Titel: | Die Schieberpumpe von Mathieu Schiettinger, Maschinenfabrikant in Mülhausen (Elsaß). |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXIV., S. 257 |
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LXIV.
Die Schieberpumpe von Mathieu Schiettinger, Maschinenfabrikant in
Mülhausen (Elsaß).
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, Juni 1863, S. 270.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Schiettinger's Schieberpumpe.
Diese Pumpe ist einfach, solid, leicht transportabel und bietet überdieß folgende
Vortheile:
1) Bei Schadenfeuern liefert sie den Spritzen das Wasser, auch wenn der Fluß oder der
Brunnen oder das Wasserreservoir in größerer Entfernung von der Feuerstätte sich
befinden. Nöthigenfalls kann sie auch als Feuerspritze dienen, die zugleich als
Zubringer arbeitet; in diesem Falle braucht man nur an die Austrittsmündung des
Cylinders einen Windkessel anzusetzen.
2) Von großem Nutzen ist sie für Brauer, Färber und andere Gewerbtreibende, bei denen es sich darum
handelt, gewisse Gefäße zu füllen oder zu entleeren.
3) Ihre hauptsächlichste Anwendung aber findet sie bei der Entleerung von Abtrittgruben. Damit kein Hinderniß, wie Lumpen, Papier
u.s.w., den Gang des Schiebers hemmen kann, sind zwei Messer angebracht, das eine im
Schieberspiegel und das andere am Schieber selbst; das letztere zerschneidet bei
seiner hin und her gehenden Bewegung alle fremden Körper, welche durch den Schlauch
eintreten und welche bei Anwendung von Ventilen das Spiel derselben stören würden.
Die Pumpe ist zu diesem Zwecke seit zwei Jahren in Mulhausen, Basel und Grenoble
angewendet und hat an allen diesen Orten die befriedigendsten Resultate geliefert.
In kaum zehn Minuten entleert sie eine Grube von 25 Hektoliter Inhalt. Der
Grubenräumungsunternehmer Lesage in Mülhausen kann,
seitdem er diese Pumpe anwendet, täglich 30 Fässer füllen, während er mit seinen
Pumpen früheren Systems kaum 10 Fässer täglich füllen konnte.
4) Endlich kann man diese Pumpe auch als Luftpumpe bei Condensationsdampfmaschinen
verwenden, indem man zwischen den Dampfcylinder und die Pumpe Knierohre einschaltet.
Die Condensation geht dann viel regelmäßiger von statten als bei den gewöhnlichen
Condensationsvorrichtungen.
Fig. 13 zeigt
diese Pumpe im Horizontaldurchschnitt und Fig. 14 in der
Seitenansicht. A bezeichnet die Fundamentplatte, B den Pumpencylinder, C den
mit Leder abgedichteten Kolben, I) den Schieber. Der letztere ist mit stählernen
Schneidblättern besetzt und erhält von dem Daumen K eine
hin und her gehende Bewegung. Dieser Daumen ist so construirt, daß er den Schieber
nur dann in Bewegung setzt, wenn der Kolben C am Ende
seines Hubes sich befindet; so lange aber der Kolben sich bewegt, bleibt der
Schieber stehen, und zwar so, daß alle Canalmündungen geöffnet sind. Der Schieber
selbst geht in Falzen, damit er durch den Druck der Flüssigkeit nicht abgehoben
wird. Die Kolbenstange F geht in einer Geleisführung L, und die Schieberstange G, G' endigt in einen Rahmen, der vermittelst der
Frictionsrollen a, a' von dem Daumen K in Thätigkeit gesetzt wird. Der Schieberkastendeckel
I wird durch einen Bügel H befestigt, den man behufs der Reinigung leicht abnehmen kann. M ist die gegabelte Kurbelstange, welche von der
gekröpften Welle N getrieben wird. letztere empfängt
ihre Bewegung durch ein Stirnrädervorgelege mit dem Uebersetzungsverhältniß 1:1 1/2
von der Kurbelwelle O, an welcher ein Schwungrad P steckt. Neide Wellen, die gekröpfte Welle N und die Schwungradwelle O,
ruhen auf einem
gemeinschaftlichen Lager R. S ist das Druckrohr, G das Saugrohr; b, b', b''
sind die Ein- und Austrittscanäle für die zu hebende Flüssigkeit; f ist der mit einem stählernen Schneidblatt besetzte
Schieberspiegel.