Titel: | Beobachtungen an hydraulischen Pressen zur Rübenverarbeitung; von Friedr. Anthon. |
Autor: | Ernst Friedrich Anthon [GND] |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XXX., S. 104 |
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XXX.
Beobachtungen an hydraulischen Pressen zur
Rübenverarbeitung; von Friedr.
Anthon.
Anthon, über die Anwendung hydraulischen Pressen zur
Rübenverarbeitung.
Die Verarbeitung der Rüben mittelst hydraulischer Pressen hat vor den anderen
Saftgewinnungsmethoden (Maceration und Centrifugen) ihre Vortheile, vorausgesetzt,
daß die Leitung des Betriebes eine rationelle und umsichtige ist.
Vor Allem sind es vier Punkte, auf welche man sein Augenmerk zu richten hat, um die
größte Menge Saftes in der möglich kürzesten Zeit zu erzielen:
1) die Größe der Breischichte;
2) die Größe des auszuübenden Druckes;
3) die Dauer der Zeit binnen welcher der höchste Druck erreicht wird;
4) der Wasserzulauf auf die Reibe.
ad 1 hat J. Seeliger
nachstehende, auf Versuche begründete Tabelle zusammengestellt:
Flächedes
Breies:
Gewicht der
Preßrückstände in Procent:
Zoll im Quadrat.
unten.
in der Mitte.
oben.
14
26,1
26,9
25,4
12
23,9
23,3
22,1
10
24,9
21,3
20,1
8
24,5
21,6
18,2
6
22,9
21,2
16,1
Aus diesen Zahlen ergibt sich also daß, je kleiner die Fläche der Breischichte ist,
desto weniger Preßlinge und desto mehr Saft man erhält, wobei man noch die so oft
vorkommenden feuchten, rothen Ränder der Preßkuchen vermeidet, welche hauptsächlich
durch die Anwendung einer größeren Breischichte oder eines zu geringen
Wasserzulaufes auf die Reibe entstehen.
ad 2. Was nun die Größe des ausgeübten Druckes anbelangt
so beträgt derselbe circa 30–35 (Wiener) Cntr.
per Quadratzoll Preßfläche bei separatem Pumpwerk
für jede Presse.
ad 3. In je kürzerer Zeit der höchste Druck erzielt
wird, desto mehr Saft gewinnt man, und desto mehr Rüben können selbstverständlich in
der Schichte verarbeitet werden.
Diese Zeitdauer ist, wie bekannt, bei den Schnellpressen eine kürzere (der geringeren
Steigung wegen) als bei den hohen (alten) hydraulischen Pressen.
ad 4. Der Wasserzulauf auf die Reibe, welcher nach den
einzelnen Verhältnissen der Fabriken ein sehr wandelbarer ist, richtet sich
hauptsächlich darnach, ob man auf die gewöhnliche Weise preßt, oder ob mit
Vor- und Nachpressen gearbeitet wird. Derselbe ist stets nach der Qualität
der zu verarbeitenden Rüben zu richten, und deßhalb die Concentration der
ursprünglichen unverdünnten Säfte, sowie jene der verdünnten (Kesselsäfte) von Zeit
zu Zeit zu bestimmen, wodurch man in den Stand gesetzt ist den Wasserzulauf zu
controliren, was in vielen Zuckerfabriken zu deren eigenem Nachtheile noch
verabsäumt wird.
Liblitz, bei Böhmisch Brod, den 25. September 1864.