Titel: | Ueber eine neue Methode zur Goldgewinnung aus goldhaltigen Erzen; von Dr. Crace Calvert. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XCII., S. 377 |
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XCII.
Ueber eine neue Methode zur Goldgewinnung aus
goldhaltigen Erzen; von Dr. Crace
Calvert.
Vorgetragen in der British
Association zu Bath. – Aus der Chemical News, October 1864, Nr.
252.
Calvert, Verfahren zur Gewinnung des Goldes aus Erzen.
Da die in Großbritannien vorkommenden Golderze in der neuesten Zeit die allgemeine
Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, so dürfte es für die beim Goldbergbau
Betheiligten von Interesse seyn, eine neue, einfache Methode zur Extraction des
Goldes aus solchen Erzen kennen zu lernen, durch welche nicht allein die Anwendung
des kostspieligen Quecksilbers vermieden, sondern gleichzeitig mit dem Golde auch
ein etwaiger Silber- und Kupfergehalt jener Erze zugutegebracht werden kann.
Die Praxis hat ferner gezeigt, daß dieses Verfahren auch noch bei einem geringen
Goldgehalte, zu dessen Zugutemachung die Amalgamation zu hoch zu stehen kommen
würde, mit Vortheil anzuwenden ist.
Ohne hier auf die Einzelheiten der zahlreichen Versuche (über hundert) einzugehen,
welche ich seit einigen Jahren anstellte, bevor ich auf die neue im Folgenden
mitgetheilte Goldextractionsmethode kam, erlaube ich mit einige Thatsachen
vorauszuschicken, welche für eine allgemeine Uebersicht des Gegenstandes
erforderlich sind.
Werden 2,2 Theile reinen, fein zertheilten, durch Reduction eines Goldsalzes
erhaltenen metallischen Goldes mit 100 Theile reinen Sandes gemengt und in einer
Flasche mit gesättigtem Chlorwasser 24 Stunden lang sich selbst überlassen, so lösen
sich nur 0,5 Theile des Goldes auf. Bei Wiederholung dieses Versuches mit einem
Gemisch von Chlorwasser und Chlorwasserstoffsäure, anstatt mit Chlorwasser allein,
werden 0,6 Theile Gold aufgelöst. Wendet man anstatt Chlorwasserstoffsäure und Chlor
ein Gemenge von Sand, metallischem Gold und Mangansuperoxyd mit
Chlorwasserstoffsäure an, so werden 1,4 Theile Gold aufgelöst, so daß das letztere
allem Anschein nach durch die Einwirkung von nascirendem Chlor leichter aufgelöst
wird, als wenn dieses Gas in wässeriger Lösung, bevor es mit dem goldhaltigen Sande
in Berührung kommt, mit Chlorwasserstoffsäure gemischt wird. Indessen lassen diese
Verfahrungsweisen bei ihrer Anwendung im Großen noch viel zu wünschen übrig, da über
ein Drittel des Goldes ungelöst zurückbleibt; auch ergeben sich dieselben Resultate,
wenn das Chlorgas auf andere Weise, z.B. durch Zusatz eines Gemenges von
Chlornatrium, Schwefelsäure und Mangansuperoxyd zum Sande, entwickelt wird.
Von der Ueberzeugung ausgehend, daß Chlorgas im nascirenden Zustande ein
vortheilhaftes Agens zur billigen Zugutemachung des Goldes aus Erzen abgebe, und daß
das Verfahren nur einer geeigneten Modificirung bedürfe, ließ ich das Gemenge von
Salzsäure und Braunstein, oder von Schwefelsäure, Braunstein und Kochsalz mit dem
goldhaltigen Sande zwölf Stunden lang in Berührung; dann setzte ich, anstatt die
Goldlösung auszuwaschen, eine geringe Menge Wasser hinzu, durch welches ein Theil
des wirksamen Reagens entfernt wurde. Diese Flüssigkeit wurde hernach zu
wiederholtenmalen auf den Sand aufgegossen und wieder gesammelt; auf diese Weise
gelang es mit, den ganzen Goldgehalt des Sandes, bis auf einen kleinen Bruchtheil,
wieder zu gewinnen. Darauf wiederholte ich das Verfahren mit natürlichem
goldhaltigem Quarz und es gelang mit auch, aus 1 Tonne desselben die in dieser
Quantität enthaltenen 2 Unzen Gold vollständig zu extrahiren.
Demnach empfehle ich folgendes Verfahren zur Goldextraction im Großen: – Der
fein gepulverte goldhaltige Quarz wird zunächst mit etwa 1 Proc. Mangansuperoxyd
auf's Innigste gemengt; wenn Chlornatrium angewendet werden soll, muß dasselbe dem Erze gleichzeitig
mit dem Braunstein zugesetzt werden und zwar im Verhältnisse von 3 Theilen Salz auf
2 Theile Braunstein. Das Ganze wird dann in verschließbare, mit Doppelböden
versehene Kufen gebracht, deren falscher Boden erst mit Reisig und darüber mit Stroh
belegt ist, so daß das Quarzpulver die Löcher des Siebbodens nicht verstopfen kann.
Wird Braunstein allein angewendet, so wird nun Chlorwasserstoffsäure, bei Anwendung
von Braunstein und Kochsalz oder Steinsalz hingegen verdünnte Schwefelsäure
zugesetzt; dann wird nach zwölfstündigem Stehen so viel Wasser hinzugefügt, daß der
ganze zwischen beiden Böden befindliche Raum mit Flüssigkeit gefüllt ist.
Die letztere wird ausgepumpt und wieder auf das zu extrahirende Erz gegossen; nachdem
dieß mehreremale wiederholt worden, wird die Flüssigkeit in besondere Gefäße
(Fässer) geleitet, in denen das Gold und etwa vorhandenes Kupfer ausgeschieden
wird.
Zu diesem Zwecke wird altes Eisen in die Fässer gebracht, wodurch das Kupfer gefällt
wird; nach Beseitigung des Cementkupfers und des nicht aufgelösten Eisens wird die
Flüssigkeit zur Vertreibung des überschüssigen freien Chlors erhitzt, und mit einer
concentrirten Lösung von schwefelsaurem Eisenoxydul (Eisenvitriol) versetzt, durch
welche das Gold in metallischem Zustande niedergeschlagen wird. Mittelst dieser
Methode erhält man sowohl das Gold als das Kupfer in marktfertigem Zustande.
Bei silberhaltigen Erzen bedarf das Verfahren, damit auch der Silbergehalt
zugutegemacht werden kann, einer geringen Modificirung. Das Chlor muß durch
Anwendung von Schwefelsäure, Mangansuperoxyd und Chlornatrium entwickelt werden,
wobei ein Ueberschuß des letzteren genommen werden muß, d.h. 6 Theile desselben
anstatt 3 Theile anzuwenden sind. Durch das überschüssige Chlornatrium soll nämlich
alles durch Einwirkung des Chlors auf den Silbergehalt des behandelten Erzes
gebildete Chlorsilber in Lösung gehalten werden. Zur Gewinnung des Silbers selbst
muß die Fällung insofern modificirt werden, als in die Flüssigkeit erst
Kupferplatten gestellt werden, durch welche metallisches Silber ausgefällt wird;
dann erst wird das Kupfer mittelst Eisen niedergeschlagen und das Gold auf die
vorhin angegebene Weise gewonnen.
Die mit diesem Verfahren verknüpften Vortheile sind: 1) Billigkeit; 2)
Unschädlichkeit für die Gesundheit der Arbeiter; 3) Gewinnung nicht allein der im
gediegenen (metallischen) Zustande vorhandenen Goldtheile (wie bei der Anwendung von
Quecksilber), sondern des sämmtlichen, auch in gebundenem (vererztem) Zustande im
Erze vorhandenen Goldes, und gleichzeitige Zugutemachung eines etwaigen Silber-
und Kupfergehalts der Erze.
Schließlich muß ich an einen Punkt erinnern, dessen Bedeutung allgemein unterschätzt
zu werden pflegt: ich meine die beträchtlichen Kosten,
welche durch die Förderung, die mechanische Scheidung und die Aufbereitung der Erze,
sowie durch die Vorbereitung derselben zur Behandlung mit Quecksilber oder irgend
einem andern Extractionsmittel, verursacht werden.