Titel: | Tasche's Grubenventilator zum Handbetrieb. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XXXI., S. 106 |
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XXXI.
Tasche's Grubenventilator zum Handbetrieb.
Tasche's Grubenventilator zum Handbetrieb.
Im Nachstehenden theilen wir aus dem Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen,
1864 Nr. 39, das Gutachten mit, welches eine Commission dieses Vereins
über den Tasche'schen Ventilator erstattet hat:
Der von H. Tasche in Salzhaufen erfundene Ventilator zum Handbetriebe
hat den Zweck, schlechte Luft aus einem Raume zu entfernen und dafür reine
einzuführen.
Der Apparat besteht im Wesentlichen aus einer gußeisernen Ventilatortrommel von circa 0,35 Meter äußerem Durchmesser, in der eine
einseitig auf der Achse sitzende Blechscheibe mit einseitig rechtwirklich an ihr
angebrachtem geraden, radialen Blechflügel von rechtwinklicher Form rotirt; ferner
aus einem auf die Ventilatorachse gerichteten Riemengetriebe von circa 5 facher und einem dieses treibenden
Zahnrädergetriebe von circa 4facher Uebersetzung, so daß
zwischen Kurbel und Ventilatorachse eine circa 20 fache
Uebersetzung liegt, welche, bei einer Kurbelgeschwindigkeit von 60 Umdrehungen, in
der Ventilatorachse eine Geschwindigkeit von 1200 Umdrehungen per Minute ermittelt. Dieser ganze Mechanismus ist an einem hölzernen
Bockgestell von circa 1 Meter größter Länge, 0,5 Meter
Breite und 0,9 Meter Höhe so angebracht, daß der ganze Apparat eine größte Länge von
1,4 Meter, eine Breite von 0,8 Meter und eine Höhe von 1,25 Meter besitzt.
Die hauptsächlichen Vorzüge der Construction bestehen in deren Einfachheit, geringen
Raumausdehnung und in der Möglichkeit, leicht Rohrleitungen und zwar am einfachsten
in rechtwirklichem Querschnitt von Holz an der Lufteintritts- wie auch
Austritts – Oeffnung anbringen zu können. – Der zweckmäßigen
Construction steht eine gute und ungemein billige Ausführung der Maschinenfabrik von
J. W. Buderus und Söhne in Hirzenhain zur Seite.
Die Wirksamkeit des Apparats wurde auf folgende Weise untersucht: Man stellte
denselben über der Decke eines großen Schmiederaumes so auf, daß seine
Lufteintritts-Oeffnung vermittelst einer 1 Meter langen hölzernen Röhre von
quadratischem, 1 Quadrat-Decimeter messenden Querschnitt durch die Decke mit
dem unteren Raume und seine Luftaustritts-Oeffnung durch eine gleiche
Röhrenleitung von einer Länge von circa 4 Meter mit der
freien Luft in Verbindung stand. Darauf wurden in dem unteren Raume die Thüren und
andere Oeffnungen sorgfältig verschlossen und vermittelst Steinkohlen Rauch entwickelt, so daß der
ganze Raum, der circa 400 Kubikmeter faßt, mit dichtem
Rauch angefüllt war. Nach eingestellter Rauchentwickelung wurde der Apparat durch
einen Mann mit circa 60
Umdrehungen Kurbelgeschwindigkeit in Bewegung gesetzt. Nach 40 Minuten langem,
ununterbrochenem, gleichmäßigem Arbeiten, während welcher Zeit man eine anfänglich
dichte, aber nach und nach farbloser werdende Rauchsäule aus dem Austrittsrohr
aufsteigen satz, war der Raum von Rauch befreit.
Darnach läßt sich behaupten: Der Tasche'sche beschriebene
Ventilator zum Handbetriebe ist ein Apparat, der bei
einer zweckmäßigen transportabeln Construction und seiner soliden, ungemein billigen
Ausführung mit dem geringen Aufwande von 50 fl. überall da seinen Zweck vollkommen
erfüllen wird, wo aus irgend einem Raums die darin befindliche, in nicht zu großem
Maaße sich wieder ersetzende Luftart entfernt und eine andere dafür eingeführt
werden soll. Es geschieht dieß entweder durch Aussaugen der Luftart aus dem resp.
Raume, oder Einblasen in denselben, und es braucht dabei der Apparat nicht in dem
Raume selbst aufgestellt zu werden, sondern kann sich vielmehr derselbe in
beliebiger Entfernung von demselben befinden. Die Aus- oder Eingangsöffnungen
der Röhrenleitungen müssen natürlich da angebracht werden, wo sich die resp.
Luftarten aufhalten. Der Apparat wird demnach besonders Anwendung finden bei
Weinzüchtern und Bierbrauern, bei Pumpen- und Brunnenmachern, in chemischen
Fabriken, bei dem Grubenbetriebe und hier besonders zweckmäßig um bei dem Ausbau der
Grube provisorisch das Abführen der schlechten Luft, bald
an dem einen, bald an dem anderen Orte zu besorgen. Außer diesen speciellen
Anwendungsfällen wird übrigens der Apparat noch an vielen anderen Orten, sowohl im
industriellen, wie im bürgerlichen Leben an seinem Platze seyn. Hoffentlich
verschwinden durch denselben die Unglücksfälle, die sich leider noch heute so oft in
Brunnen und Canälen, Gährungskellern etc. ereignen.
Darmstadt, den 9. August 1864.
F.
Horstmann,
Director der Maschinenfabrik und
Eisengießerei.
Waibler,
Ingenieur und Lehrer an der höheren Gewerbeschule.
F.
Hoffmann,
Werkmeister an der
Main-Neckar-Eisenbahn.