Titel: | Die Petroleumlampe von Marmet zu Nevers; Bericht von V. de Luynes. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XXXVI., S. 120 |
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XXXVI.
Die Petroleumlampe von Marmet zu Nevers; Bericht von
V. de
Luynes.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juni 1864, S. 338.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Marmet's Petroleumlampe.
Die der neuesten Zeit angehörenden Entdeckungen zahlreicher und ergiebiger
Fundstätten von Petroleum, namentlich in Amerika, riefen in der technischen Welt
sehr bald den Gedanken mach, diese Schätze zu verwerthen und die erste Benutzung
derselben war die zur Beleuchtung. Schon vorher wurden ja ganz ähnliche
Flüssigkeiten, z.B. Schieferöl, Hydrocarbür u.s.f. zum Brennen in Lampen benutzt und
es ist eine seit längerer Zeit bekannte Thatsache, daß die Einrichtung dieser
Beleuchtungsapparate der verschiedenen Beschaffenheit und Zusammensetzung des
angewendeten flüssigen Leuchtstoffes entsprechen muß. Demnach war es auch durchaus
nothwendig, die Einrichtung der Brenner den erst erkannten
Verbrennlichkeitsverhältnissen dieser neuen Leuchtmaterialien anzupassen. Das
Lampensystem von Marmet hat den Zweck, die Verbrennung
der amerikanischen Erdöle auf eine den meisten Nutzen gewährende und möglichst
sparsame Weise zu bewerkstelligen.
Bei seinem Systeme hatte sich Marmet hauptsächlich zum
Zwecke gesetzt:
1) die Verbrennung des Leuchtstoffes so zu reguliren, daß die Flamme unerachtet
seiner heterogenen Natur, eine constante Intensität zeigt;
2) im Innern der Lampe jede Temperaturerhöhung, durch welche die Verbrennlichkeit des
Erdöls vermehrt und dadurch seine Anwendung gefährlich werden könnte, zu
vermeiden.
Um diesen Bedingungen zu entsprechen, hat Marmet folgende
Einrichtungen getroffen:
Mittelst einer oberhalb des Dochtes befindlichen beweglichen Scheibe, welche durch
einen im Lampenfuße angebrachten Hebel gehoben und gesenkt werden kann, läßt sich
die Flamme augenblicklich auslöschen, ohne daß der üble Geruch der bei der
Verbrennung sich entwickelnden Petroleumdämpfe irgend bemerkbar würde. Außerdem
gewährt diese Scheibe noch den Vortheil, daß sich mittelst derselben die Flamme ganz
wie die eines Gasbrenners beliebig reguliren läßt.
Durch eine besondere Einrichtung des Dochthalters und der Zahnstange wird, jedoch
ohne die geringste Beeinträchtigung einer leichten Bewegung des Dochtes, jede
Mittheilung von Wärme durch die den Dochthalter umgebende Dille verhindert.
Ein den unteren Theil des Brenndochtes umgebender Saug- oder Speisedocht führt
dem ersteren das Oel in ganz regelmäßiger Weise zu und gestattet die Anwendung
sowohl von leichten als von schweren Oelen.
Der Brenndocht ist in einer cylindrischen Hülse enthalten, welche durch einen leeren
Raum von dem Oelbehälter abgesondert ist und mit ihm nur durch einen horizontalen
Canal in Verbindung steht. Auf diese Weise wird jede bedeutendere Temperaturerhöhung
im Innern des Oelreservoirs unmöglich.
Die Construction der Marmet'schen Lampe wird noch durch
verschiedene andere kleine Einzelheiten vervollständigt, deren Zweck man aus der
unten folgenden Beschreibung der Zeichnung leicht erkennen wird.
Bei den von mit mit dieser Lampe angestellten Versuchen brannte dieselbe stets sehr
regelmäßig und mit ziemlich constanter Lichtintensität.
Bei einer solchen Lampe betrug der Aufwand an Petroleum für die Stunde 3 bis 4
Centimes, den Preis der Oele zu 1 Franc per Liter, was
sie im Detailverkauf kosten, gerechnet. Nach sechsstündigem Brennen war die
Temperatur der Lampe nicht in bemerkenswerthem Grade gestiegen. Ich glaube, daß sie
in dieser Hinsicht jede wegen der leichten Brennbarkeit des Leuchtstoffes
wünschenswerthe Sicherheit darbietet.
Der Ausschuß ist demzufolge der Ansicht, daß die Marmet'sche Lampe
wirkliche Vortheile, namentlich große Lichtintensität bei geringem Oelverbrauche,
gewährt.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 4
senkrechter Durchschnitt durch die Achse der Lampe.
Fig. 5
horizontaler Durchschnitt nach der Linie XY in
Fig.
4.
Fig. 6
Seitenansicht des Dochthalters;
Fig. 7
Grundriß des Dochthalters.
A Oelbehälter.
B mit einem Schraubenstöpsel dicht verschließbare
Oeffnung zum Eingießen des Oels.
C Dille oder Rühre, worin sich der Docht auf und nieder
bewegt,
D Oeffnung oder Canal, durch welchen das Oel aus dem
Oelbehälter in das Rohr C tritt.
E Rohr für den Luftzug innerhalb des Dochtes.
F Canal für den Luftzug außerhalb des Dochtes.
G Dochthalter mit angelötheter Zahnstange, welche, wie
bei anderen, gewöhnlichen Lampen, durch einen Trieb bewegt wird; der Docht liegt
innerhalb dieses Ringes und wird durch kleine, vorspringende, in Fig. 6 und 7 sichtbare Knöpfchen
gegen die äußere Wandung des Rohres E angedrückt.
H drehbarer Knopf des den Docht auf und ab bewegenden
Triebes.
I Hülse oder Kappe, welche den Docht bedeckt und auf die
Röhre C aufgeschraubt wird.
J bewegliche, über dem Rohr E angebrachte Scheibe, welche auf den Docht herabgedrückt werden kann, so
daß sich die Lampe auslöschen läßt, ohne daß man den Knopf H zu drehen braucht. Je nachdem diese Scheibe höher oder niedriger
gestellt wird, regulirt sie die Intensität der Flamme, welche sich um ihre
Peripherie ausbreitet.
K Stange, an deren oberes Ende die Scheibe J geschraubt wird, an welcher zu diesem Zweck eine mit
Gewinde versehene Dille angebracht ist. Diese Stange, welche sich in der Achse des
Rohres E befindet, wird durch zwei Ringe, in denen sie
verschiebbar ist, vertical erhalten.
L Hebel zur Bewegung der Scheibe; derselbe ist unter dem
Oelbehälter angebracht und wird durch den äußeren Knopf M regiert.
N abnehmbarer, kranzförmiger Halter für das Zugglas.