Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. , S. 160 |
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Miscellen.
Miscellen.
Oberflächen-Condensation mittelst eines
Luftstroms.
Mit solcher Oberflächen-Condensation ist kürzlich in der Hecker'schen Baumwollspinnerei in New-York ein Versuch gemacht
worden, der namentlich durch den in störender Weise aufgetretenen Wasserstein
veranlaßt worden war. Obwohl eine hinreichende Menge Kühlwasser verfügbar war, so
beschloß man doch, den Versuch mit einem Luftstrom zu machen.
Zu diesem Zweck wurden Rahmen aus Holz, 2 1/2 und 7 Fuß groß, hergestellt und
beiderseits mit Eisenblech beschlagen, welches 17 UnzenUnzeu
per Quadratfuß wog. Von den so gebildeten Kästen wurde
eine gewisse Anzahl neben einander mit passenden Zwischenräumen für die
Luftcirculation aufgestellt und der Retourdampf in die Kästen geleitet, während ein
Ventilator die Luft in die Zwischenräume saugte. Das Saugen wurde dem Pumpen
vorgezogen, weil dabei die Luft verdünnt, mithin abgekühlt wird, während das Pumpen
sie comprimiren, also ihre Temperatur erhöhen würde. Auch soll beim Luftsaugen eine
Kraftersparniß von zwei Drittel gegen das Pumpen stattfinden.
Kleine Oeffnungen in den Kästen erhielten darin das Gleichgewicht mit dem
Atmosphärendruck.
Bei den Versuchen mit diesem Apparat ergab sich, daß jeder Quadratfuß Oberfläche ein
Pfund Dampf in der Stunde condensirte; dabei war die Temperatur der Luft beim
Eintritte 15°,5 C., beim Austritt 32° C. Es erschien dieses Resultat
so zufriedenstellend, daß diese Condensationsmethode bei sechs Maschinen eingeführt
und dazu 10000 Quadratfuß Oberfläche verwendet werden sollen. (Mechanics' Magazine, Mai 1864, S. 305.)
Die Telegraphenapparate von Professor Gloesener in Lüttich auf der allgemeinen Londoner
Industrie-Ausstellung im Jahre 1862.
In unserer Quelle wird angeführt, daß Hr. Gloesener
mehrere Exemplare seiner elektromagnetischen Chronographen, dann drei verschiedene
Schreibtelegraphen seiner neuesten Verbesserungen, eine elektrische Uhr, in welcher
die Bewegung durch alternirende Ströme von wechselnder Richtung stattfindet, sowie
Relais- und registrirende Multiplicatoren verschiedener Construction
ausgestellt hat. Aus den kurzen Andeutungen über die an genannten Apparaten
vorgenommenen Verbesserungen heben wir bloß das heraus, was über die
elektromagnetischen Schreibtelegraphen hier erwähnt ist, da die Chronographen des
Hrn. Gloesener in diesem Journale (Bd. CLXIV S. 40)
bereits beschrieben worden sind, und außerdem die meisten seiner neuesten
Verbesserungen von Hrn. Gloesener selbst publicirt
wurden.Man s. T'raité général des
applications de l'électricité par Mons. Gloesener. Tome premier. Paris et
Liège 1861, gr. 8°. Bei einem Systeme seiner Schreibtelegraphen hat Hr. Gloesener den Schreibstift (nach Art der John'schen Einrichtung) durch ein Scheibchen (oder Rädchen) ersetzt, das mit
farbiger Tinte die Zeichen auf dem vorüberziehenden Papierstreifen darstellt; bei
einem zweiten kann abwechselnd mit zwei solchen Scheibchen (ähnlich wie bei dem Stöhrer'schen Doppelstiftapparate etc. mittelst zweier
Stifte) die Depesche auf zwei Zeilen dargestellt werden, endlich bei einem dritten
wird eine oder es werden zwei Federn mit farbiger Tinte benutzt. Bei allen drei
Systemen arbeitet der Ankerhebel unter der Einwirkung von alternirenden Strömen,
nämlich durch den bei wechselnder Stromrichtung entstehenden Polwechsel der
Elektromagnete, das Relais ist weggelassen, und die Abreiß- oder Spannfeder
ersetzt Hr. Gloesener durch magnetische Wirkungen; bei
dem dritten Apparate ist der Transmetteur (Manipulator oder Schlüssel) so
angeordnet, daß nach jedem gegebenen Signale auch Signale empfangen werden können.
Die Elektromagnete sind 6 Centim. lang und haben einen Durchmesser von 5 Centim.,
die Eisenkerne sind 3 bis 4 Millim. dick, und bei den Doppelschreibapparaten werden
zwei vertical stehende Doppel-Elektromagnete in Anwendung gebracht. Auf
derselben Grundplatte mit letzteren befinden sich eine oder zwei verticale Säulen
(je nachdem der Apparat ein einfacher ist, oder als Doppelschreiber benutzt werden
will), auf welchen an Schraubenspitzen suspendirt, die magnetisirten Anker –
flache Stahlmagnete – drehbar angeordnet sind, so daß sie, parallel zu
einander gerichtet, ihre ungleichnamigen Pole an derselben Seite haben. Beim
Durchgange des Stromes nach einem Sinne kommt der eine Anker in seine Arbeitslage,
während der andere in Ruhe verbleibt, bei statthabendem Stromwechsel muß letzterer
in seine Arbeitslage kommen, während jener in Ruhe verbleibt; der Schlüssel ist
dabei so angeordnet, daß beim Niederdrücken jener, beim Loslassen derselben der
zweite Stromdurchgang bewerkstelligt wird. Um die Abreißfeder entbehrlich zu machen,
hat Hr. Gloesener eine der elektromagnetischen Spiralen
anstatt mit einem, mit zwei durch ein Holzstück von einander getrennten Eisenkernen
versehen, die mit einem doppelschenkligen Magneten beständig in Contact stehen, also
der Influenz des letzteren beständig ausgesetzt bleiben. (Aus der Schrift:
„Exposition universelle de Londres
1862, XIIIme Classe. Rapport par A. de Vaux“.)
C. K.
Die chemisch-physikalischen Waagen des Hrn. Sacré in Brüssel auf der Londoner allgemeinen
Industrie-Ausstellung im Jahre 1862.
Hr. Sacré hat außer einigen geodätischen
Instrumenten zwei Waagen ausgestellt, von welchen der Berichterstatter Hr. de Vaux sagt, daß dieselben an Präcision und
Empfindlichkeit alle übrigen zur Ausstellung gekommenen Instrumente dieser Art
übertroffen haben. Mit der großen Präcisionswaage könne man noch 5 Kilogramme
wiegen, wobei dieselbe bei einer Gewichtszulage von 1/2 Milligramm noch einen
deutlichen Ausschlag gebe; mit der kleinen Waage für chemische Analysen können
Wägungen von 1 Milligr. bis zu 1 Kilogr. vorgenommen werden, und dieselbe zeige noch
1/100 Milligr. an. Das was die Waagen des Hrn. Sacré besonders auszeichnet, sey der eigenthümlich eingerichtete,
mit graduirtem Index versehene Compensationsapparat, durch welchen ohne weiteres
Probiren die bei zunehmender Belastung wegen eintretender Biegungen (wohl innerhalb
der Elasticitätsgrenzen) statthabende Veränderung der Lage des Schwerpunktes
aufgehoben und die Empfindlichkeit der Waage nicht alterirt werde. (Aus der Schrift:
„Exposition universelle de Londres
1862, XIIIme Classe. Rapport par A. de
Vaux“.)
C. K.
Eindringungstiefe von Büchsenkugeln in kurzen Entfernungen von
der Mündung.
Im Scientific American vom 1. August 1863 theilt G. Buchanan auf eine dahin gerichtete Frage mit, es sey von
ihm durch Versuche festgestellt worden, daß, wenn eine abgeschossene Büchsenkugel in
der Entfernung von einem Fuß von der Mündung des Rohres einen Zoll tief in ein
gleichförmig widerstehendes Mittel eindringe, diese Eindringungstiefe dann einen
Zoll von der Rohrmündung nur 0,97916 Zoll, fünf Fuß von der Mündung aber 1,015625
Zoll, zehn Fuß von derselben 1,0415 Zoll und endlich zwanzig Fuß von der Mündung
1,0865 Zoll betrage. Als Erklärung dieser Erscheinung wird dann noch hinzugefügt,
daß die Pulverkraft auf den Gang der Kugel, auch nachdem dieselbe das Rohr bereits
verlassen habe, noch so lange beschleunigend einwirken müsse, bis sie durch den
Luftwiderstand vollkommen aufgehoben werde, was etwa zwanzig Fuß vor der Mündung der
Fall sey, und von da an trete dann auch erst die verzögerte Geschoßbewegung ein.
Dy., Artillerie-Hauptmann.
Ueber Darstellung von schmiedbarem Gußeisen.
In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monat
Juni d. J., legte Hr. Bergassessor Dr. Wedding Proben von schmiedbarem Gußeisen vor, welche auf
der königl. Eisengießerei zu Berlin dargestellt worden waren, und erläuterte die
Beschaffenheit der Materialien, welche zur Erzeugung solcher Gegenstände
erforderlich sind. Das Gußeisen muß nur chemisch gebundenen Kohlenstoff enthalten, also weiß seyn (am besten durch Mischung von grauem
und weißem Roheisen erzielt), frei von Mangan und möglichst frei von Silicium,
Phosphor und Schwefel. Das Material zur Entkohlung ist am besten quarzfreier
Rotheisenstein von mulmiger Beschaffenheit. Die Erhitzung der Gußwaaren mit
demselben erfolgt in eisernen Gefäßen bei einer niedrigen, aber lange andauernden
Hitze (2–3 Wochen).
Während sich diese Methode für solche Waaren eignet, die ohne weitere Verarbeitung
eine scharfe Form (Ecken und Kanten) haben sollen, ist die Darstellung eines stahlartigen Eisens durch Zusammenschmelzen von
Roh- und Stabeisen für solche Gegenstände geeignet, bei welchen es nicht auf
scharfe Formen ankommt, oder die nachträglich bearbeitet werden sollen.
Beide Methoden sind übrigens schon sehr alt und schon um das Jahr 1722 von Réaumur veröffentlicht worden. (Verhandlungen des
Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1864 S. 118.)
Ueber das Steinsalzlager zu Staßfurt und die Gewinnung von
Chlorkalium aus den dortigen Abraumsalzen; von Dr. Fr.
Mohr.
Dieses SteinsalzlagerUeber dasselbe wurde bereits der Bericht im polytechn. Journal Bd. CLXXIII S. 153 mitgetheilt. ist dadurch merkwürdig, daß es das einzige ist, welches beinahe sämmtliche
Bestandtheile des Meerwassers noch enthält. Nach der jetzt unbestrittenen Ansicht,
daß alle Steinsalzlager durch Austrocknung abgefangener Meeresbecken entstanden
sind, würden diese sämmtlich den ganzen Reichthum des Meeres aufzuweisen haben, wenn
nicht bei der Eintrocknung die letzten Mutterlaugen wieder in's Meer zurückgespült,
oder nachher durch eingedrungenes Wasser fortgeführt worden wären. Das ist in der
That in den meisten Fällen geschehen, und Staßfurt ist dadurch ausgezeichnet, daß es
bei ihm nicht geschehen ist. Beim Vertrocknen des Meerwassers scheidet sich zuerst
der unlöslichste Bestandtheil, der Gyps aus, dann derjenige, welcher in der größten
Menge vorhanden ist, das Kochsalz, zuletzt diejenigen Stoffe, welche am leichtesten
löslich sind und in der kleinsten Menge vorhanden waren. Die Mutterlauge des Meeres
besteht größtentheils aus Chlormagnesium und Chlorkalium, und bei einem großen
Ueberschüsse von Chlormagnesium krystallisirt eine Doppelverbindung beider Salze,
welche den Namen Carnallit erhalten hat, heraus, welches ebenfalls als Silvin in
Staßfurt vorkommt. Es geht daraus hervor, daß die letzte Mutterlauge von
Chlormagnesium auch bei Staßfurt verloren gegangen ist, und wahrscheinlich sind mit
ihr auch die Brom- und Jodverbindungen abhanden gekommen, welche ebenfalls in
Staßfurt fehlen. Diese letzte Lösung von Chlormagnesium mit sehr wenig Chlorkalium
und den Jodverbindungen trocknet unter keinen Umständen ein und gelangt durch
meteorische Wasser zurück in's Meer.
Der Salzstock von Staßfurt ist bis auf 1053 Fuß Tiefe durchbohrt und noch hat man das
Liegende nicht erreicht.
Die zerfließlichen sogenannten Abraumsalze machen die oberste Schicht von etwa 100
Fuß Dicke aus. Diese Salze, welche früher als eine Belästigung angesehen wurden,
bilden jetzt den größten Reichthum des Lagers, indem sie zum Preise von 9 Sgr. per 100 Pfund verkauft werden, während das Kochsalz zum
Preise von 1 Sgr. (in's Ausland) verkauft wird. Die Abraumfalze bilden fast
parallele, mannichfach gefärbte Schichten, deren Anblick wundervoll ist. Der
Carnallit ist in der Regel lebhaft roth gefärbt, dazwischen laufen weiße Schnüre von
Kieserit, nämlich schwefelsaure Bittererde mit 1 Atom Wasser, Polyhalit, ein
Tripelsalz aus Glaubersalz, Bittersalz und schwefelsaurem Kali, Tachhydrit, ein
Doppelsalz aus Chlorcalcium und Chlorkalium, Anhydrit oder wasserleerer
schwefelsaurer Kalk, und endlich stellenweise Boracitknollen und Schnüre, welche aus
borsaurer Bittererde bestehen. Die Borsäure ist in kleiner Menge im Meerwasser
enthalten und würde sich eben so wenig, wie die Jodverbindungen, vorfinden, wenn sie
nicht eine ziemlich schwerlösliche Verbindung mit der Bittererde bildete. Sobald
sich ein Kern von borsaurer Bittererde gebildet hat, so ist er der
Anziehungs- und Niederschlagungspunkt für den gleichartigen gelösten Stoff.
Die Boracitknollen haben, sich unstreitig lange nach der Ausscheidung der Kalisalze
gebildet, und sind deßhalb so mit ihnen verwachsen, daß man sie mechanisch kaum
scheiden kann. Auch haben noch andere Form- und Aggregat-Veränderungen
in der bereits festen, aber noch mit Flüssigkeit durchzogenen Masse stattgefunden,
wie das Vorkommen von reinem Chlorkalium beweist, was sich aus der Mutterlauge
niemals als solches absetzen kann.
Von den Meeresbestandtheilen fehlt ferner noch diejenige Menge Gyps, welche dem
Steinsalz entspräche. Sehr wahrscheinlich liegt ein bedeutendes Lager Anhydrit unter
dem Steinsalz, so
wie er auch in dünneren Lagern in den oberen Schichten vorkommt. Alles Kochsalz des
Lagers reagirt stark auf Schwefelsäure. Der Gypsgehalt des Meerwassers ist der
Urstoff aller Schwefelverbindungen und alles Kalkes auf der Erde. Er scheidet sich
als wasserleerer Gyps oder Anhydrit aus, eben so wie das Bittersalz sich nur mit 1
Atom Wasser und nicht mit 7 Atomen, die es im krystallinischen Zustande enthält,
ausscheidet. Diese Wasserentziehungen können nur in sehr langen Zeiträumen vollendet
worden seyn, da sich unter gewöhnlichen Umständen selbst bei Gegenwart von Kochsalz
wasserhaltiger Gyps bildet. Aus Anhydrit entsteht durch Wasseraufnahme Gyps, und
aller Gyps ist einmal Anhydrit gewesen.
Die Abraumsalze mit allen dazwischen liegenden nicht trennbaren fremden Salzen auf
großartigen Kaffeemühlen grob vermahlen, haben einen mittleren Gehalt von 16 bis 20
Procent Chlorkalium, welches ihren Handelswerth macht. Bereits sind 13 große
Fabriken mit der Ausbeutung der Kalisalze befaßt und noch neue im Bau.Das gewonnene Chlorkalium wird weithin versendet und dient hauptsächlich zur
Fabrication von Salpeter, die besonders in Cöln in großem Maaßstabe
betrieben wird.
Die bei Staßfurt bis jetzt noch endende Eisenbahn macht ziemlich die Grenze zwischen
Preußen und Anhalt; auf preußischer Seite liegt die Stadt Staßfurt und auf
anhaltischer Seite eine Anzahl dieser Fabriken, welche zusammen den Namen
Leopoldshall führen. Anhalt hat im vorigen Jahre seine sämmtlichen Steuern aus den
Revenüen der Abraumsalze gedeckt, da es für Kochsalz geringen Absatz hat.
Die Zukunft der Kalisalze ist unberechenbar. Schon jetzt hat die Kaligewinnung im
südlichen Frankreich aus der Mutterlauge der Salzgärten wegen Staßfurt eingestellt
werden müssen. Die nächste Arbeit für die technische Chemie ist, aus Chlorkalium
schwefelsaures und kohlensaures Kali zu gewinnen, so daß nicht nur das Bedürfniß der
Industrie, sondern auch das des Ackerbaues aus dieser vorläufig noch
unerschöpflichen Quelle gedeckt werden kann.
Die Fabrication ist sehr einfach. Das Abraumsalz wird in großen eisernen Gefäßen mit
Dampfzuströmung und Rührvorrichtung zu einer gesättigten Lösung verarbeitet, welche
heiß abgeklärt in die Krystallisir-Bottiche abfließt, in welchen Chlorkalium
anschließt. Es entsteht von Neuem künstlicher Carnallit. Wird dieser allein wieder
heiß gelöst, so scheidet sich wieder Chlorkalium aus. Offenbar haben ähnliche
Operationen in dem Salzstock schon früher stattgefunden, wodurch das reine
Chlorkalium (Silvin) entstanden ist. (Aus einem Vortrage, welchen Dr. Mohr in der
niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in der Sitzung des
Monats August d. J. hielt.)
Dr. Robinet's Verfahren zum Concentriren von Mineralwässern.
Wenn Seewasser gefriert, so bilden sich in demselben Eisstücke, welche aus fast
vollkommen reinem Wasser bestehen, und in einer stark salzhaltigen Flüssigkeit
schwimmen. Diese letztere wird in nördlichen Ländern auf Seesalz arbeitet. Ein
Pariser Arzt Dr. Robinet, hat
gefunden, daß sich mittelst desselben Processes auch Süßwasser reinigen läßt. Indem
er Seinewasser, sowie Wasser aus verschiedenen Brunnen und Quellen gefrieren ließ,
fand er das entstandene Eis bei näherer Untersuchung so ganz frei von den im Wasser
vorhandenen Kalk- und Magnesiasalzen, daß es nach dieser Reinigung
destillirtem Wasser fast ganz gleich war (s. polytechn. Journal Bd. CLXV S. 146). Demzufolge ist nun jetzt
der Vorschlag gemacht worden, an Bord von Schiffen das Süßwasser nicht mehr durch
Destillation, sondern durch Gefrierenlassen oder Eisbildung mittest des Carré'schen Apparates darzustellen.
Auch zur Concentration von Mineralwässern wird der Gefrierungsproceß in der neuesten
Zeit angewendet, somit zur Erfüllung einer Aufgabe, die schon seit langer Zeit
gestellt ward, allein durch Anwendung von Hitze nicht gelöst werden konnte, indem
dadurch ein großer Theil der in den Wässern gelöst enthaltenen Gase verjagt wird. Kälte ist ein weit
besseres Mittel zu diesem Zwecke. Dr. Ossian Henry zu Paris hat mit vierzig verschiedenen
Mineralwässern Versuche angestellt, und bei denselben gefunden, daß es möglich ist
Mineralwässer mittelst des Gefrierungsprocesses auf ein Achtel, ein Zehntel, ein
Fünfzehntel, ja selbst auf ein Zwanzigstel ihres ursprünglichen Volums zu reduciren,
ohne ihren Gasgehalt zu verändern.
Somit lassen sich 100 Liter Mineralwasser auf 5 Liter concentriren, wodurch bedeutend
an Transportkosten gespart wird; außerdem ist auch das Eis nicht ohne Werth. Wir
glauben aber nicht, daß solche Extracte dieselben therapeutischen Eigenschaften
besitzen, wie die Mineralwässer in ihrem ursprünglichen Zustande, und zwar in Folge
der Umsetzungen in der Constitution der ursprünglich vorhandenen Salze, welche so
bedeutend sind, daß schon Balard ein Verfahren zur
Glaubersalzfabrication darauf gründete, indem er die Chlornatrium und schwefelsaure
Magnesia enthaltenden, bei der Gewinnung von Seesalz durch Verdunstung von
Meerwasser zurückbleibenden Mutterlaugen einer genügend niedrigen Temperatur
aussetzte.
Die Bekanntmachung des im Obigen kurz skizzirten Verfahrens gab dem Apotheker Tichon zu Aix-les-Bains in Savoyen Anlaß zu
einem Proteste, demzufolge er denselben Proceß schon seit 1856, in Gemeinschaft mit
Hrn. Melsens, welcher sich damals seiner Gesundheit wegen
in Aix aufhielt, angewendet hat. Da das schwefelhaltige Mineralwasser, welches der
Letztere hier trank, einen ihm widerwärtigen Geruch hatte, so suchte er demselben
seinen Geruch theilweise zu nehmen, indem er es mit einer Kältemischung behandelte.
Es gelang ihm auch, auf diese Weise nicht allein den unangenehmen Geruch zu
maskiren, sondern auch die Mineralbestandtheile zu concentriren.
Nach Tichon's Versicherung eignet sich das Verfahren
keineswegs für alle Mineralwässer, insofern dadurch die in vielen derselben gelöst
enthaltenen organischen Bestandtheile verändert werden. (American Journal of science, November 1863, S. 404.)
Verfahren zur Extraction des Oeles aus Pflanzen- und
Thierstoffen.
Dieses Verfahren, in Frankreich für die Engländer Richardson,
Irvine und Lundy patentirt und auf die Gewinnung
des Oeles aus Baumwoll-, Lein-, Rüb-, Reps-Samen u.s.w.,
sowie aus Fischen und thierischen Abfällen anwendbar, besteht im Wesentlichen in der
Benützung von solchen Kohlenwasserstoffen, welche bei 100° C. verdampfbar
sind, wie z.B. derjenigen, welche vom Petroleum und anderen natürlichen Oelen, von
der Destillation der Steinkohlen, Kohlenschiefer u. dgl. stammen.
Die zu extrahirenden zerkleinerten Substanzen werden in geschlossenen Behältern mit
dem kalt oder warm angewandten Lösungsmittel behandelt, und dieses Verfahren wird
zweimal, nöthigenfalls dreimal wiederholt. Die Rückstände werden durch Dampf von dem
darin verbleibenden Lösungsmittel befreit und der so erhaltene Dampf wird
condensirt, um letzteres wieder zu gewinnen.
Die ölhaltige Lösung wird mittelst in Schlangen circulirenden Dampfes destillirt und
die Kohlenwasserstoffe werden zum Wiedergebrauch condensirt, so daß man stets
dieselbe Menge wieder anwenden kann. (Armengaud's
Génie industriell August 1864, S. 109.)
Darstellung eines schnell trocknenden Leinölfirnisses.
Die bayerische Gewerbezeitung behandelt die Frage, „auf welche Weise der
Leinölfirniß so anzufertigen sey, daß er schnell trockne und den
Pergament- und Zinkanstrich in keiner Weise selbst nach Jahren
verändere“ in einem Aufsatze, dem wir auszugsweise das Folgende
entnehmen:
Selbst bei den Permanentweiß-Pergament- und Zinkweißanstrichen werden häufig unwissentlich bleihaltige
Leinölfirnisse angewendet, so daß auch ihre weiße Farbe durch Schwefelwasserstoff
unter Bildung von Schwefelblei rasch gelblich und unscheinbar wird, was wohl der
Hauptgrund seyn mag, daß das Pergamentweiß wie das Zinkweiß noch nicht die allgemeine Verwendung
gefunden haben, welche sie wegen ihrer Billigkeit und ihrer Eigenschaft, schöne,
dauernde, weiße Anstriche zu bilden, verdienen.
Die meisten Leinölfirnisse werden mittelst eines Bleipräparates, wie Glätte, Bleiweiß
etc. dargestellt; um bleifreie Firnisse zu erhalten, hat man borsaures Manganoxydul
anzuwenden. Die meisten Darstellungsweisen liefern ein eisenhaltiges Manganpräparat,
wodurch der Anstrich von Zink- oder Pergamentweiß schon nach 14 Wochen einen
gelblichen Schein erhält.
Zur Darstellung eines chemisch reinen borsauren Manganoxyduls können zweckmäßig die
Rückstände von der Chlordarstellung benutzt werden, aus denen man durch Zusatz von
etwas kohlensaurem Natron, während die Flüssigkeit noch warm ist und nach Chlor
riecht, das Eisen entfernt und nach dem Filtriren borsaures Manganoxydul durch
Zusatz einer Boraxlösung fällt. Das Mangansalz wird mehrmals mit Wasser ausgesüßt
und bei gelinder Wärme zwischen Filtrirpapier getrocknet.
Zur Bereitung des Leinölfirnisses werden 6 Loth borsaures Manganoxydul mit circa 1/2 Pfd. altem abgelagertem Leinöle zu einer
dünnen breiartigen Masse angerieben und zu 49 1/2 Pfd. abgelagertem siedenden
Leinöle zugesetzt, worauf man noch einmal aufkochen läßt; dann wird der Firniß in
einen Ballon gegeben und hierin 14 Tage lang ruhig stehen gelassen, worauf der
geklärte Theil abgegossen und beliebig verwendet werden kann.
Ueber den Schwefelgehalt des Bernsteins.
Wenn man nach E. Baudrimont (Comptes rendus, t. LVIII p. 678) Bernstein in
einer Probirröhre erhitzt und in den weißen Rauch ein mit Bleilösung befeuchtetes
Papier hält, so schwärzt sich dieses augenblicklich. So verhielten sich alle vom
Verf. untersuchten Bernsteinproben; er bestimmte deßhalb den Schwefel quantitativ
durch Oxydation mit Aetzkali und Salpeter, und erhielt aus 2 Grm. durchsichtigem
Bernstein 0,07 Grm. schwefelsauren Baryt oder 0,4805 Proc. Schwefel. Diese Zahl ist
jedoch das Maximum, wie verschiedene Analysen zeigten; so gaben 2 Grm. weißer
undurchsichtiger Bernstein, der bekanntlich reicher an Bernsteinsäure seyn soll als
der durchsichtige, 0,036 Grm. schwefelsauren Baryt, d. i. 0,2403 Procent
Schwefel.
Es ist sehr wahrscheinlich, ja fast gewiß, daß der Schwefel in Verbindung mit der
organischen Substanz im Bernstein enthalten ist; denn bei einer Temperatur
destillirt, wo sich der Bernstein zu zersetzen beginnt, erhält man
Schwefelwasserstoff, Kohlensäure, Kohlenoxyd und Kohlenwasserstoffe; auch gibt der
in Aether lösliche Theil des Bernsteins Schwefelwasserstoff bei der trockenen
Destillation.
In den dem Bernstein ähnlichen Producten wie Copal – und Dammarharz fand der
Verf. keinen Schwefel. (Journal für praktische Chemie, Bd. XCII S. 448.)
Ueber die Champagner-Fabrication in Ungarn, von Jul.
Nentwich.
Gerbstoffreiche Weine werden mit Hausenblase versetzt und nach 14 Tagen abgezogen;
wenn sie nicht ganz spiegelrein sind, so ist ein zweiter Zusatz von Hausenblase
nothwendig, ganz reine können dann gleich zur Champagner-Erzeugung verwendet
werden. Man kennt den Inhalt des Champagner-Cylinders und berechnet für jede
Bouteille 6 Loth weißen Raffinat-Zucker, hackt ihn in kleine Stücke, welche
dann im Weine kalt gelöst werden. Die Auflösung wird nun filtrirt, in den Cylinder
gefüllt und Kohlensäure bei einer Temperatur
von
+ 5 Grad R.
mit
einem
Drucke
von
4
Atmosphären
„
+ 10 „
„
„
„
„
„
5
„
„
+ 15 „
„
„
„
„
„
6
„
eingepreßt. Die Filtration der Weine geschieht nach zwei
Methoden. Man bedient sich eines Filzspitzbeutels, indem man weißes Filtrirpapier in
dem gesüßten Weine erweichen läßt und die erweichten Bogen mit einem eisernen
Schneeschläger so zerrührt, bis die Papierflocken ganz fein zertheilt darin
schwimmen, dann wird der Hut damit ganz voll gegossen und durch einige Zeit durch
immerwährendes Zurückgießen voll erhalten, bis sich der Papierbrei an die Wände des
Filzhutes angesetzt hat, und die Flüssigkeit ganz klar abläuft. Man ist im Stande,
in einem halben Tage bei fleißigem Nachgießen 3 bis 4 Eimer (1 Wiener Eimer = 56,60
Liter) zu filtriren. Nach der zweiten Methode filtrirt man durch Flanellspitzbeutel,
welche einen Durchmesser von 6 Zoll und die Länge von 12 Zoll besitzen. Diese werden
über entsprechenden Tenakeln aufgehängt und ein gewöhnliches spitzes Papierfilter
aus einem Bogen weißen Filtrirpapieres eingelegt. Um dieses Filter Tag und Nacht in
Gang zu setzen, wird über demselben der zu filtrirende Wein in Töpfen von 10 Maaß
Inhalt aufgestellt und diese mit Holzdeckeln versehen, worin ein runder Einschnitt
am Rande angebracht ist, um einen gewöhnlichen Glasheber in den Einschnitt legen zu
können, dessen längeres Ende mit einem kleinen Korkpfropf derart geschlossen wird,
daß die Flüssigkeit nur stark in das Filter abtropft. Hierbei muß genau bemerkt
werden, daß der längere Theil des Hebers mit seinem Ende an dem Filterpapier
anliege, um nicht durch die Schwere des fallenden Tropfens das Papier zu
durchlöchern. Unter dem Flanellbeutel steht eine Flasche mit einem Glastrichter,
welche den filtrirten Wein aufnimmt. Solche Filter machen die geringste Mühe und
sind leicht zu handhaben, nehmen aber viel Raum ein, indem man 6 bis 10 Stück
täglich im Gange haben muß. Der so filtrirte Wein kommt dann in die Cylinder und
wird mit Kohlensäure imprägnirt. Das Abziehen in die Bouteillen erfordert einige
manuelle Geschicklichkeit und zwar betreffs des Korkens. Die Korke müssen insgesammt
mit heißem Wasser gebrüht, mit einer Korkzange gedrückt und durch die Maschine 4
Tage früher den Bouteillen aufgepaßt werden. Nach 4 Tagen sind die Korke gewöhnlich
zum Gebrauche genug trocken und können verwendet werden, indem man selbe von ihren
Bouteillen abnimmt und die andere mit Champagner gefüllte Flasche damit verschließt.
Da durch die Korke beim Eintreiben mittelst der Maschine die Bouteillen sehr
verunreinigt werden, so hat man eigene Korkungsbouteillen, welche nie mit Wein
gefüllt werden und nur dazu bestimmt sind, dem Korke die Form zu geben. Die mit
Champagner gefüllte und gekorkte Bouteille kommt nun auf den Bindtisch. Dieser
gleicht einer großen Siegelpresse, wo durch das Gewinde der Kork durch einen
Messingstock, welcher unten halbrund abgedreht und in der Mitte einen 2 Linien
breiten, nach oben 8 Linien tiefen Durchschnitt hat, niedergepreßt und dann mit in
Oelfirniß getränktem dreifädigem Kordel festgebunden wird. (Zeitschrift des
allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereins, 1864 S. 119.)
Aufbewahrung der Zuckerrüben und anderer Wurzeln.
Bekanntlich sind die Rüben, Kartoffeln, Topinambours u.s.w. beim Aufbewahren
einerseits dem Frost, andererseits dem Keimen oder der Erhitzung und mithin der
Verderbniß ausgesetzt, wodurch bei großen Landwirthschaften, Zuckerfabriken u.s.w.
nicht selten erhebliche Verluste veranlaßt werden. Kostspielige Einrichtungen
anzuwenden, verbietet die Natur der Waare. Die HHrn. Waroquier in Charleville und Maljean in Mézières haben daher ein einfaches, wohlfeiles und leicht
anzuwendendes Verfahren zur Aufbewahrung der genannten Pflanzentheile aufgesucht und
dabei die Beobachtung benutzt, daß diejenigen Runkelrüben sich am besten erhalten,
welche oben auf den Haufen, oder gar außerhalb derselben an der Luft gelegen hatten.
Sie kamen daher auf den Gedanken, durch die Haufen oder Miethen hindurch Luft
mechanisch einzuführen, welche die ganze Masse durchdringt und alle Wurzeln umspült.
Eine solche, beliebig oft wiederholte Operation ist ohne complicirte Apparate und
überall leicht auszuführen.
Es werden demnach in den Wurzelmagazinen Canäle oder Röhren angebracht, welche in
Verbindung mit anderen, mit Löchern versehenen stehen, die die Luft nach allen
Richtungen durch die Haufen oder Miethen vertheilen. Den Luftstrom liefert eine
Pumpe oder ein Ventilator in beliebiger Weise. (Armenqaud's
Génie industriel, Mai 1864, S. 277.)
Fabrication getrockneter Kartoffeln für den Schiffsbedarf;
nach Dr. Grüneberg.
Um die Kartoffeln so zu bereiten, daß sie sich aufbewahren lassen, werden sie
zwischen zwei hohlen durchlöcherten Walzen, welche sich in entgegengesetzter
Richtung drehen, zerquetscht. Die Schalen der Kartoffeln fallen zwischen den Walzen
durch, der Brei aber preßt sich durch die in den Walzen befindlichen Löcher in
dieselben und fließt, da diese Walzen etwas geneigt liegen, an der einen Seite aus.
Zwei andere Walzen, die jedoch nicht durchlöchert sind, dienen dazu, diesen
Kartoffelbrei in einen Kasten zu drücken, durch dessen gelöcherten Boden derselbe,
zu Nudeln gepreßt, auf Trockenrahmen fällt, die durch ein Tuch ohne Ende unter den
Walzen vorbei gezogen werden.
Diese Trockenrahmen werden sodann in den Trockenapparat gebracht. Der Trockenapparat
besteht aus einem viereckigen Kasten mit Thüren an einer Seite, welcher durch
Leisten, die zum Auflegen der zu trocknenden Horden dienen, in eine Anzahl Etagen
abgetheilt ist. Die warme Luft wird in einem Heizapparate, der gewöhnlich im
Souterrain steht, erzeugt, indem man den Feuerzug des Ofens durch ein
schlangenförmig gelegtes Rohr dem Schornsteine zuführt. Ein Exhaustor, welcher in
den Deckel des Trockenapparates einmündet, zieht die das schlangenförmige Rohr
umgebende warme Luft durch den Apparat und bewerkstelligt auf diese Weise das
Trocknen der Kartoffeln. Letztere läßt man sodann an feuchter Luft wieder etwas
anziehen und preßt sie mittelst hydraulischer Pressen in Blöcke, welche zur
Verproviantirung der Schiffe dienen. (Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure.)
Helles und weiches Oberleder zu erzielen.
Gerber haben schon öfters die Frage aufgeworfen, wie der Kalk vollkommen rein nach
dem Streichen des Oberleders und vor dem Einbringen desselben in das Loh entfernt
werden könne. Ein alter erfahrener Gerber ertheilt folgenden sehr guten Rath. In
eine große mit 15–20 Eimern Flußwasser gefüllte Kufe bringe man einen
Schoppen Salzsäure und etwa 10 Maaß schlechte Sauerbrühe aus einem Ziehfasse oder
einer Treibfarbe; nachdem das Wasser gut umgerührt ist, bringe man die gut
bestrichenen Häute oder Felle hinein und stoße sie darin etwa eine Viertelstunde.
Nach Verfluß einer ganzen Stunde herausgenommen, ist die Waare sehr glatt und weich,
weil die letzten Kalkreste daraus entfernt sind. Das erste Loh im Ziehfasse soll
ebenfalls kein frisches seyn, doch kann es nach dieser Prozedur auch angewendet
werden, ohne daß es nachtheilige Folgen für die Milde und die helle Farbe des Leders
verursacht. (Reuchlin's Lederhandlung.)