Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 175, Jahrgang 1865, Nr. , S. 82
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Miscellen. Miscellen. Dampfbaggermaschinen auf dem Rhein. Wenn wir den Rhein auf seinem Hauptverkehrswege befahren, so begegnen wir einer großen Anzahl von Baggern, welche in großer Thätigkeit schaffen und theilweise den verschiedenen Regierungen, theilweise den Eisenbahngesellschaften angehören. Die Construction aller ist eine durchaus ähnliche und die Hauptursache ihres großen Erfolgs; sie besteht namentlich in Anwendung der verticalen Patentkessel, Expansions-Dampfmaschinen, im Antriebe mittelst Riemen, in einer sinnreichen Schuttrinne, in einer besonderen Aufhängung der Leiter, nebst anderen Verbesserungen, die sich durch eine häufige Anwendung ergaben. Mit einer verhältnißmäßig geringen Kraft und mit wenig Mannschaft ist die Leistung eine außerordentliche in Förderung von grobem Sand, Gerölle bis zu ganz grobem Kies und selbst bis zu sehr schwerem Gestein. Die Leistung per Tag und per Pferdekraft beträgt bei gewöhnlichem Material 60000 Liter oder Kubikdecimeter. Verwendet werden diese Bagger bei Brückenbauten, bei Fluß- und Uferverbesserungen, Canalbauten, ferner zur Materialbeschaffung für Eisenbahndämme, welche Art sich als die billigste unter allen bewährt hat. Diese Bagger sind alle aus den Werkstätten von Gebrüder Schultz in Mainz hervorgegangen; ihre Verwendung hat sich auch jetzt auf andere Flüsse, auf die Weser und die Oder, ausgedehnt. Die zweckmäßigsten Nähmaschinen-Systeme für den Familiengebrauch. Obgleich jede Nähmaschine ihre besonderen Vortheile und Nachtheile besitzt, und häufig genug nur für eine specielle Verwendungsweise eingerichtet ist, so gehört es doch zu den beliebtesten Manneuvres der Händler, ihre Maschinen als für den Familiengebrauch besonders brauchbar zu bezeichnen. Der unbefangene Beurtheiler einer Nähmaschine, der dieselbe zum Familiengebrauch für passender erklärt als eine andere, kann daher leicht in den Verdacht einer beabsichtigten Reclame gerathen und es läßt sich auch wirklich die Frage, welche Nähmaschine für den fraglichen Zweck die passendste sey, nicht gerade ganz apodictisch entscheiden. Wenn man aber berücksichtigt, daß bei uns theils in Amerika selbst gefertigte, theils den amerikanischen in Deutschland nachgeahmte Maschinen ganz vorwaltend verwendet werden, so darf man wohl darauf hinweisen, daß in den Vereinigten Staaten zwei Systeme jetzt entschieden und fast ausschließlich als Familiennähmaschinen gelten, die Wheeler und Wilson'sche Doppelsteppstich- und die Grover und Baker'sche Doppelkettenstichmaschine, während die anderen großen Nähmaschinenfabrikanten für andere Zwecke Ausgezeichnetes liefern, namentlich Singer und Comp. für schwere Tucharbeit, El. Howe, der Erfinder der Nähmaschine, für Lederarbeit, und Wallcox und Gibbs für gewisse Fabrik- und Industriezwecke. Von den ersterwähnten beiden Firmen aber haben Wheeler und Wilson von ihrer Weißzeugmaschine nach amtlichen Ausweisen in den 9 Jahren von 1852 bis 1861 den Betrag von 38,296 Stück abgesetzt, Grover und Baker dagegen in den 3 Jahren von 1858 bis 1861 von ihren Familiennähmaschinen 59,833 Stück. Diese Zahlen zeigen deutlich genug an, welchem System die praktischen Amerikaner den Vorzug geben, da die Differenzen doch zu groß sind, um sie nur der geschickteren Reclame der einen Firma zuzuschreiben. Der Grund liegt, wie Daul in seinem sehr empfehlenswerthen Buche von der amerikanischen Nähmaschine richtig hervorhebt, darin, daß die Hausfrauen sich fragten, welche Näharbeiten in ihrem Haushalte am meisten vorkommen. War es Weißzeugnäherei, so kauften sie eine Wheeler und Wilson'sche Maschine, und da auf derselben bei genauer Kenntniß der Maschine zur Noth auch andere Arbeiten gefertigt werden können, konnten sie zufrieden seyn. War aber, wie es in allen stärkeren Familien der Fall ist, Frauen- und Kinderkleidernäherei die überwiegende Arbeit, so wählten sie eine Grover und Baker'sche Doppelkettenstichmaschine, die bei richtiger Behandlung auch Weißzeugarbeit so gut und schön fertigt, als die eigentliche Weißzeugmaschine. Diese beiden Systeme sind es jetzt auch, die in Deutschland im Vordergrunde stehen und hier muß wohl das Urtheil des Dr. Rud. Herzberg, Verfasser des vortrefflichen Werkes: „Die Nähmaschine, ihr Bau und ihre Benutzung (Berlin 1863, Verlag von Julius Springer)“ als eine Autorität in diesem Fache Berücksichtigung finden, welcher sich folgendermaßen ausspricht: „Es ist mir schon oft die Frage aufgeworfen worden, welche von den vielen existirenden Nähmaschinen zum Gebrauch für Familien am passendsten wäre? Ich habe immer geantwortet: die Grover und Baker'sche und ich bin die Gründe nicht schuldig geblieben, warum gerade diese den Anforderungen, welche im Haushalte gestellt werden, am meisten genügt. Sie hat vor allen Dingen den großen Vortheil, daß fast ein Kind damit fertig wird und darauf arbeiten kann. Die Naht ist vollkommen fest genug für häusliche Zwecke, ist elastischer als jede andere, ein Vortheil, der beim Waschen und Plätten in's rechte Licht tritt, und sie übertrifft als Ziernaht jede andere an schönem Aussehen. Es ist nicht zu läugnen, daß auch andere Maschinensorten für gewisse Zwecke unersetzlich sind, aber so viel steht fest, daß zur Anfertigung der im Haushalte vorkommenden Gegenstände die Grover und Baker'sche Nähmaschine, und nur diese allein, als vollkommen tauglich anerkannt werden kann.“ (Deutsche Industriezeitung, 1864, Nr. 49.) Eine wichtige Erfindung im Clavierbau. Mehr als 25 Jahre lang beherrschte das Erard'sche System, bestehend in der Construction eines Flügels mit Eisenstangen und Anhängeplatten nebst der ebenfalls von ihm construirten sogenannten Repetitionsmechanik, den Markt. Diesen Flügel copirten alle europäischen wie amerikanischen Fabrikanten mit mehr oder minder verständigen Veränderungen. Derselbe war gegen die älteren englischen Flügel mit ihrer primitiven Mechanik, wie gegen die deutschen mit ihren auf den Tasten beweglichen Hämmern ein wirklicher Fortschritt; in dieser Bauart, die sehr bald allgemein mustergültig war, wurde Erard selbst bis 1859 von Niemanden übertroffen. Im Jahr 1859 wurde der Firma Steinway und Söhne in den Vereinigten Staaten eine neue Construction der Flügel patentirt, welche 1860 von Steinweg in Braunschweig gebaut und 1861 bereits von Hrn. v. Bülow in Concerten benützt wurden, auch in London 1862 bei Jury und Publicum gleich große Sensation machten. Bei den bisherigen geradsaitigen Flügeln erhielt nämlich die Saite, in gleicher Richtung mit dem Hammerschlag liegend, nur eine auf- und niedergehende Bewegung; da der Hammer aber, von einer feststehenden Achse ausgehend, an seinem Kopf einen Bogen macht, so gieng selbst an dieser Action ein großer Theil Kraft verloren. Diesen Uebelstand zu vermeiden, construirte Henry Steinway die Lage der Saiten so, daß der Discant, welcher erfahrungsgemäß durch Rotirung der Saiten ein Verhältnißmäßiges an Ton verliert, die mit dem Hammerschlag gerade laufenden Saiten behält, daß aber gegen die Mitte und den Baß zu eine langsame Drehung über die Richtung des Hammerschlags beginnt, und daß, wo der Raum der Form halber aufhört, die Saiten unter demselben Winkel von links nach rechts zu liegen kommen (denn den meisten Ton erhält man stets in Mitte des Resonanzbodens). Durch dieses Verfahren wurden die Stege in die Mitte des Bodens gerückt, die den früheren Flügeln fehlende Biegsamkeit und Modulationsfähigkeit erzielt, und endlich eine viel größere Saitenlänge sowie ein breiterer Raum zwischen den Chören gewonnen. Dieser wichtigen Verbesserung verdanken nicht nur Steinweg's Flügel, sondern auch dessen Pianinos, auf welche dieselbe ebenfalls angewandt wurde, den großen Erfolg den sie erst kürzlich wieder bei der Karlsruher Tonkünstlerversammlung davon trugen. L. Stark. (Beilage zur Allg. Zeitung vom 18. December 1864.) Anwendung des Drummond'schen Kalklichtes. Das sogenannte Kalklicht, welches im Jahre 1860 so viel von sich reden machte, um bald darauf wieder in Vergessenheit zu gerathen, scheint nunmehr wirklich auf einigen Leuchtthürmen Anwendung gefunden zu haben. Prof. Faraday spricht sich in einem Bericht folgendermaßen über dasselbe aus: „Die Lampe besteht aus einem mittleren achteckigen Kalkprisma von 3 5/8 Zoll Durchmesser und 16 Zoll Länge. Dasselbe wird von einem Uhrwerk getragen und regelmäßig im Verhältniß von 1 Zoll per Stunde gehoben. Acht Gasflammen, erzeugt aus einer Mischung von Wasserstoff und Sauerstoff, sind in gleichen Abständen und in einer Horizontalebene symmetrisch vor dem Kalkprisma angebracht. Sobald die brennenden Gase gegen das Prisma gerichtet werden, erzeugen sie acht Punkte, an denen eine immense Lichtentwickelung stattfindet, und da das Kalkprisma 11,4 Zoll Umfang hat, so liegen die Punkte 1,4 Zoll von einander entfernt. Die Handhabung der Laterne ist sehr bequem, die Gasströme sind leicht und sicher zu entzünden und zu reguliren. Der Effect erleidet keine Schwankungen, die Uhr hebt den Kalk, Zugluft hat keine Einwirkung, und man kann, vorausgesetzt, daß die Zuführung der Gase regelmäßig geschieht, den Apparat bis Morgens unberührt lassen. Das Licht ist sehr weiß und schön, und steht zwischen dem elektrischen Licht und dem Oellicht. Es ist das Licht des Planeten, während das elektrische Licht dasjenige eines Fixsterns ist. Der Sauerstoff wird aus Braunstein in Eisenretorten dargestellt, welche in einem Ofen mittelst Kohks zum Rothglühen erhitzt werden. Nachdem der Sauerstoff durch einen Waschapparat geleitet worden, wird er in einem Gasbehälter von 600 Kubikfuß Inhalt gesammelt; der Druck, den man dem Gase gibt, beträgt 6 Zoll Wasserhöhe. Der Wasserstoff wird gegenwärtig dargestellt, indem man Wasserdampf in Röhren über rothglühende Eisenspäne und Kohkspulver leitet. Die drei vorhandenen Röhren werden täglich einmal gewechselt; das Gas geht hinterher durch einen Waschapparat und dann in einen Gasbehälter von gleichem Inhalt, wie beim Sauerstoff. Der Verbrauch einer Nacht wird in 3 Stunden erzeugt. Die ganze Gasquantität, welche in 12 Stunden von 8 Brennern consumirt wird, beträgt 560 Kubikfuß, nämlich 248 Kubikfuß Sauerstoff und 312 Kubikfuß Wasserstoff.“ (Journal für Gasbeleuchtung, 1864, Nr. 6.) Ueber J. Natanson's empfindliche Reaction auf Eisen; von Dr. E. Erlenmeyer. Natanson beschreibt seine Reaction (polytechn. Journal Bd. CLXXII S. 464) mit folgenden Worten: „Die kleinsten Spuren von Eisenoxydsalzen, die mittelst Rhodankalium nur durch eine zweifelhafte gelbliche oder auch keine wahrnehmbare Färbung der Flüssigkeit angezeigt werden, können ausgezeichnet schön und deutlich nachgewiesen werden, wenn man nach Zusatz von Rhodankalium aus die Eisenoxydsalze enthaltende, kaum oder gar nicht gefärbte Flüssigkeit etwas Aether gießt und schwach schüttelt. Der Aether löst die ganze Menge des gebildeten Eisenrhodanids und färbt sich dabei sehr schön rosenroth.“ „Die Färbung ist bei geringen Spuren ähnlich der, welche kleine Jodmengen dem Chloroform verleihen. Bei größeren Quantitäten von Eisenrhodanid ist sie natürlich blutroth.“ Der Verfasser meint, daß dieses Verfahren besonders sehr geeignet sey, um Spuren von Eisen in durch fremde Substanzen gelblich gefärbten Flüssigkeiten zu entdecken. Er hat mit Hülfe desselben in Platinchlorid und in Schwefelsäure Eisen nachgewiesen, nachdem alle bekannten Reactionen negative Resultate gegeben hatten. Da Natanson's Mittheilung in viele Zeitschriften übergegangen ist, so halte ich es für zweckmäßig darauf aufmerksam zu machen, daß seine Reaction unter bestimmten von ihm selbst nicht näher angegebenen Bedingungen nicht zum Vorschein kommt. Wenn man nämlich zu einer sehr verdünnten Eisenchloridlösung einen Tropfen einer concentrirten Schwefelcyankaliumlösung hinzufügt, so kann der Fall eintreten, daß die Flüssigkeit vollkommen farblos bleibt oder sogar schwach weiß getrübt wird. Setzt man dann Aether hinzu, so tritt keine Spur von Färbung ein. Fügt man dann aber einen Tropfen Salzsäure hinzu, und schüttelt, so erscheint die Reaction, aber noch sehr schwach; gibt man nun weiter einige Tropfen Schwefelcyankalium zu, so kann die Reaction noch bedeutend verstärkt werden. Die Färbung des Aethers bei mehr Schwefelcyaneisen ist nicht blutroth, sondern tief Purpurroth. Setzt man dem roth gefärbten Aether viel Schwefelcyankalium zu, so verschwindet die Färbung vollständig. Ebenso verhält sich weinsaures Natronkali und wahrscheinlich auch die Salze der Traubensäure und Aepfelsäure, wie Delffs (Jahresbericht 1859, S. 210) sowie der Citronsäure wie Spiller (Jahresbericht 1857, S. 570), beziehungsweise Delffs (a. o. a. O.) für die wässerige Lösung nachgewiesen hat. Selbst essigsaures Natron schwächt die Reaction bedeutend. Setzt man andererseits einer Eisenchloridlösung viel Salzsäure und nachher Schwefelcyankalium zu, so kann die Färbung des Aethers derjenigen sehr ähnlich werden, welche eine ätherische Bromlösung zeigt. Durch Verdünnen mit Wasser geht die gelbe Färbung in Rosenroth über. (Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1864 S. 637.) Neues Verfahren, Gußeisen zu härten. Um nach dem in England für W. E. Newton zu London patentirten Verfahren Gußeisen zu Härten, auf welche Weise es auch immer erzeugt sey, wird dasselbe zuerst durch Guß, durch Abdrehen oder Feilen in die Form gebracht, welche der daraus zu verfertigende Gegenstand erhalten soll, und dann langsam in einem geeigneten Ofen erhitzt, bis es eine kirschrothe oder blutrothe Farbe annimmt. In dieser Hitze wird es in einem angesäuerten Wasser von folgender Zusammensetzung abgelöscht und abgekühlt. Man nimmt ein Pfund Schwefelsäure und eine Unze Salpetersäure auf einen Gallon (10 Pfund) Wasser und rührt das zu härtende Eisen darin so lange, bis es erkaltet ist. Das Eisen erhält dadurch einen Härtegrad, wie gehärteter Stahl und auf eine solche Tiefe der Schicht, daß es für die gewöhnlichen Zwecke ausreicht, ohne daß sich die Form dabei biegt oder verzieht.Das württembergische Gewerbeblatt, 1864 Nr. 52, bemerkt, daß einige vom Mechanicus Eberbach in Stuttgart vorgenommene Proben den Werth dieses Verfahrens bestätigt haben. A. d. Red. (Züricher monatl. Gewerbeblatt.) Schwarzfärbung aus Zink gegossener Kunstarbeiten; von Dr. Dullo. Um aus Zink gegossene Kunstarbeiten schwarz zu färben, empfiehlt der Genannte 6 Loth Antimonchlorür in 1 Quart Alkohol zu lösen, 4 Loth Salzsäure zuzusetzen und mit dieser Lösung die Statue oder dergl. mittelst eines Pinsels oder einer Bürste schnell zu benetzen, worauf das Zink sofort schwarz wird. Die erste aufgetragene Lösung wird sofort mit Lappen abgewischt, weil sie eine noch nicht gleichmäßige Färbung bewirkt hat, und die Lösung noch einmal aufgetragen. Diese läßt man so schnell wie möglich an einem warmen Orte trocknen. Ist der Gegenstand trocken, so färbt der Anstrich nicht mehr ab und man reibt ihn nun 2 bis 3 Mal mit trocknendem Oel ab, wodurch er eine sehr intensiv schwarze Farbe und schönen Glanz annimmt. Der Ueberzug von Antimon darf unter allen Umständen nur sehr dünn seyn, denn nur dann haftet er fest und sieht schön aus. (Illustrirte deutsche Gewerbezeitung, 1864 S. 478.) Ueber die Unterscheidung des Porzellanthons (Kaolin) von gewöhnlichen Thonarten; von Dr. Elsner. Da im Handel nicht allein geschlämmte Porzellanerden (Kaoline, Porzellanthon), sondern auch weiße geschlämmte Thonarten überhaupt vorkommen, welche letztere, statt Kaolin, bekanntlich zur Porzellanfabrication nicht verwendet werden können und doch im Aeußeren große Aehnlichkeit mit den Porzellanthonen besitzen, so ist ein leicht auszuführendes Verfahren sehr wünschenswerth, die Porzellanthone von den anderen Thonarten unterscheiden zu können. Nachstehender Weg hat sich mir bei meinen vielfach in dieser Hinsicht angestellten Versuchen am zweckmäßigsten bewährt. Die Proben müssen, wenn sie nicht etwa schon im geschlämmten Zustande sich befinden, geschlämmt, d.h. von beigemengten Quarztheilchen befreit werden; die geschlämmten Proben werden in Porzellanschälchen bei 100°C. getrocknet. Von den trockenen geschlämmten Proben, wobei vorausgesetzt wird, man habe eine Porzellanthon-Probe und eine gewöhnliche (weiße) Thonprobe zu untersuchen, werden gleiche Volumina in Reagensgläschen geschüttet und dieselben mit ihrem etwa 4 bis 6fachen Volumen chemisch reiner concentrirter Schwefelsäure übergossen und damit so lange umgeschüttelt, bis das Ganze ein gleichförmiges Gemisch darstellt. Man läßt nun die Mischung so lange ruhig, sich selbst überlassen, stehen, bis ein Bodensatz entstanden ist, über welchem eine klare Flüssigkeit steht; schon hierbei unterscheidet sich das Verhalten des Porzellanthons von dem gewöhnlichen Thone, denn bei ersterem findet die Absonderung des Niederschlages und die Klärung des Gemisches weit später statt als bei den gewöhnlichen Thonsorten; nach völliger Klärung der über dem Bodensatze stehenden Flüssigkeit wird dieselbe vorsichtig in ein Becherglas gegossen und jede derselben für sich mit ihrem 4- bis 6fachen Volumen destillirten Wassers vorsichtig verdünnt; nach völligem Erkalten der Mischungen werden dieselben, natürlich jede für sich, mit Aetzammoniakflüssigkeit (Salmiakgeist) übersättigt, wo nun, wenn die untersuchte Probe Porzellanthon (Kaolin) war, sofort ein zarter weißer Niederschlag entsteht, was bei den auf gleiche Weise behandelten Thonproben nicht der Fall ist (außer einer erst weit später erfolgenden Ausscheidung von zartem Eisenoxyd). Der Grund dieses Verhaltens liegt wohl in der feineren Zertheilung der durch allmähliche Zersetzung primitiver Gebirgsarten (und des Feldspaths) entstandenen Porzellanthone, welche daher schon bei gewöhnlicher Temperatur (12 bis 15°C.) durch die concentrirte Schwefelsäure angegriffen werden, was bei den gewöhnlichen Thonen erst bei Erwärmung des Gemisches derselben mit Schwefelsäure stattfindet; hiernach ist es auch erklärlich, daß die Mischung der Porzellanthone mit concentrirter Schwefelsäure sich weit später klärt als die mit den gewöhnlichen Thonarten, denn bei den Porzellanthonen scheidet sich, während Thonerde sich auflöst, Kieselsäure in sehr fein zertheiltem Zustande aus, welche die schnelle Absonderung des Bodensatzes verzögert, was bei der Behandlung der gewöhnlichen Thonarten mit Schwefelsäure nicht stattfindet, daher sich letztere schneller aus dem Gemische absondern und auch die Klärung des Gemisches in diesem Falle schneller stattfindet. Die so eben angegebene Unterscheidung der Kaoline von anderen Thonarten (ich meine besonders hierbei die feuerbeständigen Thone) hat mir zuverlässigere Resultate ergeben, als die sonst zu demselben Zwecke vorgeschlagene Prüfung mittelst Kalilauge. (Aus des Verf. chemisch-technischen Mittheilungen des Jahres 1863–64, S. 195.) Ueber das Verleimen des Pergamentpapiers; von C. Brandegger. Mancher Verwendung des Pergamentpapiers, besonders für Buchbinder- und Cartonnage-Arbeiten, Umhüllungen zu überseeischen Waarenversendungen und vielerlei andere technische Zwecke stand der Uebelstand entgegen, daß es auf andere Stoffe, wie Holz, Pappe u.s.w., aufgeleimt, sich leicht wieder loslösen ließ, auf sich selbst verleimt gar nicht halten wollte. Verschiedene Zusammensetzungen von Klebmitteln ergaben alle kein befriedigendes Resultat, bis ich durch den hiesigen Orgelbauer Ebermayer, welcher mein Pergamentpapier als Ersatz für Leder anwenden wollte, aufmerksam gemacht wurde, daß dem erwähnten Uebelstande vollständig begegnet wird, wenn man das Pergamentpapier auf der Seite, auf welcher es verleimt werden soll, zuerst mit Alkohol oder starkem Branntwein erweicht und dann noch feucht auf das mit starkem Leim überstrichene Material auflegt und mit dem Falzbein gehörig verstreicht. Soll das Pergamentpapier aber mit sich selbst verbunden werden, so behandelt man beide sich berührende Flächen in dieser Weise. Ein so aufgeleimtes Stück Pergamentpapier zerreißt eher, als daß es sich an der Verbindungsstelle loslösen ließe. Ellwangen, im December 1864. Untersuchung eines englischen Siegellacks. Von Hrn. Director Karmarsch wurde dem Referenten kürzlich ein englisches Siegellack, welches sich neben einer ausgezeichnet schönen, hellrothen Farbe durch die angenehme Eigenschaft, nicht zu tropfen, auszeichnete, mit dem Wunsche übergeben, dasselbe zu untersuchen und eine versuchsweise Nachahmung zu erstreben. Bei der Untersuchung ergab sich, daß dasselbe zu etwa 25 Proc. aus einem völlig reinen und unverfälschten Zinnober und im Uebrigen aus einem Gemisch von Schellack und Terpenthin bestand. Das Verhältniß der beiden letzteren Bestandtheile hat bekantlich einen wesentlichen Einfluß aus das Verhalten des Siegellacks in der Hitze, und so wurde durch mehrere Versuche das richtige Verhältniß beider Theile zu ermitteln gesucht, wobei übrigens der Procentgehalt von Zinnober = 25 Proc. beibehalten wurde. Es stellte sich schließlich ein Verhältniß von 5 Theilen Schellack auf 1 Theil Therpentin als dasjenige heraus, welches dem englischen am nächsten kam, so zwar, daß das so hergestellte Lack ebenfalls beim Gebrauch frei von dem Uebel des Tropfens war. Die schöne Farbe wurde freilich nicht erhalten, da dem Referenten kein so schöner Zinnober zu Gebote stand. Zur Darstellung eines guten Siegellacks empfiehlt Referent demnach zu nehmen: 20 Theile Zinnober 10    „ Terpenthin (venetianischer) 50    „ Schellack. Der hohe Preis des englischen Siegellacks – das Pfund hatte 2 Thlr. gekostet und enthielt 16 Stangen à 2 Loth – rechtfertigt eine möglichst sorgfältige Auswahl der einzelnen Bestandtheile, wodurch die Schönheit des erhaltenen Productes wesentlich bedingt ist. Dr. Sauerwein. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1864, Nr. 9 und 10.) Oeldichte Fässer. Es ist eine bekannte Thatsache, daß Petroleum und anderes Oel die Poren des Holzes durchdringt, so daß sämmtliche hölzerne Fässer, in welchen solches Oel aufbewahrt wird, in einer bestimmten Zeit eine ansehnliche Menge Oel durchlassen. Bei dem starken Handel mit Petroleum ist dieser Verlust nach Millionen Gulden zu schätzen. Man hat deßhalb metallene Fässer construirt, doch erwiesen sich dieselben als unpraktisch und man hat sie wieder verlassen. L. Robins, ein Amerikaner, hat sich nun ein Patent geben lassen, nach welchem diesem Mißstande vollständig abgeholfen ist. Er überzieht nämlich die Fässer mit trocknendem Leinöl; dann behandelt er die innere Seite der Fässer mit einer starken Lösung von Potasche, so daß jedes Faß, welches auf diese Weise behandelt wird, ungefähr 18 Pfund Wasser in sich aufnimmt. Dieses Wasser kann durch den äußeren Ueberzug von Leinöl nicht verdunsten, noch kann Oel durch dasselbe hindurch, so daß die Fässer hermetisch geschlossen werden. Fässer, welche auf diese Weise behandelt, an den Oelquellen gefüllt wurden, kamen nach mehreren Wochen trocken und geruchlos, wie Mehlfässer, in New-York an. Sie haben während des Transportes keinen Tropfen Oel verloren. Kaufleute und Oelschiffer halten diese Erfindung für eine der für den Handel wichtigsten der Neuzeit. (Arbeitgeber.) Naphta in Galizien. Die Naphta-Versendungen aus Galizien – schreibt der „Wanderer“ – nehmen seit einiger Zeit ungewöhnliche Dimensionen an. Der Handel widmet diesem Artikel große Aufmerksamkeit; auch die Regierung hat bereits zu Boryslaw (in Galizien) ein „Inspectorat der Naphtaquellen“ errichtet, dessen Aufgabe ist, die Gewinnung, Verwahrung und Versendung dieses Bergöls zu überwachen. Für galizisches Naphta sind bisher nebst noch mehreren anderen kleineren Handelsplätzen Stanislau und Przemysl die Hauptmärkte, wo schon im September laut Bericht circa 40,000 Ctr. abgeschlossen wurden. Es wird in Oesterreich eben so kommen, wie in den Vereinigten Staaten, wo seit 1860 durch die überaus ergiebigen pennsylvanischen Oelquellenentdeckungen dem vegetabilischen Oel eine gefährliche Concurrenz erwachsen ist; bei uns wird in nicht langer Zeit die Naphta das amerikanische Petroleum, auch vielleicht die vegetabilischen Oele verdrängen. Unterschied zwischen gutem und schlechtem Faßpech; von Gustav Merz. Die seit einiger Zeit eingetretene Erhöhung der Faßpechpreise hat die Benutzung mancher Pechsorte zum Auspichen der Bierfässer veranlaßt, welche streng genommen hierzu nicht verwendbar ist, insofern dadurch dem Biere ein sehr unangenehmer Geschmack mitgetheilt wird. Da ich nach einer in dieser Angelegenheit von sachverständiger Seite geschehenen Anfrage nicht mehr annehmen kann, daß Allen bekannt sey, wie man die Güte eines Faßpeches in der erwähnten Hinsicht erkennt, so erlaube ich mir, folgende Erfahrung zu veröffentlichen. Wenn man 2 bis 3 Loth einer guten Pechsorte pulvert und in der Kälte 24 Stunden lang mit dem etwa 7fachen Gewichte von 4procentigem Weingeiste stehen läßt, so erhält man durch Filtriren eine Flüssigkeit, welche Lackmuspapier nicht röchet, nicht kratzend und herbe, sondern nur schwach aromatisch schmeckt, nur sehr schwach riecht, ganz besonders aber durch eine Lösung von Bleiessig (basisch-essigsaurem Bleioxyd) gar nicht oder nur schwach weiß gefärbt wird. Behandelt man aber auf dieselbe Weise eine schlechte Pechsorte, so erhält man eine Flüssigkeit, welche Lackmuspapier stark röthet, kratzend und herbe schmeckt, sehr stark aromatisch riecht, besonders aber durch eine Lösung von Bleiessig einen starken gelben Niederschlag ausscheidet. Dampft man die auf erwähnte Weise bereiteten Auszüge ein, so ergibt sich auch ein Unterschied in der Quantität der aufgelösten Extractivstoffe; so fand ich, daß sich von gutem Peche nur 19/10000, von zwei schlechten Sorten dagegen 49/10000, bezüglich 83/10000 aufgelöst hatte. Ich wählte einen 4procentigen Weingeist deßhalb, weil das Lagerbier als ein solcher betrachtet werden muß; es ist aber auch das reine Wasser, ferner auch der Speichel im Stande auf das Pech ganz ähnlich einzuwirken, und hierauf gründet sich die einfachste Prüfung des Faßpeches, welche allerdings einige Uebung im Schmecken voraussetzt. Kauet man ein kleines Stück Pech, bis dasselbe erweicht ist, so nimmt man einen reinen aromatischen Geschmack wahr, falls das Pech ein gutes ist, dagegen einen säuerlichen, herben und kratzenden Geschmack, wenn das Pech zum Auspichen der Bierfässer untauglich ist. (Deutsche Industriezeitung, 1864 S. 456.) Gelatinepomade. Vor einiger Zeit bekam Dr. Hager behufs der Untersuchung eine Pomade aus einer Pariser Fabrik eingehändigt. Dieselbe bildete eine klare durchsichtige gallertartige wohlriechende Masse von bräunlichrother Farbe. Sie bestand aus Glycerin, chinesischer Gelatine (Gelose) und Rathanhaauszug nebst wohlriechenden Stoffen. Möglicher Weise waren frische Blumen mit Glycerin macerirt, um letzteres wohlriechend zu machen. Probeversuche konnten nur über die Darstellung der Pomade Aufklärung geben. Die chinesische Gelatine, jene vegetabilische Leimsubstanz, welche in Form von Gänsefederseelen aus China gebracht wird, löst sich durch Kochen in Glycerin sehr wenig, man muß sie zuvor durch Kochen in Wasser in Lösung bringen. 10 Gran dieser Gelatine werden bis zur Auflösung mit 1 Unze destillirtem Wasser gekocht, und nachdem der oberhalb sich abscheidende Schmutz weggenommen ist, mit 4 Unzen erwärmten, durch 5 Tropfen Bergamottöl oder 3 Tropfen Rosen- oder Neroliöl parfümirten und mit Rathanha schwach gefärbten Glycerin gemischt. Man läßt eine Probe der Mischung einige Stunden erkalten und prüft, ob die starre Masse beim Reiben zwischen den Handflächen gehörig zerfließt. Ist sie zu starr, so macht man sie im Wasserbade wieder flüssig und gibt noch 1 Unze oder mehr Glycerin dazu. Sollte sie zu weich seyn, so müßten noch 1 bis 2 Gran der Gelatine in etwas Wasser gelöst dazu gegeben werden. Man gießt sie, ungefähr bis 40°C. erwärmt, in Glastöpfe. Zum Gebrauch nimmt man sie mit einem Theelöffel heraus. Der Vortheil dieser Pomade liegt in ihrem eleganten Aussehen, in dem billigen Material und besonders in dem geringen Verbrauch an wohlriechenden Oelen. Die chinesische Gelatine ist äußerst billig, weil sie außerordentlich weit reicht. Eine rothe Färbung der Pomade dürfte sich mit Anilinfarben erzeugen lassen. (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland 1864 S. 331.)