sie in die Flüssigkeit tauchte, eine ziemlich große Quantität derselben nutzlos absorbiren; man erspart daher an der Flüssigkeit, wenn man die Schaffelle u.s.w. bloß an der Fleischseite bestreicht. Man kann die Häute oder Felle übrigens, nach Gutdünken, bestreichen oder eintauchen, denn die Flüssigkeit übt gar keine schädliche Einwirkung auf die Wolle oder Haare aus, und man kann selbst das feinste Pelzwerk damit bearbeiten und behandeln. Diese einfache Operation genügt, um frische oder trockene Häute vor Ungeziefer zu schützen; man braucht sie weder zu salzen, noch zu klopfen. (Stamm's illustrirte Zeitschrift, 1864 S. 87.) Ein neues Mittel gegen die Seekrankheit. Der englische Marine-Chirurg Morland-Hocken hatte es sich auf seinen zwei großen, fast einer Weltumsegelung gleichenden Seereisen zur Aufgabe gemacht, von der Schiffsmannschaft alle bisher gegen die Seekrankheit empfohlenen wichtigeren Mittel experimentell von neuem erproben zu lassen. Er theilte die Mannschaft in Gruppen von je zehn Mann und unterzog jede dieser Gruppen, sobald sie vom Uebel ergriffen wurde, einer anderen Behandlungsweise. Chloroform, Kreosot, gashaltige Getränke, Blausäure, Alkalien, Morphin, geistige Getränke wurden nach und nach versucht. Als Frucht dieser Versuche ergab sich, daß das Kreosot und die Blausäure die wirksamsten der oben aufgezählten Mittel seyen, allein auch sie stehen gegen die Erfolge der nachfolgenden Mixtur zurück. Rpe. Acidi hydrochlor. dil.     8 Gramme    „    nitrici dil.   14      „    „    hydrocyanic. (à 10 Proc.).   16 Tropfen Magnesia sulfuric   24 Gramme Aquae 250 Gramme D. s. Alle 3–4 Stunden zwei Eßlöffel voll. Besonders hülfreich erwies sich diese Medicin bei einer schwangeren, von der Seekrankheit so fürchterlich durch fortwährendes unstillbares Erbrechen gequälten Frau, daß man zum künstlichen Abortus schreiten wollte. Die Darreichung des angegebenen Mittels machte diesen Ausweg entbehrlich. (Neues Jahrbuch der Pharmacie.)