Titel: | Neue Sägeschärf-Maschine von Gebrüder Schmaltz in Offenbach. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XXIX., S. 102 |
Download: | XML |
XXIX.
Neue Sägeschärf-Maschine von Gebrüder
Schmaltz in
Offenbach.
Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1864, Nr.
12.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Neue Sägeschärf-Maschine.
Im Jahre 1862 (polytechn. Journal Bd. CLXIII S.
342) haben wir über eine Maschine zum Schärfen der Kreissägen berichtet,
welche in den Pariser Werkstätten vielfach Anwendung findet und auf der Anwendung
von künstlichen Schleifscheiben beruht. Nach einer Mittheilung des Gewerbeblattes
für das Großherzogthum Hessen von 1863, Nr. 41, der wir das Nachstehende entnehmen,
leidet jedoch diese Vorrichtung an einigen Unvollkommenheiten. Namentlich ist das
Andrücken der Kreissägen gegen die Scheibe schon bei mittelgroßen Sägen schwierig,
weil dieses nur mit gelindem Druck geschehen darf, um das Erhitzen der Sägeblätter
zu vermeiden, und weil der Arbeiter, wegen des Umfanges des Blattes, sich zu weit
von der Stelle befindet, an welcher das Schärfen geschieht, und somit diese
Operation nicht gehörig beobachten kann.
Die Gebr. Schmaltz, Maschinenfabrikanten in Offenbach,
welche sich speciell mit Anfertigung von Säge – und Holzbearbeitungsmaschinen
beschäftigen, haben deßhalb die in Fig. 14 abgebildete
Maschine eigens zu diesem Zwecke construirt. Dieselbe ist bereits in mehreren
Sägewerken eingeführt und hat sich als eine sehr vortheilhafte Hülfsmaschine
bewährt. Sie ist sowohl zum Schärfen von geraden Blättern oder Blocksägeblättern,
als auch für Kreissägen eingerichtet. Die nachfolgende Beschreibung wird die
Handhabung dieser Vorrichtung deutlich machen.
Ein doppelarmiger Hebel a dreht sich zwischen
Körnerspitzen auf und
ab, und trägt auf der vorderen Seite die Schmirgelscheibe b mit ihrer Achse und auf der hinteren Seite ein Gegengewicht c. Die Drehungsachse dieses Hebels läßt sich mittelst
der Mutterschrauben d, d in jeder beliebigen Neigung
befestigen und so stellen, daß die Ebene der Schleifscheibe genau der Schräge der
Sägezähne entspricht.
Die Betriebswelle befindet sich am hinteren Fuß des Gestelles und setzt vermittelst
des großen Schnurlaufes e und zweier Leitrollen f, g und des auf der Schleifachse befindlichen kleinen
Würtels h die Schleifscheibe in eine rasch rotirende
Bewegung. Vor dem vorderen Fuß befindet sich eine abgedrehte, aufrechte und
feststehende Stange i, um welche sich in jedem
beliebigen Winkel ein Schlitten mit Kluppe k zum
Einspannen der geraden Sägeblätter befestigen läßt. Eine an dem Schlitten
befindliche Zahnstange mit Trieb und Kurbel dient zur Fortbewegung des eingespannten
Sägeblattes von Zahnlücke zu Zahnlücke. Zwei Stellschrauben reguliren die Höhe der
Sägenzähne, je nach der Breite des Blattes, und eine Stellschraube am Hebel regulirt
die beabsichtigte Tiefe der Zahnlücke, d.h. verhindert, daß die Schleifscheibe
tiefer als bis zu einem bestimmten Punkte niedergedrückt werden kann. Beim Schärfen
der Sägen spannt der Arbeiter zunächst das Blatt genau in horizontaler Lage in die
richtige Höhe, gibt dem Schlitten die der Schränkung der Zähne entsprechende
Richtung und richtet die Schmirgelscheibe so, daß sie der Neigung der Sägezähne
entspricht. Hierauf bearbeitet er die Zahnlücken 1, 3, 5, 7 u.s.w., indem er den
Hebel mit der rotirenden Schleifscheibe spielend so lange niederdrückt, bis die
Stellschraube anstößt. Sodann stellt er den Schlitten mit dem Sägeblatt in die
entgegengesetzte Richtung und bearbeitet in gleicher Weise die Zahnlücken 2, 4, 6, 8
u.s.f.
Zum Schärfen der Kreissägen (siehe Fig. 15) wird der obere
Schlitten weggenommen und durch eine einfache Kluppe mit Stellschraube ersetzt.
Der Stift 1, auf welchem sich eine conische Hülse befindet, um Sägen von jeder
Lochweite aufspannen zu können, wird auf die dem Durchmesser der Säge entsprechende
Höhe befestigt und dann auf dieselbe Weise verfahren, wie oben.
Die Schleifscheiben bestehen aus Schmirgel und sind im Innern mit einem Eisenring
versehen, um ihnen vermehrte Festigkeit gegen die Wirkung der Centrifugalkraft beim
raschen Umdrehen zu geben; sie nutzen sich verhältnißmäßig wenig ab, und können bis
zu einem kleinen Durchmesser verbraucht werden. Dieselben werden ebenfalls von den
Gebr. Schmaltz zum Fabrikpreise geliefert. Abgesehen von dem
Vortheil, welchen diese Maschinen im Verhältniß zum Schärfen mittelst Sägenfeilen
bieten (die abgenutzten Feilen kosten mehr als das Doppelte der verbrauchten
Schmirgelscheiben) ist nach der Ansicht erfahrener Sägewerkbesitzer der Hauptnutzen
derselben indirecter Natur. Bekanntlich werden die Sägen vorzugsweise immer nur an
den Schnittflächen scharf gehalten und dadurch die Zähne allmählich kürzer und
kürzer, bis endlich durch Bohren oder Lochen und Feilen die ursprüngliche Zahnlücke
wieder hergestellt wird, bei welcher Operation die Blätter häufig ihre Spannung
verlieren oder gar zerspringen. – Da nun die Zähne durch obige Maschine immer
mit Leichtigkeit und ohne Zeitverlust in ihrer ursprünglichen und richtigen Form
erhalten werden können, so überwiegt die Ersparniß an Kraft und die erhöhte
Leistungsfähigkeit der Sägen bei Weitem noch den Vortheil, welchen der
Minderverbrauch an Feilen darbietet.