Titel: | Skizzen von Holzbearbeitungsmaschinen aus der Maschinenfabrik von Joh. Zimmermann in Chemnitz; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin. |
Autor: | Robert Schmidt |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXIX., S. 329 |
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LXXIX.
Skizzen von Holzbearbeitungsmaschinen aus der
Maschinenfabrik von Joh.
Zimmermann in Chemnitz; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in
Berlin.
(Fortsetzung des Artikels über combinirte Maschinen im vorhergehenden Heft S. 253 und Schluß des Ganzen.)
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Schmidt, Skizzen von Zimmermann's Maschinen zur Bearbeitung des
Holzes.
4) Hand-Bohr-, Stemm- und
Zapfenschneidmaschine. – Diese kleine Maschine, welche für
Handbetrieb eingerichtet ist, dient dazu, um für kleinere Holzarbeiten, wie solche
besonders in Tischlereien vorkommen, Löcher zu bohren und zu stemmen, sowie auch für
letzteren Fall die nöthigen Zapfen zu schneiden. Dieselbe ist in Fig. 1 in einer
Seitenansicht dargestellt, und darnach wie folgt zusammengesetzt:
Der Fuß der Maschine trägt einen Ständer A, welcher zwei
Führungen für die Arbeitsspindel B enthält; in der
oberen kann sich dieselbe frei drehen, wogegen die untere in der Nabe eines
conischen Rades D₁ besteht und sich in dieser nur
verschieben kann, während dieses Rad selbst durch die Kurbel C und das conische Rad D in Umdrehung gesetzt
werden kann. Das obere Ende der Arbeitsspindel ist in einem Querkopf B₁ drehbar gemacht, welcher durch zwei
Gelenkstücke c mit dem um e
drehbaren Hebel E in Verbindung gebracht ist, so daß mit
diesem die Arbeitsspindel hinabgedrückt werden kann, während das an E befindliche Gewicht G
dieselbe selbstthätig aufwärts zieht.
Das zu bearbeitende Holz wird auf einem Tisch mit Spannvorrichtung, die von gleicher
Construction wie die unter 3) erwähnte ist, befestigt, welcher durch das Handrad K und den Schlitten S in der
Richtung, die parallel der angenommenen Zeichenebene ist, bewegbar ist, während S selbst mit einer Zahnstange versehen ist und außerdem
in zweiter Richtung durch die Welle a bewegt werden
kann. Letztere Bewegung geschieht, für das Einrichten des Holzes, mittelst des
Handrades F, wogegen dieselbe beim Stemmen von dem Hebel
E aus bewirkt wird. Auf dem rechts gelegenen Ende
der Welle a sitzt nämlich ein Sperrrad J, welches von der Steuerstange
H, die mit dem nöthigen Hebelwerk und Sperrklinke
versehen ist, bei jedem Aufwärtsgang des Hebels E um ein
gewisses Stück umgedreht wird. Für das Stemmen spielt übrigens, wie bei den unter 2)
und 3) beschriebenen Stemmmaschinen, auch wiederum der Stift b eine Rolle; er verhindert nämlich das Drehen des Rades D₁ und somit auch das der Arbeitsspindel, welche
auch hier wieder um 180° gedreht werden kann, um ein vorgebohrtes Loch nach
zwei Richtungen hin eckig ausstemmen zu können.
Beim Bohren wird die Arbeitsspindel B von der einen
(rechten) Hand des Arbeiters gedreht, während mit der anderen Hand, mittelst des
Hebels E, der Druck auf den Bohrer erzeugt wird. Der
Stift b ist dabei außer Verbindung mit dem Rade D₁, sowie auch der Sperrhaken außer Thätigkeit zu
setzen.
Für das Ausstemmen eines rechteckigen Loches wird zunächst ein rundes Loch
vorgebohrt, dann das Stemmeisen in den Spindelkopf gesetzt, und das Loch von einer
Seite rechteckig ausgestemmt; weiter wird die Arbeitsspindel um 180° gedreht
und das Loch nach der anderen Richtung hin ausgestemmt, wobei man das Vorrücken des
Schlittens S selbstthätig von dem Hebel E besorgen läßt.
Das Anschneiden der Zapfen geschieht fortschreitend von dem Ende des Holzes aus,
welches dabei auf dem Tische so befestigt wird, daß der mit dem Zapfen zu versehende
Theil frei steht. Statt des Stemmeisens wird jedoch ein Messerträger L in die Arbeitsspindel eingesetzt und ein
Führungsrahmen M (Fig. 2) für denselben auf
dem Gestell der Maschine in der Art befestigt, daß der rahmenförmige Schlitten ihn
umfaßt. Die Messer m, m sind am Messerträger seitlich
verstellbar, um sie nicht für jede andere Stärke der Zapfen auswechseln zu
müssen.
Der Preis einer solchen Maschine, welche in jeder Beziehung als sehr praktisch zu
empfehlen ist, beträgt einschließlich eines Probewerkzeugs jeder Sorte 175
Rthlr.
5) Zapfenschneid- und Schlitzmaschine. –
Diese Maschine, welche in Fig. 3 in einer Ansicht
dargestellt ist, dient dazu, die Eckverbindungen von größeren rahmenförmigen
Körpern, wie solche bei Fenstern, Thüren, Eisenbahnwagen und vielen andern
Holzarbeiten vorkommen, mit einer Genauigkeit auszuführen, wie dieß mit Handarbeit
nicht möglich ist. Solch eine Verbindung besteht bekanntlich gewöhnlich darin, daß
das eine Rahmstück mit einem Zapfen, das andere mit einem passenden Schlitz versehen
ist; ersterer wird nun von der Maschine von zwei Fräsmessern mit horizontalen
Achsen, letzterer dagegen von einem
Fräsmesser mit
verticaler Achse hergestellt, und das zu bearbeitende Holz diesen Fräsmessern auf
einem Tisch entgegengeführt.
Bei dieser Zapfenschneid- und Schlitzmaschine sind die eigentlich maschinellen
Theile mit einem aus Hohlguß gebildeten Gestelle D in
Verbindung gebracht, von welchem wir zunächst die Vorgelegewelle a erwähnen, die von einer Deckenvorgelegewelle mittelst
der (hinteren) Riemscheibe A in Umdrehung versetzt
werden kann. Diese Welle trägt außerdem die größere Riemscheibe B, welche zur Bewegung der zwei horizontalen
Messerscheiben E und E₁ dient. Die Spindelstöcke dieser Messerscheiben sind auf
verticalen Prismen gelagert und darauf bewegbar gemacht; E₁ nämlich durch das Handrad F₁,
E durch das Handrad F, und außerdem ist E auch noch in horizontaler Richtung durch ein drittes,
hier nicht sichtbares Handrad bewegbar gemacht. Diese Construction hat den Zweck,
einerseits Zapfen von beliebiger Stärke, anderseits auch versetzte Zapfen schneiden
zu können. Der von der Riemscheibe B kommende Riemen
umschlingt wellenförmig die zwei Riemscheiben der erwähnten Messerwelle und kann
durch die Spannrolle G in allen Lagen derselben gespannt
werden. Dazu dient das Handrad J, auf dessen Welle
einerseits die Traghebel der Spannrolle, anderseits ein Sperrrad befestigt ist,
welches mittelst Sperrhaken mit dem Maschinengestell in feste Verbindung gebracht
werden kann. Jede der Messerscheiben enthält vier Messer,
nämlich zwei, m, m, zum Fräsen der Zapfenseiten, und
zwei, n, n, zum Fräsen der Zapfenstirnseiten.
Die dritte auf der Welle a befindliche Riemscheibe C enthält den Riemen, welcher zur Bewegung des Fräskopfs
K dient, mittelst welchem die Schlitze gefräst
werden. Die vertical gelagerte Welle desselben enthält die Riemscheibe M und kann durch das Handrad N in verticaler Richtung bewegt werden, während der Fräskopf zur Aufnahme
von Fräsmessern von verschiedener Breite vorgerichtet ist.
Vor den beschriebenen maschinellen Theilen befindet sich ein tischartiges Gestell O, das mit zwei, der Zeichenebene parallel laufenden
Prismen versehen ist, auf welchen der Tisch P in der
erwähnten Richtung von Hand bewegt werden kann. Behufs der Befestigung der Hölzer
auf diesem Tisch enthält derselbe zwei Anschläge q und
p, von welchen der letztere verstellbar ist, und
außerdem den Druckhebel Q.
Beim Arbeiten mit der Maschine wird das Holz auf dem Tisch P in entsprechender Lage befestigt, die Fräsmesser werden richtig
eingestellt und das Arbeitsstück wird mittelst des Tisches P denselben zugeführt. Selbstverständlich wird man mit dieser Maschine,
welche durch geeignete Façonmesser auch zu vielen anderen Arbeiten benutzt werden kann, erst alle
etwaigen Schlitze und dann die Zapfen schneiden.
Der Preis einer solchen Maschine nebst einem Satz Probemesser beträgt 500 Rthlr.
6) Sims- und Brethobelmaschine. – Diese
Maschine, welche in Fig. 4 in einer Ansicht dargestellt ist, dient dazu, rechteckig
zugeschnittene Hölzer von allen vier Seiten gleichzeitig mittelst Fräsmessern zu
bearbeiten, von welchen mehrere auch Façonmesser seyn können. Dieselbe kann
also nicht bloß als Hobelmaschine, nach Art der früher beschriebenen
Walzen-Hobelmaschine mit feststehendem Tisch, sondern auch als Fräsmaschine
für alle geraden Arbeiten benutzt werden; sie unterscheidet sich von den
letzterwähnten Maschinen aber sehr vortheilhaft dadurch, daß man rechteckig
zugeschnittene Hölzer mit derselben gleichzeitig auf allen vier Seiten bearbeiten
kann. Dieselbe findet deßhalb in allen größeren Holzbearbeitungsanstalten, wie
Tischlereien und Zimmereien, Eisenbahnwagenfabriken, Goldleistenfabriken u.s.w. ihre
vortheilhafte Anwendung und gehört von allen bis jetzt construirten
Holzbearbeitungsmaschinen zu den vielseitigsten.
Der Betrieb der Maschine geschieht auch hier von der Haupttransmission von einem
Deckenvorgelege aus, welches eine an der Maschine befindliche Vorgelegewelle a mittelst einer Riemscheibe betreibt, die hinter und
außerhalb des Maschinengestelles sich befindet. Vorn, ebenfalls außerhalb des
Maschinengestelles, befindet sich eine kleine Stufenscheibe A, von welcher aus die Bewegung des zu bearbeitenden Holzes K vermittelt wird.
Die Stufenscheibe A betreibt nämlich die Stufenscheibe
E, deren Welle mit einem Getriebe versehen ist,
welches durch weitere Rädercombinationen schließlich die cannelirten Walzen F und F₁ in Umdrehung
versetzt. Diese Walzen sind in Hebeln f und f₁ drehbar und haben selbst ihren Drehpunkt bei
d; sie werden durch Gewichte H belastet und können durch das Handrad J in
ihre ungefähre, der Stärke des Holzes entsprechende Stellung gebracht werden. Unter
den cannelirten Walzen befinden sich bei G und G₁ zwei glatte Walzen, welche in festen Lagern
liegen. Zur weiteren sicheren Führung der Hölzer befindet sich noch an dem
Vordertheile der Maschine, wo auch die feststehende verticale Messerwelle sich
befindet, ein fester Anschlag, gegen den sich die Vorderfläche des Holzes K legt, an dem hinteren Theile der Maschine dagegen
verstellbare Federn, die gegen die Hinterkante des Holzes drücken. Von oben wird das
Holz einerseits durch die Feder h, anderseits durch zwei
mit Gewichten p, p beschwerte Druckleisten sicher
geführt.
Die in festen Lagern angebrachte untere Messerwalze befindet sich bei C, und wird dieselbe von einer auf der Welle a befindlichen Riemscheibe getrieben, welche der
erwähnten Betriebsriemscheibe zunächst liegt. Die nächstfolgende Riemscheibe B₁ treibt die obere Messerwelle B. Die Lager derselben sind in Coulissen c, c verschiebbar, um Hölzer von verschiedener Stärke
hobeln zu können, und sie lassen sich mittelst des Hebels b genau und richtig einstellen.
Die zwei verticalen Messerwellen befinden sich in unserer Ansicht bei D. Die vordere läuft, wie bereits erwähnt, in festen
Lagern und wird von einer einfachen Riemscheibe bewegt, welche auf der Welle a zunächst der Stufenscheibe A liegt. Die hintere verticale Messerwelle ist dagegen, um Hölzer von
verschiedener Breite bearbeiten zu können, in horizontaler Richtung verstellbar
durch ein Handrad, welches dabei durch Schrauben die Lagerkörper dieser Welle auf
ein Prisma bewegt. Die Bewegung dieser Messerwelle geschieht von der Welle a durch eine auf derselben befestigte Riemtrommel.
Die Anwendung der Maschine läßt sich nach dem Gesagten ohne Weiteres ersehen, zumal
sie ganz ähnlich derjenigen der beschriebenen Walzen-Hobelmaschine mit
feststehendem Tisch ist; zugleich wird aber jetzt auch die vielseitige Anwendung
ersichtlich seyn, da es nach der Beschreibung gestattet ist, eine oder die andere
Messerscheibe außer Betrieb zu setzen.
Die Maschine wird zur Zeit von der Fabrik in zwei Größen ausgeführt: für Hölzer bis
zu 2 1/2 Zoll Stärke und 9 Zoll Breite, und für Hölzer bis zu 5 Zoll Stärke und 14
Zoll Breite; der Preis der erstern Sorte ist 750, der der letzteren 1150 Rthlr.
– Nach den gemachten Versuchen kann man mittelst dieser Maschine per Minute 15 Fuß Breter oder Leisten, oder per Tag 600 Breter oder Leisten à 12 Fuß Länge, auf allen vier Seiten sowohl eben als
façonirt bearbeiten, was gewiß für die praktische Nützlichkeit derselben für
sehr viele Fabricationszwecke spricht.