Titel: Feilenhaumaschine, erfunden von Bernot in Paris und ausgeführt von Th. Greenwood in Leeds.
Fundstelle: Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXXI., S. 338
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LXXXI. Feilenhaumaschine, erfunden von Bernot in Paris und ausgeführt von Th. Greenwood in Leeds. Aus Armengaud's Génie industriel, Februar 1864, S. 64. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Bernot's Feilenhaumaschine. Man hat schon zahlreiche Versuche – namentlich in Sheffield – gemacht, Feilenhaumaschinen zu construiren, aber sie haben keinen günstigen Erfolg gehabt, theils weil die Maschinen unvollkommen waren, theils wohl auch in Folge des bösen Willens der Arbeiter, welche fürchteten, daß ihnen solche neue Maschinen Concurrenz machen würden. Auf der letzten allgemeinen Londoner Industrie-Ausstellung befanden sich zwei Feilenhaumaschinen; die eine war von einer Gesellschaft in Manchester eingesendet, die sich erst vor einigen Jahren unter der Direction von François Preston gebildet hat, deren Fabrik aber schon sehr im Schwunge ist; die andere war von Th. Greenwood in Leeds nach der Erfindung von Bernot in Paris ausgeführt. Ehe wir zur Beschreibung der letzteren Maschine übergehen, wollen wir die Bedingungen angeben, welche die Feilenhaumaschinen erfüllen müssen und deren schwierige Realisirung als wesentliche Ursache des geringen Erfolges der früheren Maschinen anzusehen seyn dürfte. Diese Bedingungen sind: 1) die Erhaltung des Parallelismus zwischen den Flächen der Feile und des Werkzeugs, damit der Hieb gleichmäßig wird; 2) die Möglichkeit den Meißel leicht zurückziehen zu können, ohne der Reinheit des jedesmal stattgefundenen Hiebes zu schaden; 3) eine Vorkehrung, um zu verhindern, daß der Meißel nach erfolgtem Schlage nicht vorwärts springen oder zurückprallen kann; 4) eine Vorrichtung, um den Tisch, welcher die Feile trägt, der Geschwindigkeit des Schlages entsprechend vorrücken zu lassen; 5) die Stärke des Schlages nach der Breite der Feile, die in ihren verschiedenen Theilen wechselt, verändern zu können, damit die Einschnitte gleichmäßig tief werden, und endlich 6) ein sehr schleuniges Hauen, damit die Arbeit vermittelst der Maschine billiger herzustellen ist als durch Menschenhände. Die Figuren 1 bis 11 stellen die Feilenhaumaschine von Bernot und Greenwood dar. Fig. 1 ist die vordere Ansicht derselben, wobei der Tisch horizontal gestellt ist; Fig. 2 ist ein Verticaldurchschnitt durch die Mitte des Gestelles, senkrecht auf Fig. 1. Fig. 3 ist der Grundriß der Maschine, woraus man ersieht, welche Stellung der Tisch erhält, wenn der Hieb schräg auf die Feile aus geführt werden soll. Fig. 4 zeigt den Mechanismus zur Bewegung des Tisches; Fig. 5 ist ein Durchschnitt dieses Mechanismus; Fig. 6 zeigt die Befestigung der Feile auf dem Tisch; Fig. 7 und 8 stellen in größerem Maaßstabe die Anordnung und Befestigung des arbeitenden Meißels und seine Führung dar; Fig. 9 und 10 zeigen die Stellung des Meißels und die Lage der Feile beim Hauen mit der Hand und durch die Maschine; Fig. 11 endlich stellt den von der Maschine ausgeführten Grund- und Oberhieb dar, durch deren Kreuzung die Spitzen und Schneiden entstehen. Das Gestell der Maschine besteht aus einem hohlen gußeisernen Sockel A und aus zwei verticalen Ständern B, B, die mit Bolzen an den Sockel befestigt und oben mit zwei Galgen B' versehen sind, welche die Organe zur Transmission des Schlages tragen. Das Hauptorgan, welches den Hieb hervorbringt, ist ein Kreisevolventen-Daumen, der auf eine Metallfeder einwirkt, deren Blätter von Bügeln aufgenommen werden. Mittelst eines über dieser Feder angebrachten Excentrics kann man dieselbe mehr oder weniger anspannen und hierdurch die Stärke des Schlages reguliren. Die Hauptwelle a, welche in festen Lagern an den Ständern B, B ruht, wird mittelst der Scheibe B'' umgedreht, neben welcher das zur Regulirung der Bewegung dienende Schwungrad B''' festgekeilt ist. Auf dieser Welle ist ferner der schon erwähnte Evolventen-Daumen b angebracht, welcher gegen den Vorsprung c eines in Nuthen an den Innenseiten der Ständer auf und nieder gleitenden Führungsstückes C stößt. In die Oeffnung am unteren Ende dieses Führungsstückes wird der Meißel D (nach Fig. 7 und 8) eingesteckt und mittelst eines Keiles und einer Druckschraube d darin festgehalten. Die regelmäßige Bewegung des Meißels wird durch das als Führung dienende Eisen d' gesichert, welches sich auch mit einem Gleitstücke bewegt, worin es durch eine Druckschraube e festgehalten wird, deren Kopf mit einer Krücke versehen ist (Fig. 1 und 2). Die schon erwähnte, aus mehreren Blättern bestehende Metallfeder E drückt mittelst der Schraube a' (Fig. 2), welche eine Mutter zum Feststellen hat, das Gleitstück C beständig auf die Feile nieder. Der Kopf der Schraube a' ist bügelförmig ausgeschmiedet und nimmt das eine Ende der Feder E auf, während das andere durch Schrauben mit der Welle b' verbunden ist, deren Lager von den Enden der beiden oberen Arme B' gebildet werden. Ungefähr über der halben Länge der Feder E ist auf die Welle f ein kleines Excentric F befestigt. Letzteres drückt die Feder E auf das Gleitstück, welches den Meißel trägt und man kann durch die verschiedene Stellung die man demselben mittelst Umdrehens seiner Achse f gibt, nach Belieben den von ihm ausgeübten Druck mehr oder weniger stark machen und verhindert dadurch zugleich ein Zurückprallen des Meißels nach dem Schlage. Die zum Reguliren des Druckes der Feder nöthige Bewegung wird auf das Excentric F während der Arbeit, d.h. während der Wiederholung der Schläge durch welche die Einschnitte auf der Feile entstehen, wenn man nämlich Feilen mit schwach gewölbter Oberfläche hauen will, mittelst des Sperrrades h übertragen, das mit zwei Sperrklinken versehen ist. Dieses Sperrrad erhält seine Bewegung von der Treibwelle a, auf welche zu diesem Zwecke ein kleiner Daumen befestigt ist, der die Stange g und den Hebel i bewegt. Letzterer hat die Welle des Sperrrades h zum Bewegungsmittelpunkt, und trägt an seinem oberen Ende eine Sperrklinke, durch welche das Sperrrad h umgedreht wird. Auf der Sperrradwelle ist das Getriebe e (Fig. 3) angebracht, welches in das auf die Welle f des Excentrics F aufgekeilte Rad h' eingreift. Durch Umdrehen des Handhebels j (Fig. 1) kann man daher dem Daumen auf der Welle a eine bestimmte Stellung geben und die Vorrichtung ausrücken, wenn man Feilen, die ihrer ganzen Länge nach denselben Querschnitt beibehalten, hauen will, wodurch dann gleich starke Schläge erfolgen. Die zu behauende Feile wird auf eine Unterlage aus Zink I' befestigt, die in einer muldenförmigen Höhlung des Tisches I liegt, welcher in horizontaler Richtung um die verticalen Zapfen j' (Fig. 2) und in verticaler Richtung um die horizontalen Zapfen k (Fig. 5) schwingen und in der erforderlichen Stellung durch eine in dem Sector L verschiebbare Schraube mit Mutter festgestellt werden kann. Die Feile rückt nach jedem Schlage des Meißels um den gewünschten Abstand je zweier Hauschläge durch die Einwirkung einer Zahnstange O vor, welche in einer Nuth am Boden des im Tisch ausgedrehten Halbcylinders steckt. Die Zahnstange wird durch die endlose Schraube P fortgeschoben, deren Achse p das Sperrrad Q trägt, welches seine Bewegung von der Treibwelle a empfängt. Eine kleine Kurbel bewegt nämlich, wie aus Fig. 1 ersichtlich ist, durch die Kurbelstange 1 den in den Sockel A eingeschlossenen Hebel m und dieser mittelst seiner Stange m' den Hebel n, welcher durch ein Scharnier mit der kleinen Stange n' verbunden ist und die Welle T umdreht; letztere setzt dann durch die Hebelverbindung r, s die um den Mittelpunkt v drehbare Sperrklinke t in Bewegung. Die Anordnung dieser Uebertragung ist so getroffen, daß sie bei jeder Neigung des Tisches, auf welchem die Feile befestigt ist, benutzt werden kann. Um die Meißelschneide parallel zur Oberfläche der Feile zu führen, hat man zu beiden Seiten der Zahnstange etwas Spielraum in der Zinkunterlage I' gelassen; auf letzterer wird die Feile mittelst des Hebels V und des Gegenhebels V (Fig. 6) befestigt. Um das Bett I' rasch in seine anfängliche Lage zurückführen zu können, wird die Spindel der Schraube P nicht unverrückbar in ihren Trägern befestigt, sondern die Schraube kann außer Eingriff mit der Zahnstange O gebracht werden, mit der sie nur durch die Wirkung der Spiralfedern in den Büchsen r und r' (Fig. 2) in Contact erhalten wird, welche die Lagerfutter der Welle p beständig nach oben drücken; zieht man nun den Hebel zu sich hin, so werden durch die Stangen s' und die Hebel t' die Federn r und r' niedergedrückt, die Welle p sinkt etwas herab und die Schraube P greift nicht mehr in die Zahnstange ein. Oben wurde bereits gesagt, daß vor dem Meißel D, welcher in das untere Ende des Gleitstückes C befestigt ist, ein Eisen d' angebracht wird, das demselben nicht nur bei seiner Bewegung zur Führung, sondern auch ganz besonders dazu dienen soll, die Feile vor jedem Schlage kräftig auf ihr Bett zu drücken. Dieser Zweck wird durch den Druck eines Gegengewichtes erreicht, welches an das Ende des Hebels Y befestigt ist, der einerseits durch das Glied y mit dem Ständer und andererseits durch einen Vorsteckstift mit dem Stück verbunden ist, das sich in Nuthen an dem großen Gleitstück C entsprechend auf und nieder bewegen läßt. Soll die Feile herausgenommen werden, so bringt man das Gegengewicht des Hebels Y in die (Fig. 1) punktirt angegebene Stellung und befestigt es hier mittelst eines Hakens. Will man das Gleitstück C in die Höhe schieben, sey es um dasselbe mit dem Daumen b außer Berührung zu bringen, oder um eine andere Feile einzulegen, so bedient man sich hierzu des Hebels Z, welcher einen an das Gleitstück befestigten Vorsteckstift in die Höhe drückt. Der Hebel wird in seinen beiden äußersten Stellungen durch das Einstellen seines Vorsteckstiftes in die Einschnitte eines mit Feder versehenen Hakens an dem Hebel v' erhalten. Sobald das Bett der Feile an seinen Platz gebracht ist, wird es mittelst des Hebels V (Fig. 6) befestigt; man läßt alsdann langsam das Gleitstück nieder und der Druck des Meißels genügt, um der Unterlage in der halbcylindrischen Aushöhlung eine solche Lage zu geben, daß die Feile ganz parallel zum Meißel zu liegen kommt. Das Gleitstück bleibt in dieser Stellung, während man das Eisen d' mittelst des Hebels Y auf die Feile herabläßt, welche letztere dann durch die Stellschraube e befestigt wird; hierauf schiebt man das Bett mit der Feile an den Punkt, wo die Operation beginnen soll und setzt die Maschine mittelst des Einrückhebels y' (Fig. 3) in Gang. Sobald die Feile geschärft ist, rückt man aus, hebt das Gleitstück C mittelst des Hebels Z in die Höhe, bringt die Schraube P außer Eingriff mit der Zahnstange, schiebt das Bett I' wieder zurück und wechselt die fertige Feile gegen eine zu bearbeitende aus. Hat die Feile den Grundhieb erhalten, so bringt man das Bett für den Oberhieb in die richtige Stellung. Die Maschine arbeitet sehr rasch, denn nach den angestellten Beobachtungen hat sich das höchst günstige Resultat ergeben, daß sich ihre Leistung zu derjenigen der Handarbeit wie 8 zu 1 verhält.Ein hannoverscher Feilenhauer wünschte hinsichtlich der Anschaffungskosten und Lieferungszeit einer Bernot'schen Feilenhaumaschine Auskunft zu erhalten, weßhalb sich die Redaction des Monatsblattes des hannoverschen Gewerbevereins an den englischen Verfertiger dieser Maschine, Hrn. Greenwood in Leeds, wandte, von welchem sie folgendes (im Monatsblatt Nr. 4 veröffentlichtes) Schreiben empfieng:Albion Works in Leeds, 15. März 1864.Geehrter Herr!Ich war erfreut, Ihr werthes Schreiben vom 5. dieses Monats zu erhalten und dadurch die Erinnerung unserer auf der Londoner Industrie-Ausstellung von 1862 gemachten Bekanntschaft zu erneuern.Bereits vor einiger Zeit traten wir in Unterhandlung, um von den Bernot'schen Patent-Feilenhaumaschinen Gebrauch zu machen, und namentlich für deren Anfertigung und Benutzung eine Actien-Gesellschaft zu bilden.Dieses Project wird sich nächstens vollends realisiren und hoffe ich das Unternehmen sehr bald im größten Maaßstabe in Thätigkeit treten zu sehen.Indeß bedarf die Gesellschaft eines Capitals von 100,000 Pfund Sterling, wovon bis jetzt die Hälfte gezeichnet ist, auch schon Land gekauft und die Maschinen in Bestellung gegeben sind.Bis gegen Ende des Jahres hoffen wir das Ganze in vollständiger Thätigkeit zu sehen. Zunächst will man in Birmingham, als Sitz der Gesellschaft, 60 Feilenhaumaschinen (von Greenwood gefertigt) mit den erforderlichen Dampfmaschinen und Zubehör aufstellen.Eine gleiche von einer Actiengesellschaft errichtete Fabrik existirt bereits in der Nähe von Baltimore (Vereinigte Staaten von Nordamerika). Diese Gesellschaft kaufte das amerikanische Bernot's-Patent und jetzt möchte dieselbe auch unser englisches Patent ankaufen, um hier in England eben solche Fabriken anlegen zu können.Die amerikanische Gesellschaft behauptet, daß ihre Fabrik außerordentlich erfolgreich arbeite, ebenso höre ich, daß die französische Fabrik bedeutend vergrößert werden soll.Die Anschaffungskosten dieser Maschinen werden sich hier ungefähr auf 180 bis 200 Pfund Sterling pro Stück stellen.In den Vereinigten Staaten fertigt man sie für 1000 Dollars, aber diese Maschinen sind viel kleiner als die unserigen.Das Schmieden, Schleifen und sonstige Zurichten der Stahlreifen oder Platten (blanks) soll Alles durch Maschinen verrichtet werden.Für Ihre Verhältnisse würde es am sichersten seyn, zu warten, bis das englische Unternehmen Erfolg hat, da man zweifellos viel Erfahrungen machen wird, die uns in den Stand setzen dürften, besser als jetzt, Maschinen für die verschiedenen Arbeitsstufen zu bezeichnen, so wie deren Productionsfähigkeit und Ankaufspreis festzustellen.Zu fernerer Auskunft gern bereit, bin ich           hochachtungsvoll                           Ihr ergebener                 Thomas Greenwood.         Dieselbe eignet sich zur Anfertigung von sehr verschiedenartigen Feilen, nämlich von Vorfeilen, halbrunden Feilen, Vogelzungen, Rundfeilen, dreieckigen Feilen etc. Man hat hierzu nur nöthig, zum Auflegen und Befestigen der Feilen entsprechend gestaltete metallene Unterlagen anzuwenden.

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