Titel: Neues Verfahren, leicht zerbrechlichen Substanzen (wie Versteinerungen, Mineralien etc.) Festigkeit und Dauer zu ertheilen; von Stahl in Paris.
Fundstelle: Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XVII., S. 53
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XVII. Neues Verfahren, leicht zerbrechlichen Substanzen (wie Versteinerungen, Mineralien etc.) Festigkeit und Dauer zu ertheilen; von Stahl in Paris. Aus den Comptes rendus, t. LVIII p. 1052, Juni 1864. Stahl's, Verf. leicht zerbrechlichen Substanzen Festigkeit und Dauer zu ertheilen. Um zerbrechliche Mineralien und Versteinerungen härter und fester zu machen, wendete man bisher meistens Leim (Hornleim) an, der nach Bedürfniß mit mehr oder weniger Wasser verdünnt wurde. Die damit unter Beobachtung der erforderlichen Sorgfalt überzogenen Stücke werden hinlänglich fest, um in die Sammlungen eingereiht und als Hülfsmittel zum Studium benutzt werden zu können; sie verderben nur, wenn sie der Feuchtigkeit ausgesetzt werden. Bei Fossilien indessen, welche irgend ein lösliches Salz enthalten, ist dieses Verfahren nicht anwendbar; in diesem Falle verliert der Leim seine ganze Wirksamkeit, und ich glaube nicht, daß man ein Mittel kennt, um solchen Fossilien Festigkeit zu ertheilen. Die auf angegebene Weise mit Leim überzogenen Stücke gestatten niemals vollkommene Abgüsse. Einerseits quillt der in das Fossil eingedrungene Leim in Folge der Nässe des Gypses auf, so daß das Modell zersprengt wird, oder er hebt die unterschnittenen Stücke der Form, und das Abgießen wird unmöglich. Ist zu wenig Leim eingedrungen, um einen solchen Unfall zu veranlassen, so bleibt eine andere, sehr unangenehme Folge nie aus; während des Erstarrens (der Krystallisation) des Gypses findet nämlich ein chemischer Vorgang statt, in Folge dessen die mit dem Modelle in Berührung befindliche Fläche des Gypses zersetzt wird, so daß man nur einen groben Abguß erhält, dem alle etwa vorhandenen Einzelheiten und Feinheiten der Structur und Sculptur des Modells gänzlich fehlen. In Folge der Aufforderung des Hrn. Lartet suchte ich ein Verfahren aufzufinden – und glaube auch, ein solches gefunden zu haben – mittelst dessen sich die weichsten, zerbrechlichsten Fossilien, sowie alle anderen zarten Gegenstände, ja selbst Körper, welche durch Einwirkung der Feuchtigkeit zerfließen, fest und haltbar machen lassen; die nach dieser Methode behandelten Gegenstände sind überdieß zum Abformen oder Abgießen vollkommen geeignet. Zum Festmachen wenig compacter, poröser Fossilien schmelze ich 1 Thl. Colophonium, und setze demselben, nachdem es in's Kochen gekommen, 4 Thle. Wallrath zu. Sind beide gemischte Substanzen kochend, so trage ich mittelst eines feinen Pinsels auf den Gegenstand, je nach seiner größeren oder geringeren Zerbrechlichkeit, eine oder nach einander mehrere Schichten von dem kochenden Firniß auf; nach dem Erkalten erscheint das Stück ganz fest und läßt sich sofort abgießen. Weiche, zerreibliche oder sehr leicht zerbrechliche, aber compacte, d.h. nicht poröse Gegenstände, behandle ich mit reinem Wallrath. Meiner Beobachtung zufolge büßen Stücke, welche sich in Folge ihrer weniger großen Zerbrechlichkeit vor dem Auftragen des Ueberzuges mit Wasser befeuchten lassen, ihre ursprüngliche Farbe in weit geringerem Grade ein; in diesem Falle muß man sie indessen nach dem Anfeuchten in den kochenden Wallrath hineintauchen und rasch wieder herausnehmen, anstatt letzteren mittelst des Pinsels aufzutragen. Will man im Gestein sitzende Fossilien erhärten, um sie dann von dem erstem trennen zu können, ohne daß sie, wenn die Stücke zu feucht sind, zerbrechen, so ist dich zwar nicht ganz leicht, läßt sich indessen, namentlich mit einiger Sorgfalt und Uebung, doch bewerkstelligen. Ueber- zieht man nämlich solche Stücke mit einer Schicht Wallrath, so haftet diese Substanz fest an der Oberfläche. Ich nehme alsdann einen mit Weingeist befeuchteten kleinen Ballen von Kattun etc., zünde denselben an und fahre damit leicht über die Oberfläche hin; der Wallrath schmilzt augenblicklich und zieht sich in die Muschel etc., so daß sich diese nach dem Erkalten ohne Gefahr von dem Gesteine lostrennen läßt. Wenn die Paläontologen, Geologen und Archäologen mein Verfahren brauchbar finden sollten, so würde ich mich glücklich schätzen, zur Erhaltung werthvoller Gegenstände ihres Studiums beigetragen zu haben.