Titel: | Fothergill's Wollkämmmaschine. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXXIV., S. 346 |
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LXXXIV.
Fothergill's Wollkämmmaschine.
Nach dem Practical Mechanic's Journal, August 1864, S.
122; aus der deutschen Industriezeitung Nr. 40.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Fothergill's Wollkämmmaschine.
Der Civilingenieur B. Fothergill in London hat neuerdings
einige Verbesserungen an den Kämmmaschinen für Wolle und andere Faserstoffe
angebracht, bei welchen ein Kämmapparat mit oder ohne Heizvorrichtung nebst einem
Paar Speisewalzen angewendet wird, durch welche das Wollfließ vorwärts zwischen ein
Paar feste Nippers geführt wird und die letzteren das Fließ festhalten, während
dessen anderes Ende durch rotirende oder hin- und hergehende Kämme bearbeitet
wird. Die Kämmlinge werden durch eine Bürstenwalze nach einer Kratze geführt, von
der sie wie gewöhnlich abgezogen werden. Wenn dieses Fließende gekämmt ist, steigt
ein Schraubenkamm den festen Nippers gegenüber in das Material auf, welches durch
eine Druckplatte in denselben eingedrückt wird. Das gekämmte Ende wird nun von
beweglichen Zangen ergriffen, welche einen Kammzug von dem Fließe abreißen und
denselben dabei kämmen, indem sie ihn durch die Zähne eines Kammes oder einer
Kammwalze führen, während sich die festen Nippers unterdeß geöffnet haben. Die
beweglichen Nippers sind so eingerichtet, daß sie den völlig gekämmten Zug auf eine
bewegte Fläche, mit dem hinteren oder dünneren Ende desselben nach den Querwalzen zu
gerichtet, niederlegen; auf der bewegten Fläche können die Fasern durch eine Bürste
zusammengedrückt werden und bilden hier ein hinreichend dickes Fließ, um durch einen
Streckkopf geführt werden zu können.
Fig. 5 zeigt
Fothergill's Kämmmaschine im verticalen Durchschnitt,
Fig. 6
eine Detailansicht der Abziehzangen im geschlossenen Zustande, Fig. 7 endlich zeigt
dieselben in der äußeren Stellung, wo sie den Kammzug auf das endlose Band
legen.
A ist das Gestell der Maschine, B die wie gewöhnlich in Bewegung gesetzte Hauptwelle, C die Daumenwelle, die von der Welle B mittelst der Stirnräder D
und E bewegt wird. Die Wolle wird auf die Platte F aufgelegt, welche den obern Theil einer Kammer bilden
kann und durch Dampf, heißes Wasser, Gas oder auf irgend eine andere passende Weise
warm gehalten wird. Ueber die Platte F wird die Wolle
unter die
Speisekammwalze G je nach Bedarf mittelst eines
Sperrrades vorgezogen. Die Anordnung der festen Nippers, des Kammes und der
Schlagplatte ist im Allgemeinen der bei Whipple's
Maschine ähnlich; diese Theile werden aber direct von den Daumen H und I bewegt. Der Daumen
H wirkt direct auf den Hebel K, der den oberen Backen der festen Nipper bewegt, während der Bolzen L in dem Stirnrade E in den
Schlitz M des Armes N
eingreift, und auf der anderen Seite der Maschine ein ähnlicher Bolzen einer auf der
Welle C festsitzenden Scheibe in einen ähnlichen Schlitz
eines entsprechenden Armes eingreift, so daß beide Arme gleichzeitig in eine
oscillirende Bewegung gesetzt werden. Diese Arme N
übertragen mittelst der Zugstangen O die Bewegung auf
die beweglichen Zangen P, welche im Ganzen den bei Whipple's Maschine angewendeten ähnlich sind, zu deren
Oeffnen und Schließen aber ein belasteter Hebel Q und
eine Klinke R angewendet werden. Die Welle S ist wie gewöhnlich mit den Armen T versehen, die auf die gekrümmten Enden der Hebel U wirken, um die Nippers zu schließen; an dem einen Ende
der Welle sitzt aber der Gegengewichtshebel Q (der auch
durch eine Feder ersetzt werden kann), welcher die Arme T fortwährend gegen die Hebel U drückt und so
die Nippers zu schließen sucht (Fig. 6). Sollen die
letzteren geöffnet werden, so trifft ein Bolzen V des
Hebels Q auf eine geneigte Ebene W, wodurch der Hebel Q gehoben, der Druck der
Arme T gegen die Hebel U
entfernt wird und die Platte X in Folge ihrer Schwere
die Nippers öffnen kann. Sobald der Bolzen V auf die
schiefe Ebene W sich erhoben hat, fällt die Klinke R unter denselben und hält die Platte X, bis sie durch die einwärts gehende Bewegung der
Nippers mit ihrem Ende gegen den festen Vorsprung Y
kommt und dadurch nach rückwärts bewegt wird, so daß sie nun das Gewicht los läßt.
Letzteres drückt wieder auf die Arme T und schließt die
Nippers. Will man das Oeffnen der Nippers so lange verzögern, bis sie ihre Bewegung
nach rückwärts wieder begonnen haben, damit die Wolle ganz regelmäßig auf das
geneigte Band abgelegt wird, so wendet man die geneigte Fläche W' an (Fig. 8). Bewegen sich die
Nippers nach Außen, so wird das Stück W' durch den
Bolzen V des Gegengewichtshebels Q um seinen Mittelpunkt z gedreht; ist der
Bolzen vorbei, so fällt W' zurück in die gezeichnete
Stellung; kehren dann die Zangen nach Innen zurück, so steigt der Bolzen V auf der schiefen Ebene W'
auf und öffnet die Nippers je nach der Beschaffenheit der Wolle früher oder
später.
Eins der zahlreichen Mittel, um das dünne Ende der Wollbänder in die Richtung nach
den Abzugswalzen a, a zu bringen, besteht darin, daß das endlose Band b eine geneigte Lage erhält und ein Mantel c über die oberen Walzen d
gelegt wird, so daß das Ende des Wollbandes während des Auswärtsgehens der Nippers
nicht von den Zähnen des endlosen Bandes gefaßt werden kann. Die Nippers werden bei
der Bewegung nach Außen etwas über die Cylinder d und
über die Ecke des Mantelbleches c hinaus geführt. Dann
wendet der Draht d', der sich um das Centrum e' bewegt, das Band mittelst irgend eines bekannten
Mechanismus so um, daß dasselbe während der rückgehenden Bewegung der Nippers in die
gewünschte Lage kommt.
Eine Bürste f wird durch den Hebel g, der von dem obern Schlitten bei dessen Rückgange in Bewegung gesetzt
wird, auf das endlose Band geführt; h sind zwei Hebel
auf jeder Seite der Maschine, die lose auf der Achse i
sitzen, und k ist eine kleine Welle, welche von den
Enden der Hebel h getragen wird und auf der zwei Arme
l zur Aufnahme der Bürste f sitzen. Der Hebel g ist mit einem Schlitze
zur Aufnahme eines am Arme l der Bürste sitzenden
Bolzens versehen und an seinem anderen Ende mit dem ebenfalls auf der Welle i sitzenden Hebel m
verbunden. Ein mit Scharnier versehener Drücker an dem Nipperschlitten geht bei der
Bewegung nach Außen über diesen Hebel m weg; bei der
Bewegung nach Innen aber ergreift der Drücker den Hebel m und dreht ihn so wie den Hebel g, wodurch
die Bürste f mittelst des Armes l nach dem endlosen Bande gezogen wird; dann beginnt der Hebel h sich ebenfalls um die Welle i zu drehen und rollt die Bürste auf dem endlosen Bande, und endlich
gleitet der Drücker über das Ende des Hebels m, läßt
also das ganze Hebelsystem frei, welches ein Gegengewicht oder eine Feder in die
Stellung Fig.
5 zurückführt, d.h. der Hebel m legt sich
gegen den Bolzen n und die Hebel h legen sich gegen die Bolzen o an. Der
vordere Theil eines jeden Kammzuges wird durch die gewöhnliche Kammwalze p, und das hintere dünnere Ende während des Abziehens
durch den gewöhnlichen Kamm gekämmt; q ist eine
Bürstenwalze, welche die Kämmlinge von der Kammwalze entfernt, und r eine Kratze, welche die Kämmlinge von der Bürste
abnimmt und von der dieselben wieder auf irgend eine bekannte Weise abgenommen
werden. Von dem endlosen Bande wird die Wolle continuirlich durch die Abzugswalzen
a, a entfernt, welche dieselbe den Walzen t, t und u, u eines
gewöhnlichen Streckkopfes übergeben.