Titel: | Traubenextraction behufs der Branntweindarstellung mittelst des Macerationsapparates von Petit und Robert. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XIX., S. 58 |
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XIX.
Traubenextraction behufs der
Branntweindarstellung mittelst des Macerationsapparates von Petit und Robert.
Nach dem Journal d'agriculture pratique vom 5. Juli 1864,
S. 32.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Petit's u. Robert's Traubenextraction behufs der
Branntweindarstellung.
In manchen Gegenden Frankreichs, namentlich in der Charente, wird der Branntwein
nicht aus dem fertigen Weine dargestellt, sondern der Traubenmost in den Brennereien
selbst gewonnen und in Gährung versetzt. Meistens wird dazu ein sehr primitives
Verfahren – Abtropfenlassen der gequetschten Beeren und Auspressen des
Rückstandes – angewendet, zuweilen werden auch die Träber nochmals mit Wasser
benetzt und wiederholt gepreßt. Diese gewöhnliche Methode liefert unter den
günstigeren Bedingungen aus 100 Kilogr. Trauben:
Kilogr.
Freiwillig abgeflossener Most
50
ausgepreßter Most
24
Träber
26
–––––
100
Man zieht in der Regel 12 Liter 60procentigen Branntwein vom Hektoliter Most, mithin
9 Liter von 100 Kilogr. Trauben. Man rechnet, daß ungefähr ebensoviel in den Trabern bleibe, obwohl man
daraus meistens nur 6 Liter 60procentigen Branntwein per
100 Kilogr. erhält. Es findet mithin ein erheblicher Verlust statt und dabei
verderben die langen Pressungen die Güte und das Aroma des Branntweins. Schon nach
einigen Stunden geht die Masse in der Presse in Gährung über und man hört oft 20
Meter weit das Geräusch der entweichenden Kohlensäure. Der Alkohol, welcher sich bei
der Gährung in der Presse bildet, bleibt auch in den Trabern, da diese denselben
begierig aufsaugen. Auch verursachen die Träber einen herben und harten Geschmack
des Weines, welcher sich selbst auf das gebrannte Product überträgt.
Weit bessere Resultate werden mit Anwendung der Maceration mittelst des in Fig. 11 und
12
abgebildeten ApparatesDerselbe ist in einfacher Weise dem Schützenbach'schen nachgebildet.A. d. Red. erzielt, welchen Petit und Robert in Samtes construirt haben.
Die drei Gefäße A¹, A², A³ sind die Röhren E, E von
unten nach oben mit einander verbunden. Jedes Gefäß hat zwei Siebböden F und F', deren unterer in
der Mitte eine Stange trägt, mittelst deren man ihn an dem Seile B und mit der Rolle T und
dem Hebel L mit den erschöpften Trübem herausheben kann.
Der obere Siebboden hält die Träber während der Maceration zurück. Die Hähne unter
dem unteren Siebboden dienen zum Ablassen des freiwillig abtropfenden Mostes.
Man füllt zuerst A¹ mit zerquetschten Trauben und
dann, nach beendigtem Abtropfenlassen, mit Wasser, welches man drei Stunden darin
läßt, ehe man es auf das folgende, mittlerweile beschickte Gefäß übersteigen läßt.
Ebenso verfährt man mit A² und A³.
Wenn der Saft zwei Stunden auf den Beeren in A³
gestanden hat, wird derselbe nach den Fässern abgezogen, dann mittelst einer Handpumpe der ablaufende Saft des ersten Gefäßes auf das
zweite gebracht und so das dritte auch wieder gefüllt, nunmehr das erste entleert,
frisch beschickt und mit dem, nach Anstellen des frischen Wassers auf A², aus A³
kommenden Saft gefüllt u.s.w. Der Saft geht also stets über drei Behälter und wird,
nachdem er auf dem letzten zwei Stunden gestanden, als fertiger Most abgezogen und
alle Gefäße erhalten folglich der Reihe nach Flüssigkeit von zwei Macerationen, dann
von einer Maceration und endlich frisches Wasser. Die ausgelaugten Träber werden
endlich noch abgepreßt.
Die erforderliche Menge Aussüßwasser wechselt namentlich je nach der Reife der
Trauben; je reifer die Trauben, desto mehr Wasser bedürfen sie. Im Jahre 1863 wurden
12 Proc. des Traubengewichtes angewandt; man nimmt im Allgemeinen nur so viel, um
den Inhalt des betreffenden, das frische Wasser erhaltenden Gefäßes (nach Abzug des
freiwillig ablaufenden) vollkommen zu tränken.
Bei Versuchen im Großen gab die Anwendung dieses Apparates 1/8 an Spiritus mehr als
die gewöhnliche Methode und dabei war das Product von besserer Qualität.
Offenbar läßt sich dasselbe Verfahren auch auf anderes Obst anwenden, indem
jedenfalls die Destillation des Macerationssaftes leichter als die des Obstbreies
ist.