Titel: Ueber eine Eigenschaft des Schwefels; von Moutier und Dietzenbacher.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. XXXVI., S. 118
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XXXVI. Ueber eine Eigenschaft des Schwefels; von Moutier und Dietzenbacher. Aus den Comptes rendus, t. LX p. 353, Februar 1865. Dietzenbacher, über eine Eigenschaft des Schwefels. Einer von uns machte schon früher darauf aufmerksam, daß Schwefel, mit 1/400 Jod erhitzt, nach dem Erkalten weich, plastisch und in Schwefelkohlenstoff zum großen Theile unlöslich wird.Comptes rendus, t. LVI p. 39; polytechn. Journal Bd. CLXVII S. 298. Neuerlich haben wir beobachtet, daß der Schwefel auch durch verschiedene organische Körper, Naphtalin, Paraffin, Kreosot, Kampher, Terpenthinöl, in gleicher Weise modificirt wird, wie durch Jod. Wir erhitzten Schwefel mit einer zwischen 1/400 und 1/600 seines Gewichtes schwankenden Menge dieser verschiedenen Substanzen und goßen ihn dann in dünner Schicht auf einer Porzellanplatte aus. Nach dem Erkalten hat man einen weichen, schwarzen, plastischen und ductilen Teig, welcher nur sehr langsam den Zustand des harten und spröden Schwefels wieder annimmt. Spuren von Kampher führen diese Modification sehr leicht herbei. So gering auch die Menge des angewendeten Kamphers seyn mag, so hält der Schwefel doch noch weit weniger davon zurück, denn ein Theil des Kamphers verflüchtigt sich während des Versuches. Wird solcher Schwefel mit Schwefelkohlenstoff behandelt, so bleibt ein unlöslicher Rückstand, dessen Gewichtsmenge bis zu zwei Drittheilen von der des Schwefels steigen kann und es krystallisiren dunkelrothe Oktaëder von Schwefel aus. Fettes Oel und Wachs liefern hingegen einen weichen Schwefel, welcher in Schwefelkohlenstoff vollständig löslich ist. Die Temperatur, bis zu welcher der Schwefel erhitzt werden muß, um diese Modificationen bilden zu können, hängt von der Natur der ihm zuzusetzenden Substanzen ab. Der Kampher ruft diese Modification des Schwefels bei einer Temperatur von 230° C. hervor, welche dadurch gemessen wurde, daß der Kolben in ein Oelbad gebracht wird; Naphtalin und Terpenthinöl hingegen verwandeln den Schwefel in diese Modification erst bei einer weit höheren Temperatur, deren genaue Bestimmung uns nicht möglich war. Von der Ansicht ausgehend, daß bei dieser Modification des Schwefels der Kohlenstoff der organischen Substanz die Hauptrolle spielt, untersuchten wir auch die Wirkung des Kienrußes, der Zuckerkohle und der Holzkohle auf den Schwefel, indem wir 1 Th. Kohle mit 1000 Th. Schwefel erhitzten. Wir erhielten ein gleiches Resultat, wie bei den vorhergehenden Versuchen: einen weichen und plastischen, in Schwefelkohlenstoff nur theilweise löslichen Schwefel. Der in der Schwefelmasse zerstreute Kohlenstoff ertheilt ihr eine schwärzlichblaue oder ganz schwarze Farbe; ist seine Menge einigermaßen bedeutend, so erkaltet der Schwefel sehr langsam. Der Kohlenstoff modificirt die Eigenschaften des Schwefels bei einer Temperatur von 270° C. Erhitzt man bei dieser Temperatur in demselben Oelbade reinen Schwefel und gleichzeitig mit Kohlenstoff versetzten Schwefel, so zeigt sich ein sehr deutlicher Unterschied; der reine Schwefel bildet eine zähe, fadenziehende, der kohlehaltige Schwefel dagegen eine sehr dünne Flüssigkeit. Erhitzt man den in dieser Weise durch Kohlenstoff modificirten Schwefel wiederholt, indem man ihn jedesmal erkalten läßt, so treten die, dieser Modification des Schwefels eigenthümlichen physikalischen Eigenschaften noch weit schärfer hervor. Treten etwa der Kohlenstoff, die kohlenstoffreichen organischen Substanzen, das Jod und die derselben Familie angehörenden Körper, welche sich im geschmolzenen Schwefel so leicht vollständig vertheilen, in Folge des Erkaltens, langsam Wärme an den Schwefel ab und nimmt der letztere auf diese Weise eigenthümliche physikalische Eigenschaften an, welche er ziemlich lange behält? Nach dieser Anschauungsweise könnte man diese Wirkung mit derjenigen des Kohlenstoffs bezüglich des Eisens im Roheisen und Stahl vergleichen und diese Modificationen des Schwefels als Schwefelroheisen oder Schwefelstahl und den Kohlenstoff, das Jod und die analogen Körper als Stählungsmittel des Schwefels betrachten.