Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. , S. 241 |
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Miscellen.
Miscellen.
Hydraulische Hebevorrichtungen in englischen Hotels.
Die Maschinenfabrikanten Easton und Amos construiren jetzt in dem Brighton-Hotel hydraulische
Hebevorrichtungen, wobei zwar nur geringe Lasten, aber auf eine beträchtliche Höhe
gehoben werden sollen. Ein viereckiger Thurm von etwa acht Fuß Weite geht durch
sämmtliche Stockwerke des Hotels, mit Oeffnungen, die jedem Flure entsprechen. In diesem Thurme
ist die zum Aufsteigen bestimmte Vorrichtung an einer Kette aufgehängt, welche an
dem höchsten Punkte über eine Rolle läuft. Am anderen Ende der Kette sind
Gegengewichte angebracht, welche das Gewicht des leeren Apparats ziemlich
ausgleichen. Dieser sogenannte Treppen-Omnibus gleicht im Inneren einem
Eisenbahncoupe, das mittelst einer an der Decke befindlichen Lampe erleuchtet ist.
Die erste Anwendung dieser Vorrichtung finden wir in dem sogenannten Colosseum,
einem Londoner Vergnügungsort (berühmtes Diorama). Später wurde sie in mehreren
großen Hotels angewendet.
Die aufsteigende Bewegung wird im Brighton-Hotel auf folgende Art erhalten: In
der Mitte des gedachten Thurmes ist ein enger Brunnen abgeteuft (oder abgebohrt),
der so tief ist, als der Thurm hoch. In diesem Brunnen steht ein eisernes
dichtschließendes Rohr, worin sich ein zweites, ebenfalls unten geschlossenes Rohr
auf- und abbewegt. Das innere Rohr läßt zwischen sich und dem äußeren einen
Spielraum, ist dagegen an der Mündung durch eine wasserdicht schließende Stopfbüchse
geführt. Der Kopf dieses Preßkolbens trägt den erwähnten Treppen-Omnibus.
Das nöthige Preßwasser wird durch eine 120 Fuß hoch stehende Cisterne geliefert. Von
hier aus geht ein enges Rohr nach dem erwähnten Preßcylinder, und genügt daher die
Drehung eines Hahnes in diesem Rohr, um den Apparat zum Steigen zu bringen. Es sind
5 solche Hebevorrichtungen vorhanden. Die erste dient zur Beförderung der Passagiere
vom Parterre bis in den 5. Stock, etwa 56 Fuß. Etwa 10 Centner oder 8 Personen
können dadurch auf einmal gehoben werden, und zwar die ganze Höhe in einer Minute.
Die Kosten dieser einen Hebevorrichtung, excl. Wassercisterne, betrugen
600–650 Pf. St. Die zweite Vorrichtung hebt vom Keller bis in den 5. Stock 77
Fuß hoch; sie wird auf andere Art, nämlich durch eine Seiltrommel gehoben, die
wiederum durch einen horinzontalen Cylinder und Kolben mittelst Wasserdruck in
Bewegung gesetzt wird. Eine dritte Vorrichtung hebt den Wein aus dem Keller, eine
vierte die Speisen aus der Küche nach dem Speisezimmer, eine fünfte nach den
verschiedenen Stockwerken. Mittelst Sprachröhren sind die verschiedenen Stockwerke
mit einander verbunden, und dadurch werden auch die Hebevorrichtungen dirigirt. Wo
in den öffentlichen Wasserleitungen hinreichender Druck vorhanden ist, lassen sich
solche hydraulische Hebevorrichtungen mit der größten Leichtigkeit beschaffen.
Auchin Waarenlagern, für Läden in den oberen Stockwerken u.s.w. wären diese
Vorrichtungen sehr zu empfehlen. (Mechanics' Magazine;
Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 21.)
Fabrication der gezogenen
schmiedeeisernen Röhren in Wolverhampton (Staffordshire).
Als Rohmaterial dienen gewalzte flache Eisenschienen von etwa 10 Fuß Länge, einer
etwas größeren Breite, als der Peripherie der Röhre entspricht und verhältnißmäßiger
Dicke. Diese Schienen werden in einem Flammofen auf etwas mehr als die Hälfte ihrer
Länge rothglühend gemacht und dann unter einer Art Stanze mit 5 Fuß langer,
halbrunder Bahn halbrund gebogen, worauf sie unter derselben Stanze, aber einem
anderen Theile ihrer Bahn, oben zusammengedrückt werden. Diese Stanze oder Presse
wird wie eine Blechschere oder Luppenquetsche continuirlich durch Maschinenkraft
auf- und niederbewegt. Wenn die eine Hälfte der Eisenschiene auf diese Weise
ihre rohe Gestalt erhalten hat, kommt die andere Hälfte in's Feuer und wird ebenso
bearbeitet. Alsdann kommt die rohe Röhre in den Schweißofen, welcher aus drei
parallelen schmalen Herden von etwas größerer Länge als die der Röhren besteht. Er
wird durch ein Gebläse von 5 oder 6 nebeneinander liegenden Formen seiner ganzen
Länge nach auf Weißgluth erhalten. Die rohe Röhre kommt nach einander in alle drei
Abtheilungen. Vor der dritten rotirt eine sehr starke Kette ohne Ende, welche durch
Maschinenkraft bewegt wird. Die Greifzange, mit welcher die Röhre herausgezogen
wird, wird in die Kette eingehakt und die jetzt weißglühende Röhre dadurch
mitgenommen. So wie sie den Ofen verläßt, hat sie einen Ring zu passiren, welcher
aus zwei getrennten Hälften besteht; die untere ist fest, die obere wird von einem
Arbeiter an einem langen Hebelarm niedergedrückt. In diesem Augenblicke vereinigen
sich die beiden Enden der zusammengebogenen Eisenschienen, welche ich bis jetzt rohe
Röhre genannt habe, und
die jetzt erst geschweißte Röhre wird zugleich ihrer Länge nach ausgezogen.
Natürlich werden für verschiedene Weiten verschiedene Ringe eingesetzt. So wie die
Röhren aus dem Ofen herauskommen, brauchen sie nur noch gerichtet und an den Enden
beschnitten zu werden. Dr. Lunge. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 21.)
Das Magnesiumlicht; von Dr. J. Schnauß.
Der Magnesiumdraht ist jetzt leicht und zu einem gegen sonst verhältnißmäßig billigen
Preis Zu bekommen.Aus Hektor Rößler's
chemisch-metallurgischem Laboratorium in Frankfurt a. M. zu
beziehen. Das Magnesium oxydirt sich bei gewöhnlicher Temperatur zwar nicht merklich
in trockener Luft, jedoch bis zu seinem Schmelzpunkt, welcher den des Bleies nicht
viel übersteigt, erhitzt, verbrennt es sogleich mit blendend weißem Lichte zu
Magnesia (Magnesiumoxyd). Diese Magnesia ist es wahrscheinlich, welche durch ihr
Weißglühen im Momente des Entstehens die außerordentliche Leuchtkraft des brennenden
Magnesiums erzeugt, ähnlich dem weißglühenden Kohlenstoff in der Flamme jedes
kohlenstoffhaltigen Körpers oder wie beim Glühen des kohlensauren Kalkes in der
Löthrohr- oder Knallgasflamme, wobei sich ein dem Magnesiumlichte ähnliches
Licht von blendender Weiße zeigt. Das erstere scheint stärkere photochemische
Eigenschaften zu besitzen, als jedes andere bis jetzt bekannte künstliche Licht; ein
Draht von der Stärke einer gewöhnlichen Steck- oder Haarnadel und etwa 5 bis
6 Zoll lang wiegt ungefähr 1/5 Grm. und genügt zur photographischen Aufnahme eines
kleinen Kupferstiches oder ähnlichen flachen Körpers. Will man einen größeren,
gerundeten Gegenstand photographisch aufnehmen, eine Statue oder ein Porträt, so muß
man 2 Drähte von genannter Größe gleichzeitig abbrennen, den einen auf der anderen
Seite des Objectivs und etwas weiter davon entfernt. Man kann durch Aenderung der
Entfernung und Stellung der brennenden Drähte, auch während der Aufnahme,
verschiedene Lichteffecte erzielen. Bei einer weißen Statue braucht man natürlich
nur die Hälfte Draht zu verbrennen, welche nöthig ist, um ein gutes Porträt zu
erzeugen, und zu einem kleinen Kupferstich bedarf man noch weniger.
Man wird zur bequemen Handhabung eine kleine Maschine erfinden müssen, welche den
Draht langsam und gleichmäßig, der Schnelligkeit des Verbrennens entsprechend, in
die Flamme schiebt und wo möglich, vielleicht durch eine kleine continuirliche
Erschütterung des Drahtes, die gebildete Magnesia sofort entfernt, weil dadurch oft
viel Draht unverbrannt abschmilzt, daß er von der gebildeten Magnesia umhüllt wird.
(Photographisches Archiv, 1864 S. 415.)
Ein sehr einfaches Surrogat für Stimmgabeln.
Es ist eine gewiß schon von Vielen gemachte Beobachtung, daß beim Zusammenrollen
eines Blattes steifen Papiers außer dem unbestimmbaren
Geräusche der über einander geführten Ränder ein eigenthümlicher Ton von sehr wohl
bestimmbarer Höhe vernehmlich wird, der, wie man sich durch ein paar Versuche leicht
überzeugen kann, lediglich von der Breite des gerollten
Papiers, d.h. von der Länge der entstehenden Rolle abhängt. Der Versuch
zeigte, daß zur Hervorbringung dieses Tons das unbedeutendste Geräusch, das leiseste
Klopfen oder Trommeln mit zwei Fingern auf die äußere Papierfläche, ja das bloße
Hinstreichen eines Fingers über die Kante der einen Mündung etc. ausreicht.Nur muß man, wenn es sich um Bestimmung der Tonhöhe handelt, die Papierrolle
nicht etwa (der deutlicheren Wahrnehmung wegen) mit dem anderen Ende dicht an's Ohr halten, – weil nämlich
dadurch der Ton, analog der Wirkung einer theilweise gedeckten Pfeife, sofort erniedrigt
wird. Bei sehr schwachem Tone genügt es vielmehr, das Ohr der
Papierröhre seitlich, in der Nähe ihres einen
Endes, zu nähern, so daß es keinen Theil ihrer Mündung verdeckt.
Man ersieht daraus alsbald, wie das bloße Zusammenrollen eines solchen Papiers, ja
das bloße Anfassen des zusammengerollten, genügt, sofort seine Breite (und das
Zusammenrollen in der anderen Richtung, auch seine Hohe,
– resp. das genaue Verhältniß beider Dimensionen)
sicher zu beurtheilen. Gewahrt mein Ohr dabei z.B. den Ton e¹, so ist mein Papier einen Fuß (oder genauer 33 Centimeter)
breit, höre ich dagegen g⁰ so mißt es 1 1/3 Fuß (oder 44–45
Centimeter) u.s.f. Gibt ein viereckiges Blatt beim Rollen in einer Richtung die kleine Sexte des Tons, welcher beim Rollen in der
andern Richtung erscheint, so verhalten sich seine beiden Dimensionen genau, wie
5:8; war es die große Sexte, so ist dieß Verhältniß = 3:5
u.s.w.
– Es liegt nun auf der Hand, wie man diesen einfachen Versuch auch umkehren, d.h. ein Papier von bekannter Breite, z.B. ein Notenblatt, als ein sehr bequemes und für
praktisch-musikalische Zwecke vollständig ausreichendes Surrogat für eine Stimmgabel benützen kann. Weiß ich z.B., daß mein Blatt
circa 20 resp. 40 Centimeter Höhe besitzt (zufällig
gerade die eine Dimension eines ziemlich gebräuchlichen Papierformates), so brauche
ich es nur zusammenzurollen und in die Hand zu fassen, um sofort ziemlich genau das
A der gewöhnlichen Stimmgabeln (oder dessen Octave)
zu haben; – eine für Dirigenten von Singvereinen etc. beim Mangel von
Instrumentalbegleitung vielleicht nicht ganz zu verachtende Anwendung, da die
Erfahrung gelehrt hat, daß auch solche Fachmänner, – die den Gebrauch der
Stimmgabel verschmähen – mitunter beim Schätzen absoluter Tonhöhen mittelst
des Ohrs um einen halben, ja einen ganzen Ton irren können. Eine Reihe von 8
Blättern steifen Papiers, welche bei Besprechung dieses Themas vorgelegt ward, gab
deutlich die vollständige Durscala von cº bis c¹. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu
Frankfurt a. M. für 1862/63, S. 14.)
G. Stevart's Vereinfachung der
Maaßanalyse betreffend.
Die auf S. 39 dieses Bandes aus der Revue universelle des mines mitgetheilte Vereinfachung der Maaßanalyse von
Stevart ist ein einzelner Fall der von Hrn. Dr. Mohr im Jahre 1861 gestellten Aufgabe (Annalen der Chemie
und Pharmacie, Bd. CXVI S. 128); die allgemeine Auflösung der Aufgabe findet sich in
denselben Annalen Bd. CXVII S. 386. Stevart hält es für
einen Vortheil, daß man unrichtige Gewichte anwenden könne, Mohr schließt den Gebrauch der Gewichte ganz aus.
Die Redaction d. p. J.
Mineralien-Statistik Englands für 1863.
Die Förderung im Jahre 1863, soweit Berichte eingegangen waren, belief sich auf:
im Werthe vonPfd. Sterling.
Goldquarz
Centner
7,700
1,500
Zinnerz
„
303,140
963,985
Kupfererz
„
4,218,940
1,100,554
Bleierz
„
1,825,660
1,193,530
Silbererz
„
1,760
5,703
Zinkerz
„
258,820
29,968
Eisenerz
„
192,031,040
3,240,890
Schwefelkies
„
1,907,520
62,035
Wolfram
„
260
67
Uran
„
3
23
Gossans (ein Eisenocker mit
Quarz, in Cornwall vorkommend)
„
88,480
4,576
Arsenik
„
28,880
1,200
Kohlen (verkauft und verbraucht)
„
1,725,844,300
20,572,945
Erdige Mineralien, geschätzt
auf
1,975,000
–––––––––––––––––––––
29,151,376
= ca. 200 Mill. pr.
Thlr.
Aus brittischen Mineralien erzeugte Metalle und Kohlen:
Gold
Unzen
552
Werth
Pfd. St.
1,747
Zinn
Centner
200,120
„
„
1,170,702
Kupfer
„
284,940
„
„
1,409,608
Blei
„
1,364,400
„
„
1,418,985
Silber
Unzen
634,004
„
„
174,351
Zink
Centner
76,700
„
90,889
Roheisen
„
90,200,800
„
„
11,275,100
––––––––––––––––––
Totalwerth des Obigen
15,541,382
Geschätzter Werth anderer Metalle
250,000
Kohlen
20,572,945
––––––––––––––––––
Totalwerth der im Jahre 1863 gewonnenen
Metalle und producirten Kohlen
Pfd. St.
36,364,337
= circa 350 Mill.
preuß. Thlr.
(Chemical News vom 27. August 1864;
Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 21.)
Eine Bereitung von Zinnsulfid als neuer gelber Malerfarbe; von
V. Kletzinsky.
Die Bereitung einer solchen gelben Malerfarbe, welche durch Schwefelwasserstoff, Luft
und Licht nicht leidet, und im Tone das Neapelgelb (eine veränderliche Bleifarbe) zu
ersetzen vermag, gelang auf folgende Weise: 4 Theile Zinnsalz werden in 20 Theilen
Wasser gelöst, das früher mit 2 Theilen concentrirter Salzsäure oder 1 Theil
concentrirter Schwefelsäure versetzt wurde; diese Lösung wird bis zum beginnenden
Kochen erhitzt und mit schwefligsaurem Gase gesättigt, wozu ungefähr die Menge von
Schwefligsäure erforderlich ist, welche 1 Gewichtstheil Schwefel zu liefern vermag.
Der Proceß spielt sich nach folgender Bedingungsgleichung ab: 3 SnCl + 2 HO +
SO³ HO + 5 SO² = Sn S² + 2 (Sn O², 2 SO³) + 3 H
Cl. Filtrirt man die während des Erkaltens mit Schwefligsäure gesättigte, gelb
gefällte Flüssigkeit, so bleibt die neue Farbe, das Musivgelb, das neapelgelbe Zinnsulfid auf dem Filter und kann sofort
gewaschen und getrocknet werden, während das Filtrat beim Destilliren Salzsäure im
Destillate und Zinnvitriol im Retorten-Rückstande liefert.
Wenn man das reine, trockene Musivgelb aus einem Glaskolben bei Glühhitze und
gehemmtem Luftzutritte sublimirt, so erhält man prachtvolles Musivgold in großen
goldglänzenden Schuppen und Flittern von einer Reinheit und einem Feuer, wie dieß
das nach alter Methode bereitete Musivgold niemals zeigt. (Jahresbericht der
Wiedner-Oberrealschule, 1864.)
Anilinfarben für die Oelmalerei zu Präpariren; von V. Kletzinsky.
Ein einfaches Verfahren, die Anilinfarben für die Oelmalerei und den Oeldruck zu
Präpariren, besteht darin, die Farbe (Fuchsin, Violett, Azulin u.s.w.) in stärkstem
Alkohol zu lösen, diese Lösung mit gepulvertem Dammarharz zu sättigen, die Tinktur
zu filtriren, und das Filtrat in reines oder kochsalzhaltiges Wasser zu gießen,
welches während des Eingießens durch Umrühren bewegt wird und mindestens die
zwanzigfache Menge der Tinctur betragen muß. Die in Pulvergestalt sich absetzende
Farbe wird auf Filtern gesammelt, mit Wasser ausgewaschen und getrocknet. Sie läßt
sich mit Mohnöl, Leinöl und Oelfirnissen gut anreiben und kann man damit malen und
drucken. Der Umstand übrigens, daß die prachtvollen, gegen chemische Agentien so
hartnäckig trotzenden Anilinfarben ziemlich lichtscheu sind, dürfte einer derartigen
Verwendung kaum das Wort reden. (Jahresbericht der Wiedner-Oberrealschule
1864.)
Ueber das Heilbronn'sche Verfahren,
Lack- und Oelfarben auf Zinkblechgefäßen dauerhaft zu fixiren; von Dr. Wilhelm v. Schwarz.
Die Wohlfeilheit und leichtere Bearbeitung des Zinkbleches im Verhältnisse zu dem
verzinnten Eisenbleche, der Umstand ferner, daß das letztere bei schlechter
Verzinnung rostet, haben der Verwendung des Zinkbleches zur Verfertigung von Gefäßen
und Hausgeräthen der mannichfaltigsten Art ein ausgedehntes Feld eröffnet.
Dasselbe hat sich in den jüngsten Jahren in Paris in noch höherem Maaße erweitert,
seitdem man dahin gelangt ist, Lack- und Oelfarben derart auf Zinkblech zu
befestigen, daß sie sich nicht mehr abblättern, wie es bei den gewöhnlichen
Anstrichen der Fall ist.
Dieses Verfahren wurde in den Pariser Werkstätten von Alex. Heilbronn
sen. aus London eingeführt und hat seiner Vorzüge und
Solidität wegen eine so außerordentliche Verbreitung gefunden, daß man gegenwärtig
in allen Magazinen, Bazars und Kaufläden von Metallwaaren ausschließlich nur Heilbronn'sche Anstriche findet.
Es besteht im Principe in der Anwendung von Säuren und Verbindungen von Säuren mit
anderen Substanzen, welche auf die Oberfläche des Zinkbleches eine chemische Wirkung
ausüben.
Die chemischen Agentien, welche vorzugsweise angewendet werden, sind die gewöhnlich
im Handel vorkommende Salzsäure (Chlorwasserstoffsäure), mit Wasser bis zum
specifischen Gewichte von 144 verdünnt. Diese verdünnte Salzsäure wird entweder rein
angewendet oder mit verschiedenen Substanzen gemengt, wie z.B. chromsaurem Bleioxyd,
Schwefelblüthe etc.; auch können diese Mischungen noch mit verschiedenen anderen
Farben, wie Berlinerblau, Schweinfurtergrün etc. versetzt werden.
Bei der praktischen Anwendung sind in den Pariser Werkstätten drei verschiedene
Verfahrungsweisen in Uebung.
Die erste ist „l'aspersion“ (die
Besprengung) genannt. Die reine oder mit der Farbe gemischte Säure wird gegen die
Oberfläche des Zinkbleches gerade so gespritzt, wie es bei gewöhnlichen
Oelfarben-Anstrichen behufs der Darstellung der sogenannten
Granit-Imitation der Fall ist.
Die zweite nennen die Arbeiter „le
chiquetage“ (die Zerfaserung). Sie besteht darin, die Oberfläche
des Zinkbleches mit einem in die Säurepräparationen getauchten Schwamm zu
betupfen.
Bei der dritten, „le
revêtement“ genannten Methode, werden die Mischungen
mittelst eines Pinsels oder einer mit rauhen Wollstoffen überzogenen Walze
aufgetragen.
Bei jeder dieser Methoden ist es wesentlich, das Zinkblechgefäß nach Auftrag der
Säuremischungen den Einwirkungen dieser letzteren durch einige Zeit ruhig zu
überlassen.
Die erste Methode, der sogenannte Granit-Anstrich, wird am häufigsten
angewendet, und zwar derart, daß man die Zinkgefäße mit der verdünnten Salzsäure
bespritzt und die Oberfläche nach erfolgter Einwirkung der Säure und vollkommener
Trocknung an der atmosphärischen Luft in gewöhnlicher Weise mit Oelfarben durch das
Beklopfen des Pinsels bespritzt und diesen Anstrich später firnißt.
Vielseitige vergleichende Versuche haben gezeigt, daß ein nach dem Heilbronn'schen Verfahren dargestellter Anstrich von vollkommener Solidität ist und äußerst fest auf dem
Zinkbleche haftet, während die Farbe auf gewöhnlichem Zinkbleche aufgetragen, nach
kurzer Zeit sich abblättert und abfällt.
Die Theorie erklärt auch vollkommen die Ursachen. Die Oberfläche des gewalzten
Zinkbleches ist nämlich so glatt, daß zwischen dem Metalle und der Farbe keine
Cohäsion stattfinden kann. Bei dem Heilbronn'schen
Verfahren hingegen wird die Metalloberfläche einerseits durch die Einwirkung der
Salzsäure rauh und runzelig, während sich anderseits Chlorzink bildet, welches sich
unter dem Einflüsse des Sauerstoffes der atmosphärischen Luft in unlösliches
Oxydchlorür umwandelt und äußerst fest an dem Metalle adhärirt, zwischen dem Metalle
und der Farbe gleichsam eine rauhe Zwischenlage bildend, auf welcher die Farbe
dauernd haften bleibt.
Die Société d'Encouragement pour l'Industrie
nationale hat Hrn. Heilbronn in Anbetracht der
Nützlichkeit seines Verfahrens für die Pariser Gewerbe die Bronze-Medaille
verliehen. (Verhandlungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1864 S.
284.)
Einfaches Verfahren, die Festigkeit der in dem Handel
vorkommenden Cemente zu erhöhen; von Prof. Dr. Artus.
Gibt es schon im Handel Cemente, wie den Portland- und den sogenannten
Stettiner Cement, welch' letzterer, wie ich fand, dem Portlandcemente in keiner
Weise an Güte nachsteht, so gibt es doch Fälle, in denen der Cement zur Anwendung
kommt, wo selbst die besten Sorten nicht den Anforderungen entsprechen, die an ihn
gestellt werden; ich erwähne beispielsweise nur die Verwendung desselben zur
Auskleidung hölzerner Schlämmbassins, welche zum Schlämmen des Porzellanthons
gebraucht werden. In dieser Beziehung wurde mit von einer auswärtigen großen Fabrik
die Frage vorgelegt, ob es nicht Mittel gäbe, den Cement hinsichtlich seiner
Festigkeit noch zu verbessern?
Nach einer Reihe angestellter Versuche habe ich denn endlich auch nachstehendes
Verhältniß ermittelt, wodurch der Cement schnell eine außerordentliche Dauer und
Festigkeit erlangt und zu dem fraglichen Zwecke, wie auch im Allgemeinen, besonders
mit Vortheil zu verwenden ist: 100 Pfund Cement, 200 Pfund Sand, 5 Pfund von einer
Mischung von gebranntem Gyps und geglühtem (wasserfreiem) Borax und die übliche
Menge Wasser, die zur Verarbeitung nothwendig erscheint.
Was zunächst die Mischung von Gyps und Borax betrifft, so wird diese bereitet, indem
man 1 Pfund Borax bis zum Glühen erhitzt, so daß das Krystallwasser vollständig
daraus entfernt wird, worauf derselbe nach dem Erkalten fein pulverisirt und mit 45
Pfund gebranntem und gesiebtem Gyps auf das Sorgfältigste vermischt wird.
Was den Kostenpunkt dieser Mischung betrifft, so ist er sehr unbedeutend den
Vortheilen gegenüber, welche erzielt werden, wenn diese Mischung in dem oben
angedeuteten Verhältnisse dem Cemente zugesetzt wird. 1 Pfund Borax zu circa 16 Sgr. und 45 Pfund gebrannter Gyps 3 Sgr., macht
in Summa 19 Sgr. Mithin kosten die 5 Pfund Mischung, welche obiger 300 Pfund
betragenden Cementmasse zugesetzt werden, circa 2 Sgr.
und 2 Pf. Gewiß außerordentlich wenig, und doch wird durch diesen Zusatz die
Festigkeit und Haltbarkeit des Cementes gerade um das Doppelte erhöht. (Aus des
Verfassers Vierteljahresschrift.)
Verfahren zur Gewinnung der nahrhaften Bestandtheile aus der
Pöckelflüssigkeit mittelst Dialyse; von A. Whitelaw in
Glasgow.
Die in der Pöckelflüssigkeit enthaltenen Nährstoffe des eingepöckelten Fleisches
gehen meistens ganz verloren, weil sie wegen des hohen Salzgehaltes der Flüssigkeit
ungenießbar sind. Der Erfinder schlägt daher vor, durch Dialyse die
(krystallinischen) Salze von den (colloidalen) Nährstoffen zu trennen und dann
letztere auf irgend eine Weise in consumtionsfähige Form zu bringen. Die
Pöckelflüssigkeit wird zu diesem Zweck entweder in einer Reihe von porösen Gefäßen,
oder in Blasen, oder in mit Blasen oder Pergamentpapier überzogenen durchlöcherten
Gefäßen (für große Quantitäten am besten in ungegerbten Häuten) in Wasser gehängt,
dieses täglich einigemale erneuert und nach 3 oder 4 Tagen die von dem Salze
befreite Nahrungsflüssigkeit gesammelt, und zu Suppen oder auch nach vorherigem
Eindampfen zur Darstellung von Fleischbiscuits verwendet. Auch kann man daraus
Eiweiß darstellen.
Da die dialytische Wirkung auch in salzigem Wasser stattfindet, so kann man auch die
Operation an Bord der Schiffe zum Theil unter Anwendung von Seewasser ausführen, muß
sie aber natürlich mit reinem Wasser beendigen.
Auch zur Entsalzung des gepöckelten Fleisches selbst empfiehlt der Erfinder sein
Verfahren. Man soll dasselbe mit seiner Salzlake in die dialysirenden Gefäße bringen
und in Wasser hängen, bis fast alles Salz aus dem Fleisch, wie aus der Lösung
entfernt ist. Während
des Austrittes des Salzes aus der Fleischfaser dehnt sich diese wieder aus,
absorbirt wieder die früher ausgeflossene Flüssigkeit und erlangt dadurch wieder
gleichen Nahrungswerth, wie frisches Fleisch. – Patentirt in England am 30.
December 1863. (London Journal of arts, Juli 1864, S.
26.)
Verfahren, die färbende Kraft der Eichenfässer auf Spiritus zu
vernichten; von V. Kletzinsky.
Eine Versuchsreihe, welche durch diese technische Aufgabe veranlaßt wurde, erwies als
sicherstes Mittel zu diesem Zweck folgendes:
1 Theil Ammoniakalaun und 2 Theile Eisenvitriol wurden in 100 Theilen Wasser gelöst;
diese siedendheiß gemachte Brühe wurde in die Fässer eingegossen und durch 24
Stunden bis zum Erkalten darin belassen. Nach dieser Zeit wurden die
schwarzgefärbten Fässer gespült, gedämpft, getrocknet und innen mit einem dünnen
Anstrich von Natron-Wasserglas überzogen. (Jahresbericht der
Wiedner-Oberrealschule, 1864.)
Kautschuklösung zum Repariren von Gummischuhen und zur
Befestigung von Ledersohlen auf Gummischuhe; von Prof. Dr. Artus.
Vielfach deßhalb an mich gerichtete Anfragen, wie auch in neuester Zeit solche in
mehreren technischen Journalen angeregt, veranlaßten mich, eine Reihe Versuche
anzustellen, um diesen Gegenstand zur Erledigung zu bringen.
Man kennt schon lange die Löslichkeitsverhältnisse des Kautschuks in
Schwefelkohlenstoff, und doch hat man diese zu oben gedachtem Zwecke noch nicht so
benutzt, wie es die Masse zuläßt. Der Grund hiervon liegt nahe, insofern als in der
Regel die Substanzen in dem entsprechenden Verhältnisse nicht angewendet werden,
dann aber auch, und was ganz besonders zu berücksichtigen ist, gehört der
Schwefelkohlenstoff zu den sehr flüchtigen Stoffen, wodurch die Masse in der Regel
so schnell dick wird, daß sie die Verarbeitung bedeutend erschwert. Was die Lösung
des Kautschuks selbst betrifft, so bereitet man dieselbe, indem man 2 Gewichtstheile
Kautschuk zerschneidet und in ein blechernes Gefäß bringt, hierauf mit 12 bis 14 Th
eilen Schwefelkohlenstoff übergießt; zur Unterstützung der Löslichkeit wird das
blecherne Gefäß in ein Gefäß mit Wasser gestellt, welches zuvor bis auf etwa
30° Cels. erwärmt worden war. Auf diese Weise erfolgt die Lösung sehr
schnell; allein sie wird so schnell dick, daß in der Regel hieran die Verwendung
scheitert; um diesem Uebelstande zu begegnen, das zu schnelle Eintrocknen zu
verhindern, wird der Lösung von Kautschuk in Schwefelkohlenstoff noch eine Lösung
von Kautschuk und Colophonium in Terpenthinöl zugesetzt und zwar so viel, bis sie
die Consistenz eines dünnen Breies erlangt hat. letztere Lösung erhält man, wenn man
1 Theil Kautschuk zerschneidet, ihn in ein Gefäß gibt und so lange über gelindem
Kohlenfeuer erwärmt, bis der Kautschuk flüssig wird, worauf dann 1/2 Theil
zerstoßenes Colophonium zugesetzt und zusammengeschmolzen wird; ist die Masse
flüssig geworden, so werden 3, auch 4 Theile Terpenthinöl nach und nach hinzugefügt.
Durch den Zusatz letzterer Lösung wird verhindert, daß die Masse zu schnell
erhärtet, indeß erhält man eine Masse, die obigem Zwecke vollkommen entspricht. (Artus' Vierteljahresschrift, 1863 S. 409.)