Titel: | Braunsteinprobe. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXIII., S. 299 |
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LXXIII.
Braunsteinprobe.
Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1864,
Nr. 45.
Verfahren zum Untersuchen des Braunsteins.
Der auf der Grube „Kaiser Franz“ bei Elbingerode auf dem
Oberharze geförderte Braunstein, welcher nach der Aufbereitung durchschnittlich 60
Proc. Mangansuperoxyd enthält, wird nach der von Nolte
(polytechn. Journal Bd. CLII S. 136)
modificirten Fikentscher'schen Methode fortwährend mit
bestem Erfolge in nachstehender einfachen Weise untersucht:
68,74 Probirpfund1 Probircentner = 100 Pfd. = 5 Grm. = 3,437 Grm. feingepulverter, bei 100° C. getrockneter Braunstein
werden in einen Glaskolben (Digerirglas) gethan, eine genau abgewogene Menge blankes
Kupferblech (etwa 2 Probircentner oder 10–14 Grm.), sowie ungefähr 4 1/2 Ctr.
(22,5 Grm.) eisenoxydfreier Eisenvitriol hinzugefügt, das Ganze mit einer
hinreichenden Menge Salzsäure versetzt und bei aufgesetztem, mit einer Glasröhre
versehenen Stöpsel so lange (bis 2 Stunden und länger) ununterbrochen gekocht, bis
die Flüssigkeit nahezu farblos geworden. Das Kupfer muß bis zuletzt mit Säure
bedeckt bleiben. Dann wird das Glas rasch mit luftfreiem ausgekochtem Wasser
gefüllt, decantirt, das herausgenommene Kupfer rasch mit Wasser abgespült, mit
Filtrirpapier rein abgewischt, getrocknet und aufs Genaueste gewogen. Der
Gewichtsverlust entspricht dann dem procentalen Gehalt des Braunsteins an
Mangansuperoxyd und etwa vorhandenem Eisenoxyd. Um letzteres in Abzug bringen zu
können, wird eine Gegenprobe von 68,74 Pfd. Braunstein
für sich so lange mit Salzsäure erhitzt, bis kein Chlorgeruch mehr wahrzunehmen;
dann fügt man eine genau abgewogene Menge blankes Kupferblech (1 1/2 bis 2
Probirctr.) hinzu, kocht die Probe wie vorhin bis zum Farbloswerden und ermittelt
durch den Gewichtsverlust des abgespülten, abgeriebenen und getrockneten Kupfers den
Eisenoxydgehalt des Braunsteins. Zieht man diesen Gewichtsverlust von dem früher
erhaltenen ganzen ab, so entspricht die Differenz, in Probirpfund ausgedrückt,
direct dem Procentgehalt des Braunsteins an Mangansuperoxyd. Wurde der
Gewichtsverlust in Grammen bestimmt, so muß die erhaltene Zahl mit 20 multiplicirt
werden, um den
Procentgehalt des Erzes an Mangansuperoxyd zu ergeben.
Durch Einwirkung der Salzsäure auf den Braunstein entwickelt sich Chlorgas, welches
von Eisenvitriol (oder Eisenchlorür) unter Bildung von Eisenchlorid zurückgehalten
wird.
Nach der Formel
MnO² + 2 FeCl + 2 HCl = MnCl + Fe²Cl³ + 2
HO
erfordert 1 Aequivalent reines Mangansuperoxyd (43,6) 2
Aequivalente Eisenchlorür oder Eisenvitriol (278) oder 68,74 Pfd. reiner Braunstein
438 Pfd. Eisenvitriol.
Wird nun die braune eisenchloridhaltige Flüssigkeit unter Ausschluß der Luft
anhaltend mit reinem Kupfer gekocht, so entstehen Eisen- und Kupferchlorür
unter Bildung einer farblosen Flüssigkeit, indem sich letzteres bei einem
entsprechenden Verlust an metallischem Kupfer in Salzsäure auflöst.
Nach der Formel
Fe²Cl³ + 2 Cu = 2 FeCl + Cu²Cl
entspricht 1 Aequiv. Eisenchlorid oder damit gleichwerthig 1
Aequiv. Mangansuperoxyd (43,6) 2 Aequiv. aufgelöstem Kupfer (63,4) oder 68,74 Pfd.
Mangansuperoxyd sind durch einen Kupferverlust von 100 Pfund angezeigt. Wie oben
bemerkt, nimmt man zur Probe einen Ueberschuß von Kupfer (etwa 2 Probircentner). Aus
der Proportion:
MnO² (43,6) : 2 Cu (63,4) = x
: 100, x = 68,74
geht hervor, daß man aus dem Kupferverlust direct den
Procentgehalt an Mangansuperoxyd erfährt, wenn man 68,74 Pfd. Braunstein zur Probe
verwendet.
Da im Braunstein nicht selten enthaltenes Eisenoxyd durch Salzsäure in Eisenchlorid
umgewandelt wird und dieses auflösend auf's Kupfer wirkt, ohne zur Chlorentwickelung
beizutragen, so muß hinsichtlich dieses Eisenoxydgehaltes in oben angegebener Weise
noch eine Correction vorgenommen werden.
Diese Probe empfiehlt sich sowohl durch ihre Genauigkeit als durch ihre Einfachheit,
sie bedarf keiner complicirteren Apparate, wie die Titrirproben und die Fresenius-Will'sche Methode, ein Kohlensäuregehalt
des Probirgutes wirkt, wie bei letzterer, nicht störend, das Reactionsende ist
deutlich zu erkennen und sämmtliche Manipulationen können auch von mit chemischen
Manipulationen weniger Vertrauten ausgeführt werden.