Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 173, Jahrgang 1864, Nr. , S. 393
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Miscellen. Miscellen. Vorschlag zur Speisung von Dampfkesseln. Bei den allgemein angewendeten Hochdruckkesseln ist die Speisung mit Wasser nur durch Speisepumpen, die leicht aus der Ordnung kommen, oder durch den Giffard'schen Injector zu bewirken, der nur bei verhältnißmäßig kaltem Speisewasser gut fungirt, leicht durch Kesselstein verstopft wird und bei Locomotiven besonders während der Fahrt oft seine Dienste versagt. Bei den alten Dampfkesseln mit Niederdruck wandte man früher etwas hoch gelegene Wasserbassins an, aus welchen das Wasser einfach durch Drehen eines Hahnes im Verbindungsrohre in den Kessel abfloß. Häufig war sogar die Vorkehrung getroffen, daß dieser Hahn oder ein Ventil sich von selbst öffnete, sobald der Schwimmer im Dampfkessel einen zu niedrigen Wasserstand anzeigte, sich aber sofort wieder schloß, sobald die richtige Höhe des Wassers im Kessel wieder erreicht war. Bei Kesseln neuerer Art, die mindestens mit 45 Pfund Dampfdruck per Quadratzoll arbeiten, müßte dieß Bassin ungebührlich hoch (mindestens 96 Fuß höher als der Kessel) angelegt werden, um durch den Wasserdruck den Dampfdruck zu überwinden. Mein Vorschlag geht nun dahin, diesen hohen Wasserdruck statt durch eine hohe Aufstellung des Speisewasser-Bassins durch einen belasteten Kolben zu ersetzen, wie er schon in Wasserwerken im Gebrauche ist. Denke man sich ein hinreichend geräumiges, cylinderförmiges Bassin, in dem sich dichtschließend ein Kolben bewegt, der mit Gewichten so beschwert wird, daß die Wassersäule, auf der er ruht, den Druck erhält, der zum Speisen des Kessels nöthig ist. Ein Theil des Drucks könnte, falls es nöthig, durch Wasser, das man in den hohlen Kolben hineinpumpte, ersetzt werden. Dieses Wasser würde beim Aufziehen des Kolbens durch ein nach unten sich öffnendes Ventil von selbst in den gedachten Wasserbehälter hineinlaufen. Die Maschine hat natürlich mittelst ihrer Speisepumpe das Bassin von unten mit Wasser zu füllen, und den Kolben auf die nöthige Höhe zu heben. Man spart also dadurch keine Arbeit, hat aber den Vortheil, daß man jederzeit durch einfache Drehung eines Hahnes dem Kessel Wasser zuführen kann, daß man die Speisepumpe nur zeitweilig und zwar zu Zeiten, wo die Maschinenkraft sonst nicht gebraucht wird, also früh vor Beginn der Arbeit, Mittags u.s.w. in Thätigkeit zu setzen braucht, daß man endlich jederzeit durch das Steigen des Belastungskolbens controliren kann, ob die Speisepumpe richtig fungirt, daß man endlich die Thätigkeit des Kessels nicht zu unterbrechen braucht, wenn die Speisepumpe kurzdauernden Reparaturen unterworfen ist. Bei den Tendern von Locomotiven könnte man die Belastung des Kolbens durch das Zuggewicht selbst ersetzen. Es würde dann in dem cylinderförmigen Tender sich ein Kolben befinden, an dessen Kolbenstange man den Zug anhängte. Diese Kolbenstange müßte natürlich durch eine Stopfbüchse am hinteren Ende des Tenders durchgeführt werden, oder einen Kreuzkopf und seitliche Zugstangen tragen, die sich hinter dem Tender wieder vereinigten. Die nöthige Elasticität des wirkenden Zuges könnte man sehr einfach dadurch erreichen, daß man an dem Tender-Cylinder einen geräumigen Windkessel anbrächte, welcher als vortreffliche Luftfeder wirken würde. Beim Anhalten an einer Wasserstation hakt man den Zug ab, und füllt dann den Tender von einem erhöht stehenden Reservoir durch eine dicht anschließende Röhre, um den vorhandenen Wasserdruck zum Zurückschieben des Kolbens in seine anfängliche Stellung zu benutzen. Bei der Construction mit Kreuzkopf wäre dieß nicht einmal nöthig. Man bremst den Tender, hängt den Zughaken der Locomotive, statt an das Tendergestell an den Kreuzkopf der Kolbenstange an, und zieht dann den Kolben in die ursprüngliche Lage zurück. Man kann dann den Tender durch ein angesetztes mit Ventilen versehenes Rohr aus einem tiefer gelegenen Bassin wie eine Saugpumpe füllen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 15.) Verbesserungen in der Fabrication der Nähnadeln. Die Fabrication der Nähnadeln hat nach Karmarsch in neuerer Zeit wesentliche Verbesserungen erfahren, welche vorzugsweise theils auf die Einführung von Maschinen zum Ersatze der Handarbeit, theils auf gewisse, die Schnelligkeit der Arbeit fördernde Verfahrungsarten sich beziehen. In ersterer Hinsicht sind die selbstthätigen Maschinen zum Spitzen der Schachte, das Fallwerk zum Verprägen und der Durchschnitt zum Ausstoßen der Oehre, die Maschinen zum innerlichen Poliren der Oehre, die Vorrichtungen zum mechanischen Einzählen der Nadeln in die Papierumschläge zu erwähnen. Was den zweiten Punkt betrifft, so besteht die wichtigste Veränderung darin, daß man nicht mehr wie früher die in doppelter Nadellänge vorbereiteten Drahtstücke (Schachte) vor der Bildung der Oehre in 2 Theile schneidet und an jeder einzelnen Nadel das Oehr verfertigt, sondern auf der Mitte jedes Schachtes 2 Oehre nahe bei einander anbringt und nach dem Befeilen dieser Stelle (wobei 80–100 Schachte, d.h. 160–200 Nadeln zugleich in Arbeit genommen werden) die Drähte zwischen den beiden Oehren durchbricht. Bei diesem Verfahren wird nicht nur viel Zeit und Arbeit erspart, sondern auch ein bedeutender Abfall an Material vermieden, da bei dem Halbiren der an beiden Enden zugespitzten Schachte nach alter Art stets ein kurzes Stückchen aus der Mitte derselben verloren gieng, wodurch ein Verlust von 5–11 Procent des verarbeiteten Drahtes entstand. Die Vollkommenheit einer Nadel besteht in ihrer schlanken Zuspitzung, wobei die Spitze genau in der Achslinie liegen muß, in der Schärfe der Spitze, welche dadurch erprobt wird, daß sie ein angespanntes Blatt Papier ohne Geräusch durchsticht, in der guten Gestalt und Glätte des Oehres, welches letztere einen darin hin und her gezogenen Faden nicht rauh machen darf, in der feinen Politur der ganzen Oberfläche, endlich in dem gehörigen Grade von Härte und Elasticität, den man daran erkennt, daß die Nadel erst bei sehr merklicher Biegung abbricht, aber niemals eine Biegung behält, wenn man sie vor dem Abbrechen wieder frei läßt. (Londoner Ausstellungsbericht.) Amerikanisches Pochwerk. Bei den Pochwerken am Obern See ersetzte Ingenieur Hodge den gewöhnlichen Hebarm durch zwei excentrische Räder, welche den eisernen Stempelschaft an seinen beiden entgegengesetzten Seiten erfassen, zwischen sich einklemmen, heben und von einer bestimmten Höhe wieder fallen lassen. Ungeachtet der wechselnden Stärke der zu zerstampfenden Erzschicht werden bei dieser Einrichtung die Stempel aus unveränderten Höhen herabfallen, da sie in verschiedenen Höhen ergriffen, aber immer auf gleiche Höhe gehoben werden. Um das Abschleifen der in Berührung kommenden Metallflächen unschädlich zu machen, ist am Stempelschafte oberhalb der Excentriks eine Verstärkung, ein sogenanntes Kinnstück angebracht. Um zu verhüten, daß zufolge der Abnutzung des Schuhes der ganze Stempel zu viel am Gewichte verliere und die Kinnstücke an zu sehr von einander entfernten Punkten ergriffen werden, ist unter dem Schuhe eine Sohle von Gußeisen befestigt, welche man ersetzt, wenn sie abgenutzt ist. – Am Obern See ist noch eine andere Art von Pochwerken durch den Ingenieur Ball in Anwendung gekommen. Hierbei sind die Stempel wahre Dampfhämmer, unterscheiden sich aber von den bei Eisenwerken gebräuchlichen dadurch, daß sie nach jedem Fall durch eine gewisse Reibung an der Umfläche um ein Bestimmtes um ihre Achse gedreht und dadurch an den Schuhen gleichmäßiger abgenutzt werden. Ein solcher Schuh hat das enorme Gewicht von 24–26 Ctr.; der Pochtrog ruht der heftigen Stöße wegen, die er zu erleiden hat, auf Kissen von vulcanisirtem Kautschuk. Mit einem aus zwei Hämmern bestehenden Pochsatz zerkleint man in 24 Stunden 140–150 Tonnen (à 20 Ctr.) Erz. Ob die Zerkleinung mit so schweren Stempeln eine zweckentsprechende ist, mag in Frage bleiben; jedenfalls wird ein solches Pochwerk ganz bedeutend hohe Herstellungs- und Unterhaltungskosten erfordern. (Berg- und hüttenmännische Zeitung.) Ueber das Färbende im Smaragd; von Prof. F. Wöhler. Als Vauquelin im Smaragd Chromoxyd entdeckte, erklärte er dasselbe ganz natürlich für die Ursache der Farbe dieses Edelsteins. Hr. Lewy, der 1858 eine sehr gründliche Abhandlung über das Vorkommen und die Zusammensetzung der Smaragde von Muso in Neu-Granada publicirt hat, ist dieser Ansicht nicht, sondern glaubt durch seine Versuche gefunden zu haben, daß das Färbende im Smaragd durch eine organische Substanz bewirkt werde, daher derselbe auch beim Glühen seine Farbe verliere. Da wir, Gustav Rose und ich, diese letztere Angabe bei Anwendung von Löthrohrhitze nicht bestätigt fanden, so gab dieß zu einigen anderen Versuchen Anlaß, aus denen wir schließen müssen, daß der Smaragd seine schöne Farbe in der That der darin enthaltenen kleinen Menge Chromoxyds verdankt. Ein ganzes Stück von einem ziemlich tief grünen, aber wenig klaren Smaragdkrystall von Muso, nach dem Trocknen bei 100° Cels. 6,971 Grm. schwer, wurde in einem Platintiegel eine Stunde lang in einem Windofen einer Glühhitze ausgesetzt, bei welcher Kupfer leicht schmilzt. Nach dem Erkalten zeigte der Stein noch vollkommen die ursprüngliche grüne Farbe, er war nur undurchsichtig geworden. Er wog nun 6,858 Grm., hatte also nur 1,62 Procent an Gewicht verloren. (Lewy fand 1,66 Proc. Wasser und 0,12 Proc. organische Materie.) Er wurde fein gerieben und mit kohlensaurem Alkali und etwas Salpeter geschmolzen. Bei Behandlung der Masse mit Wasser wurde eine gelbe Lösung erhalten, aus der nach bekannten Methoden 0,013 Grm. oder 0,186 Proc. vom Gewicht des Smaragds Chromoxyd abgeschieden werden konnten. Lewy fand bei seinen Analysen so wenig Chromoxyd, daß er dessen Menge gar nicht angibt; auch ist er der Ansicht, daß eine so kleine Menge unmöglich eine so intensiv grüne Farbe hervorbringen könne. Um über diese Frage Aufschluß zu erhalten, wurden 6,971 Grm. fein geriebenes weißes Glaspulver mit 13 Milligr. Chromoxyd, als der in jener Menge Smaragds gefundenen Menge, vermischt und in einem Thontiegel, der, umgeben mit Kohlenpulver, in einem größeren stand, zusammengeschmolzen. Die wohlgeflossene klare Glasmasse hatte dieselbe intensiv grüne Farbe, wie der angewandte Smaragd. Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß 13 Gewichtstheile Chromoxyd nahe an 7000 Gewichtstheilen eines Silicats eine tief grüne Farbe zu ertheilen vermögen. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1864, Bd. CXXII S. 492.) Das Küp'sche Sprengpulver. In der Versammlung des österreichischen Ingenieurvereins (Abtheilung für Berg- und Hüttenwesen) am 9. März d. J. theilte Herr General-Probiramts-Director M. v. Lill die Resultate der Untersuchungen mit, welchen auf seine Veranlassung das Küp'sche Sprengpulver unterzogen worden war. Stoß und Reibung wirken nicht mehr als bei gewöhnlichem Pulver. Erhitzung: Schwefel sublimirt, bei 300° C. noch keine Entzündung. Feuchtigkeitsanziehen nicht mehr als bei gewöhnlichem Pulver. Schußwirkung gleich 5/6 von gewöhnlichem Pulver. Sprengwirkung gleich groß mit gewöhnlichem Pulver. Analyse: 66 salpetersaures Kali, 8 Natron, 9 Schwefel, 16 Kohle, aus Holzkohle und Kohks gemischt. Das Pulver scheint auf nassem Wege bereitet zu seyn, indem gröblich gepulvert Schwefel und Kohle in die concentrirte Salpeterlösung eingerührt und das Ganze unter fortwährendem Rühren zum Trocknen gebracht würde. Pulver, unter diesem Verfahren nachgeahmt, hat genau dieselben Eigenschaften. Hieraus ergibt sich die praktische Folgerung, daß dieses Küp'sche Pulver beim Sprengen eben so viel wirkt, als unser gewöhnliches Sprengpulver, während es bedeutend wohlfeiler ist als dieses letztere. Außerdem theilten einige der Anwesenden mit, daß Küp's Sprengpulver in der Grube auffallend wenig Rauch entwickle. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, 1864 S. 111.) Einiges über die Untersuchung der grünen Tapeten auf Arsenikverbindungen; von Dr. Wiederhold in Cassel. Die mit grünen Arsenikfarben bedruckten Tapeten haben mit Recht schon seit geraumer Zeit die Aufmerksamkeit der Aerzte erregt, obwohl die Kenntniß von der Schädlichkeit solcher Tapeten erst in den letzten Jahren in weitere Kreise gedrungen ist. Es kann nicht bezweifelt werden, daß das Bewohnen von Räumen, welche mit arsenikhaltigen Tapeten ausgekleidet sind, oder in welchen man mit Schweinfurter Grün oder ähnlichen Farben bemalte RouleauxDie grünen Rouleaux scheinen ganz besonders gefährlich zu seyn. Ich erinnere mich eines Falles, wo eine Trödlerfrau in einer Auction zu ihrem eigenen Gebrauch ein altes grünes Rouleau gekauft hatte und durch das bloße Befestigen desselben an ihrem Fenster, wobei ihr ein kleines Mädchen behülflich war, nebst dem Kinde unmittelbar nachher erheblich erkrankte W. verwendet, unter Umständen die Gesundheit in größerem oder geringerem Grade gefährdet. Die Art der Wirkung hat man in verschiedener Weise zu erklären gesucht. Es kann jetzt wohl als ausgemacht gelten, daß die Arsenikfarben der Tapeten und Rouleau in der Form von Staub, welcher sich beim Einathmen auf die Schleimhäute des Mundes und der Athmungsorgane ablagert, ihre giftigen Wirkungen auf den menschlichen Körper ausüben. Bei dieser Annahme erklärt sich auch sehr einfach die Thatsache, daß man von manchen Tapeten selbst bei jahrelangem Bewohnen der Zimmer nicht die geringste schädliche Einwirkung wahrgenommen hat, während andere Tapeten schon nach kürzerer Zeit ihre gesundheitsschädliche Wirkung zu äußern begannen, je nachdem die Bedingungen für die Staubbildung mehr oder weniger günstig waren.Man sehe Fabian's Abhandlung „über chronische Arsenvergiftungen in Folge der Bewohnung von Localen die mit arsenhaltigen Farben ausgekleidet sind“ im polytechn. Journal Bd. CLVII S. 212.A. d. Red. Als die vorzüglichste Ursache des Stäubens muß der Zerfall oder die Zerstörung des Bindemittels angesehen werden, mit welchem die Farben auf die Tapeten befestigt wurden. Bei der Untersuchung grüner Tapeten und Rouleaux, deren ich namentlich auf die Veranlassung unseres berühmten Arztes, Dr. Stilling, eine ziemliche Anzahl vorgenommen habe, kann man folgendes einfache Verfahren einschlagen. Ein mäßig großes Stück Tapete wird in kleine Schnitzel geschnitten, in einem Probirglas mit erwärmter Salzsäure behandelt und die Lösung filtrirt. Von dieser Lösung bringt man 1–3 Tropfen in ein als Apparat von Marsh dienendes Reagensglas. Ist die Farbe eine reine Arsenikfarbe, Schweinfurter- oder Scheel'sches Grün, so erhält man augenblicklich große und zahlreiche Arsenspiegel. Verdünnt man die salzsaure Lösung mit Wasser und versetzt sie mit einigen Tropfen einer Auflösung von gelbem Blutlaugensalz in Wasser, so erhält man in diesem Falle sofort den charakteristischen rothen Niederschlag von Cyaneisenkupfer. Diese beiden Reactionen sind hinreichend, um die Gegenwart einer giftigen Arsenikverbindung darzuthun, dagegen beweist ihr Nichteintreten nicht die gänzliche Abwesenheit einer arsenikhaltigen Farbe. Wenn nämlich die grüne Farbe der Tapete nur eine Arsenikfarbe beigemischt enthält, namentlich das sogenannte Neuwieder Grün (ein Gemisch von arsenigsaurem Kupferoxyd mit Kalkblau), welches vielfach zum Nüanciren grüner Farben gebraucht wird, so erhält man wegen des starken Aufschäumens der Masse im Marsh'schen Apparat keine Arsenspiegel und durch Blutlaugensalzlösung keinen rothen Niederschlag. Falls man also bei dem erst beschriebenen Verfahren kein positives Resultat erhalten hat, so muß man entweder das für die gerichtlichen Untersuchungen auf Arsenik übliche Verfahren einschlagen, oder man trägt ein größeres Stück Tapete nach und nach in kleinen Partien in schmelzenden Salpeter ein. Nach geschehener Verpuffung versetzt man den Salpeterkuchen so lange mit concentrirter Schwefelsäure, bis sich keine rothen Dämpfe von Untersalpetersäure mehr entwickeln,Die Zersetzung muß vollständig seyn, weil sich beim Zurückbleiben von Salpetersäure später im Marsh'schen Apparat statt Arsenikwasserstoffgas das feste braunrothe Wasserstoffarsen bildet. Ueber das letztere siehe meine Untersuchungen in Poggendorff's Annalen, Bd. CXVIII S. 615. W. löst darauf die Masse in wenig warmem Wasser und bringt diese Lösung in den Marsh'schen Apparat. Bei Verwendung einer giftigen Arsenikfarbe wird man alsdann deutliche Arsenspiegel erhalten. (Neue Gewerbeblätter für Kurhessen, 1864, Nr. 21.) Ueber mögliche Arsenverflüchtigung bei der Buttersäuregährung organischer Gemenge. Mischt man eine 30 procentige Rohrzuckerlösung behufs der Einleitung der Buttersäuregährung mit verrottetem Casëin (zerriebenem Quarkkäse), das man früher mit arsenigsaurem Kalke gut abgerieben hat, so tritt nach 48–50 Stunden bei circa 30° C. Temperatur eine reichliche Arsenwasserstoff-Entwickelung auf, die längere Zeit anhält und ebenso bei jener Buttersäuregährung sich einstellt, die in Milchsäure-Lösungen beim Eintragen von sogenannten Saitlingen verläuft, wenn arsenige Säure eingeschaltet wird. Dieser in forensischer Beziehung berücksichtigungswerthe Proceß spielt sich nach folgendem Schema ab: 3 (C¹²H¹¹O¹¹ + aq.) + 2 (AsCaO⁴) = C³⁶H³⁶O⁴⁴Ca²As² Rohrzucker arsenigsaurerKalk = 2 (C⁸H⁷CaO⁴), 12 CO², 8 aq. 2 AsH³ buttersaurer Kalk Kohlensäure Wasser Arsenwasserstoffgas. Somit ist der Arsenik, wenn er auch die Fäulniß als solche beschränkt und verhindert, doch erfahrungsgemäß nicht im Stande die reducirende Buttersäuregährung hintanzuhalten, zu welcher anderseits die Bedingungen in organischen Gemengen selten fehlen, wodurch eine stete Quelle möglicher Arsenverflüchtigungen oder Arsenverluste verbürgt ist. Zur gänzlichen Verflüchtigung des Giftes scheint es aber nie zu kommen, da die mehrmals mit neuen Zucker- und Käsemengen vergohrenen Rückstände sich dennoch stets erheblich arsenhaltig erwiesen. V. Kletzinsky, k. k. Landesgerichts-Chemiker in Wien. (Jahresbericht des chemischen Laboratoriums der Wiedner Oberrealschule, 1864.) Zweckentsprechende Balsamirungsmethode. Als solche wurde, anläßlich der Einbalsamirung eines Menschenherzens, folgende erprobt: 7 Theile wasserfreies Chlorzink, 3 Theile wasserfreies Chloraluminium und 1 Theil arsenige Säure wurden in 4 Theilen Salzsäure und 50 Theilen Wasser gelöst, die Lösung bis zum Sieden erhitzt, auf 80° C. erkalten gelassen und das Herz darin untergetaucht und durch fünf Stunden macerirt. Hierauf wurde das Herz durch öfteres Einsenken in starken Alkohol und Aussetzen an die Luft möglichst entwässert und das trockene Herz in eine Lösung von 3 Theilen Myrrhen, 3 Theilen Tolubalsam, 3 Theilen Storax calamita, 1 Theil Citronenöl, 1 Theil Caryophyllenöl, 1 Theil Cassiaöl in 21 Theilen eines Gemenges aus gleichen Theilen Lavendel- und Rosmarinöl untergetaucht und zwei Tage darin macerirt. Das balsamirte Herz wurde nun nach dem Abtrocknen an der Luft in eine Schmelze getaucht, die aus 50 Theilen japanesischen Wachses, 10 Theilen Paraffin, 5 Theilen Asphalt, 5 Theilen Drachenblutharz und 5 Theilen Tolubalsam durch Zusammenschmelzen bei gelinder Wärme bereitet worden war. V. Kletzinsky, k. k. Landesgerichts-Chemiker in Wien. (Jahresbericht des chemischen Laboratoriums der Wiedner Oberrealschule, 1864.) Fäulnißwidrige Eigenschaften des Ammoniaks, von Dr. Richardson. Das Ammoniakgas ist ein vortreffliches Mittel zur Conservation thierischer Flüssigkeiten und Gewebe, und eignet sich namentlich zur Aufbewahrung medizinischer Präparate, welche sich nach Versuchen des Verf's. Monate, selbst Jahre lang darin unverändert gehalten haben. Es ist aber zu diesem Zwecke nöthig, das Ammoniak allein anzuwenden; Materialien, welche erst in Weingeist lagen und dann dem Ammoniak ausgesetzt worden waren, verdarben stets. Zur Conservation von Flüssigkeiten, wie Milch oder Blut, braucht man nur den Ammoniakliquor hinzuzusetzen und es genügen dann schon etwa 20 Tropfen eines starken Liquors auf 2 Unzen. Für Gewebe thut man am besten, dieselben in eine Flasche oder unter eine Glasglocke zu bringen, eine Lage von Filz oder Leinwand beizufügen, welche mit 10 Tropfen bis 1 Drachme starkem Ammoniakliquors getränkt ist, und dann das Gefäß vor dem Zutritte der Luft zu verschließen. Die Ursache der antiseptischen Eigenschaften des Ammoniaks ist darin zu suchen, daß es die Vereinigung des Sauerstoffs mit den oxydablen Körpern verhindert. 0,5 Grm. Ammoniak, welches man in 40 Kubikzoll Luft vertheilt hatte, war im Stande, die Einwirkung des Sauerstoffs dieser Luft auf einen mit Jodkaliumkleister bestrichenen Papierstreifen gänzlich zu verhindern; erst als der Streifen wieder aus dem ammoniakalischen Raume entfernt war, fing er an sich blau zu färben. (Medical Times and Gazette; durch Wittstein's Vierteljahresschrift, Bd. XII S. 536.) Professor Morgan's Methode der Conservirung des Fleisches. In dem Weekly Agricultural Review empfiehlt Professor Morgan in Dublin eine neue Methode der Conservirung des Fleisches, die, wenn überhaupt so leicht und sicher ausführbar, wohl empfehlenswerth seyn dürfte, und die wir nach genannter Quelle kurz beschreiben wollen. Das Thier wird, wie gewöhnlich, durch einen Schlag vor den Kopf getödtet, auf den Rücken gelegt, die Brust und der Herzbeutel werden alsdann geöffnet. In die rechte und linke Herzkammer wird demnächst eine Oeffnung gemacht, das Thier aber so umgedreht, daß das Blut leicht ausfließen kann. Hierauf soll in die Oeffnung der linken Herzkammer ein mit einem Hahne versehenes Rohr so weit eingeführt werden, bis es mit der Spitze in der Aorta (Hauptschlagader) steckt, in der es mit einer Schnur dicht am Herzen, so daß auch die Lungenarterie mitgefaßt wird, festzubinden ist. Mit diesem wird ein zweites, 18–20 Fuß langes, 3/4 Zoll weites Rohr verbunden welches mit einem Gefäße in Verbindung steht, das so hoch aufgestellt ist, wie das Rohr lang ist. In diesem Gefäße befindet sich Salzlacke, worin etwas Salpeter aufgelöst ist. Sobald der Hahn geöffnet wird, strömt die Flüssigkeit mit größter Schnelligkeit durch alle Gefäße und tritt schon nach 15 Secunden aus der rechten Herzkammer wieder aus. Diese Operation wird ausgeführt, um alle Gefäße des Thieres für die Aufnahme der eigentlichen Conservirungsflüssigkeit vorzubereiten. Letztere besteht aus Salzwasser, zu welchem auf den Centner 1/4–1/2 Pfd. Salpeter, 2 Pfd. Zucker, etwas Gewürz und 1 Loth einbasische Phosphorsäure gesetzt ist; die Infiltration geschieht auf gleiche Weise; auch ist es vortheilhaft, wenn die Flüssigkeit zum Kochen erhitzt ist. Die kochende Flüssigkeit coagulirt das in den Gefäßen enthaltene Eiweiß, indem diese Wirkung durch die Phosphorsäure noch bedeutend erhöht wird. So vorbereitete Thiere sollen sich ganz vorzüglich conserviren. Daß das Fleisch viel saftiger bleibt, versteht sich von selbst, da bei der gewöhnlichen Art des Einsalzens die Fleischflüssigkeit durch das Salz ausgezogen, das Fleisch also ausgetrocknet wird. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1864, Nr. 29.) Mittel, um der Nachahmung von Banknoten vorzubeugen; von Fr. Storer. Da die Fälscher sich meist der Photographie zum Nachahmen der Bankbillets bedienen, so druckt man gegenwärtig in den Vereinigten Staaten von Nordamerika die Schrift mit Farben, die einen photographischen Abdruck davon, wenn nicht unmöglich, doch außerordentlich schwierig machen. Zeigt eine Banknote nur schwarze Schrift und Verzierungen, so ist es höchst einfach, mit Hülfe der Photographie die Note mit größter Genauigkeit zu reproduciren. Findet sich aber neben der schwarzen Schrift noch rothe, so ist der Fälscher genöthigt, die rothe Schrift auszulöschen, ehe er das Uebrige photographisch vervielfältigt, weil sonst das Roth als Schwarz erscheinen würde. Erst nachher wird durch irgend ein Verfahren die rothe Schrift eingedruckt. Die früher angewendeten Farben ließen sich sämmtlich mit Leichtigkeit auslöschen oder zerstören, bis die Anwendung des grünen Chromoxyds vorgeschlagen wurde, welches den chemischen Agentien so gut wie Druckerschwärze widersteht. Seitdem das Chromoxyd für die Staatsbanknoten der Union und für viele Privatbanken adoptirt wurde, trifft man viele amerikanische Bankbillets in grüner Schrift. Das Chromgrün widersteht allen Säuren, mit Ausnahme der Salpetersäure, welche aber auch das Papier zerstört. Das einzige Mittel, die grüne Schrift zu beseitigen, besteht in der Verseifung des Oeles, das zur Befestigung des Chromoxyds auf dem Papier diente; da aber die Druckerschwärze nichts anderes ist als Kohlenstoff, fixirt durch das nämliche Oel, so ist es einleuchtend, daß jedes Agens, welches die grüne Schrift wegnimmt, auch die schwarze angreifen wird. Zur größeren Sicherheit wird die grüne Schrift über die schwarze gedruckt, und diese Methode als ein unüberwindliches Hinderniß gegen die photographische Fälschung betrachtet. (Répertoire de Chimie appliquée, 1863 p. 109; Wagner's Jahresbericht für 1863, S. 623.) Verwendung von Birkenschwämmen zum Ersatze der Streichriemen. Commerzienrath Fink in Darmstadt macht im Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen darauf aufmerksam, daß die an Birkenbäumen vorkommenden Schwämme ein vorzügliches Material zum Ersatze der Streichriemen beim Abziehen von Rasirmessern etc. bieten. Die Birkenschwämme haben oft bis zu 12'' im Durchmesser und sind an den stärkeren Stellen 3–4'' dick. Die Masse ist vollkommen weiß, dicht, sehr leicht, auch in getrocknetem Zustande noch elastisch und läßt sich sowohl mit der Säge als mit scharfem Messer zerschneiden; kurze Zeit in Wasser gelegt, wird sie so weich, daß sie bleibende Eindrücke annimmt. Um die Birkenschwämme als Abziehmaterial, anstatt der Streichriemen, gegen welche sie entschiedene Vorzüge haben, zu verwenden, trocknet man sie und schneidet sie dann mittelst einer feinen scharfen Säge in etwa 1''' dicke Furnüre, welche auf eine Holzunterlage geleimt werden. Sodann reibt man auf die geebnete Fläche der Birkenschwammfurnüre feines Eisenoxyd, das mit einem Zinnstücke so lange geglättet wird, bis eine bläuliche Farbe sich zeigt. Die so erhaltene Fläche ist zum Abziehen der Rasirmesser etc. fertig und vorzüglich geeignet. Die geglättete Fläche des Birkenschwammes bildet auch schon für sich, ohne Einreibung mit Eisenoxyd, oder wenn man sie nur mit einem Zinnstücke reibt, eine gute Abziehfläche. Von dem Xylographen Pfnor werden die Birkenschwämme auch als das beste Material für Wischer zum Zeichnen empfohlen, das dem Leder weit vorzuziehen sey. Kleine Stückchen des Schwammes in einen Stiel gefaßt und mit einem scharfen Messer zugeschnitten, geben sehr elastische und weiche Wischflächen. Erkennung von Getreidemehl oder Stärkemehl in der Chocolade und Cacaomasse; von Payen. Der Verfasser hat beobachtet, daß die aus sehr feinen und schwach zusammenhängenden Körnern bestehenden Stärkemehlarten von Jod nur violett gefärbt werden. Zu diesen gehört auch das Stärkemehl der Cacaobohne, daher es auch, obgleich 10 Proc. und mehr betragend, mehrfach darin übersehen worden ist. Man kann daher mit Stärke- oder Getreidemehl verfälschte präparirte Cacaomasse leicht an der durch Jod entstehenden tiefblauen Färbung erkennen. (Journal de Pharmacie et de Chimie, t. XLI p. 367; durch die Zeitschrift für analytische Chemie, 1863 S. 444.)