Titel: | Ueber die Löslichkeit des Goldes in Säuren; von John Spiller. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XCIII., S. 381 |
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XCIII.
Ueber die Löslichkeit des Goldes in Säuren; von
John
Spiller.
Aus der Chemical News, October 1864, Nr.
253.
Spiller, über eine neue Goldverbindung.
Die interessante Entdeckung von Arthur Reynolds
Die oben erwähnte Entdeckung von Reynolds beruht
auf dem folgenden Fundamentalversuche: Der genannte Chemiker behandelte eine
Goldsilberlegirung so lange mit Salpetersäure, bis alles Silber in Lösung
gegangen war und das Gold in Pulverform zurückblieb. Durch Erhitzen dieses
Goldpulvers in Schwefelsäure erhielt er eine gelbe Auflösung, welche, in
Wasser gegossen, einen purpurfarbenen Niederschlag gab. Dieß führte Reynolds zuerst zu der Annahme, daß die
Schwefelsäure etwas Gold aufgelöst habe. Demzufolge wurde das Gold nach dem
Auswaschen einige Zeit lang mit starker Schwefelsäure erhitzt; doch löste
sich dabei kein Gold; auf Zusatz einer geringen Menge von Salpetersäure
hingegen färbte sich die Flüssigkeit augenblicklich gelb und gab, in Wasser
getröpfelt, den oben erwähnten purpurblauen Niederschlag. Der Versuch wurde
wiederholt, und die Säuren wurden natürlich auf ihre Reinheit geprüft. Das
Gold ist in der Lösung in einer Verbindung enthalten, welche von der durch
Auflösen des Metalls in Salpetersalzsäure erstehenden offenbar verschieden
ist, denn das Gold wurde durch Wasser wieder niedergeschlagen. – Auf
diese Weise gelang es leicht, 1/10 Gran Gold aufzulösen; zweifelsohne aber
würde bei länger fortgesetztem Kochen eine größere Mengedes Metalls in
Lösung gegangen seyn. (Briefliche Mittheilung von Reynolds an W. Crookes, den Herausgeber
der Chemical News.) gab mit und mehreren meiner Collegen Anlaß zu einer Reihe von Versuchen, bei
denen wir nicht allein dessen Schlüsse in jeder Weise bestätigt fanden, sondern auch
noch weitere experimentelle Beobachtungen bezüglich jener merkwürdigen Reactionen
machten, deren Resultate ich im Nachstehenden mittheile.
Gediegen Gold, rascher noch das als feines Pulver aus seiner Lösung gefällte Gold,
löst sich beim Digeriren in heißer concentrirter, mit etwas Salpetersäure versetzter
Schwefelsäure auf und gibt eine gelbe Lösung, welche beim Verdünnen mit Wasser einen Niederschlag von
metallischem Gold fallen läßt, dessen Farbe im durchfallenden Licht bläulich
purpurroth, im reflectirten Lichte hingegen bronzegelb erscheint. Der Farbenton
zeigt indessen in Folge der Gegenwart fremder Salze, durch welche die Cohäsion der
Goldtheilchen (in ähnlicher Weise wie die von Faraday bei
einer andern Art von reducirtem Golde beobachtete) modificirt wird, verschiedene
Variationen.
Wird eine geringe Menge der gelben Goldsolution in einer Porzellanschale der
Einwirkung der Luft ausgesetzt, so bildet sich in Folge der Einwirkung der
atmosphärischen Feuchtigkeit sehr bald ein purpurfarbener Hof und ein
metallglänzendes Häutchen von reducirtem Golde, welche beim Erhitzen wieder
verschwinden; doch läßt sich dann die gelbe Auflösung in einem flachen, offenen
Gefäße nur schwierig wieder erhalten. Dieß gelingt indessen bei Anwendung einer
Probirröhre vollständig.
Die in der gelben Auflösung vorhandene Goldverbindung ist von Goldchlorid und anderen
bekannten Verbindungen dieses Metalles verschieden. Durch Zusatz von
Chlorwasserstoffsäure, Salmiak oder anderen löslichen Chloriden, z.B. von
Chlornatrium, Chlorcalcium, Chlorbaryum wird sie sofort in Goldchlorid verwandelt
und nach einem solchen Zusatze läßt sich die Auflösung mit Wasser verdünnen, ohne
daß sich metallisches Gold ausscheidet. Auf Zusatz einer geringen Menge von Kochsalz
löst sich der durch Verdünnen der Goldsolution mit Wasser entstandene purpurfarbene
Niederschlag langsam wieder auf, wie zu erwarten war.
Verhältnißmäßig rasch gelang mit die Darstellung dieser interessanten Goldverbindung,
indem ich ein in einem Gemische von etwa 9 Theilen Schwefelsäure und 1 Theil
concentrirter Salpetersäure befindliches Goldplättchen als positiven Pol einer aus
mehreren Elementen bestehenden Grove'schen Batterie,
hingegen als negativen Pol ein mit dem Zink der Batterie in Verbindung stehendes
Stück Platinblech oder Platindrahtgewebe benutzte. Dabei fand Sauerstoffentwickelung
statt, während die Flüssigkeit beinahe augenblicklich die von der Gegenwart von
gelöstem Golde herrührende gelbe Färbung annahm; der galvanische Strom wurde
unterhalten, bis ein glänzender Niederschlag von metallischem Golde am so lange
Platinpole, an welchem während des ganzen Versuches eine Entwickelung von
Wasserstoff nicht stattgefunden hatte, auftrat.
Bei Anwendung von reiner concentrirter Schwefelsäure, ohne Zusatz von Salpetersäure,
in der elektrolytischen Zelle wird das Goldblech zwar auch angegriffen, indessen
wird das aufgelöste Metall durch den am Platinpole sich entwickelnden nascirenden
Wasserstoff sofort wieder reducirt, so daß die Darstellung der neuen Goldverbindung
auf diesem Wege nicht möglich ist. Verdünnte Schwefelsäure wirkt bei dem beschriebenen Versuche auf das
Gold nicht ein, doch lief die Oberfläche des Metalls bald an und bedeckte sich mit
einem dünnen, fest anhaftenden, irisirenden Häutchen von braunem Goldoxyd. Diese
Erscheinung ist, wie es scheint, bereits von Bunsen
beobachtet worden, als er zur elektrolytischen Zersetzung von Wasser –
welches, wie gewöhnlich, mit etwas Schwefelsäure versetzt war – einen Apparat
anwendete, dessen Platinpole an die Verbindungsdrähte mit Goldloth festgelöthet
waren.
Um die chemische Zusammensetzung der hier in Rede stehenden neuen Goldverbindung
festzustellen, sind weitere Untersuchungen erforderlich. Allem Anschein nach ist
dieselbe mit der als „schwefelsaures Goldoxyd“ von Pelletier (vergl. Gmelin's
Handbuch der Chemie) beschriebenen Goldlösung nicht identisch, da die von Reynolds entdeckte lösliche Verbindung nicht
„bei gelindem Erhitzen metallisches Gold absetzt.“