Titel: | Ueber das Auftreten des Gypses bei der Rübenzuckerfabrication; von Friedrich Anthon. |
Autor: | Ernst Friedrich Anthon [GND] |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XCIX., S. 397 |
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XCIX.
Ueber das Auftreten des Gypses bei der
Rübenzuckerfabrication; von Friedrich
Anthon.
Anthon, über das Auftreten des Gypses bei der
Rübenzuckerfabrication.
Die Quellen des Gypses bei der Zuckerfabrication sind hauptsächlich folgende:
a) das angewendete Wasser (auf die Reibe, zum Absüßen
der Filter etc.);
b) der Scheidekalk;
c) die Schwefelsäure oder schweflige Säure, welche die
zur Spodium-Wiederbelebung dienende Salzsäure enthält.
Die geringen Gypsmengen des angewendeten Wassers könnten
zu der Ansicht verleiten, daß sie einen nur unbedeutenden Einfluß ausüben; bei
näherer Prüfung wird man sich aber leicht vom Gegentheil überzeugen. Angenommen, das
Wasser habe einen Gypsgehalt von 0,016 Proc., so kommen bei einer Verarbeitung von
2000 Cntr. Rüben per 24 Stunden und einem Zulauf von 30
Proc. solchen Wassers auf die Reibe, 9,6 Pfd. Gyps in den Saft. Dieß ergibt für eine
Campagne von 130 Arbeitstagen 12 Cntr. 48 Pfd. Gyps im Kesselsaft. Ein nicht
unbedeutender Theil desselben scheidet sich zwar als Pfannenstein ab, wodurch die
Verdampfung verlangsamt wird, aber der in Lösung verbleibende Gyps wirkt natürlich
ebenso melassebildend, wie die anderen gelösten Salze.
Den Gypsgehalt des Scheidekalkes anbelangend, war er
entweder schon im rohen Kalkstein vorhanden, oder er entstand erst beim Brennen
desselben mit schwefelkieshaltiger fossiler Kohle, wodurch der Gypsgehalt des
gebrannten Scheidekalkes 0,5 bis 1 Proc. erreichen kann.
Bei einer Anwendung von 2 Proc. solchen Kalkes zur Scheidung (bei dem Frey-Jelinek'schen Saturationsverfahren 4–5
Procent) läßt sich die dadurch in die Läuterpfanne gelangende Gypsmenge leicht
berechnen. Es ist jedoch durch Versuche im Großen festgestellt, daß etwa 2/3 dieses
Gypses in den Scheideschlamm übergehen und 1/3 im Läutersafte verbleibt.
Die zur Wiederbelebung des Spodiums hier angewendete Salzsäure enthält nach öfteren Untersuchungen 0,05 bis 0,10 Procent
Schwefelsäure, bisweilen auch noch schweflige Säure. Der Gehalt der Salzsäure an
Schwefelsäure oder schwefliger Säure ist bekanntlich in so fern schädlich, als sich
dadurch im Spodium Gyps bildet, von welchem 1 Aeq. dem Spodium beim nachherigen
Glühen desselben 4 Aeq. Kohlenstoff entzieht, um sich in Schwefelcalcium zu
verwandeln (CaO, SO³ + 4C = CaS + CO)
Lieblitz, bei Böhmisch Brod.