Titel: Ueber das Verhalten der festen Fettsäuren beim Zusammenschmelzen; von Dr. H. L. Buff.
Autor: Heinrich Ludwig Buff [GND]
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. XLIV., S. 145
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XLIV. Ueber das Verhalten der festen Fettsäuren beim Zusammenschmelzen; von Dr. H. L. Buff. Buff, über das Verhalten der festen Fettsäuren beim Zusammenschmelzen. Für die Fabrication von Stearinkerzen ist das Verhalten der Palmitinsäure und der Stearinsäure beim Zusammenschmelzen von großer Wichtigkeit. Gottlieb Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. LVII S. 33. hatte beobachtet, daß wenn die sogenannte Margarinsäure, deren Schmelzpunkt bei 60° C. liegen sollte, mit etwas Stearinsäure gemischt wurde, der Schmelzpunkt der Mischung unter 60° fällt. HeintzJournal für praktische Chemie Bd. LXVI S. 1. fand, daß ein Gemisch von etwa 10 Proc. Stearinsäure und 90 Proc. Palmitinsäure den Schmelzpunkt der Margarinsäure und die sonstigen Eigenschaften derselben zeigt. Derselbe entwarf folgende Tabelle über das Verhalten von Gemischen der Palmitin- und Stearinsäure: Schmelzpunkt. Zusammensetzungder Mischung. Art zu erstarren. Stearins. Palmitins.     67°,2 C. 90 10 schuppig krystallinisch, 65°,3 80 20 fein nadelig krystallinisch, 62°,9 70 30   „       „                  „ 60°,1 10 90 schön großnadelig  „ 57°,5 20 80 sehr undeutlich nadelig, 56°,6 50 50 großblätterig krystallinisch, 56°,3 40 60           „                 „ 55°,6 35 65 unkrystall. wellig glänzend, 55°,2    32,5    67,5       „             „         „ 55°,1 30 70       „             „    glanzlos (?) Obgleich die Erniedrigung des Schmelzpunktes den Werth des Gemisches für die Fabrication von Kerzen verringert, so sind doch die sonstigen Veränderungen, welche die fetten Säuren beim Zusammenschmelzen erleiden, von so großem Werthe für die Benutzung derselben, daß jener Nachtheil hiergegen nicht in's Gewicht fällt. Die reinen Säuren sind weich, locker und leicht zerreiblich. Dieselben werden zugleich mit Oelsäure gewonnen und müssen durch Pressen von derselben getrennt werden; dieses ist nur ausführbar, wenn die festen Säuren gemischt sind. Sie werden hierdurch dichter und härter und können nun dem Drucke ausgesetzt werden, welcher nöthig ist um die Oelsäure abzupressen. Die reinen Säuren ziehen sich beim Erkalten so zusammen, daß daraus gegossene Kerzen, wie Kopp Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. XCIII S. 184. bemerkt, kein schönes Ansehen haben können. Das Gemisch der Säuren ist wenig krystallinisch bis amorph und dieses ist der Grund, weßhalb sich aus der halb erstarrten Masse nichtkrystallinische, dichte Kerzen gießen lassen. Kerzen aus reinen Fettsäuren sind weich, zerreiblich, nicht durchscheinend und besitzen keinen Glanz; Kerzen aus einem Gemisch von fetten Säuren sind hart, glänzend und durchscheinend. Endlich kommt hierbei noch ein Punkt, das Verhalten der Säuren gegen neutrale Fette, in Frage. Werden reine Stearinsäure oder Palmitinsäure mit solchen zusammengeschmolzen, so scheiden sich dieselben beim Erstarren krystallinisch aus, die gemischten Säuren hingegen trennen sich weniger leicht von den neutralen Fetten, es erstarrt vielmehr in diesem Falle die ganze Masse als ein homogenes Gemisch. Dieses Verhalten erlaubt den gemischten Säuren zur Fabrication von geringeren Sorten Kerzen neutrale Fette zuzusetzen. (A. a. O.)