Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. , S. 73 |
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Miscellen.
Miscellen.
Maschine zur Verwerthung der Fadenabgänge der
Baumwollenspinnerei.
In der Versammlung des Breslauer Bezirksvereins deutscher Ingenieure vom 22. August
1863 gab Hr. Minssen Bericht über eine Maschine zu
genanntem Zwecke. Er bemerkte, daß es endlich nach langjährigen Versuchen gelungen
sey, mittelst einer höchst einfachen Maschine die Fadenabgänge der Spinnerei, auch
„Putzen“ genannt, welche bisher fast nur als beliebtes
Putzmaterial von den Maschinisten zum Sauberhalten ihrer Maschinen verwendet worden,
wieder in ursprüngliche Baumwollenfasern aufzulösen und daraus für feine Gespinnste
ein ganz vorzügliches Material zu gewinnen, da ja diese Fasern schon durch die erste
Verspinnung alle Processe der Reinigung und Klärung durchgemacht hätten.
Daß die Ergebnisse zur Zeit wegen der herrschenden Baumwollennoth von größter
Wichtigkeit sind, leuchtet wohl ein und wird auch dadurch bewiesen, daß die
Fadenabgänge, welche früher mit 7 bis 8 Thlr. per Ctr.,
seit jener Erfindung mehr als viermal so theuer bezahlt werden. Ein Engländer,
welcher die continentalen Spinnereien bereiste und ihnen die betreffenden Abgänge zu
guten Preisen abkaufte, machte zuerst unsere Spinner auf die Erfindung
aufmerksam.
Die Maschine besteht lediglich aus einer Trommel, deren Mantelfläche mit glatten
Stiften in Schraubenlinienstellung ringsum besetzt ist, während ein Paar cannelirte
Walzen die Fadenabgänge der Stiftenwalze allmählich zuführen. Nach Minssen's
Beobachtungen werden die
gesponnenen Fäden auf solche Weise wieder vollständig aufgedreht, entwirrt und als
die bestgemengte klare Baumwolle ausgeworfen. (Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1864, Bd. VIII S. 248.)
Elektrische Signale von Stevens und
Sohn in Southwark.
Die im Folgenden beschriebene elektrische Vorrichtung kann dazu dienen, über den
Stand des Flügels eines gewöhnlichen optischen Eisenbahntelegraphen einer oder
mehreren Personen Auskunft zu geben, welche diesen optischen Telegraphen nicht sehen
können.
Man bedarf außer der Vorrichtung zum Zeichengeben nur eine elektrische Batterie da,
wo der optische Telegraph sich befindet, und für jede Person eine Signalscheibe. Die
Batterie besteht aus sechs gewöhnlichen Daniell'schen
Elementen. Von dem positiven und negativen Batteriepole geht je ein Draht nach der
obersten und untersten von drei, durch Elfenbeinstreifen gegeneinander isolirten
Messingplatten, welche auf einem senkrecht stehenden Stabe angebracht sind; dieser
Stab befindet sich in einem Gehäuse, durch welches die Zugstange des optischen
Telegraphen hindurchgeht und zwar ist an derselben und gegen dieselbe isolirt ein
metallener Querarm befestigt, welcher mittelst einer doppelten Metallfeder auf jenen
Metallplatten aufschleift; außerdem schleift der Querarm mittelst einer stellbaren
Metallfeder auf einem Stabe auf, der seinerseits mit dem nach den Signalscheiben
führenden Leitungsdraht verbunden ist. Die Signalscheiben bestehen aus einer runden
Büchse von 5 Zoll Durchmesser und haben auf einem Zifferblatte die drei
Bezeichnungen: Signal oben, Signal unten, Signal schlecht. Dabei ist die Einrichtung
so getroffen, daß eine mit einer Multiplicatornadel verbundene Elfenbeinnadel, sich
selbst überlassen, auf dem Zeichen „Signal schlecht“ einsteht.
Dieß geschieht stets, wenn aus irgend einer Ursache kein Strom die Leitung
durchstreift, macht also den Beobachter darauf aufmerksam, daß der Apparat in
Unordnung gerathen ist. Ist der Flügel des optischen Telegraphen aufgezogen, so
schleift die Feder am Querarm auf der obersten Messingplatte, führt den Strom vom
positiven Pole nach den Signalscheiben, zur Erde und endlich aus dieser durch die
mit der Mitte der Batterie verbundene Erdleitung nach der Batterie zurück; dadurch
stellen sich die Nadeln aller Signalscheiben auf das Zeichen „Signal
unten.“ Wird dagegen der Flügel des optischen Telegraphen gezogen, so
schleift die Feder am Querarm auf der unteren Messingplatte und läßt den Strom vom
negativen Batteriepole nach den Signalscheiben, dort in die Erde und darin zurück
und endlich durch die Erdleitung nach der Mitte der Batterie gelangen; dadurch
drehen sich die Elfenbeinnadeln aller Signalscheiben auf das Zeichen
„Signal oben.“ Die Zeichen werden also stets nur mit dem
Strome der halben Batterie gegeben.
Diese Telegraphirmethode wurde 1863 auf der Banbridge, Lisburn und Belfast Eisenbahn
an zwei Stellen in Anwendung gebracht, einmal mit zwei Signalscheiben auf eine
Entfernung von 3/4 engl. Meile und das anderemal mit einer Signalscheibe auf eine
Entfernung von mehr als 1/2 Meile. Von Februar bis Mitte September wurde der
Kupfervitriol in der Batterie nicht erneuert. (Civil Engineer
and Architect's Journal, November 1863, S. 343; polytechnisches
Centralblatt, 1864 S. 823.)
Entdeckung großer Kohlenfelder in Brasilien.
Nach dem Mechanics' Magazine,
Januar 1864, sind durch den brasilianischen Staatsgeologen N. Plant auf einer Excursion im Jahre 1862 drei große Kohlenfelder, am Rio
grande do Sul, am Rio Ratos und in der Provinz San Catharina aufgefunden. Das erste
erstreckt sich über eine Fläche von 150 engl. Quadratmeilen, das zweite umfaßt 50,
das dritte 80 Quadratmeilen. Die Kohle ist gut und scheint der australischen ähnlich
zu seyn. Die Entdeckung dieser Kohlenfelder ist von sehr bedeutender Wichtigkeit,
denn Brasilien bezieht von England jährlich 250,000 Tonnen Kohlen à, 49 Shilling, während aus den neu entdeckten
Lagern die Tonne mit einem Kostenaufwande von 18 Shill. gewonnen werden kann. Plant hat vom Kaiser eine Concession zur Ausbeutung dieser Kohlenlager
erhalten und veranlaßt jetzt englische Capitalisten zur Betheiligung.
Ueber die Darstellung von salpetrigsaurem Kali; von Persoz.
Proust wies nach, daß man durch heftiges Glühen von
salpetersaurem Kali bei hoher Temperatur salpetrigsaures Kali darstellen kann.
Später lehrte Gay-Lussac die Zusammensetzung des
Salzes kennen und zeigte, daß während der Operation eine Sauerstoffmenge entweicht,
welche zwei Fünftheilen des Sauerstoffgehaltes der im angewendeten Salze enthaltenen
Salpetersäure gleich ist, sowie daß sich eine nicht isolirbare oder für sich nicht
darstellbare Verbindung, die salpetrige Säure bildet, welche sich mit dem Kali zu
salpetrigsaurem Kali vereinigt.
Diese Darstellungsweise gibt aber eine sehr geringe Ausbeute an salpetrigsaurem Salze
und erfordert, zur Entfernung des nicht zersetzten überschüssigen Salpeters,
wiederholte Krystallisationen.
Da die Anwendung der salpetrigsauren Salze von Wichtigkeit werden kann, so suchte Persoz ein Mittel ausfindig zu machen, mittelst dessen
sich der Salpetersäure des anzuwendenden Salpeters zwei Fünftheile ihres
Säuerstoffgehaltes entziehen ließen; seine Wahl fiel auf das Kupfer. Bekanntlich gab Wöhler
Polytechn. Journal Bd. CXXX S. 130. ein vortreffliches Verfahren zur Darstellung von reinem Kali an, nach
welchem ein Gemenge von 1 Th. Salpeter mit 2 bis 3 Thln. metallischem Kupfer in
kleinen Stücken zum Rothglühen erhitzt wird. Persoz
gelangte mittelst einiger Modificationen dieses Verfahrens zu einer sehr einfachen
Methode der Darstellung von salpetrigsaurem Kali, die eine beträchtliche Menge des
Salzes liefert, welches sich durch eine einfache Krystallisation in ziemlicher
Reinheit erhalten läßt.
Man bereitet sich zunächst durch Destillation von essigsaurem Kupferoxyd sehr fein
zertheiltes metallisches Kupfer, und nimmt von diesem frisch bereiteten Metallpulver
2 Aequivalente oder selbst einen geringen Ueberschuß, auf 1 Aequivalent Salpeter,
entsprechend der Gleichung
2 Cu + KO, NO⁵ = 2 CuO + KO, NO³.
Persoz nahm 320 Grm. Salpeter und 200 Grm. von dem auf
die angegebene Weise dargestellten Kupfer.
Zur Herstellung eines innigen Gemenges löst man den Salpeter zunächst in der möglich
geringsten Menge heißen Wassers, und setzt dann das Kupfer hinzu, welches sich
anfänglich nur schwierig benetzen läßt. Ist das Gemenge recht gleichartig geworden,
so erhitzt man dasselbe in einer Porzellanschale oder besser, in einer gußeisernen
Pfanne im Sandbade unter beständigem Umrühren, um Spritzen zu verhüten. Ist die
Masse vollständig getrocknet, so tritt ein Moment ein, wo sie, gleich einem
Pyrophor, Feuer fängt und erglüht; ist die Verbrennung vorüber, was nur einen
Augenblick dauert, so hat die Reaction stattgefunden; man läßt erkalten, behandelt
die Schmelze mit Wasser, filtrirt und läßt das salpetrigsaure Salz krystallisiren.
Hat man überschüssiges Kupfer angewendet, so ist kein Nitrat vorhanden und man
erhält sogleich krystallisirtes Nitrit, welches man dann schmilzt und in gut
verschlossenen Flaschen aufbewahrt, da das Salz sehr hygroskopisch ist. Etwa
vorhandenes nicht zersetztes salpetersaures Kali wird durch die erste
Krystallisation abgeschieden, da es weit weniger löslich ist als das salpetrigsaure
Kali. Das bei der Operation als Rückstand erhaltene Kupferoxyd kann nach gehörigem
Auswaschen zur organischen Analyse, wenigstens zum Vermengen mit der zu
untersuchenden organischen Substanz angewendet werden, da es, obgleich sehr fein
zertheilt, dennoch sehr dicht und in weit geringerem Grade hygroskopisch ist, als
das durch Glühen von salpetersaurem Kupferoxyd erhaltene.
Zu bemerken ist indessen, daß gewöhnliches Kupfer, selbst in sehr fein zertheilter
Form, zu dem vorstehenden Zwecke sich nicht eignen würde, da bei seiner Anwendung
zur Hervorrufung der
beabsichtigten Reaction die Temperatur weit höher gesteigert werden müßte, so daß
man eher Aetzkali als salpetrigsaures Kali erhalten würde; bei Anwendung des aus dem
essigsauren Salze dargestellten Kupfers hingegen tritt die Reaction schon bei 200
bis 250° C. ein. (Annales du Conservatoire des arts et
métiers, t. II p. 353.)
Anwendung von Zinkstaub zu Anstrichen; von Dr. H. Schwarz in
Breslau.
Um metallische Gegenstände vor dem Rost zu schützen, oder die Oberfläche von Holz
etc. zu verzieren, wendet man als schützende Decke die sogenannten
Oelfirniß-Anstriche an. Das gekochte Leinöl oder der Oelfirniß wird dabei mit
verschiedenen Farbekörpern versetzt, welche dem Anstrich gleichzeitig den nöthigen
Körper geben und die durchscheinende Farbe der darunter liegenden Flächen decken
sollen. Vorzüglich Bleipräparate, Bleiweiß und Mennige werden dabei in großer Menge
angewendet, in neuerer Zeit auch Zinkweiß oder Zinkoxyd.
Ich möchte in dieser Beziehung auf ein neues Material aufmerksam machen, das
besonders zur Verhütung der Oxydation die mannichfaltigsten Vortheile bietet. Es ist
dieß das pulverförmige metallische Zink, welches sich in der Form des feinsten
Staubes in den Vorstößen der Zinkmuffeln ansammelt. Es ist dieß ein mehlfeines
hellgraues Pulver, das zu 95 Proc. aus metallischem Zink
besteht. Die Beimischung von Gasarten bei der Condensation, vielleicht auch eine
oberflächliche Oxydation verhindert das Zusammenfließen der einzelnen Zinktröpfchen.
Es ist ein analoger Vorgang, wie er bei der Bildung der sogenannten Schwefelblumen
stattfindet, während das gewöhnliche Barrenzink mit dem Stangenschwefel zu
vergleichen ist. Durch Einfüllen des Zinkstaubes in senkrecht stehende Thonröhren,
die bis zum Schmelzpunkte des Zinks erhitzt sind, und gelindes Pressen gelingt es,
dem Zinkstaube noch bis zu 90 Procent metallisches Zink abzugewinnen und geschieht
die Verarbeitung in der That auf diesem Wege in großer Ausdehnung. Man kann indessen
von der zufälligen feinen Vertheilung des Zinks unmittelbar Vortheil ziehen. Zu
allen Operationen der Reduction ist dieser Zinkstaub ein vortreffliches Mittel.
Bekanntlich wird er schon zur Darstellung des Anilins aus Nitrobenzol angewendet.
Aus demselben Grunde ist aber der Zinkstaub zum Schutze der Metalle sehr geeignet.
Während Mennige und Bleiweiß in Berührung mit Eisen, z.B. im Meerwasser, vom Eisen
reducirt werden und metallisches Blei liefern, das nun mit dem Eisen eine
galvanische Kette bildet, wobei das Eisen als oxydirbareres Metall auftritt, ist das
metallische Zink im Gegentheil oxydirbarer und schützt demnach das Eisen. Die
Anwendung des sogenannten galvanisirten, d.h. verzinkten Eisens ist bekannt genug.
Mit einem Zinkstaub-Anstriche erreicht man ähnliches. Der feingesiebte
Zinkstaub wird einfach mit Oelfirniß, dem man etwas Siccativ zugesetzt hat, bis zur
passenden Consistenz gemischt und wie jede andere Farbe aufgestrichen. Die Farbe ist
ein hübsches helles Grau, wie es jetzt bei vielen Maschinentheilen angewendet wird.
Die Ausgiebigkeit der Farbe ist ebenso groß, wie bei Mennige. Sie streicht sich eben
so gut und gleichmäßig, muß aber vor dem Streichen zeitweilig umgerührt werden,
damit sich das Zink nicht ungleichmäßig in der Farbe vertheilt. Der Preis pro Centner hängt vom Zinkpreise ab, und übersteigt
denselben nur um geringes. Der Verfasser ist gern bereit, die Besorgung von
Bestellungen zu übernehmen. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 12.)
Photogenie und Photochromie.
Unter diesem Titel wurden, zuerst von Paris aus, jetzt auch von Leipzig, Breslau etc.
her Anleitungen ausgeboten, „ohne Kenntniß der
Photographie jedes beliebige Bild photographisch zu copiren“
und „ohne alle Vorkenntnisse im Zeichnen und Malen
jede beliebige Photographie zu coloriren.“
Daß es sich hier wieder um eine jener Speculationen handelt, die – durch die
geeignete Zeitungsreclame unterstützt – in kurzer Zeit möglichst viel Geld
einbringen sollen, wird
mancher geahnt, der aber schmerzlich empfunden haben, der so – neugierig war,
10 oder 15 Thaler für diese Geheimnisse auszulegen.
Wir wollen unsern Lesern unentgeltlichen Unterricht in diesen Künsten ertheilen.
Die Photogenie.
Glänzendes Albuminpapier (nicht gesalzen) wird mit folgender Mischung
präparirt:
doppelt-chromsaures Kali
2
Gramme,
Gelatine
3
„
Wasser
100
„
Das Papier wird im Dunkeln getrocknet und unter einem Negativ belichtet; an den
Stellen, auf die das Licht wirkt, wird die Schicht unlöslich, während die durch
die Schwärzen des Negativs geschützten Stellen löslich bleiben. Nach dem
Belichten wird das Papier gewaschen, um das lösliche Salz fortzuschaffen. Darauf
bestreicht man das Bild mittelst eines Pinsels mit Tanninlösung. Diese
Flüssigkeit kann nur da in das Papier eindringen, wo die Schicht entfernt wurde,
also die den dunkeln Stellen des Glasbildes entsprechen.
Nachdem man nochmals gut mit Wasser gewaschen, übergießt man das Papier mit einer
20procentigen Auflösung von Eisenvitriol, wodurch an diesen Stellen sich ein
schwarzer Niederschlag von gerbsaurem Eisen absetzt.
Zum Schluß wird mit Wasser ausgewaschen, welches einige Tropfen Ammoniak enthält,
zur besseren Oxydation des Eisensalzes und um alle dem Bilde schädlichen Stoffe
zu vertreiben. Man firnißt mit Spirituslack.
Die Photochromie.
Ein gewöhnliches Papierbild wird von der Rückseite mit hellem Mastixfirniß
bestrichen, bis es ganz transparent geworden ist. Nach dem Trocknen trägt man,
ebenfalls von der Rückseite her, passende Oelfarben auf; man bemalt zuerst das
Gesicht und die Hände, die Haare, und die übrigen Theile des Bildes. Die Farben
scheinen durch das Papier, und geben dem Bild, wenn es auf ein hellfarbiges
Papier gelegt wird, ein frisches, hübsches Aussehen.
Neu ist diese Methode keineswegs, aber wohl weniger bekannt. Bei einigermaßen
geschickter Ausführung ist die Wirkung eine überraschende.
Eine andere Manier der Photochromie, die aber umständlicher ist und nicht so
brillante Resultate gibt, besteht darin, daß man zwei Abdrücke desselben Bildes
mit Wasserfarben colorirt, einen derselben mit Mastixfirniß durchsichtig macht
und so auf den anderen legt, daß die Zeichnung sich genau deckt.
(Photographisches Archiv, 1864 S. 263.)
Anilinschwarz für den Zeugdruck.
Besser als das Verfahren von Lightfoot, über das man sich
namentlich der Gefahr wegen, die es der Faser bringt, beklagte, ist folgendes, das
wie das Lightfoot'sche patentirt und von Müller und Comp. in Basel
angekauft ist. Nach dem Moniteur scientifique ist dieses
in Mülhausen erfundene Verfahren folgendes:
A.
Verdickungsmittel:
weißes Kartoffelstärkemehl
27 Kilogr.
Wasser
18 Liter
Gummiwasser (zu 1200 Grm. per Liter)
30 Liter
Traganthschleimwasser (zu 65 Grm. per Liter)
24 Liter
B.
Erste Mischung:
heißes Verdickungsmittel
25 Liter
chlorsaures Kali
1350 Gramme.
Man fügt der erkalteten Masse zu
Ferridcyanammonium
3900 Gramme.
C.
Zweite Mischung:
heißes Verdickungsmittel
26 Liter
trockenes chlorwasserstoffsaures Anilin in
Pulverform
3600 Gramme
Weinsäure
750 Gramme.
Um damit zu drucken, wird von B ein Theil, von A zwei Theile gemischt.
Dieses Schwarz ist immer noch schwierig darzustellen; die beiden Mischungen zersetzen
sich leicht, das Schwarz entwickelt sich unregelmäßig, je nach der Feuchtigkeit und
dem Temperaturgrad, es fließt ferner gerne etwas aus. Aber es ist sehr echt,
widersteht den Bleichlaugen, und nur durch Zinnchlorür wird es entfernt. Gerade die
Echtheit der Farbe hat aber ihre Schattenseiten; die Untertücher, die beim
Walzendruck mitlaufen, und auf welche es durchschlägt, lassen sich davon gar nicht
mehr befreien. – Dr. Bolley bemerkt jedoch, daß er sehr schöne Muster von diesem Schwarz
gesehen habe. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1864, Bd. IX S. 77.)
Das französische Patent von Usebe
für Darstellung von Anilingrün.
Zu einer Lösung eines Anilinsalzes, mit Salzsäure, Schwefelsäure etc. wird
gewöhnlicher rectificirter Aldehyd gesetzt, und das Gemenge sich selbst, während
18–24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur überlassen, bis die Masse grünblau
geworden ist.Dieß ist das Verfahren Blau darzustellen, wie es von Lauth angegeben worden ist (polytechn. Journal Bd. CLXII S.
55). Die Lösung wird sodann mit schwach angesäuertem Wasser verdünnt, damit nicht
die blaue Farbe niederfalle, und derselben allmählich unterschwefligsaures Natron
zugefügt, indem man sorgt, daß die Mineralsäure, worin man gelöst hatte, immer im
Ueberschuß bleibe, was durch Ergänzen derselben, wenn das nöthig seyn sollte,
geschieht. Es wird nun erhitzt bis zum Sieden, wobei schweflige Säure entweicht und
Schwefelmilch niederfällt. Man filtrirt möglichst heiß. Die Lösung ist mehr
gelblichgrün, wenn man viel unterschwefligsaures Salz anwandte. (Invention, 1863; schweizerische polytechnische
Zeitschrift, 1864, Bd. IX S. 77.)
Die Absorptionsfähigkeit der Stärke für
Kohlentheerfarben.
Setzt man Weizenstärke zu einer verdünnten, kalten, wässerigen Lösung von
Anilinpurpur, Magenta, Azulin etc., so wird, wie J. W. Young in der Chemical News mittheilt, der
Farbstoff absorbirt und die Flüssigkeit nach einigen Stunden fast vollständig
entfärbt, wenn sie von Zeit zu Zeit umgerührt wird, um eine gleichmäßige Absorption
des Farbstoffes durch die Stärke zu bewirken. So wurde in einer mäßig starken
Azulinlösung durch Stärke die blaue Färbung bis auf die letzte Spur entfernt und die
Flüssigkeit hatte einen röthlichen Ton in Folge des rothen Farbstoffes, der meist in
Azulinlösungen enthalten ist; bei einer verdünnteren Lösung wurde jede Spur von
Färbung entfernt und die abfiltrirte Flüssigkeit war völlig klar und farblos. Die
Farbstoffe können durch Alkohol zum größten Theile wieder ausgezogen werden.
(Deutsche Industriezeitung, 1864, Nr. 11.)
Ueber rothe und blaue Blüthenfarbstoffe, von W. Stein.
Eine große Zahl rother Blüthen, ebenso der rothe Fleck in der Blüthe von Aesculus Hippocastanum und die rothe Blüthe von Aesc. Pavia werden durch weingeistige Natronlösung grün
gefärbt. Da Melin in der Roßkastanie von Rochleder
nachgewiesen und die Blüthe von Aesc. Pavia beim
Aufbrechen gelb ist und sich dann erst roth färbt, so schreibt der Verf. in den
beiden letzteren Fällen die rothe Farbe dem Paracarthamin zu. In den meisten rothen Blüthen ist
letzteres jedoch nicht enthalten, da dieselben durch essigsaure Thonerde, Magnesia
und essigsaures Manganoxydul nicht grün gefärbt werden, sondern blau. In den blauen
Blüthen scheint derselbe Farbstoff enthalten zu seyn, wie in den rothen. Die vom
Verf. untersuchten blauen Blüthen, namentlich die von Hyacinthus botryoides und Centaurea Cyanus,
werden durch salzsauren Alkohol roth, durch essigsaure Thonerde, Magnesia,
Manganoxydul, auch durch kohlensaure Magnesia und dreibasisch-phosphorsauren
Kalk wieder blau, durch Alkalien grün gefärbt. Das Grün entsteht also durch starke,
das Blau durch schwache Basen; durch unvollständige Sättigung mit letzteren werden
Uebergänge von Roth zu Blau erhalten. Der Verf. betrachtet daher den blauen
Farbstoff als eine salzartige Verbindung des rothen und zwar mit Kalk, da letzterer
in großer Menge in der Asche der Kornblumen enthalten ist. Diese Asche enthält eine
große Menge von Phosphorsäure; in den Blüthen findet sich ein pectinartiger Körper.
Die Elementaranalyse des Blüthenfarbstoffes gab bisher keine brauchbaren Resultate.
(Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1863 S. 467.)
Wollenen Geweben das Ansehen von Pelzwerk zu geben.
Folgendes Verfahren ist in England patentirt: Gewalktes Tuch oder überhaupt wollenes
Gewebe wird vor dem Rauhen oder nachdem es nur wenig gerauht ist, bedruckt und dann
das noch feuchte Gewebe mit Stäben geschlagen, damit sich die Haare an der
Oberfläche wieder aufrichten. Zuletzt werden die Haare nach Art des Pelzwerks, das
man bereiten will, kürzer oder länger geschoren. Bei diesem Verfahren sind die
aufgedruckten, die Zeichnung des Pelzwerks nachahmenden Flecken und Streifen nicht
so scharf begrenzt, als wenn man sie auf gerauhtes Tuch druckt; die Nachahmung des
Pelzwerks ist also vollkommener. Andererseits wird bei dem Schlagen die
Regelmäßigkeit des Musters erhalten, was nicht so gut erreicht werden würde, wenn
man nach dem Drucken die niedergelegten Haare durch Rauhen aufrichten wollte.
Als Material zum Weben des für dieses Verfahren bestimmten Tuches kann man, außer
gewöhnlicher Wolle, Alpacca, Kaschmir, Vigognewolle und andere ähnliche Haare
verwenden, unter Umständen mit ihrer natürlichen Farbe und also auch mit ihrem
natürlichen Glanze, welcher dann nur an den bedruckten Stellen afficirt wird. In
gewissen Fällen kann man folgendes abgeänderte Verfahren anwenden:
Das Tuch wird zunächst vollständig gerauht, dann im feuchten Zustande geschlagen,
damit sich die Haare wieder aufrichten, getrocknet, schwach geschoren und nun erst
bedruckt. Nachdem der Druck in gewöhnlicher Weise fixirt ist, passirt man das Tuch
durch ein geeignetes Bad, um das Gummi oder das sonstige Verdickungsmittel wieder
wegzunehmen, und unterwirft es dann einem zweiten, sehr schwachen Rauhen. Hierauf
wird es im feuchten Zustande geschlagen und endlich in passender Weise geschoren.
Will man Pelzwerk mit gekräuselten Haaren nachahmen, so unterwirft man das Zeug,
nachdem es im feuchten Zustande geschlagen wurde, einem starken Drucke in einer
hydraulischen Presse, während die hohlen Preßplatten mit Dampf geheizt werden. In
diesem Falle besteht aber das Gewebe nicht allein aus gewöhnlicher Wolle. (Beilage
zu Nr. 2 der deutschen Musterzeitung, 1864.)
Herstellung von Pauspapier und Pauskattun.
Pauspapier und Pauskattun erhält man nach einem für J. Black-Hodgskin zu New-York für Frankreich patentirten
Verfahren sehr schön, indem man das feine Papier oder Zeug mit einer Mischung aus 1
Thl. Leinöl, 1 Thl. Lösung von Kautschuk und 6 Thln. Benzin tränkt. Die
Kautschuklösung ist eine gesättigte Lösung in Naphta, Terpenthin oder einem anderen
Lösungsmittel. Das Leinöl muß vor seiner Vermischung mit den anderen Stoffen gekocht
werden. Diese Mischung wird mit einer Bürste aufgetragen und das Zeug dabei je nach
seiner Beschaffenheit in einer Wärme zwischen 30 und 95° C. getrocknet, bis
die Mischung gehörig eingedrungen und fest geworden ist, daß sie nicht mehr klebt.
Bei sehr dichten Zeugen nimmt man verhältnißmäßig mehr Benzin, um den Glanz auf
der Oberfläche zu vermeiden und damit sich die Poren unter dem Einflusse der Tinte
oder Farbe nicht verschließen. (Deutsche Industriezeitung.)
Bereitung von Maiweinessenz.
Hierzu werden 4 Theile von blühendem Waldmeisterkraut (Asperula odorata) mit 10 Theilen wasserfreiem Alkohol übergossen und in
gelinder Wärme stehen gelassen. Das Glas, in welchem beide Ingredienzen befindlich
sind, wird mit Thierblase überbunden, in welche man als Sicherheitsventil eine
Stecknadel steckt. Nach 4 bis 6 Tagen gießt man den grünlich gefärbten, stark
riechenden Alkohol durch weißes Filtrirpapier in kleine Gläser. Die so bereitete
Essenz ist frei von allem Nebengeschmacke, der eintritt, wenn zur Digestion
wasserhaltiger Weingeist genommen wurde, und läßt alle übrigen Maiweinessenzen
hinter sich. Zu einer Flasche Wein genügen 1 bis 2 Theelöffel Essenz.
Erkennung des vegetabilischen Elfenbeins.
Das sogenannte vegetabilische Elfenbein, die Früchte einer Palmenart, wird
bekanntlich sehr viel zu kleinen Drechslerarbeiten statt des echten Elfenbeins
benutzt. Man soll dasselbe leicht durch Einlegen in concentrirte Schwefelsäure
erkennen, durch welche es allmählich immer intensiver roth gefärbt wird. Nach zwölf
Stunden ist es tief purpurroth geworden. Diese Färbung rührt von der gleichzeitigen
Einwirkung auf vorhandene Zucker- und Eiweiß-Substanzen her und ist
zuerst von Raspail bei mikroskopischen Untersuchungen
angewendet worden. Der weiße Theil der Kokosnußschalen wird ebenso gefärbt. Durch
Wasser verschwindet die Färbung. Es scheint hierdurch ein Mittel gegeben, die jetzt
häufiger vorkommende Verfälschung der als Dünger verwendeten Elfenbein- und
Knochenspäne mit solchen von vegetabilischem Elfenbein zu erkennen. (Breslauer
Gewerbeblatt.)
Preisaufgabe der polytechnischen Gesellschaft zu
Stettin.
Die polytechnische Gesellschaft zu Stettin hat laut Beschluß ihrer letzten
Generalversammlung einen Preis von 100 Rthlr. Gold
ausgesetzt für eine Aufstreumaschine, welche selbstthätig das Desinfectionspulver
auf menschliche Excremente in einem Closet nach dem Dr. Schür'schen Systeme, ausbreitet. Letzteres
besteht im Wesentlichen aus einer Vorrichtung zur Trennung der festen und flüssigen
Excremente.
Die ersteren werden durch ein Gemenge aus gepulvertem gebranntem Kalk und gepulverter
Holzkohle, die letzteren durch Filtration über Torfgrus desinficirt.
Den Preisbewerbern bleibt es freigestellt, die Preisschrift sowohl auf eine
Verbesserung des ganzen genannten Systems, als auch nur auf oben angedeutete
Aufstreumaschine allein zu richten und soll für die ganze oder theilweise Lösung
dieser Aufgaben eventuell der ganze oben angegebene oder halbe Preis bewilligt
werden.
Die Preisarbeiten sind bis spätestens zum 1. November d. J. dem unten genannten
Vorstande einzusenden.
Die näheren Bedingungen welche zu erfüllen sind, sowie die nähere Detailirung des Schür'schen Systems werden auf portofreie Anfragen durch
die Buchhandlung des Herrn Th. von der Nahmer in Stettin
gratis mitgetheilt.
Der Vorstand der polytechnischen
Gesellschaft zu Stettin:Dr. Delbrück. Dr. Scheibler.
Vorsitzende.
Stettin, den 1. Juni 1864.