Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. , S. 150 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Großbritanniens Maschinenausfuhr.
Nach einem in englischen Zeitungen veröffentlichten Bericht war die Ausfuhr an
Maschinen aller Art im Jahre 1860 folgende in Pfd. Sterling:
Rußland
696,264
Brittisch Ostindien
642,939
Spanien
308,401
Australien
228,320
Frankreich
171,020
Hamburg
157,204
Königreich Italien
114,904
Belgien
113,137
Brittisch Westindien
111,749
Holland
110,956
Aegypten
107,527
Hannover
94,326
Brasilien
94,315
Mauritius
93,239
Cuba
84,057
Preußen
73,116
Türkei
61,640
Schweden
56,977
Norwegen
51,350
Vereinigte Staaten
40,218
übrige Länder
426,162
––––––––––––––––––
Total
3,837,821
Pfd. Sterl.
Im Jahre 1861 erreichte die Ausfuhr von Maschinen eine Höhe von beinahe 4 1/4 Million
Pfd. Sterl., während dieselbe 1851 sich nur auf 1,168,611 Pfd. Sterl. belief.
Statut der bayerischen Prüfungs-Station zu
Weyhenstephan für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe.
§ 1. Es besteht zu Weyhenstephan eine Station, welche im Auftrage des königl.
Staatsministeriums des Handels und der öffentlichen Arbeiten, sowie in laufendem
Einverständnisse mit dem General-Comité des landwirthschaftlichen
Centralvereins von Bayern die Prüfung von landwirthschaftlichen Maschinen und
Geräthen vorzunehmen und über die Ergebnisse derselben geeignete Veröffentlichungen
eintreten zu lassen hat.
Als Vorstand der Station fungirt der Director der königl. landwirthschaftlichen
Centralschule. Derselbe hat die Station nach seinem Ermessen zusammenzusetzen und
auch im Besonderen zur Theilnahme an den Arbeiten derselben einzuladen, wen er für
geeignet erachtet.
Als ordentliche Mitglieder der Station werden Professoren der vorgedachten
Lehranstalt aufgestellt.
Als außerordentliche Mitglieder der Station betheiligen sich ausübende Landwirthe,
namentlich größere Grundbesitzer, sowie geeignete Mitglieder des
General-Comité's, je nach Besonderheit der Fälle, an den Prüfungen.
Jedenfalls treten diese vor Abschluß von Prüfungsergebnissen mit ihren Urtheilen
hinzu.
Je nach Bedürfniß steht es endlich dem Stationsvorstande zu, noch außerdem Angehörige
der Centralschule, anderweitige Sachkundige etc. hinzuzuziehen, resp.
einzuladen.
§ 2. Betreffs der Existenz und Aufgabe der Station haben zweckmäßige
Veröffentlichungen in landwirthschaftlichen und anderen gewerblichen Zeitschriften,
politischen Zeitungen und dergleichen stattzufinden, und ist in geeigneter Weise
dazu einzuladen, daß betreffende Prüfungsgegenstände an die Station eingesandt
werden.
§ 3. Nur über empfehlungswürdige, nicht aber auch über bemängelungswerthe
Maschinen und Geräthe werden Berichte veröffentlicht. Hierbei sind die besonderen
Verhältnisse und Umstände anzugeben, unter welchen die Prüfungsergebnisse erlangt
wurden. Die Berichte erscheinen zunächst in der Zeitschrift des
landwirthschaftlichen Vereins in Bayern und werden Separatabdrücke davon genommen,
um sie bei der Ausstellung am Octoberfeste in München zu vertheilen.
§ 4. Die Prüfungen der landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthe, welche der
Station obliegen, bilden zugleich ein Unterrichtsmittel an der landwirthschaftlichen
Centralschule.
§ 5. Die Prämiirungen am Octoberfeste sollen nicht unmittelbare Rückbeziehung
auf die Prüfungsergebnisse der Station nehmen, überhaupt nicht der Güte einzelner
oder aller landwirthschaftlichen Maschinen und Gerüche eines Ausstellers gelten,
sondern nur wie bisher im Allgemeinen für den Eifer und die den Fortschritt
bekundenden Gesammtleistungen der Aussteller gegeben werden.
Weyhenstephan, im April 1864.
Der Vorstand der bayerischen Prüfungs-Station für
landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe. Dr. Wentz.
Die Lichtempfindlichkeit des Kupferchlorürs; von W. Grüne.
Ein mit Salzsäure gescheuertes kupfernes Gefäß läuft selbst nach gutem Abspülen mit
Wasser sehr schnell an und ist nicht so blank zu halten wie ein mit Schwefelsäure
gescheuertes; dieß ist eine bekannte Thatsache, daß aber das Licht eine Hauptwirkung
dabei ausübt, ist nicht so bekannt.
Ein mit Salzsäure gescheuerter, mit Wasser abgespülter kupferner Kessel wurde zum
Trocknen in's Freie gestellt; die Sonne beschien denselben theilweise und zeichnete
in einigen Minuten Licht und Schatten darin ab, d.h. die belichteten Stellen
schwärzten sich. Es fiel mir dieß auf und ich ließ, zum weiteren Verfolg der Sache,
eine Kupferplatte mit derselben Salzsäure scheuern, mit Wasser abspülen und setzte
sie mit einem darauf gelegten Kupferstich dem directen Sonnenlicht aus. Nach einigen
Minuten hatte ich eine negative Copie, die sich im zerstreuten Licht stundenlang
hielt, nach und nach sich aber verlor, indem die nicht belichteten Stellen so dunkel
wurden als die belichteten.
Die Versuche wiederholte ich öfter, wobei ich fand, daß die gewöhnliche käufliche
chlorhaltige Salzsäure einen besseren Effect gab als die chemisch reine.
Die Lichtempfindlichkeit einer Verbindung des Chlors mit Kupfer wurde dadurch für
mich zur Gewißheit und ich fand dann bei weiteren Versuchen mit Kupferchlorid und
Chlorür folgende bemerkenswerthe Thatsache:
„Mischt man eine concentrirte Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd
(Kupfervitriol) mit einer anderen von Zinnchlorür (Zinnsalz), so entsteht ein
weißer käsiger Niederschlag von Kupferchlorür; derselbe
schwärzt sich am Licht.“
Am besten beobachtet man diese Erscheinung, wenn man die angegebene Mischung in einem
Glascylinder oder Reagensglas macht, und letzteres an ein Fenster stellt; nach ganz
kurzer Zeit, im directen Sonnenlicht sehr schnell, wird die dem Licht zugewandte
Seite des Niederschlags im Glase geschwärzt seyn; schüttelt man nun um, und bringt
so einen anderen Theil des Niederschlags an das Licht, so wiederholt sich die
Schwärzung. Auch läßt sich der Niederschlag auf Papier streichen und unter einem
Negativ belichten. Im trockenen Zustande schwärzt sich der Niederschlag nicht. Die
entstandene Schwärzung verschwindet beim Trockenwerden; es gelang mir bis jetzt noch
nicht, dieselbe zu fixiren.
Diese Versuche bieten die Möglichkeit, das Silber für die Photographie durch ein
billigeres Metall zu ersetzen, wenigstens für den Copirproceß. Ich selbst verfolge
diese Versuche jetzt mit ziemlicher Aussicht auf Erfolg. – Vorgetragen in der
Sitzung des photographischen Vereins zu Berlin vom 8. April. (Aus den
photographischen Mittheilungen des Berliner Vereins, Juni 1864, S. 32.)
Eigenschaften des Kupferchlorürs; von Fr. Wöhler.
Daß das weiße Kupferchlorür sich am Licht dunkel färbt, ist bekannt. Am
auffallendsten ist diese Empfindlichkeit für das Licht an dem in kleinen
Tetraëdern krystallisirten Chlorür wahrzunehmen. Sie ist in der That so groß,
daß schon nach fünf Minuten die Krystalle im directen Sonnenlicht vollkommen dunkel
kupferfarben und metallglänzend werden. Im Sonnenschein betrachtet, könnte man sie
für Krystalle von metallischem Kupfer halten. Das Chlorür muß sich dabei zur
Verhütung der Oxydation
in wässeriger schwefliger Säure befinden. Die Veränderung geht indessen nur an der
Oberfläche der Masse vor sich, indem die undurchsichtig gewordenen Krystalle den
Zutritt des Lichts zu den darunter liegenden abhalten; es können daher nur kleine
Mengen, in langen Röhren dünn unter schwefliger Säure ausgebreitet und häufig
bewegt, vollständig verwandelt werden. Die schweflige Säure ist hierbei ohne
Mitwirkung, die Veränderung geht auch unter reinem Wasser vor sich. Auf das
geschmolzene trockene Chlorür dagegen wirkt das Licht nicht. Bei starker
Vergrößerung erscheinen die kupferfarbenen Blättchen mit bläulicher Farbe
durchscheinend. An der Luft oxydiren sie sich eben so rasch wie im farblosen Zustand
zu grünem Oxychlorid. In Salzsäure sind sie leicht löslich, Kali fällt daraus gelbes
Oxydulhydrat. Wahrscheinlich ist dieser kupferfarbene Körper ein Oxychlorür, entstanden unter gleichzeitiger Bildung von
Chlorwasserstoff.
Die zweckmäßigste Darstellungsweise des krystallinischen Kupferchlorürs besteht
darin, daß man Kupfervitriol und Kochsalz zu gleichen Aequivalentgewichten in der
eben erforderlichen Menge Wassers auflöst und in diese Lösung schwefligsaures Gas
leitet. Das Chlorür scheidet sich als ein aus kleinen Tetraedern bestehendes weißes
Krystallpulver ab, das man mit wässeriger schwefliger Säure durch Decantiren
auswascht. Man kann es nicht ohne Veränderung mit reinem Wasser waschen. Es wird
dadurch zuerst gelb und dann hellbraun oder violett. In siedendem Wasser wird es
zuerst gelb, dann lebhaft ziegelroth. Auch diese Substanz, welche wahrscheinlich ein
Oxychlorürhydrat ist, wird in Berührung mit der Luft schon nach kurzer Zeit grün.
(Annalen der Chemie und Pharmacie, Juni 1864, Bd. CXXX S. 373.)
Die natürliche antimonige Säure von Borneo.
Auf dieser Insel wird viel natürliches Schwefelantimon gewonnen. Neben diesem Erz kam
von dort schon seit längerer Zeit ein weißlich-gelbes Material nach Europa,
das mit manchen Feldspatharten Aehnlichkeit hat, und daher von den
Antimonfabrikanten häufig als werthlose Gangart weggeworfen seyn soll.
Jetzt stellt sich indessen heraus, daß dieß natürliche antimonige Säure, oder
antimonsaures Antimonoxyd ist, und in der reinsten Form bis 65 Proc. metallisches
Antimon enthält, während das reinste Schwefelantimon nur 45 Proc. metallisches
Antimon liefert. Man reducirt das feingepulverte Erz mit einem Gemenge von Kohle,
Potasche oder Weinstein und Soda, um eine möglichst leichtflüssige Schlacke zu
bekommen. Auch wendet man das Mineral nach dem Rösten und Pulvern als gelblichweiße
Farbe zu Anstrichen an, welche Farbe eben so gut deckt als Bleiweiß, ohne jedoch so
giftig zu seyn.
Die kais. französische Salpeterraffinerie in Lille; Bericht
von Gaultier de Claubry.
Der an die Fabrik abgelieferte Rohsalpeter enthält 8 bis 10 Proc. fremde Stoffe,
wovon der größte Theil Wasser, das Uebrige Chlornatrium, Chlorkalium, kohlensaures
Natron und kohlensaures Kali ist.
Dieser Rohsalpeter wird zuerst in großen Behältern mit gesättigter, aus dem Betrieb stammender Salpeterlösung gewaschen, welche natürlich keinen Salpeter, wohl aber noch
fremde Salze auflösen kann. Dann wird er in heißem Regenwasser aufgelöst und die
Flüssigkeit mit ein wenig gelatinehaltigem Wasser versetzt, wornach sie beim
Umrühren einen Schaum gibt, welcher alle unlöslichen Substanzen in sich aufnimmt.
Nach der Beseitigung dieses Schaumes läßt man die Lösung unter Umrühren
krystallisiren; das so erhaltene Krystallmehl wird nach dem Abtropfen mit einer
Lösung von ganz reinem Salpeter ausgewaschen. Das getrocknete Product enthält nur
1/20000 Chlorkalium.
Die Waschwässer des Rohsalpeters werden verdunstet, um das Kochsalz abzuscheiden,
wornach man sie unter Umrühren krystallisiren läßt; der so erhaltene Salpeter wird
dann in der Fabrik mit dem Rohsalpeter verarbeitet. Da diese Waschwässer oft im Hektoliter 3 bis 4
Kilogr. kohlensaures Natron enthalten, welches von der Schlempenkohle (der
Rübenzuckerfabriken) herrührt, so sättigt man sie mit Salzsäure, um Kochsalz zu
erzeugen, welches leicht vom Salpeter zu trennen ist.
Besonders interessant sind die einzelnen Einrichtungen der nach Violette's Plan gebauten Raffinerie, wobei alle durch die mechanische und
chemische Technik ermöglichten Vervollkommnungen realisirt worden sind.
Der Transport aller festen Körper geschieht mittelst Eisenbahnen; derjenige der
Flüssigkeiten durch den natürlichen Fall in Rinnen und mit Hülfe von Pumpen.
– Das Regenwasser wird auf den Dächern von 4025 Quadratmetern Oberfläche
aufgefangen und in einer Cisterne von 2000 Hektolitern Inhalt gesammelt. –
Ein Kamin dient für alle Feuerungen; die Feuergase entweichen aus demselben, nachdem
sie unter den Abdampfpfannen etc. circulirt haben, mit nur 100° C.
Temperatur, wodurch eine sehr erhebliche Brennmaterial-Ersparniß erzielt
wird. – Die Magazine enthalten 3 Millionen Kilogr. Rohsalpeter und 200,000
Kilogr. raffinirten Salpeter. Die Fabrik kann jährlich 1,500,000 Kilogr. raffiniren.
Die Böttcherwerkstatt liefert jährlich 12,000 Fässer.
Verschiedene Abfälle der Pulvermühlen, salpeterhaltige Stoffe, verdorbenes oder mit
Beschlag belegtes Pulver werden in besonderen Kesseln zur Gewinnung des darin
enthaltenen Salpeters ausgelaugt. (Bulletin de la
Société d'Encouragement, Februar 1864, S. 94.)
Der Salzbergbau zu Staßfurth.
Die preußische Bergwerksindustrie hat erst seit einem Jahre einen Zuwachs erhalten,
der schon jetzt in den weitesten Kreisen verdientes Aufsehen erregt und der berufen
zu seyn scheint, uns in werthvollsten Artikeln unabhängig vom Auslande zu machen, ja
selbst die Rollen zu vertauschen, in denen für diese Artikel das Inland zum Ausland
stand. Wir meinen die Kalisalze des Steinsalzlagers zu
Staßfurth in der Provinz Sachsen, und theilen im
Folgenden einige Notizen hierüber mit, die uns von einem Besucher dortigen Bergwerks
zukamen.
Das Salzlager Staßfurths zeigt uns die Resultate und Producte eines ruhigen
Abdunstungsprocesses, wie wir ihn in seiner Entwickelung und Fortbildung noch heute
im Todten Meere oder in den Salzgärten des Mittelländischen Meeres beobachten können
– es enthält die feste Salzmasse, welche dereinst im Urmeere aufgelöst war,
und zwar, da die schwerlöslicheren Salze sich zuerst, die leichtlöslicheren sich
zuletzt ausscheiden mußten, geschichtet nach den Gesetzen der Löslichkeit. Das 1000
Fuß mächtige Salzlager – das Liegende ist mit dieser Tiefe noch nicht
erreicht – enthält in den unteren 800 Fuß nur reines, wasserhelles Steinsalz
in regelmäßig übereinander gelagerten 6 Zoll starken Schichten, die durch 1/8 Zoll
starke Schnüre von Anhydrit abgegrenzt werden. Auf diese folgen 180 Fuß mit
Bittersalz verunreinigtes Steinsalz und diese endlich werden überlagert von einer
100 Fuß mächtigen Schicht zerfließlicher Salze, hauptsächlich aus werthvollen
Kalisalzen bestehend. In letzterer ist auch eine reiche Ausbeute salinischer
Mineralien zu halten; es finden sich in derselben schön ausgeprägte
Anhydritkrystalle, Tachhydrit, Carnallit, amorphe Knollen von Boracit, Kieserit
etc., nur organische Ueberreste sucht man vergebens, höchstens sind sie durch
Kohlenwasserstoffgase repräsentirt, die ungefährlich ab und zu sich in einzelnen
hangenden Schichten der Kalisalze zeigen.
Die Schichten fallen mit 20 bis 30 Grad ein, und es können deßhalb alle drei Gruppen
in ein und derselben Sohle abgebaut werden. Die mittlere Schicht, das mit Bittersalz
verunreinigte Steinsalz hat jedoch zur Zeit nur wenig Verwendung gefunden und es
geht der Abbau deßhalb nur in zwei Feldern um, von denen das östliche die
Steinsalze, das westliche die Kalisalze gewinnt. – Die domähnlichen, 70 Fuß
breiten Ausrichtungsstrecken und Abbauörter machen einen überwältigenden Eindruck,
und beherrscht uns überhaupt in unterirdischen Bauen mehr als anderswo der Gedanke,
unmittelbar vor höheren Mächten zu stehen, so ist es vorzugsweise in dieser
Werkstätte, wo die Stoffe so meisterhaft nach chemischen Thätigkeiten geordnet sind, und der Zauber von
Farbenspielen und die Reinheit der Salze das Auge jedes denkenden Forschers
besticht.
Die über Tage befindlichen Betriebsanlagen tragen das Gepräge einer neuen, auf der
Höhe heutiger Technik stehenden Schöpfung. Zwar eingezwängt durch die hart an die
Schächte herantretenden Gebäude eines Provincial-Städtchens, welches sich
rühmt, in früheren Jahrhunderten eine Rolle gespielt zu haben, sonst aber noch
bedenklich drein schaut, ob die neue Industrie nicht seine durchs Alter geheiligte
Institutionen, seine gemüthlichen Zustände untergraben möchte, zeigt das Werk auf
einer kleinen Scholle Erde eine vorzügliche Ausstellung der mannichfaltigsten
Vorrichtungen zur Förderung, Verladung und Weitertransportirung der Producte, sowie
zur Bereitung der verschiedensten Salzarten.
Die Production beschränkt sich, wie schon angedeutet, hauptsächlich auf Steinsalze
und auf die Kalisalze, früher Abraumsalze genannt. Boracite (86 borsaure Talkerde +
10 Chlormagnesium + 4 Wasser), welche nur sporadisch in den Lagern vorkommen, bilden
einen Handelsartikel noch nicht, und Kieserite (87 schwefels. Talkerde + 13 Wasser)
erhalten erst jetzt Bedeutung durch eine großartige, auf Ausbeutung der Schwefelsäure berechnete Fabrik. Die Stein- und
Kalisalze sind aber schon Waare des Welthandels geworden. Der Steinsalzdebit beträgt
jährlich circa 900,000 Ctr. Das Vorurtheil gegen
Steinsalz, so ungerechtfertigt es auch ist und andererseits der vom Monopol
vorgelegte Hemmschuh lassen für das Inland nur eine langsame Ausdehnung des Debits
zu, hindern aber nicht eine Erweiterung des Exports, und da dieser im
wohlverstandenen Interesse durch die billige Preisstellung von 1 Sgr. pro Ctr. Steinsalz begünstigt wird, wird der Kampfplatz
der Concurrenz gegen ausländisches, namentlich englisches
Salz, täglich weiter hinaus, jetzt fast schon bis in die Häfen
Englands, geschoben. Einen eigenthümlichen, sehr gangbaren Artikel, worauf
die Landwirthe besonders aufmerksam seyn möchten, bilden
unter den verschiedenen Salzsorten die Viehsalzlecksteine, von denen schon jetzt
jährlich über ein Viertel Million Stück abgesetzt werden.
Der Schwerpunkt liegt jedoch im Vertrieb der Kalisalze. Es bestehen dieselben
hauptsächlich aus Carnallit (26 3/4 Chlorkalium + 34 1/2 Chlormagnesium + 38 3/4
Wasser), sind aber im gewöhnlichen, verkäuflichen Zustande mit etwas Steinsalz und
Kieserit vermengt, so daß der Chlorkaliumgehalt in der Regel nur 16 bis 18 Proc.
beträgt. Directe Verwendung finden diese Salze mit jährlich etwa 50,000 Ctr. zur
Düngung der Felder, andere 800,000 Ctr. gehen aber in chemische Fabriken, um hier
durch einfache Umkrystallisation raffinirt und in 80procentige Chlorkaliumsalze
verwandelt zu werden. Noch vor zwei Jahren schlummerte dieser Industriezweig, es
wurden in 1861 = 46,000 Ctr., in 1862 = 390,000 Ctr., in 1863 = 850,000 Ctr.
abgesetzt und jetzt beschäftigen sich unmittelbar um Staßfurth herum dreizehn Fabriken größten Kalibers mit Zubereitung der
Kalisalze. Die Staatsregierung schenkt dieser Industrie ungetheilte Aufmerksamkeit
und geht mit den Fabriken, welche den Vertrieb der Salze vermitteln, Hand in Hand.
In keinem Artikel war bisher das Inland so abhängig vom Ausland, als gerade in den
Salzen des Kali (Salpeter, Potasche etc.), und um so wichtiger ist daher der
unerschöpfliche Staßfurther Fund. Der Markt gestattet augenblicklich noch nicht, die
Staßfurther Kalisalze zur Potasche zu verbrauchen; jene 800,000 Ctr. Rohsalze werden
zu 100,000 Ctr. Chlorkalium umkrystallisirt; die Salpeterhütten setzen diese in
ebensoviel Ctr. Salpeter um, und diese werden schließlich als etwa 150,000 Ctr.
Schießpulver in den Verkehr gebracht. Der Preis des Rohproductes wie der des
Fabricats wird daher zur Zeit im Wesentlichen nur durch den Preis des
Bengal-Salpeters und durch den des Chili-Salpeters bestimmt. Fällt
ersterer, oder steigt letzterer, so muß der Preis für das Staßfurther Chlorkalium
herunter, kann sich aber wieder heben, wenn der Bengal-Salpeter steigt, oder
Chili-Salpeter fällt. Bei dem heutigen Preis von 12 2/3 Thlr. für
Bengal- und von 5 Thlr. für Chili-Salpeter kann sich das Staßfurther
Fabricat recht gut auf 4 Thlr., das Rohproduct auf 9 Sgr. halten.
Schon jetzt werden jedoch Anstrengungen gemacht, die Chlorkaliumsalze auch zur Potasche zu verwerthen. Für diesen Artikel würde sich der
Preis anders bestimmen, da mehrere andere Factoren einwirken, und das Resultat wird
schließlich seyn, daß man für Salpeterfabrication den bisherigen Preis zu halten
sucht, für Potaschegewinnung aber herunter gehen muß.
So schnell und so bedeutend sich auch Staßfurth schon gehoben hat, so läßt sich bei dem Werth und der
Unentbehrlichkeit des Kali dem Werke doch noch ein weit größerer Aufschwung
prophezeien. Es ist schon jetzt auf dem Continent die wichtigste Kaliquelle und wird
unzweifelhaft in kurzer Zeit den Markt der gesammten industriellen Welt beherrschen.
(Aus dem „Berggeist,“ 1864, Nr. 10.)
Ueber spectralanalytische Beobachtungen an Lösungen von
Substanzen.
Ueber diesen Gegenstand hielt Prof. Stokes in der Chemical Society am 2. Juni d. J. einen zweistündigen
Vortrag, illustrirt durch eine Menge von Farbentafeln, welcher ein ganz neues und
sehr fruchtbares Gebiet für die chemische Analyse eröffnet. Die Bunsen-Kirchhoff'sche Spectralanalyse erstreckt
sich bekanntlich nur auf Körper, welche sich in der Hitze verflüchtigen und in der
Flamme gasförmig erscheinen. Ebenso beziehen sich die
Beobachtungen Plücker's und Anderer nur auf die Spectren
von Gasen. Dadurch werden mithin alle Körper von der Spectralanalyse ausgeschlossen,
welche gar nicht oder nicht ohne Zersetzung gasförmig erhalten werden können, vor
Allem also der bei weitem größte Theil der organischen Körper. Einen Anfang zur
Ausfüllung dieser Lücke, welche sich vor Allem dem über organische Chemie
arbeitenden Chemiker sehr schmerzlich fühlbar macht, bieten die Beobachtungen von
Stokes an Lösungen. Vor
Allem hervorzuheben ist die ungemeine Leichtigkeit, mit welcher diese Beobachtungen
anzustellen sind. Stokes wendet dazu nichts als ein mit
einem engen (am besten verstellbaren) Spalte versehenes Blech an, welches an der
einen Seite zwei rechtwinkelig zum Spalt stehende Gummibänder hat. Durch diese
hindurch steckt man ein Reagensglas, mit der zu prüfenden Lösung gefüllt und
betrachtet die letztere, so weit sie durch den Spalt sichtbar ist, durch ein ganz
gewöhnliches, etwa zollgroßes Glasprisma mit Handgriff, wobei man durch
Hinundherdrehen des Prismas das Spectrum beliebig näher oder weiter bringen und so
dem Sehvermögen des Auges anpassen kann. Wenn die Lösung zu concentrirt ist, so
pflegen einzelne Theile des Spectrums ganz dunkel zu seyn, z.B. bei einer Lösung von
übermangansaurem Kali der gelbe und grüne; verdünnt man aber die Lösung, so zerlegt
sich dieser dunkle Theil immer deutlicher in einzelne schwarze Streifen, welche
schließlich eben so scharf abgegrenzt, in ihrer respectiven Stellung unveränderlich
und charakteristisch erscheinen, wie die hellen Linien und Streifen im
Flammenspectrum. Solcher Streifen treten z.B. beim Übermangansauren Kali fünf
auf, und ein Blick durch den beschriebenen kleinen Apparat läßt somit in gar keinem
Zweifel, ob man es mit jenem Körper zu thun hat oder nicht. Stokes hat nun bis jetzt schon eine größere Reihe von Körpern, meist
organischen, untersucht und sehr interessante Resultate gefunden. So z.B. zeigen
zwei nahe verwandte, im Krapp enthaltene Farbstoffe, Purpurin und Purpurein, drei
deutliche Streifen derselben Art, aber im Purpurein gegen das rothe Ende des
Spectrums hin verschoben, so daß, wenn man beide Spectren übereinander stellt, zwei
Streifen genau übereinander fallen, der dritte aber beim Purpurin rechts, beim
Purpurein links davon steht. Beiläufig läßt sich, nach Stokes, das rothe Ende des Spectrums besser bei Lampenlicht, das blaue
besser bei Tageslicht beobachten. In ähnlicher Weise besprach er dann noch die
Prismen der Lösungen von Alizarin, Chlorophyll, schwefelsaurem Chinin, Aesculin und
einigen anderen Körpern, bei welchen noch sehr interessante, charakteristische und
leicht zu beobachtende Fluorescenz-Erscheinungen hinzukommen; leider läßt
sich alles das ohne Zeichnungen nicht gut verdeutlichen, und sind Stokes' eigene Veröffentlichungen darüber abzuwarten. Es
sey nur noch bemerkt, daß, nach Stokes, die von den
Chemikern einer besonderen Eigenschaft des Dichroismus zugeschriebene Erscheinung
bei vielen Lösungen, im durchfallenden Lichte eine andere Farbe als im auffallenden
zu zeigen, in den meisten Fällen auf Fluorescenz zurückzuführen ist. Dr. Lunge. (Breslauer
Gewerbeblatt, 1864, Nr. 13.)
Die Wissenschaft auf dem Theater.
II. Blitz und
Regenbogen.
Der unermüdliche Optiker Duboscq, dessen wir schon in
einem früheren ArtikelPolytechn. Journal Bd. CLXXI S. 233. erwähnt, hat auch auf die Nachahmung des Blitzes und des Regenbogens
seine Aufmerksamkeit gerichtet. Den Donner kann man bekanntlich mit Hülfe eines
chinesischen Gongs und einer elastischen Blechtafel ziemlich täuschend
nachahmen. Was dagegen den Blitz, der doch zum Donner gehört, anbelangt, so
gehört schon viel Phantasie dazu, um ihn aus dem brennenden Colophonium oder
Lykopodium heraus zu erkennen. Etwas natürlicher erscheint er schon, wenn man im
hinteren Vorhang eine zickzackförmige Spalte anbringt, hinter der man für einen
Augenblick ein Rothfeuer aufleuchten läßt.
Duboscq hat nunmehr einen Apparat hergestellt,
mittelst dessen man das plötzliche Aufleuchten und Erlöschen des Blitzes
vortrefflich nachahmen kann. Ein entferntes Wetterleuchten, bei dem die Spur des
Blitzes am Himmel nicht verlangt wird, läßt sich ganz täuschend nachbilden, und
ist auch zu hoffen, daß es durch einige Zugaben zum Apparate möglich seyn wird,
das Zickzack des Blitzes genauer als bisher nachzubilden. Der Apparat von Duboscq wurde zuerst in Paris in einem Feenstücke
„Die Reisen der Wahrheit“ angewendet. Es kommt darin
ein magischer Spiegel vor, aus dem plötzlich ein blendendes Licht hervorstrahlt,
ohne daß man die Ursache davon bemerkt. Die Einrichtung ist eine ungemein
einfache.
Vor einem mäßigen Hohlspiegel, der in einer passenden Fassung gleich einem
gewöhnlichen Handspiegel angebracht ist, befinden sich in ihren Fassungen zwei
zugespitzte Kohlenstängelchen, die mittelst Drähten mit den Polen einer starken
galvanischen Batterie in Verbindung stehen. Der Halter des unteren
Kohlenstängelchens (ein dünner Eisenstab) ist in der Art beweglich, daß er
doppelt knieförmig umgebogen, durch die Fassung des Spiegels durchgeht und
hinter demselben in eine dort befestigte elektromagnetische Spirale hineinragt,
welche in den galvanischen Strom, der zu den Kohlen führt, eingeschaltet ist.
Bekanntlich entwickelt sich der galvanische Lichtbogen nur, wenn die
Kohlenspitzen in einer gewissen kleinen Entfernung von einander sich befinden.
Diese Entfernung wird durch den Apparat selbst hergestellt. An der Fassung des
Spiegels ist eine Tastervorrichtung wie bei den Telegraphenapparaten befindlich,
welche die Person, die den Spiegel hält, durch einen Druck mit dem Finger leicht
regieren kann.
Die Poldrähte einer starken galvanischen Batterie von 40–80 Bunsen'schen Elementen sind der eine mit dem Träger
des feststehenden Kohlenstängelchens, der andere mit dem isolirten Contactstücke
des Tasters fest verbunden. Von dem durch eine Feder in einer genügenden
Entfernung gehaltenen Schlüssel des Tasters geht ein Draht erst nach der
elektromagnetischen Spirale und von dort nach dem Träger des anderen
Kohlenstängelchens. Sobald durch Niederdrücken des Tasters der Strom
geschlossen, tritt die genannte Spirale in Wirksamkeit; sie zieht das ihrer
Oeffnung gegenüberstehende Eisenstäbchen in sich hinein, die untere Kohle wird
dadurch etwas weniges herabgezogen, und von der obern entfernt, und es bildet
sich dadurch sofort der brillante elektrische Lichtbogen, um im Momente wieder
zu erlöschen, sobald der Finger den schließenden Taster verläßt.
Bei schwacher Beleuchtung sind die Zuleitungsdrähte, die Kohlenstängelchen etc.
kaum sichtbar; beim Ueberspringen des Lichtbogens verschwinden sie vor dem
Glanze des vom Hohlspiegel zurückgeworfenen Lichtes vollständig. Wird der
Apparat hinter der Bühne aufgestellt und gegen den oberen Theil des
Hintergrundes gerichtet (wobei man nebenbei einen etwas anders geformten, das
Licht mehr zerstreuenden Spiegel anwenden kann), so wird dadurch das
Wetterleuchten vortrefflich nachgeahmt. Um den eigentlichen Blitz zur
Darstellung zu bringen, kann man das Licht hinter einer sich drehenden
Blechscheibe aufstellen, worin Schlitze derartig angeordnet sind, daß sie beim
Drehen der Scheibe den Eindruck des Zickzacks hervorbringen. Besser möchte es
vielleicht noch seyn, mehrere solche Apparate auf festen Ständern und zwar in
verschiedenen Höhen
so anzubringen, daß die sie verbindenden Linien eben ein lang gezogenes Zickzack
bilden. Die einzelnen Apparate müßten drehbar und so gerichtet seyn, daß das
erzeugte Lichtbündel bei der Drehung genau bis zum nächstfolgenden Apparate
reichte. Man kann dann einen Commutator, eine drehbare Scheibe mit nicht
leitendem Rande, herstellen, deren leitende Achse constant mit dem einen Pole
der Batterie in Verbindung steht; von der Achse geht ein einziger schmaler
Metallstreifen nach der Peripherie. Die oberen Kohlen sämmtlicher magischer
Spiegel stehen mit dem anderen Batteriepole in beständiger leitender Verbindung,
während die von den unteren Kohlen, von einander isolirt, in eine Anzahl Federn
auslaufen, die auf dem isolirten Rande der Commutatorscheibe schleifen. Dreht
man nun diese Scheibe rasch um ihre Achse, so geht der schmale leitende Streifen
der Scheibe kurz nach einander unter den Polfedern der verschiedenen magischen
Spiegel durch. Es wird daher zuerst der Strom des ersten magischen Spiegels
geschlossen, das Licht flammt auf, erlischt wieder sofort, im nächsten Moment
entflammt sich der zweite, dritte und vierte Apparat u.s.f. Mittelst
Räderverbindung wäre es möglich, gleichzeitig mit der Drehung der
Commutatorscheibe den magischen Spiegeln hinter einander eine Drehung um ihre
Achse zu geben. Vielleicht wäre es noch besser, wenn man bloß die hinter dem
galvanischen Lichtboden befindlichen Hohlspiegel die Umdrehung vollführen
ließe.
In der berühmten Oper „Moses“ von Rossini kommt unter anderen scenischen Wundern auch ein Regenbogen
vor, dessen naturgemäße Darstellung bisher den Theatermaschinisten als kaum
lösbare Aufgabe erschien. Zuerst wurde auf dem Hintergrunde ein Regenbogen aus
zusammengeklebten Streifen von verschiedenfarbigem Oelpapier hergestellt, der
durch eine Reihe von Oellampen erleuchtet wurde. Später führte man zur
Erleuchtung das elektrische Licht ein, das indessen auf eine zu große Ausdehnung
beleuchtend wirken mußte, und trat daher der Regenbogen erst dann einigermaßen
leuchtend hervor, wenn man die Scene entsprechend verfinsterte. Dieß ist aber
ein meteorologischer Nonsens, indem in der Dämmerung nach verschwundener Sonne
kein Regenbogen entstehen kann.
Duboscq hat nun folgenden sehr sinnreichen Apparat
construirt, bei dem man die natürlichen Regenbogenfarben benutzt, die durch die
Zerstreuung des Lichtes im Glasprisma entstehen. An einem vortretenden
Versatzstück, und zwar an der hinteren Fläche desselben, ist in der Höhe von
etwa 15 Fuß der Regenbogen-Apparat befestigt. Derselbe ist in einem
inwendig schwarz angestrichenen Gehäuse eingeschlossen, so daß sich kein Licht
zufällig nach außen verbreiten kann. Innerhalb dieses Raumes, im Brennpunkt
eines Hohlspiegels, befinden sich die Kohlenspitzen, die später den elektrischen
Lichtbogen zwischen sich überspringen lassen. Das so erzeugte parallele
Strahlenbündel geht zuerst durch einen bogenförmigen Schlitz in einem
Blechschirm, wodurch die Biegung des Regenbogenbildes vorbereitet wird, und
fällt dann auf eine biconvexe (Vergrößerungs)Linse mit sehr kurzer Brennweite,
wodurch die Krümmung des Bildes vermehrt und dem Bogen eine größere Ausdehnung
gegeben wird. Endlich gehen die Lichtstrahlen durch ein horizontal liegendes
dreiseitiges Prisma von sehr farblosem starkbrechenden Bleiglase. Der
Querschnitt des Prismas ist nicht ein gleichseitiges, sondern nur ein
gleichschenkeliges Dreieck und muß der spitzere Winkel desselben nach oben
gerichtet seyn, damit der entstehende Regenbogen die Farben in der natürlichen
Reihenfolge, das Roth oben, das Violett unten zeige. Durch Drehung des ganzen
Apparats kann man den entstehenden Regenbogen entweder als vollen horizontalen
Bogen oder mehr oder weniger geneigt darstellen. Selbst bei voller Beleuchtung
der Scene erscheint der Bogen vollkommen hell und mit den schönsten natürlichen
Farben. Dr. H. Schwarz.
(Nach dem Cosmos, im Breslauer Gewerbeblatt, 1864,
Nr. 10.)
Ueberführung der Stärke in Zucker durch die Schalen roher
Kartoffeln; von G. Leuchs in Nürnberg.
Schönbein hat in einem Aufsatz im Journal für praktische
Chemie, Bd. LXXXIX S. 323, nachgewiesen, daß die katalytische Wirksamkeit
organischer Materien nicht nur wie bekannt der Diastase, dem Emulsin, Myrosin, der
Hefe, dem Kleber, dem Speichel etc. zukommt, sondern daß dieselbe in der
Pflanzen- und Thierwelt allgemein verbreitet ist. Unter anderen besitzen
namentlich die Schalen roher Kartoffeln, die Wurzeln von Leontodon taraxacum, der Latuca sativa u.s.w.
große katalytische Kraft.
Da viele der schon länger bekannten katalytischen Substanzen auch die Fähigkeit
zeigen, die Stärke in Zucker überzuführen, so war es wahrscheinlich, daß der eine
oder andere der neu aufgefundenen Stoffe auch diese Art der Katalyse bewirke.
Ich habe vor der Hand nur Versuche mit den Schalen roher Kartoffeln angestellt und in
der That meine Voraussetzung bestätigt gefunden.
Dünnen Stärkekleister, zu dem ich eine verhältnißmäßig große Menge der Schalen roher
Kartoffeln gegeben hatte, setzte ich 10 bis 12 Stunden einer Temperatur von 45 bis
50° C. aus. Die Stärke war nach dieser Zeit fast vollständig in Traubenzucker
übergeführt.
Nicht in Kleister umgewandeltes Stärkemehl, den gleichen Einflüssen unterworfen, war
dagegen fast ganz unverändert. (Journal für praktische Chemie, Bd. XCII S. 59.)
Nachweis und Bestimmung der Bernsteinsäure und des Glycerins
in gegohrenen Flüssigkeiten, von L. Pasteur.
Von der Gegenwart beider Körper kann man sich leicht überzeugen, wenn man den
Abdampfungsrückstand der filtrirten Flüssigkeit mit Aether auszieht und diesen
Auszug der freiwilligen Verdunstung überläßt. Den nächsten Tag, manchmal auch erst
später, haben sich die Gefäßwände mit Krystallen der Bernsteinsäure bedeckt und auf
dem Boden findet sich ein Syrup von Glycerin, das noch Bernsteinsäure theils gelöst,
theils krystallisirt enthält. Ein Gemisch von Aether und Alkohol nimmt aus dem
Abdampfungsrückstande die Bernsteinsäure und das Glycerin auf, läßt aber die
stickstoffhaltigen Extractivstoffe ungelöst. Den Auszug dampft man ein, sättigt mit
Kalkwasser, bringt die Flüssigkeit zur Trockne und erschöpft den Rückstand mit einem
Gemische von Alkohol und Aether, welches nur das Glycerin löst.
Zur quantitativen Bestimmung dieser Substanzen darf die Flüssigkeit nur bei gelinder
Hitze eingedampft werden; man bringt 1/2 Liter binnen 12 bis 20 Stunden auf etwa
10–20 Kub. Centimet. und trocknet vollends unter der Luftpumpe. Bei raschem
Eindampfen verliert man merklich Bernsteinsäure und Glycerin. Der syrupöse Rückstand
wird in der Schale selbst wiederholt mit einem Gemische von 1 Th. Alkohol von
90–92 Proc. und 1 1/2 Th. rectificirtem Aether behandelt und die Flüssigkeit
durch ein Filter abgegossen; nach 7–8 Extractionen ist der krümlich
gewordene, sauer reagirende Rückstand erschöpft. Wenn man den größten Theil des
Aethers aus dem in einer Kochflasche befindlichen Extracte im Wasserbade entfernt
hat, kann man, ohne durch Spritzen der Flüssigkeit etwas zu verlieren, in einer
Schale weiter eindampfen. Den Rückstand neutralisirt man genau mit klarem
Kalkwasser, dampft wieder vorsichtig ein und nimmt aus dem Rückstande das Glycerin
mit Aether-Alkohol auf. Der zurückgebliebene bernsteinsaure Kalk ist noch mit
einer kleinen Menge Extractivstoff oder einem nicht krystallisirenden Kalksalze
verunreinigt, die aber von 80grädigem Alkohol vollständig gelöst werden, wenn man
das Salz in der Schale selbst mit diesem 24 Stunden in Berührung läßt. Das Succinat
ist dann beinahe farblos; man bringt die Krystalle auf ein gewogenes Filter,
trocknet und wägt.
Das Glycerin erhält man durch Abdampfen des mit Alkohol und Aether gewonnenen Auszugs
und schließliches Trocknen im Vacuum, in welchem das Glycerin aber nicht länger als
2 bis 3 Tage verweilen darf, weil es, selbst bei gewöhnlicher Temperatur,
fortwährend an Gewicht abnimmt; bei 3 Grm. wasserfreiem Glycerin beträgt der in 24
Stunden erfolgende Verlust 0,012–0,015 Grm. War bei der Gährung zu wenig Hefe
angewendet worden und deßhalb die Gährung etwa nicht vollständig, so enthält das
Glycerin noch eine sehr kleine Menge nicht krystallisirenden Zucker, der durch die
Fehling'sche Flüssigkeit nachweisbar ist. Bei der
Anwendung von zu viel Hefe enthält das Glycerin Extractivstoffe der Hefe, welche dem
Glycerin schon in geringer Menge einen bitteren und stechenden Geschmack ertheilen.
Der wässerige Auszug von 250 Grm. Preßhefe (mit 40 Grm. Trockensubstanz) gab an ein
Gemisch von Alkohol und Aether 0,739 Grm. ab; diese Substanz enthält kleine Mengen
Glycerin und Bernsteinsäure, sie ist wachsähnlich, gelb, riecht eigenthümlich,
schmeckt sehr stechend, löst sich bis auf sehr wenig Fett leicht in Wasser, bläht sich beim Erhitzen auf,
verkohlt und hinterläßt wenig lösliche Asche. (Annales de
Chimie et de Physique, 1860, vol. LVIII p. 330; chemisches Centralblatt, 1864 Nr. 11.)
Das Trocknen der Blumen mit Beibehaltung ihrer natürlichen
Farben.
Vor etwa 12 Jahren wurde in England von einem deutschen Chemiker zuerst ein Verfahren
aufgefunden, um Blumen mit Beibehaltung der natürlichen Farben zu trocknen. Für
theures Geld kaufte, nachdem in England bereits Hunderte von Frauen und Mädchen
hierdurch einen Erwerbszweig gefunden hatten, ein thüringischer Fabrikant das
angebliche Geheimniß, und seitdem ist derselbe durch Versendung von getrockneten
Blumen mit natürlichen Farben bereits ein reicher Mann geworden.
Um getrocknete Blumen in natürlichen Farben zu erhalten, verschaffe man sich
zuvörderst eine Kiste mit Schiebedeckel. Von derselben nehme man den Boden ab und
versehe dieselbe unmittelbar unter dem Deckelsalze mit einem mittelfeinen
Drahtsiebgewebe. Nun besorge man sich ein Quantum Sand, etwa so viel die Kiste faßt,
siebe denselben von allem Staub rein, wasche ihn und gebe denselben, nachdem er
getrocknet ist, in einen Kessel; hier mache man denselben heiß und unter beständigem
Umrühren lasse man etwa auf 100 Pfund Sand 1/2 Pfund Stearin in demselben zergehen.
Es ist darauf zu achten, daß der Sand sich gleichmäßig mit Stearin sättige, doch
darf ja nicht zu viel desselben zugesetzt werden, welches bei nachherigem Erwärmen
sich zu Boden ziehen und den Blumen schaden würde.
Sollen nun Blumen ohne die Farben zu verlieren getrocknet werden, so verfährt man
folgendermaßen:
Man stellt die Kiste mit dem Deckel nach unten, schüttet von dem präparirten Sande
etwa 1 Zoll stark auf das Drahtgewebe, legt nun vorsichtig die betreffenden Blumen
ein, indem man immer so viel Sand zugibt, daß Blätter und Zweige in ihrer
natürlichen Haltung bleiben und sich nicht gegenseitig berühren, sondern überall von
Sand umgeben sind. Ist so die Kiste gefüllt, dann lege man den Boden auf und stelle
sie an einen warmen Ort, am besten auf den Backofen eines Bäckers oder Conditors und
lasse sie nun etwa 48 Stunden stehen. Nachher ziehe man langsam den Schieber zurück
und lasse durch das Drahtgitter den Sand in ein untenstehendes Gefäß laufen; sollten
sich in den Blattwinkeln einige Sandkörner festgesetzt haben, dann entfernt man
solche durch behutsames Klopfen an die Kistenwände. Die Blumen haben auf diese Weise
die vollen Naturfarben behalten und sind dennoch gänzlich ausgetrocknet. Einige
Uebung lehrt bald die richtige Handhabung und die Einhaltung der Trockenzeit. Die so
getrockneten Blumen bilden schon einen Handelsartikel, indessen erscheint es besser,
wenn solche gleich zu Bouquets, Kränzen etc. verarbeitet werden, eine Beschäftigung,
welche ja alle Mädchen und Frauen zu einer Lieblingsarbeit erkoren haben. (Berliner
Fr.-Bl.)
Verfahren um Extracte, Nahrungsmittel etc. auf Kupfer zu
prüfen, von Hager.
Hierzu soll man sie, wenn sie nicht sauer sind, mit essigsäurehaltigem Wasser
extrahiren oder lösen, oder Flüssigkeiten etwas Essigsäure zusetzen und dann einen
am unteren Ende zu einer Spirale aufgerollten starken Platindraht hineinstellen,
zwischen dessen Windungen man ein kleines Stück Eisendraht gesteckt hat. Bei
Gegenwart von Kupfer bedeckt sich der eingetauchte Theil des Platindrahts mit einer
schwarzbraunen Kupferschicht. Man entfernt das Eisen, spült mit Wasser ab, löst die
Kupferschicht in einigen Tropfen reiner Salpetersäure und stellt damit die bekannten
Reactionen an. Nach diesem Verfahren läßt sich das Kupfer in Flüssigkeiten
nachweisen, die weder mit Ammoniak noch mit Kaliumeisencyanür Reactionen geben. Es
ist besonders anwendbar bei Extracten und Pflanzensäften, in denen wegen Anwesenheit
von Gerbsäure und dergleichen die Probe mit blankem Eisen zweifelhaft ist. (Pharmaceutisches
Centralblatt, 1863, Nr. 35.)
Zurückhaltung der Vegetation, um den Nachtheilen der Fröste zu
entgehen.
Man kann die Vegetation eines jeden Baumes, der im Freien steht, zurückhalten, wenn
man den Boden, soweit etwa seine Wurzeln reichen, nachdem er gefroren ist, bedeckt.
Dieß kann mit Laub, Dünger, Kiefernadeln, Haidekraut u.s.w. geschehen. Eine Hand
hoch Deckung genügt schon, um den Frost in der Erde und dadurch die Vegetation
zurückzuhalten. Besonders zu empfehlen ist dieß bei den Spalierbäumen, namentlich
bei Apricosen und Pfirsichen. Man glaube ja nicht, daß dadurch die Reife der Früchte
oder ihre Güte beeinträchtigt werde. Das VersäumteBersäumte wird bald nachgeholt und, gesetzt auch, die Früchte reifen 8 Tage später,
so ist es doch immer besser, später reife Früchte, als gar keine zu haben. (Burger, kurze Berichte, Bd. II S. 23.)
Chinesische Schafe.
Im Acclimationsgarten zu Paris ist jetzt ein Paar dieser Schafe vorhanden, die sich
durch eine ungemein große Fruchtbarkeit auszeichnen. In einem Jahre sind zwei Würfe,
jedesmal von 3 Lämmern, erhalten worden. Man begreift die große Wichtigkeit dieser
Thatsache für die Fleischproduction. In Pennsylvanien ist diese chinesische, oder
strenger genommen, tartarische Race schon im Jahre 1855 eingeführt worden und lauten
auch die Berichte von dort her sehr günstig.
Das tartarische Schaf hat einen großen Wuchs, ist kräftig gebaut, mit kurzen Beinen
und kurzem Halse, kleinem Kopf und verlängerter Nase und hängenden Ohren. Das Bließ
ist voll, kurz und glänzend, und eignet sich zu groben Wollenwaaren sehr gut. Das
Fleisch ist sehr saftig und wohlschmeckend, so daß es die Fremden in China bald
allem anderen Fleische vorziehen.
Erprobte Vorschrift zu Eau de
Cologne.
Bergamottöl
3 Loth,
Cederöl
1 „
Lavendelöl
1/2 „
Neroliöl
24 Tropfen,
Rosmarinöl
24 „
Nelkenöl
24 „
Thimianöl
15 „
Zimmtöl
20 „
Moschus
1/2 Gran,
Alles nach einander in 3 1/2 Maaß reinstem Spiritus
gelöst.
Zweckmäßig ist es, noch circa 20 Tropfen Salmiakgeist
zuzugeben, wodurch das Belebende des Geruchs noch vermehrt wird.