Titel: | Die eisernen Filterpressen der Civilingenieure R. Riedel und Kemnitz in Halle a. S. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXXVIII., S. 354 |
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LXXXVIII.
Die eisernen Filterpressen der Civilingenieure
R. Riedel und Kemnitz in Halle a. S.
Aus der Zeitschrift des Vereines für die
Rübenzucker-Industrie im Zollvereine, August 1864, S.
642.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Riedel und Kemnitz, über Filterpressen.
In der Lieferung 104 der Zeitschrift des Vereines für die
Rübenzucker-Industrie im Zollverein ist zum ersten Male eingehend über
Filterpressen im Allgemeinen und deren Zweckmäßigkeit und Construction in's
Besondere geschrieben worden. Der Verfasser dieses Aufsatzes, Hr. Ludwig Krieg, nimmt den Vorzug der Filterpressen vor der alten
Schlammverarbeitungsweise mit Recht als unzweifelhaft an und gibt dem von Herren Danek und Comp. in Prag
construirten neuen eisernen Fachfilter den Vorzug vor allen übrigen Constructionen, weil es
dieselben hinsichtlich der Leichtigkeit und Schnelligkeit der Beschickung und
Entleerung, sowie der Sauberkeit aller Verrichtungen sämmtlich übertreffe.
Abgesehen davon, daß die angeführte Danek'sche Presse auch
die erste und einzige eiserne ist, die überhaupt bisher
in Betrieb gewesen, ist dieselbe in der That in ihrer ganzen Bauart originell,
einfach und praktisch. Uns haben diese Pressen, so wie wir sie kennen lernten, so
gefallen, daß wir keinen Augenblick Bedenken getragen haben, unsere bisherige unter
dem Namen hölzerne Dehne'sche Presse bekannt gewordene
Construction zu verlassen und nur noch Pressen nach Danek
zu bauen. Wir haben uns zu dem Zwecke mit diesem Herrn wegen Ueberlassung seiner
Erfindung für den Zollverein geeinigt.
Das einzige Bedenken einer unvollkommenen Aussüßvorrichtung, welches Hr. Krieg gegen diese Pressen noch erhebt, ist beseitigt und
dieselbe so hergestellt, daß die Entzuckerung des gepreßten Schlammes in der Presse
selbst schnell und vollständig erfolgt. Die Leichtigkeit der Entleerung der Presse
haben wir noch dadurch gesteigert, daß die Tücher nicht mehr mit den gepreßten
Kuchen herausgenommen werden, sondern in der Presse verbleiben. Wenn ferner Danek's Construction schon dadurch, daß der Rand der
gerippten Platten nicht über die Höhe der Rippen vorspringt, sondern mit diesen in
einer Ebene liegt, von allen anderen Pressen die Tücher am wenigsten spannt, so
haben wir diesen Vorzug noch dadurch erhöht, daß wir die Rippen mit einem Drahtsieb
überzogen, also den Tüchern, die an sich schon ganz gerade zwischen den Platten
durchhängen, überall Auflage geben.
Wir bauen diese Pressen zu 12 Kammern von 1 1/4 Zoll Stärke und 21 Zoll Länge und
Breite, also in mehr als doppelter Größe der Prager Fachfilter zu 8 Preßkuchen von 1
Zoll Stärke und 18 Zoll Länge und Breite. Wir dürfen demnach die Leistungsfähigkeit
derselben bei vollständiger Aussüßung des Schlammes mit heißem Wasser auf circa 500 Ctr. täglich nach Jelinek
Die Beschreibung seines Verfahrens ist im polytechn. Journal Bd. CLXXIII S. 371 mitgetheilt. verarbeiteter Rüben annehmen.
Daß diese Pressen im Zollverein ebenso wie in Oesterreich den Beifall aller Beschauer
gehabt haben, beweist am besten die außerordentliche Zahl von Fabriken, welche die
Pressen für diese Campagne bereits von uns bezogen haben, obgleich die erste
derartige Probepresse erst seit wenigen Monaten vollendet ist.
Beschreibung der neuen eisernen
Filterpresse.
Unsere Presse besteht im Allgemeinen aus einem Systeme von schmalen Kammern, deren
Wandungen von den inneren Flächen der eisernen Rahmen a,
a, Fig.
16 u. 19, und auf den breiten Seiten von den auf ihrer Oberfläche mit Rippen
versehenen Filterplatten c, c
Fig. 16 und
17
gebildet werden. Diese gerippten Filterplatten dienen zur Unterstützung der in die
Presse eingehängten Tücher und bilden zugleich die Canäle, durch welche der
filtrirte Saft ablaufen kann. Um die Unterstützung der Tücher möglichst zu erhöhen,
sind unter dieselben noch Messingdraht-Siebe gelegt, welche jede Spannung der
Tücher während des Pressens verhindern. Der Schlamm tritt aus dem Druckrohre des
vorher damit gefüllten Montejus in den Schlammcanal A
Fig. 16, 17 und 19, aus diesem
durch die Bohrungen r, r der Rahmen Fig. 16 u. 19 in
dieselben hinein und füllt sie aus. Der Saft tritt durch die Tücher und Siebe in die
Zwischenräume der Rippen der Filterplatten, aus diesen durch die Hähne x, Fig. 16 u. 17, in die
Schüssel y, Fig. 16, um von dort aus
weiter geführt zu werden. Die festen Theile des Schlammes dagegen werden von den
Tüchern zurückgehalten und legen sich unter dem Einflusse des in der Presse
herrschenden Druckes in einer festen Schicht nach allen Seiten gleichmäßig an. In
dem Maaße, wie die Operation fortschreitet, werden diese Schichten immer dicker und
dicker, bis endlich der ganze Rahmen mit einem festen homogenen Kuchen ausgefüllt
ist.
Die eisernen Rahmen a, a, Fig. 19, sind auf ihren
Flächen genau parallel gehobelt. Sie liegen mit den beiden Knaggen b, b
Fig. 19
seitlich und von oben genau eingepreßt zwischen und auf den beiden Spannstangen d, d, Fig. 16 und 19. In diese
Knaggen sind Handgriffe eingesetzt, um die Rahmen, nachdem sich die festen Kuchen in
ihnen gebildet haben, bequem aus der Presse nehmen, entleeren und in diese wieder
einsetzen zu können.
Die eisernen Filterplatten c, c, Fig. 16 u. 17, sind volle
Platten, deren Flächen mit Rippen g, g, Fig. 18, versehen sind.
Die Umfassungsränder der Platten sind ebenso, wie die Rahmen, genau parallel
gehobelt und die Oberkanten der Rippen g, g liegen mit
diesen gehobelten Flächen in einer Ebene. Sie hängen mit eben solchen Knaggen b, b wie die Rahmen auf den Spannstangen d, d und zwischen denselben.
Die Rippen g, g sind in ihrer Längsrichtung bei h, h' und k
Fig. 17
unterbrochen. Diese Unterbrechungen bilden Rinnen, um bei etwa vorkommenden
Verstopfungen des einen oder anderen Canals dem filtrirenden Safte einen Ausweg durch einen
anderen zu gestatten. Die untere Rinne h'
Fig. 17 führt
den Saft durch die Hähne x in die Schüssel y.
Ueber jede Filterplatte ist ein Sieb aus Messingdraht gelegt und auf der oberen Kante
desselben mittelst der aufgeschraubten Schiene m, m
befestigt. Das Tuch reitet auf dieser Schiene m, hängt
über dem Sieb zu beiden Seiten der Platte herunter und ist unten um dieselbe auf
einfache Weise befestigt.
Der Schlammeingang wird durch die Bohrungen A in den
Filterplatten und eben solchen in den Rahmen gebildet, welche, wenn die Presse
zusammengesetzt ist, genau auf einander passen, so daß sie ein durch das ganze
Innere der Presse führendes Verlängerungsrohr des Montejus-Druckrohres
bilden. Von diesem Rohre kann der Schlamm durch die Bohrungen r, r in die Rahmen, aber nicht in die Cannelirungen der Filterplatten
gelangen.
In die Bohrungen der Filterplatten sind kleine Röhrchen, welche über die Flächen
derselben nach beiden Seiten hinausragen, eingesetzt. Dieselben dienen dazu, die auf
diesen Stellen durchbrochenen Tücher und Siebe in richtiger Lage festzuhalten, so
daß dieselben nicht durch Verschiebungen dem Schlammdurchgang hinderlich werden
können. Die Durchbrechungen der Tücher sind der größeren Sicherheit wegen mit
messingenen Ringen eingefaßt.
Ganz wie die Filterplatten sind auch die Kopfstücke n, n'
auf ihren inneren Seiten beschaffen und ebenfalls mit Sieb und Tuch in derselben
Weise überzogen.
Ein System von 11 der oben beschriebenen Filterplatten und 12 Rahmen, wechselweise
immer ein Rahmen und eine Platte nebeneinander gesetzt und mittelst der beiden
Spannschrauben d, d und der auf beiden Enden dieses
Systems befindlichen Kopfstücke n, n'
zusammengeschraubt, bildet die Filterpresse. Dieselbe steht auf einer untergesetzten
Schüssel, welche den aus den Hähnen x abfließenden,
vollständig blanken Saft aufnimmt und durch angeschraubte Rohre weiter führt. Das
hintere Kopfstück n' steht, mit einem Fuße und Bolzen
verbunden, unwandelbar fest auf der Schüssel y. Das
andere Kopfstück ist mit derselben durch die beiden Hängeschienen o verbunden und kann daher der Vor- und
Rückwärtsbewegung der Muttern p, p folgen.
Der Schlamm-Durchgang A ist außerhalb des
Kopfstücks n' mittelst eines Kreuzstutzen q mit dem Schlamm-Druckrohre des Montejus und
einem Dampfrohre verbunden.
Ist die Presse in der eben beschriebenen Weise und nachdem die Filterplatten mit den Tüchern
überzogen sind, zusammengeschraubt, so läßt man zu Anfang der Arbeit und überhaupt,
wenn die Presse kalt geworden ist, durch den Schlamm-Durchgang A Dampf in dieselbe und erwärmt sie dadurch bis auf die
Temperatur des zu pressenden Schlammes. Bei neu aufgezogenen Tüchern dient dieses
Ausdämpfen zugleich dazu, dieselben zu brühen und man hat daher diese Manipulation
vorher mit den Tüchern nicht vorzunehmen.
Nachdem die Presse die nöthige Temperatur erreicht hat, stellt man den Dampf ab und
öffnet sehr behutsam den Hahn im Druckrohre des Montejus. Der Schlamm tritt nun
langsam in den Schlammcanal und von da aus in der oben angegebenen Weise in die
Presse. Das behutsame Oeffnen des Schlammhahnes ist deßhalb nöthig, weil leicht,
wenn derselbe gleich ganz geöffnet wird, durch den unter dem Dampfdrucke in die
leere Presse zu heftig hineinstoßenden Schlamm ein Trübelaufen der Hähne x verursacht wird, während diese bei Beobachtung dieser
Vorsicht vom ersten Tropfen an blank laufen. Erst wenn sich die ersten festen
Schichten Schlamm an die Wände der Kammern abgesetzt haben, kann man den Hahn ganz
öffnen und mit vollem Drucke weiter arbeiten.
Es sey hierbei zugleich bemerkt, daß man sich durch eine einfache Einrichtung sehr
leicht gegen die Uebelstände schützen kann, welche durch ein unvorsichtiges Oeffnen
des Schlammhahnes entstehen, während man zugleich eine bedeutende Ersparniß an Dampf
erzielt. Man läßt dazu den Schlamm aus den über der Presse aufgestellten
Scheidepfannen oder Absetzkästen durch natürlichen Druck in die Presse laufen und
erst, wenn diese damit aufhört zu filtriren, bringt man den Montejusdruck darauf.
Mann kann dann den Schlammhahn gleich ganz öffnen, ohne ein Trübelaufen befürchten
zu müssen. Sollte aus anderen Ursachen, durch Schadhaftwerden der Tücher etc., einer
von den Hähnen x trübe laufen, so hat man diesen nur zu
schließen, ohne den sonstigen Betrieb der Presse zu unterbrechen. Hierdurch wird
zwar eine Filterfläche außer Thätigkeit gesetzt, es bilden sich jedoch trotzdem auch
in den an dieser Filterplatte anliegenden Rahmen die Schlammkuchen vollständig aus,
da der in dieselben eintretende Schlamm durch die gegenüber liegenden beiden
unabgestellten Filterplatten ungestört filtriren kann.
Wenn die Hähne x aufgehört haben zu laufen, so ist dieß
das Zeichen, daß die Bildung eines dem angewandten Drucke entsprechend festen
Schlammkuchens vollendet und eine weitere Entfernung des Saftes aus demselben durch
die bisherige Operation nicht mehr möglich ist.
Es kann jedoch auch vorkommen, daß die Hähne x aufhören
zu laufen, weil das arbeitende Montejus leer geworden ist. Daß dieß der Fall ist, erkennt man daran, daß
die nicht mehr laufenden Hähne x Dampf ausströmen
lassen. Man hat dann nur nöthig, das leere Montejus ab- und ein gefülltes auf
dieselbe Presse anzustellen und mit diesem die Operation zu beenden.
Ist dieß geschehen, so schließt man den Schlammhahn und öffnet den am beweglichen
Kopfstücke n befindlichen Schnabelhahn s, welcher mit dem Schlammcanale verbunden ist und
treibt den noch in diesem befindlichen flüssigen Schlamm durch Dampf heraus, damit
derselbe beim Entleeren der Presse nicht zwischen die einzelnen Theile derselben
fließe und sie verunreinige.
Sind nun so die sämmtlichen Rahmen der Presse mit festen Schlammkuchen gefüllt und
der Schlamm-Durchgang gereinigt, so schreitet man zur Gewinnung des in diesen
Kuchen noch enthaltenen Zuckers durch die Operation des Aussüßens.
Hierzu ist ein zweiter, dem Schlammcanale A paralleler
und ihm ganz ähnlicher Canal B durch das System
hindurchgeführt, welcher im Unterschiede vom Schlammcanale A nicht mit den Rahmen, sondern mit der Hälfte der Filterplatten durch die
Bohrungen r' communicirt. Es sind auf diese Weise die
Zwischenräume der Rippen auf der 1., 3., 5., 7., 9. und 11. Filterplatte mit dem
Canale B in offener Verbindung; während die der 2., 4.,
6., 8. und 10. Filterplatte und die der beiden Kopfstücke, sowie die sämmtlichen
Rahmen von demselben abgeschlossen sind.
Der Einfachheit wegen wollen wir die erstere Reihe von Platten
„ungerade“ und die letztere „gerade“
nennen. Jeder von den bei der vorhergehenden Operation hergestellten Kuchen liegt
mit seiner einen flachen Seite gegen eine gerade, mit der anderen gegen eine
ungerade Platte.
Schließt man nun an den ungeraden Platten die Hähne x,
welche sämmtlich des besseren Betriebes wegen auf einer Seite der Presse sich
befinden und läßt Wasser unter Druck in den Canal B
treten, so verbreitet sich dieses, durch die Bohrungen r' strömend, zu beiden Seiten der ungeraden Platten innerhalb der
Zwischenräume der Nippen, tritt durch die Tücher und Siebe, und dringt auf die
Flächen der beiden anliegenden Kuchen. Da die auf der anderen Seite dieser Kuchen
liegenden Flächen der geraden Plattenreihe mit dem Canal B nicht in Verbindung stehen und folglich sich nicht unter dem Einfluß des
Wasserdruckes befinden, so werden sie dem Durchdrängen des Wassers durch die Kuchen
von der ungeraden Plattenreihe herüber keinen Widerstand entgegensetzen. Der durch
das Wasser aus dem Kuchen theils verdrängte, theils ausgewaschene Saft, findet im
Gegentheil in ihnen seinen Abfluß nach unten durch die zu dem Zwecke an den geraden Platten geöffneten
Hähne x auf der anderen Seite der Presse. Dieß wird so
lange fortgesetzt, bis man sich durch den Geschmack oder durch Wägung von der
vollständigen Extraction des Schlammes überzeugt hat; dann stellt man den
Wasserzufluß ab und die ganze Operation ist beendet.
Man schreitet nun zur Entleerung der Presse und löst hierzu die Muttern p auf den Spannstangen, zieht dadurch das bewegliche
Kopfstück n etwa 3–4 Zoll zurück und hebt den
ersten Rahmen mit dem darin befindlichen Kuchen, zusammen circa 60 Pfd. schwer, an den Griffen heraus, schüttet den Kuchen in eine
neben der Presse stehende Karre, reinigt durch ein einfaches Instrument die
Schlammdurchgänge im Rahmen und setzt ihn gleich wieder an seine Stelle in der
Presse. So verfährt man der Reihe nach mit jedem Rahmen bis zum letzten, und ist der
letzte wieder eingesetzt, so schraubt man das System wieder zusammen und stellt von
Neuem Schlamm darauf. Die Kuchen haften fast gar nicht an den Tüchern und nehmen
sich mit den Rahmen sehr leicht heraus, dagegen fallen sie nach dem Herausnehmen
durch Umkippen des Rahmens von selbst in die Karre, so daß die Entleerung und das
Wiederzusammensetzen der Presse bei einiger Uebung höchstens 2 Minuten dauert,
während die ganze Operation, welche circa 4 Ctr.
gepreßten Schlamm liefert, einschließlich des Aussüßens circa 30 Minuten erfordert.
Damit beim Entleeren der Presse die von einzelnen Theilen derselben abfallenden
trockenen Schlammtheilchen oder gar ein über der Presse durch unvorsichtiges
Herausnehmen zerbrechender Kuchen die Schüssel nicht verunreinige, wird, ehe man die
Presse auseinander schraubt, ein Blech u, u mit erhöhtem
Rande auf die auf den Schüsselkanten liegenden Rollen t,
t unter die Presse geschoben, welches dergleichen Verunreinigungen
auffängt. Ehe man mit der nächsten Operation beginnt, zieht man das Blech wieder
vor.
Nach dem Vorhergehenden stellen sich als besondere Vorzüge dieser Presse folgende
heraus:
Die Trennung der Kammern in Rahmen und Filterplatten, wodurch die bisher in allen
anderen Pressen durch die während des Pressens stattfindende Ausdehnung derselben
zum Ausfüllen der Kammerräume vorhandene Spannung der Tücher gänzlich vermieden
wird. Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, daß dadurch eine ganz bedeutende
Ersparniß an Tüchern erreicht wird, insofern dieselben jetzt nur noch durch den
Einfluß der im Schlamm enthaltenen corrodirenden Substanzen zu leiden haben; während
die die Tücher unterstützenden Rippen und Siebe die Spannung verhindern, welche
denselben schädlicher ist als jede andere Einwirkung. Ein anderer Vortheil für die
Haltbarkeit der Tücher ist der, daß sie beständig in der Presse bleiben und daher
nicht durch Herausnehmen beim jedesmaligen Entleeren derselben leiden können. Die
Tücher bleiben überhaupt von dem Augenblicke an, wo sie in die Presse eingesetzt
werden, bis dahin, wo sie unbrauchbar geworden sind, vollständig unberührt und
werden nur bei Unterbrechung des Betriebes mittelst der Aussüßvorrichtung, wenn die
Presse leer ist, rein ausgespült.
Dadurch, daß die Tücher über die Filterplatten gehängt und an denselben befestigt
sind, ist eine so außerordentlich leichte Entleerung und Zusammensetzung der Presse
erreicht worden, wie dieß mit irgend welcher anderen Vorrichtung nicht möglich seyn
dürfte; so daß durch die darauf zu verwendende geringe Zeit die Leistungsfähigkeit
der Presse erhöht und an Arbeitskräften nicht unerheblich gespart wird.
Ferner ist durch die Herstellung der Rahmen und Platten aus Eisen und die durch ihre
Bearbeitung erreichte vollständige Dichtung der Presse ein durchaus reinlicher, den
Arbeiter nicht im geringsten belästigender Betrieb ermöglicht.
Schließlich ist es noch der sinnreich von Danek erdachte
Schlammdurchgang und die Aussüßvorrichtung, welche diese Pressen auszeichnen.
Geschichte der Filterpresse.
Howard's Filterpresse. – Die ersten Filterpressen
wurden von Howard im Jahre 1834 an Stelle der jetzigen
Taylor'schen Filter für die Raffinerien construirt.
Die Tücher wurden bei dieser Presse über gewellte Kupferbleche gespannt. Die Presse
stand beträchtlich tiefer wie die Klärpfannen, so daß der Druck der eigenen
Flüssigkeitssäule die Filtration beschleunigte. Eine solche Presse faßte den
Spodiumschlamm und den Schaum von bis zu vierzig Klärpfannen gewöhnlicher Größe; sie
lieferte ein sehr blankes Klärsel und ziemlich feste Spodiumkuchen. Trotzdem
gelangte sie zu keiner allgemeinen Verbreitung, weil das Auseinandernehmen und
Zusammensetzen der Presse höchst zeitraubend und beschwerlich, auch der
Anschaffungspreis ein sehr hoher war.
Neadham's und Kite's hölzerne Filterpresse. – Die
erwähnten Uebelstände zu beseitigen, stellten sich Neadham und Kite zur Aufgabe, welche Ende der
fünfziger Jahre in England ein Patent auf eine Construction hölzerner Filterpressen
nahmen, an denen im Unterschiede mit der Howard'schen
jede einzelne Kammer ihre besondere Dichtung und besonderen Schlammeingang hatte,
und die theueren gewellten Kupferbleche durch hölzerne cannelirte Platten ersetzt
waren.
Die Platten a, a (Fig. 20) bildeten mit
ihren vorspringenden Rahmstücken
b, b zu je zweien eine Kammer, in welche doppelte Beutel
aus feinem Baumwollenzeug eingelegt wurden. Der Schlamm trat durch das angeschraubte
Mundstück c ein.
Diese Pressen sollen sich in England vorzüglich in Brauereien zum Hefepressen, in
Okerfabriken, Holzschleifereien und Thonschlämmereien sehr verbreitet haben, fanden
aber bei uns nur sehr vereinzelt Eingang, weil die Schwierigkeit des Entleerens und
Beschickens der schwerfälligen hölzernen Maschine und ihr Preis (200 Pfd. Sterl.)
immer noch zu bedeutend war.
Erst nachdem dieselben eiserne Wangen erhalten und die Beutel durch zusammengelegte
Tücher ersetzt waren, fanden die Filterpressen wieder Aufnahme in der
Zuckerfabrication.
Hölzerne Filterpresse von Riedel und Kemnitz. –
Mit Anfang der vorigen Campagne bauten wir die ersten Filterpressen im Zollvereine,
die noch im Laufe des Winters sich schnell durch die Zuckerfabriken der Provinz
Sachsen verbreiteten, und in bedeutender Anzahl in Gebrauch sind. Durch Anwendung
biegsamer Gummischläuche und Vermeidung aller Verschraubungen für den
Schlammeingang, sowie durch einfaches Einlegen der Tücher, ohne daß die Platten
gehoben oder wesentlich vom Platze bewegt wurden, wurde die Entleerung sehr
erleichtert und die Leistungsfähigkeit gesteigert. An Stelle der bisher angewendeten
Druckpumpe trat das Montejus; zugleich gestattete die Construction der Presse die
Anwendung einfacher Tücher von billigster Sackleinwand, so daß die Betriebskosten
sehr verringert und dadurch der Vorzug der Schlammverarbeitung mit Filterpressen vor
der altüblichen mittelst Handarbeit endgültig festgestellt wurde.
Da diese hölzernen Pressen noch jetzt für Porzellanthon-Presserei und andere
Zwecke theilweise den eisernen vorgezogen und deßhalb noch von uns gebaut werden, so
geben wir die Abbildung davon in Fig. 21.
A das Montejus. B
Schlamm-Druckrohr. C, C, C die biegsamen
Einführungsschläuche.
D die zwischen die Holzplatten eingeklemmten Pfeifen mit
Hähnen zum Absperren der einzelnen Kammern.
E das eigentliche System der Holzkammern, siehe Figur 20 im
Querschnitte.
F die unterliegende Schüssel zum Auffangen des
Saftes.
G, G die quadratischen eisernen Spannstangen mit den
Muttern H, H.
Der Preis einer solchen Presse ist 650 Thlr.
Hölzerne Filterpressen von Jacquier und Anderen. –
Ungefähr um dieselbe Zeit gelang es Hrn. Jacquier in
Selowitz, eine Filterpresse zu construiren, welche, ebenfalls auf dem Princip von Neadham und Kite fußend, durch
ihre Einfachheit und Billigkeit, noch mehr aber durch eine brauchbare
Aussüßvorrichtung sich auszeichnet. Die Jacquier'sche
Presse besteht aus einem runden conischen hölzernen Fasse von ungefähr 10 Zoll
Durchmesser und 2 1/2 Fuß Höhe, welches inwendig mit von oben nach unten laufenden
Nippen versehen, und außen mit starken eisernen Reifen gebunden ist. Oben und unten
ist das Faß mit gußeisernen Platten geschlossen, die mittelst einiger langen
Schraubenbolzen angedrückt und mit Gummiringen gedichtet werden. An diesen Platten
befinden sich Eingangs- und Ausgangsstutzen. In das Faß wird ein doppelter
leinerner Beutel eingehängt, dann das Faß zwischen Boden und Deckplatte gestellt und
letztere mittelst der Schraubenbolzen angezogen. Wird nun durch den in der oberen
Deckplatte befindlichen, in das Innere hineinreichenden Eingangsstutzen Schlamm
unter Druck vom Montejus hineingelassen, so bildet sich im Laufe der Filtration
ringsum im Innern des Cylinders eine mehrere Zoll starke feste Schlammschicht, die
den ganzen Raum auszufüllen bestrebt ist. Man unterbricht indessen die Operation,
sobald die Schicht eine gewisse Dicke erreicht hat, so daß im Innern noch
Flüssigkeit vorhanden ist, und läßt dann an deren Stelle Wasser oder Dampf
nachdrücken, der die noch vorhandene Flüssigkeit verdünnt und verdrängt, und dann
selbst gleichmäßig nach allen Seiten hin die feste Schlammschicht durchdringt, bis
eine ziemlich vollständige Entzuckerung erreicht ist.
Dergleichen Pressen sind seit einem Jahre bei Herrn Amtsrath Fischer in Calbe im Betrieb und sind ihrer Billigkeit und sicheren Arbeit
wegen für die besonderen Schlammstationen der zweiten Saturation, so wie auch als
Vorfilter über den Spodiumfiltern, um diese nicht durch vom Saft mitgeführten
Schlamm und Unreinigkeiten zu verstopfen, sehr zu empfehlen. Wir bauen dieselben
nach einem Uebereinkommen mit dem Erfinder ebenfalls, und liefern sie zum Preise von
150 Thlrn. die Batterie zu 4 Cylindern.
Das Verdienst, zuerst eine Vorrichtung zum Aussüßen des Schlammes an den
Filterpressen angebracht zu haben, gebührt Jacquier
unzweifelhaft, allein seine Aussüßungs-Einrichtung litt an dem einen Uebelstand, daß, da sich die Schlammschicht nach
unten hin in dem Faß stärker ansetzte, Dampf und Wasser vorzugsweise durch die
dünnen Stellen an den oberen Umfassungswänden einen Ausgang suchten, und die
Entzuckerung deßhalb nicht gleichmäßig und sparsam stattfand.
Es bedurfte indessen nur dieser Anregung, um zahlreiche andere Versuche und
Constructionen, welche die Vervollkommnung dieser wichtigen Verbesserung zum Zweck hatten,
hervorzurufen. Ganz besonders erwarben sich die Herren Schring in Edderitz, Schulze und Buhlers in Calbe, und Trinks
in Helmstädt dafür Anspruch auf Anerkennung. Die von den ersteren dieser Herren
höchst sinnreich construirten Pressen erreichten denn auch dieses Ziel vollständig.
Daß dieselben dennoch nicht in Aufnahme kamen, hat wohl seinen Grund theils in der
zeitraubenden Entleerung und Beschickung, theils in der geringen Leistungsfähigkeit
derselben. Hr. Trinks in Helmstädt dagegen vermied diese
Uebelstände dadurch, daß er das vorhandene Gute und praktisch Bewährte nicht
verwarf, sondern verbesserte, indem er unsere in Fig. 21 abgebildete
hölzerne Filterpresse mit Ausdampfvorrichtung versatz; die von ihm zur Zeit in
Söllingen damit angestellten Versuche sollen vorzügliche Resultate gegeben haben.
Trotzdem hat Hr. Trinks später diese Construction
theilweise verlassen und baut jetzt auch Pressen in Eisen, die er in neuester Zeit
wieder wesentlich verbessert hat.Hr. Trinks verbesserte die hölzerne Dehne'sche Presse, indem er eine hohle Kammer,
zur Aussüßung der Schlammkuchen dienend, einführte, und ist darauf in
verschiedenen Ländern patentirt. Die eiserne von
Trinks gebaute Presse ist aber in ihren
wesentlichen Theilen die Construction des Hrn. F. Heckner, Ingenieur in Braunschweig, welcher hierauf allein Patente
in verschiedenen Ländern hat. In der letzten Zeit hat Hr. Heckner eine neue vervollkommnete eiserne Presse
construirt, worüber wir später berichten werden.A. d. Red. Wir dagegen haben, da wir die Danek'sche Presse
ihrer ganzen Einrichtung nach für die praktischeste hielten und die Möglichkeit
vorlag, dieselbe mit einer Aussüßvorrichtung von größter Vollkommenheit zu versehen,
es vorgezogen, diese Presse unserer Construction zu Grunde zu legen.
Unserem in dieser Beziehung natürlich nicht unparteiischen Urtheile nach werden alle
anderen Pressen, wenn sie wirklich verbessert werden sollen, sich den Principien
dieser Construction immer mehr nähern müssen. Der einfache, stets reine
Schlammdurchgang nach Danek's Construction und die für
die leichte Handtirung der Presse und die Conservirung der Tücher unentbehrliche
Trennung der Platten und Rahmen in zwei gesonderte Stücke sind Verbesserungen von zu
großer, in die Augen springender Wichtigkeit, als daß sie nicht binnen kurzer Zeit
allgemeine Nachahmung finden sollten. Der Erfolg, den wir damit so schnell erzielt
haben, beweist die allgemeine Anerkennung ihrer Vorzüge.
Riedel und Kemnitz.