Titel: | Ueber eine neue, von dem Maschinenbauer Winter in Charlottenburg construirte Dampfkesselform; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin. |
Autor: | Winter , Robert Schmidt |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XLVI., S. 169 |
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XLVI.
Ueber eine neue, von dem Maschinenbauer Winter in Charlottenburg construirte
Dampfkesselform; von Dr. Robert
Schmidt, Civilingenieur in Berlin.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Schmidt, über Winter's neue Dampfkesselform
Bereits im Jahrgang 1862 dieses Journals (Bd. CLXVI S. 105) hatten wir specieller auf
die Uebelstände hingewiesen, welche die Dampfkessel gewöhnlicher Construction
besitzen, und die in der Hauptsache darin bestehen: daß einerseits die
Verbrennungsproducte ihre Wärme den Kesselwänden nur unvollkommen mittheilen können,
anderseits die Circulation des Kesselwassers in denselben nur sehr unvollkommen
stattfindet, endlich die Kesselfläche nicht ohne größere Betriebsstörung vergrößert
werden kann. Zugleich hatten wir daselbst angegeben, daß es dem Maschinenbauer Winter in Charlottenburg gelungen sey, bei einer ihm
gestellten Aufgabe, welche die nothwendige Vergrößerung eines Dampfkessels betraf,
eine Kesselconstruction zur Ausführung zu bringen, welche jene Uebelstände zum Theil
zu beseitigen im Stande ist. Hier können wir nun die Beschreibung des, jenen Fall
betreffenden Kessels folgen lassen, nach dessen Anordnung übrigens seitdem von Hrn.
Winter auch mehrere neue Kessel mit sehr gutem
Erfolge ausgeführt wurden.
Der betreffende Kessel, bei welchem, wegen Betriebsvergrößerung, die wirksame
Kesselfläche vergrößert werden mußte, war cylindrisch und mit zwei Rauchröhren
versehen, und es wurde am vorderen Ende desselben die Vergrößerung angebracht, die,
weil sie sich haubenförmig über der Rostfläche erhebt, von Hrn. Winter
„Rosthaube“ genannt wird. Den
veränderten Kessel haben wir in den Figuren 22–25
dargestellt, und zwar gibt:
Fig. 22 einen
verticalen Längendurchschnitt des Kessels;
Fig. 23 einen
Querdurchschnitt nach der Linie xy;
Fig. 24 einen
horizontalen Durchschnitt, und endlich
Fig. 25 einen
Querdurchschnitt nach der Linie zw.
F ist die eigentliche Rosthaube, welche direct über dem
Roste gelagert ist, im
Querschnitt ringförmig sich darstellt und somit über dem Roste eine Art Gewölbe
bildet. Der größte Theil des inneren Raumes der Rosthaube ist beim Betriebe mit
Wasser gefüllt, welches aus dem unteren Theile des Hauptkessels durch die gebogenen
Röhren a, die mit einer zweiten Rohrverbindung a' in Communication stehen, nach den am tiefsten
gelegenen Stellen der Rosthaube tritt. Das Speiserohr für den Kessel befindet sich
an einer von a' möglichst entfernt liegenden Stelle, bei
d
Fig. 22, und
die Verlängerung c von a'
bildet zugleich das Ablaßrohr zur Entleerung des Kessels. Die Communication des
Dampfraums, von Kessel und der Rosthaube, wird durch das Rohr b vermittelt.
Die sich unter der Rosthaube bildende Feuerluft nimmt zunächst ihren Weg durch die
Rauchröhren R, bestreicht dann, zurückgehend, den
unteren Theil des Kessels, erhebt sich wiederum bis zur Rosthaube, bestreicht die
convexen Flächen derselben, geht von hier nach den Seitenzügen des Kessels, und
endlich nach Vereinigung in den Schornstein.
Die vortheilhafte Circulation des Wassers in den, mit der Roshaube verbundenen
Dampfkessel und nach derselben hin, erklärt sich dadurch: daß einerseits wegen der
großen Feuerfläche der Rosthaube, in Bezug auf das darin befindliche Wasserquantum,
die Verdampfung in derselben äußerst lebhaft von statten geht, anderseits die
Wasserströmung nach bekannten Gesetzen von kalten Theilen nach wärmeren stattfindet.
Zugleich erhellt aber, daß, da das Wasser nach der Rosthaube hin steigen muß, nur
reines Wasser in dieselbe treten und eine Ablagerung von Kesselstein, auch wegen der
convexen Form der unteren Rosthaubenfläche, nicht eintreten wird. In derselben Weise
werden auch die oberen Hälften der Rauchröhren, wegen ihrer Form und Lage, nicht zur
Aufnahme von Kesselstein geneigt seyn, da sie nur mit reinem Wasser in Berührung
treten.
Die Feuerluft, im heißesten Zustande, wird demnach mit Flächen in Berührung treten,
welche nicht allein stets rein von Kesselstein sind, sondern deren Lage im Raume
auch die vortheilhafteste zur Aufnahme der Wärme ist.
Daß jeder alte Kessel, dessen wirksame Fläche wegen Betriebsvergrößerung vergrößert
werden soll, sich ohne große Betriebsstörung mit einer Rosthaube versehen lassen
wird, ergibt ohne Weiteres die beschriebene Verbindung derselben mit dem Kessel.
Uebrigens ist in der praktischen Ausführung die Rosthaube vorn mit verschließbaren
Oeffnungen zum Reinigen derselben von Schlamm u.s.w. zu versehen.
Für Corni'sche Kessel würde die Circulation des Wassers sowie die der Feuerluft in
der eben beschriebenen Weise anzuordnen seyn; bei Kesseln mit Siederöhren (ohne
Rauchröhren) würde dagegen die Rohrverbindung
a' an den Siederöhren anzubringen seyn, und die
Feuerluft, nachdem sie aus dem Feuerraum tritt, zunächst die untere Fläche des
Hauptkessels zu bestreichen haben.