Titel: Neue Fabricationsmethode für Soda, Chlor, Schwefelsäure und Salzsäure; von Th. Macfarlane.
Fundstelle: Band 173, Jahrgang 1864, Nr. XXXIII., S. 129
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XXXIII. Neue Fabricationsmethode für Soda, Chlor, Schwefelsäure und Salzsäure; von Th. Macfarlane. Aus dem American Journal of science and arts, September 1863, t. XXXVI p. 269; durch das chemische Centralblatt, 1864, Nr. 17. Macfarlane's Fabricationsmethode für Soda, Chlor, Schwefelsäure u. Salzsäure. Wird eine Mischung von getrocknetem Eisenvitriol und Kochsalz in einem Luftstrome geglüht, so bildet sich zuerst Eisenchlorid, welches dann in Eisenoxyd und Chlor zerlegt wird, so daß im Rückstande schwefelsaures Natron und Eisenoxyd bleiben. Ein Zusatz von Eisenoxyd befördert die Einwirkung, indem er die Masse poröser und weniger schmelzbar macht. 828 Theile Eisenvitriol werden in gelinder Hitze getrocknet und theilweise oxydirt, mit 352 Th. Seesalz und 78 Th. Eisenoxyd innig gemischt und in einem Muffelofen zu dunkler Rothgluth erhitzt, während durch einen Aspirationsapparat ein Strom über Aetzkalk getrockneter Luft hinüber geleitet wird. Die Temperatur muß so niedrig erhalten werden, daß sich kein Eisenchlorid sublimirt; die Mischung wird von Zeit zu Zeit sorgfältig umgerührt. Das gesammte Chlor wird auf diese Weise erhalten, zwar mit Stickstoff gemischt, aber verwendbar für die Darstellung von Chlorkalk und andere Zwecke. In der Muffel bleibt, da die Zersetzung des Salzes auf diese Weise vollständig erfolgen soll, nur eine Mischung von Eisenoxyd und schwefelsaurem Natron; dieselbe wird gemahlen und, mit 144 Theilen Kohle gemischt, in einem Reverberirofen geschmolzen, dessen Herd aus Aetzkalk, gemengt mit ein wenig basischer Schlacke oder Glas, gemacht und durch Aufschmelzen einer Mischung von schwefelsaurem Natron und Kohle mit Schwefelnatrium getränkt ist. Die geschmolzene Masse wird nach der Abkühlung mit Wasser behandelt und gibt einen Rückstand von Schwefeleisen und eine Lösung von Aetznatron, etwas grünlich gefärbt durch suspendirtes oder gelöstes Schwefeleisen, welches indessen durch Ueberleiten der kohlensäurehaltigen Ofengase über die Lösung gefällt wird, worauf man eine Lösung von kohlensaurem und Aetznatron hat, die wie gewöhnlich behandelt wird. Der Rückstand von Schwefeleisen wird gewaschen und in feuchtem Zustande auf einer mit Leinwand bedeckten, durchlöcherten hölzernen Bühne der Einwirkung der Luft ausgesetzt, die bald wieder Eisenvitriol daraus bildet, der durch Auslaugen von dem überschüssigen Eisenoxyd getrennt wird. Man erhält so wieder das zur Umwandlung einer neuen Menge von Kochsalz erforderliche Material und kann dieselbe Menge fast unbegrenzt oft zur Darstellung von Soda und Chlor verwenden. Die Anwendung von Schwefelsäure und Braunstein wird dabei ganz umgangen und nur Kohle und der Sauerstoff der Luft verbraucht. Die Zersetzung des schwefelsauren Natrons durch Eisenoxyd und Kohle haben sich zwar Blyth und Kopp schon vor einigen Jahren patentiren lassen, aber sie verwandten zur Zersetzung des Kochsalzes Schwefelsäure und verbrannten das erhaltene Schwefeleisen, um daraus wieder Schwefelsäure darzustellen. Um Schwefelsäure und Salzsäure zu bereiten, verwendet der Verf. außer dem bei obigem Processe erhaltenen Chlor die durch Verbrennen von Schwefel oder Schwefelkies erzeugte schweflige Säure. Aequivalente Mengen beider Gase werden mit einem Dampfstrome durch einen mit Kohks gefüllten Condensator geleitet, wobei sie nach der Gleichung [SO² + HO + Cl = SO³ + HCl] Schwefelsäure und Salzsäure geben, die durch Destillation getrennt werden. Nach einer anderen Methode wird eine Mischung von gleichen Aequivalenten Schwefelkies und Salz mit vier Aequivalenten Eisenoxyd geglüht, wobei die zuerst sich entwickelnde schweflige Säure größtentheils durch das überschüssige Eisenoxyd in schwefelsaures Eisen verwandelt und daher der größere Theil des Kochsalzes in schwefelsaures Natron und Chlorgas übergeführt wird, welches letztere demnach in dem zweiten Stadium der Erhitzung erhalten wird. Wird eine Reihe von Oefen mit der Mischung beschickt und das Chlor des einen mit der schwefligen Säure des anderen bei Gegenwart von Wasserdampf in Berührung gebracht, so kann man eine fortwährende Erzeugung von Schwefelsäure und Salzsäure unterhalten, während das Natron mit der Hälfte des Schwefels aus dem Schwefelkiese als schwefelsaures Natron gewonnen wird.