Titel: | Neues Verfahren zur Prüfung der fetten Oele; von Fr. Donny. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XXIV., S. 78 |
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XXIV.
Neues Verfahren zur Prüfung der fetten Oele; von
Fr. Donny.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juni 1864, S. 372.
Donny's Verfahren zur Prüfung der fetten Oele.
Da ich häufig Gelegenheit zur chemischen Untersuchung von Oelen habe, so wendete ich
wiederholt ein Verfahren an, das ich für neu halte und welches wegen seiner großen
Einfachheit von einigem Interesse seyn dürfte. Es besteht in Folgendem:
Angenommen, es handle sich darum, zwei Oelarten mit einander zu vergleichen. Man
färbt die eine der Proben mittelst Alkanna sehr schwach roth und bringt dann
mittelst einer Pipette eine kleine Menge dieses gefärbten Oels in die zweite Probe.
Geht man dabei vorsichtig zu Werke, so bildet das gefärbte Oel eine kleine, mehr
oder minder regelmäßige Kugel, welche in der anderen Flüssigkeit schwebt.
Von diesem Augenblicke an ist eine der drei folgenden Erscheinungen zu
beobachten:
Entweder besitzt das Oel, aus welchem die kleine Kugel besteht, ein größeres
specifisches Gewicht als das Oel in welchem sie suspendirt ist, und dann sinkt der
Tropfen auf den Boden des Gefäßes. In diesem Falle sind beide Oele nicht von
derselben Natur.
Oder beide Oelproben haben genau dasselbe specifische Gewicht und es findet dann
keine Bewegung statt; die kleine Oelkugel strebt weder aufzusteigen, noch
niederzusinken. Dieß ist stets der Fall, wenn beide Oele von einer und derselben Art
sind.
Oder endlich die Kugel ist specifisch leichter als das Oel in welchem sie schwimmt,
und dann steigt sie zur Oberfläche des letzteren empor. In diesem, wie im ersten
Falle, sind beide Oele von verschiedener Natur.
Wie man sieht, hat dieses Verfahren einige Aehnlichkeit mit dem von Lefèbvre, denn beide sind aus die Unterschiede im
specifischen Gewichte der Oele begründet, und diese neue Methode würde gar kein
Interesse haben, wenn sie nicht Anhaltspunkte geben könnte in Fällen, wo die
Anwendung der gewöhnlichen Methoden fast unmöglich wird.
Zunächst kann man mit sehr geringen Mengen arbeiten, ein unbestreitbarer Vortheil,
besonders in solchen Fällen, wo man sich selbst durch Auspressen der betreffenden
Oelsamen eine Musterprobe darstellen muß.
Zweitens fallen die Resultate der Proben stets ganz gleich aus, bei welcher
Temperatur man operiren mag; die unerquickliche Anwendung des Thermometers läßt sich
vermeiden, was bei Anwendung des Aräometers oder der Waage zur Bestimmung der
Dichtigkeiten nicht möglich ist. Nur muß die Wirkung der directen Strahlung einer
Wärmequelle, überhaupt jede plötzliche Temperaturveränderung sorgfältig vermieden
werden; denn sonst könnten leicht auf- und niedersteigende Ströme oder andere
Complicationen entstehen, durch deren Einfluß der Versuch mißlingen würde.