Titel: | Ueber die durch das Seewasser bewirkten Veränderungen des Messingbeschlages der Schiffe; von A. Bobierre. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XLII., S. 138 |
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XLII.
Ueber die durch das Seewasser bewirkten
Veränderungen des Messingbeschlages der Schiffe; von A. Bobierre.
Aus den Comptes rendus, t. LIX p. 124, Juli
1864.
Bobierre, über die Wirkung des Seewassers auf den Messingbeschlag
der Schiffe.
Gelegentlich der Mittheilung Becquerel's über die
Conservirung des Eisens und Kupfers im SeewasserS. 41 in diesem Bande des polytechn. Journals. erinnert Bobierre an die Resultate, zu welchen er
selbst gelangt war und die in einer von ihm der Akademie im J. 1858 vorgelegten
Arbeit enthalten sind.Ueber die bei der Veränderung der zum Schiffsbeschlage angewendeten
Legirungen durch das Seewasser stattfindenden elektrochemischen
Erscheinungen.(Promotionsschrift.) Man vgl. auch Comptes rendus vom 23. Aug. 1858, t.
XLVII p. 357 (polytechn. Journal Bd. CL S. 414). Er sagt in dieser Beziehung:
„Aus meinen Beobachtungen ergibt sich, daß die Kupferzinklegirungen sich
im Seewasser bald gleichförmig auflösen, indem sie ihre Farbe und Dehnbarkeit
sowie ihr specifisches Gewicht beibehalten, bald hingegen, wie Becquerel beobachtete, ihr Zink abgeben, ihre
Dichtigkeit verlieren und sich in einen wahren Kupferschwamm verwandeln, welcher
große Neigung hat, in Oxychlorid überzugehen. Ich besitze zahlreiche, sehr
merkwürdige Proben dieser beiden Arten von Messing.
Alles zum Schiffsbeschlage angewendete Messing, welches im Seewasser in
schwammartigen Zustand übergehen und dadurch außerordentlich zerreiblich werden
kann, ist solches von 40 Procent Zinkgehalt, welches sich heiß auswalzen läßt;
wie ich nachgewiesen habe, findet eine gleichmäßige Abnutzung oder Auflösung
dieses in England unter dem Namen Muntzlegirung
bekannten Metallgemisches nur unter ausnahmsweisen Umständen statt.
Bei vergleichender Beobachtung der Einwirkung des Seewassers auf die Legirung von
30 bis 34 Proc. Zinkgehalt, welche man kalt auswalzt, zeigt sich, daß dieselbe
sich stufenweise abnutzt oder auflöst; oft wird der Beschlag so dünn wie starkes
Papier, ohne daß das Mischungsverhältniß der Metalle und das specifische Gewicht
der Legirung eine Aenderung erleidet.
In einem Falle wurde das Messing zwei und zwanzig mal ausgeglüht, ebenso oft
wieder abgekühlt und passirte sechs und sechzig mal das Walzwerk. Diese Arbeit
dauerte einen Monat; die Legirung war nicht allein hart, sondern auch sehr
homogen. Im zweiten Falle wurde das Messing in heißem Zustande ausgewalzt; die
Tafeln wurden fünfmal sehr stark geglüht und passirten fünfzehnmal das Walzwerk.
Letztere Arbeit erforderte nur eine Zeit von vier und zwanzig Stunden. In Folge
der bei dieser Behandlungsweise stattfindenden Umstände verlor die Legirung sehr
an Homogenität.
Bezüglich der Dichtigkeiten fand ich bei heißem und bei kaltem Walzen eines
Messings mit einem Zinkgehalte von 44 Procent das specifische Gewicht:
a.
nach heißem
Auswalzen
= 8,3491
b.
„ kaltem
„
= 8,3623
Eine Legirung von 40 Procent Zinkgehalt zeigte bei gleicher Behandlung:
a.
specifisches
Gewicht
= 8,2200
b.
„
„
= 8,2630
Durch das Heißwalzen nimmt der Zinkverlust in bedeutendem Grade zu, wie sich aus
meinen Versuchen ergibt.
Die Legirung, welche im Augenblicke des Gusses 44 Procent Zink enthielt, zeigte
einen Zinkgehalt:
a.
nach
dem
Auswalzen
in der Hitze
von
40,54 Procent
b.
„
„
„
„ „ Kälte
„
40,97 „
Die beim Gusse 40 Procent Zink enthaltende Legirung zeigte einen Zinkgehalt:
a.
nach
dem
Heißwalzen
von
35,27 Procent
b.
„
„
Kalkwalzen
„
36,19 „
Demnach ist das Anwärmen bis zur Rothgluth von sehr merklichem Einflusse auf die
Zusammensetzung der Legirung.
Bei sonst ganz gleicher Zusammensetzung verhalten sich
die heiß ausgewalzten Messingsorten gegen die kalt gewalzten
elektropositiv.Messing von 40 Procent Zinkgehalt wird gewöhnlich nicht kalt ausgewalzt.
Dieß geschieht fast ausschließlich nur mit den Legirungen von 33 bis 35
Proc. Zinkgehalt.
Ich brachte Streifen von diesen Messingsorten, jeder von 10 Grm. Gewicht, in
Chlorwasserstoffsäure von 5° Baumé und ließ sie acht Tage darin
liegen. Dabei erhielt ich:
Verlust.
bei
heiß
gewalztem
Messing
0,0620 Grm.
„
kalt
„
„
0,0400 „
„
heiß
„
„
0,0620 „
„
kalt
„
„
0,0425 „
„
heiß
„
„
0,0404 „
„
kalt
„
„
0,0218 „
Uebrigens lassen sich durch passend gewählte Lösungsmittel die Erscheinungen,
welche bei diesen Legirungen im Seewasser stattfinden, künstlich gleichfalls
hervorrufen. Dem heiß gewalzten Messing entzieht das Meerwasser das Zink sehr
leicht und erzeugt auf der Oberfläche solchen Beschlags eine Kupferfarbe,
Zeichen der Bildung von Kupferschwamm. Ich besitze eine Probe von so
umgewandeltem Messing, dessen specifisches Gewicht nur noch 6,330 beträgt und
welches so brüchig wie Pappe geworden ist. Es rührt von dem Kriegsschiffe
„le Grandville“ her,
welches nur zwei Jahre im Seedienste gewesen war.
Es ist demnach möglich, für Schiffs-Protectoren nach Belieben
Kupferzinklegirungen von solcher Homogenität und Härte herzustellen, daß ihre
chemische Zusammensetzung nicht nothwendig ihre Umwandlung in Kupferschwamm und
demzufolge in Oxychlorid veranlassen muß.“