Titel: | Boxer's Zünderverbesserungen und denselben entsprechende Geschoßeinrichtungen. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXXIX., S. 365 |
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LXXXIX.
Boxer's Zünderverbesserungen und denselben entsprechende
Geschoßeinrichtungen.
Aus dem London Journal of arts, September 1864, S.
156.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Boxer's Zünderverbesserungen und denselben entsprechende
Geschoßeinrichtungen.
Die Veröffentlichung des Patents, welches sich Edw. Mounier Boxer, vom königl. Arsenal in Woolwich, am 1. December 1863 ertheilen ließ, beginnt mit einer Beschreibung
jener Holz-Zeitzünder, welche central eine nicht durchgehende Satzsäule von gepreßtem Schießpulver
sowie langsam brennendem Satze, und seitlich einen oder auch mehrere mit der
Sprengladung des Geschosses communicirende Pulvercanäle haben, so daß ihre Tempirung
durch das Ausbohren von Querlöchern bewirkt werden kann, welche die centrale
Satzsäule mit den seitlichen Kornpulversäulen in Verbindung bringen. – Dann
wird darauf aufmerksam gemacht, daß bei dem bisherigen Laboriren dieser Zünderart
jene Querlöcher nur bis zur äußeren Wand des seitlichen Kornpulvercanals vorgebohrt,
und hierauf mit einer dazu geeigneten Substanz wieder verklebt worden seyen, beim
späteren Tempiren des Zünders also die ganze zwischen Seiten- und
Centralcanal befindliche Holzmasse desselben durchbohrt werden mußte. Da hierbei
aber leicht Richtungsdifferenzen dieser Nachbohrungen entstehen können, wodurch die
Präcision des Zeitzünders gefährdet erscheint, so geht Boxer's
erster Verbesserungsvorschlag dahin, die Tempirungs-Communication
zwischen der centralen Satzsäule und den seitlichen Pulvercanälen schon im Voraus
ganz oder wenigstens theilweise, mittelst gänzlicher oder theilweiser Durchbohrung
der sie von einander trennenden Holztheile herzustellen, die innere Satzsäule aber
dann mit einer Hülse von Papier oder Papiermaché zu umgeben.
Weiter wird vorgeschlagen, den erweiterten oberen Theil
des in der Längenachse des Zünderkörpers liegenden Satzcanals mit einem Stöpsel oder
mit einer Kappe von Metall zu versehen und die Entzündung der centralen Satzsäule
vermittelst des überströmenden Feuers der Pulverladung des Geschützes dann durch zur
Seite angebrachte Oeffnungen im Zünderkopfe zu ermöglichen, weil bei den bisherigen,
oben offenen Zündern häufig ein Ersticken des Satzsäulenbrandes durch beim Anschlage
des Geschosses an irgend ein Object in den Zündercanal eingedrungene fremde Körper
vorgekommen sey.
In Fig. 22 und
23 sind
Aufriß und Längendurchschnitt eines solchen verbesserten Zünders dargestellt; a ist der Zünderkörper, b
die Papier- oder Papiermaché-Hülse, welche den Zündsatz d und das zusammengepreßte Schießpulver c einschließt; e ist ein
seitlicher Pulvercanal mit den Querlöchern f, f, f,
welche noch in das Zwischenholz zwischen centraler und seitlicher Satzsäule
hineinragen; g, g sind die Seitenöffnungen im
Zünderkopfe, durch welche das überströmende Feuer der entzündeten Geschützladung zur
centralen Satzsäule des Zünders hingelangen soll, und k,
k sind Verkappungen von Kupfer und Papiermaché, welche zum
Verschlusse jener Seitenöffnungen während des Transportes etc. der Geschosse dienen
sollen und beim Einsetzen derselben in's Geschützrohr abgenommen werden; m ist endlich der Metallkopf, welcher in den oberen
erweiterten Theil des centralen Zündercanals eingeschraubt ist und um dessentwillen
ein Metalldraht p um den hölzernen Theil des
Zünderkopfes herumgelegt wird, damit er beim Einschrauben jenes Metallstöpsels m nicht gesprengt werden könne. – Die Anzahl der
seitlichen Pulvercanäle, welche bei den in Rede stehenden Figuren auf zwei
festgestellt ist, kann vermehrt oder vermindert werden, je nachdem der Zünder auf
mehr oder weniger Zeit-Unterabtheilungen tempirbar seyn soll, wovon dann
wieder die Anzahl der auszubohrenden Querlöcher f, f, f
abhängig ist.
Ein dritter Vorschlag geht dahin, den oben beschriebenen
Zünder zugleich auch noch durch Concussion, d.h. durch die Erschütterung zu
entzünden, welche das mit ihm versehene Hohlgeschoß beim Entzünden der
Geschützladung erfährt und so ein etwaiges Blindgehen der Granate möglichst zu
verhüten. – Der oben angegebene Metallstöpsel des Zünderkopfes wird zu diesem
Ende in einen sogenannten Detonator umgewandelt, indem man ihn aushöhlt, seine
central durchbohrte Bodenplatte an dieser Oeffnung mit einer leicht explodirenden
Zündung versieht und über derselben dann ein aus Bronze oder Messing bestehendes
Metallstück, den sogenannten Hammer, mittelst eines durchgehenden Kupfer-
oder Messingdrahtes von einer so abgemessenen Stärke suspendirt, daß der Stoß,
welchen das Geschoß beim Abfeuern des Geschützes bekommt, hinreichend ist, um diesen
Befestigungsdraht des Hammers zu zerreißen und letzteren auch noch kräftig genug
gegen die am Boden der Kammer angebrachte Zündung anschlagen zu lassen, um dieselbe
dadurch zur Detonation bringen zu können. – Fig. 24 zeigt den
Längendurchschnitt eines solchen, von Boxer
Percussions-Zünder benannten Zeitzünders; m ist
der durch eine in ihm angebrachte Kammer zum Detonator vorgerichtete Metallstöpsel,
welcher in den hölzernen Zünderkopf eingeschoben wird; n
ist der Hammer, welcher mittelst des durch ihn und die Kammerwände
hindurchgesteckten Drahtes o an seiner Stelle festgehalten wird und
dadurch mit seiner oberen Fläche an dem eingeschraubten Detonator-Deckel m' anliegt, bis er durch den Stoß, welchen das Geschoß
beim Abfeuern der Geschützladung erhält, gegen den Boden der Kammer des Detonators
vorfährt und dann mittelst seines hervorstehenden Theiles n' die Zündung q zum Explodiren bringt.
Letztere ist in einer Nuth des Detonator-Bodens enthalten und theilt hierauf
ihr Feuer durch den Canal r des Detonator-Bodens
hindurch, auch der centralen Satzsäule c des Zünders
mit; s ist eine zum Schutze dieses Zünders auf denselben
aufgekittete Filzkappe.
Fig. 25
stellt den Längendurchschnitt eines eben solchen Concussions-Zeitzünders,
oder, nach Boxer's Bezeichnung,
Percussions-Zeitzünders dar, bei welchem die zur Verbindung der centralen
Zündersatzsäule mit den seitlichen Pulvercanälen dienenden Querlöcher f, f schon im Voraus bis zur Wand des centralen
Zündercanals durchgebohrt sind, so daß beim Tempiren des Zünders also nur noch die
Papier- oder Papiermaché-Hülse b
durchgestoßen zu werden braucht.
Für gezogenes Geschütz sollen die so verbesserten Holzzünder, mit oder ohne
Detonator, in der Weise auch als Percussionszünder verwendet werden, daß man den zur
Aufnahme des Zünders bestimmten Mundlöchern der betreffenden Granaten eine solche
Länge und einen solchen Grad von conischer Verjüngung (taper) gibt, welche es gerade noch möglich machen, daß der fest in das
Mundloch eingesetzte Zünder beim Anschlage des Geschosses an sein Zielobject in das
Innere des ersteren hineingetrieben werden kann. Der in das Hohlgeschoß eindringende
brennende Zünder soll dann die Sprengladung des ersteren entzünden. – Fig. 26 stellt
den Verticaldurchschnitt vom Kopfe eines mit Zündervorrichtung der eben bezeichneten
Art versehenen Hohlgeschosses für gezogenes Geschütz dar; A ist der Geschoßkern und B ein zur Aufnahme
des Holzzünders a in den Geschoßkopf eingeschraubter
Zünderstollen von Kanonenmetall. Die Länge und die conische Verjüngung des nach
obiger Bedingung vorgerichteten und zur Aufnahme des Zünders bestimmten Mundloches
sollen in dieser Figur so abgemessen worden seyn, daß der mit einem feinen
Schraubengewinde in den Zünderstollen der Granate eingeschraubte Holzzünder a, durch den Anschlag des mit voller Ladung abgefeuerten
Geschosses an sein Ziel, in das Innere der Granate hineingetrieben werde und sein
Feuer so der Sprengladung derselben mittheile. Für geschwächte Ladungen sollen Länge
und Verjüngung des zur Zünderaufnahme bestimmten Mundloches der Granate dann in
entsprechender Weise vermindert werden.
Ein zweiter Theil der durch Boxer's Patent veröffentlichten Erfindungen bezieht sich auf Verbesserung derjenigen Metall-Percussionszünder, welche Feuer geben,
sobald das mit ihnen armirte Geschoß während seiner Flugbahn an einen festen
Gegenstand anstößt, indem dadurch entweder ein beweglich in der Zündvorrichtung
liegender Metallbolzen durch sein Beharrungsvermögen gegen eine im Zünderkopfe
angebrachte, leicht explodirende Zündung vorgetrieben wird, – oder aber ein
an der Geschoßspitze vorstehender Metallstift in das Geschoßinnere hineinfährt und
so eine dort angebrachte Zündpille entzündet, – oder endlich indem dadurch im
directen Anschlage ein Zündhütchen zur Explosion kommt, welches auf einem an der
Geschoßspitze angebrachten Zündstifte aufsitzt.
Der erste hierher gehörige Vorschlag besteht darin, eine Metallscheibe (disc), welche nach innen hin mit einer vorstehenden
Spitze versehen ist, so in die Geschoßspitze einzusetzen, daß sie sich dort mit dem
Geschoßkörper vergleicht und in demselben einen genügend schweren Gang hat, um erst
durch einen sehr harten Anschlag der Geschoßspitze an einen festen Körper in das
Geschoßinnere hineingetrieben werden zu können, wodurch die an ihr angebrachte
Spitze dann mit einem geeigneten Zündsatze in Berührung kommt und so die Entzündung
der Sprengladung des Geschosses zuwege bringt. Als Vorzüge dieser Einrichtung werden
angegeben: Verhütung vorzeitiger Zünder-Explosionen in oder kurz vor dem
Rohre, und Verminderung der durch zufällige Zünder-Explosionen bedingten
Gefahren.
Ein weiterer auf Verbesserung dieser Metall-Percussionszünder gerichteter Vorschlag soll die Möglichkeit
bieten, das durch den Geschoßanschlag an irgend einen festen Gegenstand entstehende
Feuer je nach Belieben entweder sofort, oder auch erst nach einem gewissen
Zeit-Zwischenraume zur Sprengladung der Granate gelangen lassen zu können. Zu
diesem Zwecke erhält der Zündkörper zwei, durch eine oder mehrere Oeffnungen mit
einander communicirende Kammern, von denen die vordere mit irgend einer angemessenen
Vorrichtung zum Zünden durch Percussion versehen wird, und die hintere Kammer eine
mit Zündersatz vollgeschlagene und an beiden Enden offene Hülse von Papier,
Papiermaché oder Holz erhält, welche letztere auf der einen Seite durch oben
erwähnte Oeffnungen mit der Percussions-Vorrichtung der vorderen
Zünderkammer, und auf der anderen Seite dadurch mit der Sprengladung des Geschosses
in Verbindung steht, daß der Metall-Zünder hinten mit einer ein- oder
mehrfach durchlochten Kappe versehen ist. Soll das Geschoß dann beim Anschlage an
sein Ziel sofort crepiren, so wird die Zündersatz-Säule der hinteren Kammer
vor dem Einsetzen des Zünders in's Geschoß vermittelst eines Bohrers, welcher durch
eine der im Boden der hinteren Kammer befindlichen Oeffnungen hindurchgeführt wird,
ganz durchbohrt; während man im anderen Falle gerade soviel von dieser Satzsäule
stehen läßt als nöthig ist, damit zwischen dem Anschlage des Geschosses an sein Ziel
und dem Crepiren des ersteren eine bestimmte Zeit-Intervalle liegt.
Fig. 27
stellt den Längendurchschnitt eines mit dieser Verbesserung versehenen
Metall-Percussionszünders dar; a ist der
Metallkörper des Zünders, welchem an seiner Außenfläche Schraubengewinde, zum
Einschrauben in das mit entsprechendem Muttergewinde versehene
Geschoß-Mundloch, gegeben worden sind; die vordere Kammer b, mit dem leicht explodirenden Zündsatze c, ist durch die Metallkappe d geschlossen, welche letztere den nach innen hervorragenden Bolzen d' hat und rings um denselben herum genügend in ihrem
Metalle geschwächt worden ist, so daß durch den Anschlag des Geschosses an sein Ziel
der mittlere Theil der Kappe kräftig genug in das Geschoßinnere hineingetrieben
werden kann, um durch den Zusammenstoß des an ihr befindlichen Bolzens d' mit dem Zündsatze c Feuer
geben zu können; e ist die hintere Kammer, welche
vermittelst der Oeffnungen f mit der vorderen in
Verbindung steht und die Zündersatz-Säule g mit
ihrer Hülse h enthält. Diese hintere Kammer ist durch
die Kappe i verschlossen, in welcher sich die schmale
Oeffnung i' zur Mittheilung des Zünderfeuers an die
Sprengladung des Geschosses und zur eventuellen gänzlichen oder theilweisen
Durchbohrung ihrer Zündersäule befindet. – Fig. 28 stellt ferner den
Längendurchschnitt eines Zünders derselben Art mit gänzlich durchbohrter
Zündersatz-Säule der hinteren Kammer dar, wodurch das bei Anschlag des
Geschosses an sein Ziel entstehende Feuer der vorderen Zünderkammer, also sofort
auch der Sprengladung des mit einem solchen Zünder armirten Hohlgeschosses
mitgetheilt wird.
Als dritten und letzten Theil
enthält das Patent noch Verbesserungsvorschläge, welche sich auf diejenigen Concussions-Percussionszünder, von Boxer einfach Concussions-Zünder genannt,
beziehen, in denen ein zweckentsprechend befestigter Schlagkörper durch die
Erschütterung, welche das Geschoß beim Abfeuern des Geschützes erfährt, von seiner
Verbindung mit dem Zündkörper frei gemacht und dadurch befähigt wird, bei einem
plötzlichen Aufgehaltenwerden des Geschosses in seiner Flugbahn, gegen eine
leichtexplodirende Masse anzuschlagen, welche im Zünderkopfe angebracht ist, und so
durch deren Entzündung dann auch die der Geschoß-Sprengladung zu
bewirken.
Zunächst wird in dieser Beziehung vorgeschlagen die Zündvorrichtung im Allgemeinen so einzurichten, daß dem Stoße des
Schlagkörpers auf die, mit Hülfe von amorphem Phosphor zweckentsprechend zubereitete Zündmasse, zur
Entzündung der letzteren auch noch eine chemische Wirkung zu Hülfe kommt, indem man
entweder den zur Zündsatzaufnahme bestimmten Theil des Zünderkopfes oder auch die
Schlagfläche des Schlagkörpers lediglich mit, durch Lack vor Feuchtigkeit
geschütztem amorphen Phosphor, und den anderen dieser beiden Theile dann jedesmal
mit einem Präparate versieht, welches, wenn auch für sich nicht sehr entzündlich,
bei Berührung mit amorphem Phosphor sofort detonirt. Für specielle Einrichtung bei Neuanfertigung solcher Zünder aber wird
empfohlen, den aus Kupfer, Kanonenmetall oder Messing bestehenden Schlagkörper oder
Hammer, cylindrisch gestaltet, so in einen dazu passenden hohlen Metallcylinder
einzusetzen, daß er mittelst eines durch ihn und die Wände des hohlen Cylinders
hindurchgesteckten Kupfer-, Kanonenmetall – oder Messingdrahtes an dem
unteren Ende des Cylindermantels festgehalten wird, nach Zerreißung dieses Drahtes
aber bis zum oberen Ende seiner cylindrischen Hülle vorgeschoben werden kann, in
welchem Falle der Hammer oder Schlagkörper dann zugleich auch noch durch einen, an
seinem unteren Ende angebrachten Vorsprung mit der unteren Fläche des
Cylindermantels in Verbindung tritt. Der durch oben bezeichneten Verbindungsdraht an
seiner Cylinderhülse befestigte Schlagkörper wird so, daß der Cylindermantel nach
vorn steht, in die Zünderkammer eingesetzt und diese hierauf mit einer zum
Einschrauben eingerichteten Kappe verschlossen, an welcher sich central ein nach
innen vorspringender und eventuell mit amorphem Phosphor etc. versehener Dorn
befindet. Wird, durch die Erschütterung, welche das Geschoß beim Abfeuern der
Geschützladung erhält, hierauf der Verbindungsdraht von Schlagkörper und
Schlagkörperhülse, vermöge des der letzteren inne wohnenden Trägheitsmomentes,
zerrissen, so setzt sich im weiteren Verlaufe des Geschoßvorgehens der äußere
Cylindermantel des Schlagkörpers auf den unteren vorstehenden Rand des letzteren auf
und verbindet sich mit demselben so zu einem wuchtigen Ganzen, welches, bei einem
plötzlichen Aufhalten des Geschosses in seiner Flugbahn, gegen den aus der vorderen
Verschlußkappe des Zünders vorstehenden Zünddorn anschlägt und dadurch in irgend
einer der oben angegebenen Weisen Feuer gibt. Dieses Feuer gelangt dann mittelst
einer centralen Durchbohrung des Schlagkörpers und des dahintergelegenen
Zündertheiles zur Sprengladung des Geschosses, und bringt letzteres dadurch zum
Crepiren. Fig.
29 zeigt den Querschnitt eines solchen Zünders; a stellt den zum Einschrauben in's Geschoß eingerichteten Zünderkörper,
b die Zünderkappe mit ihrem nach innen vorstehenden
Zünddorne b', c den Hammer oder Schlagkörper und d seinen Cylindermantel dar, die beiden letzteren durch den Kupferdraht
e miteinander verbunden. Der Schlagkörper c hat den hinteren Vorstand c', auf welchen sich die untere Fläche d' des
Cylindermantels d aufsetzt, sobald das Trägheitsmoment
des letzteren in der oben angegebenen Weise zur Thätigkeit gekommen ist. Die
centrale Ausbohrung des Schlagkörpers enthält vorn den Zündsatz f, welcher beim Anschlage gegen den, eventuell mit
amorphem Phosphor angefeuerten Zünddorn b' explodirt,
und der hintere Theil dieser Ausbohrung ist mit einer Zündsatz – oder
Pulver-Säule ausgeschlagen, welche ihrer ganzen Länge nach durchbohrt ist,
und so das Feuer der vorderen leichtexplodirenden Zündung rasch an das Schießpulver
des hinteren Zündercanals h abgeben muß, von wo es
wieder durch die entkappte untere Zünderöffnung i zur
Sprengladung des Geschosses gelangt und dadurch endlich das Crepiren des letzteren
bewerkstelligt. – Fig. 30 stellt einen für
Shrapnels bestimmten Zünder derselben Art dar,
welcher sich vom entsprechenden Granatzünder nur durch stärkere Dimensionen des
Hammers oder Schlagkörpers und dessen cylindrischen Metallmantels unterscheidet.
––––––––––
Für die Artillerie Deutschlands ist der Inhalt dieses Patentes wenigstens insofern
von Interesse, als sich dadurch der jetzige Standpunkt der Zünderfrage in England
und insbesondere auch der Umstand documentirt, daß der Pettman-Zünder und der Armstrong'sche
Säulen-(pillar)-Zünder, welche nach
dem amtlichen Berichte über die allgemeine Londoner Industrie-Ausstellung von
1862 schon damals neben Armstrong's Concussionszünder und
dessen Zeitzünder für gezogenes Geschütz in Anwendung gebracht worden waren,Allgemeine Militär-Zeitung Nr. 48, Darmstadt den 28. November
1863.Anm. des Einsenders. dort ebenwohl als noch nicht vollkommen befriedigend betrachtet werden.
Der erstere, von Pettman, einem Meister in den
Laboratorien des königl. Arsenals zu Woolwich construirte Zünder besteht nämlich aus
einer conischen, cylindrisch ausgebohrten Schraube, welche durch eine Bodenplatte
verschlossen ist, in der sich eine kleine mit Pulver voll geschlagene Oeffnung
befindet. Auf dieser Bodenplatte steht ein hohler Bleicylinder, hierauf liegt eine
centrisch durchlochte Scheibe von Bronze und auf dieser wieder, mittelst zweier
kleinen Zäpfchen, eine mit Frictionssatz, welcher aus chlorsaurem Kali und Antimon
besteht, umgebene kleine Bronzekugel. Letztere ist durch Eindrehungen zum Festhalten
ihrer Satzhülle rauh
gemacht, und außerdem mit einem weiteren, den Zündsatz schützenden Ueberzuge von
Seide oder Hausenblase versehen. – Ueber dieser so angefeuerten Bronzekugel
liegt noch eine zweite Bronzescheibe, welche jedoch, statt der centrischen
Durchbohrung, in ihrer Mitte nur eine, jene kleine Bronzekugel mit ihrer Satzhülle
umfassende Vertiefung hat; und alle diese einzelnen Theile werden endlich durch
eine, oben in die Zünderbohrung einzuschraubende Platte fest zusammengehalten.
– Während des Stoßes, welchen das Geschoß beim Abfeuern der Geschützladung
erhält, wird der hohle Bleicylinder von der Kugel nebst ihrer unteren Scheibe
zusammengedrückt, die erstere verläßt ihr Lager, und bei dem darauf folgenden ersten
Anschlage des im Fluge befindlichen Geschosses an einen festen Gegenstand finden
endlich Berührungen des die Kugel umgebenden Zündsatzes mit den Wänden der
Zünderbohrung statt, welche den Zünder und somit auch die Sprengladung des
Geschosses zum Explodiren bringen.
Der andere, von Sir Armstrong für die gewöhnlichen
Granaten des gezogenen Geschützes bestimmte, sogenannte Säulen-(pillar)-Zünder, bildet eine bronzene Schraube von
1,5 Zoll Länge und 0,9 Zoll Durchmesser, welche in ihrer Mitte cylindrisch
ausgehöhlt, unten jedoch mit einem kugelförmig ausgefräßten Boden versehen ist, auf
dem ein an seinem unteren Ende entsprechend abgerundeter Conus (pillar) aus Bronze steht, welcher durchbohrt, wie eine
Schlagröhre voll Pulver geschlagen, auf seiner oberen Fläche mit einem darauf
aufgesetzten Zündhütchen und nahe dieser oberen Fläche auch noch mit einer
Randplatte versehen ist, auf welcher ein innerer gekröpfter Bleiring und die sogen.
Zerbrecherstifte, nämlich die dünnen Vorstände eines zweiten, sich an die Wandungen
des Zünderkörpers anlegenden und genau in die Höhlung desselben passenden äußeren
Bleiringes aufliegen. – Der Zünderdeckel endlich schließt sich so an beide
Bleiringe an, daß dadurch zwischen ihm und dem auf der oberen Fläche des Conus (pillar) aufsitzenden Zündhütchen ein Zwischenraum von
1/8 Zoll verbleibt. Durch den Abfeuerungsstoß werden die Zerbrecher des eisernen
Bleiringes abgestreift und der innere Bleiring eingeknickt, so daß bei einem
späteren Auf- oder Anschlagen des Geschosses der als Zündbolzen fungirende
Conus (pillar) nach vorn fahren und das an seiner Stirn
befindliche Zündhütchen durch Anschlag an den Zünderdeckel explodiren lassen
kann.
Cassel, im October 1864.
Dy., Artillerie-Hauptmann.