Titel: Maschine zum Schärfen der Mühlsteine.
Fundstelle: Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXXII., S. 343
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LXXXII. Maschine zum Schärfen der Mühlsteine. Aus dem Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1864 S. 55. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Maschine zum Schärfen der Mühlsteine. Eine praktische Maschine zum Mühlsteinschärfen, wie solche seit einiger Zeit aus La Ferté in Frankreich bezogen und in einer hannoverschen Mühle mit Erfolg im Gebrauche ist, und die sich vor allen ähnlichen und zur Zeit bekannt gewordenen durch Einfachheit auszeichnet, stellen Fig. 1518 in drei verschiedenen Ansichten dar. Der arbeitende Theil beim Schärfen der Mühlsteine oder beim Bilden geradlinig excentrischer Hauschläge, der Meißel oder die Picke a Fig. 15, wird von einer Hülse b mit Verschlußkappe oder Deckel c aufgenommen, welche das äußerste Ende eines aus Rundeisen hergestellten Armes d bildet, der mittelst der Druckschraube in einem bei e verdickten Eisenstabe, von gleichfalls kreisförmigem Querschnitte, befestigt ist. Letzterer Stab verschiebt sich nach beiden Seiten hin in Ständern h, h (Fig. 17), die von einer Platte i getragen werden, welche supportartig gestaltet, d.h. so construirt ist, daß sie mittelst Schraube p und Mutter m in weißschwanzförmigen Nuthen w, w verschoben werden kann. Letztere sind oben an den Wänden k, k eines Kastens angebracht, der sich etwa auf 4 Zoll Höhe über der Fläche einer kräftigen, unterwärts gut abgehobelten gußeisernen Platte l, l erhebt und mit dieser aus dem Ganzen gegossen ist. Die Längenbewegung der Meißelstange d erfolgt durch die Schraube p, während die Querbewegung von der Hand des Arbeiters ausgeführt wird, da sich die runde Führungsstange f leicht in den entsprechenden Oeffnungen der Ständer h, h hin und her (nach rechts und links) verschieben läßt. Letztere Bewegung entspricht dem Bearbeiten einer und derselben Furche. Sobald man aber eine neue, der ersten parallele Furche bilden oder schärfen will, muß vorher, dem erforderlichen Abstande der Furchen gemäß, eine Verschiebung der Meißelstange d vorgenommen werden, was mit Hülfe der Kurbel r geschieht, die zwar auf der nach außen verlängerten Schraubenspindel p lose steckt, jedoch mittelst derselben durch Sperrrad s und Sperrkegel t In der Fig. 15 u. 16 hat man nur die Kurbel r, nicht aber das Sperrrad s mit der Klinke t und auch nicht die zweite Kurbel u von Fig. 18 gezeichnet. zu einem Ganzen verkuppelt wird, sobald der Kegel s gehörig eingeklinkt ist, indem man das Sperrrad s auf der Welle p festgekeilt hat. Auf der Verlängerung v, v der Schraubenspindel p hat man (wie Fig. 18 erkennen läßt) außerdem noch eine zweite Kurbel u fest aufgesteckt, welche beim Zurückziehen der Meißelstange d gebraucht wird und wozu vorher der Sperrkegel t aus dem Rade s gehoben, überhaupt die Kuppelung der Kurbel r gelöst seyn muß. Beim Arbeiten in einer und derselben (geraden) Längenfurche wird die Meißelstange mit der rechten Hand erfaßt, während die Arme auf gepolsterten Kissen g, g ruhen. Das Heben und Fallenlassen des Meißels durch Menschenhand ist bei weitem besser als wenn diese Operation selbstthätig (ebenfalls durch besondere Mechanismen) erfolgt, weil, ähnlich wie beim Feilenhauen, der Mensch durch sein Gefühl weichere oder härtere Stellen des zu bearbeitenden Steines herausfinden und hiernach den Meißelschlag mehr oder weniger kräftig geschehen lassen kann. Daß die Arbeit mit dieser Maschine rasch und genau, überhaupt mit einer Vollkommenheit erfolgt, die durch Menschenhand allein nie erreichbar ist, kann Referent versichern, zugleich aber auch aus der Erfahrung bestätigen, daß hier im Lande (Hannover) eben so wie Hr. Kohn bezüglich Oesterreichs bei Beschreibung der Touaillon'schen Steinschärfmaschine (im polytechn. Journal Bd. CLXX S. 92) bemerkte – Anwendung und Verbreitung dieser Maschine trotz ihrer Güte und Wohlfeilheit Die ganze Maschine soll 30 Thaler kosten. an dem Vorurtheile, ja sogar an dem bösen Willen der Arbeiter scheitert. Wenn man gegen die Maschine einwenden wollte, daß sie deßhalb unbrauchbar sey, weil sie nur für excentrische, geradlinige, nicht aber gekrümmte Hauschläge passe, so stellen wir dieser Bemerkung das Urtheil des erfahrenen Mühlenbaumeisters Nagel in Hamburg gegenüber, der noch kürzlich sich äußerte: „Ich habe die gekrümmte Schärfe (auf französischen Steinen) wieder aufgegeben, weil solche bei einem großen Betriebe kaum durchzuführen ist.“ Prof. Rühlmann.

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