Titel: Werkzeug zum Ausbauchen der Siederöhren bei ihrer Befestigung in die Rohrwände der Kessel, von J. B. Desaeger zu Antwerpen.
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. VI., S. 24
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VI. Werkzeug zum Ausbauchen der Siederöhren bei ihrer Befestigung in die Rohrwände der Kessel, von J. B. Desaeger zu Antwerpen. Aus Armengaud's Génie industriel, Mai 1865, S. 271. Mit Abbildungen auf Tab. I. Desaeger's Werkzeug zum Ausbauchen der Siederöhren. Die Röhrenkessel verdanken bekanntlich ihren Namen einer Anzahl Röhren, welche deren Wasserraum durchziehen und theils zur schnelleren Erhitzung und Verdampfung des Speisewassers, theils zur Abführung der Verbrennungsproducte aus der Feuerbüchse nach dem Schornsteine dienen. Diese Siederöhren bestehen aus zusammengerolltem und verlöthetem Messingblech von 2 bis 3 Millimeter Stärke, je nachdem es ihr Durchmesser verlangt; sie werden mit ihrem einen Ende in die Feuerbüchswand, mit dem anderen in die Rauchkastenwand befestigt. Nachdem die Röhren in die gebohrten Löcher der Rohrwand eingesteckt waren, schlug man im Anfange des Locomotivbaues zu ihrer Befestigung die Borde auf die Rohrwand um, trieb dann in die Mündung der Siederöhre einen schmiedeeisernen Ring (Brandring) ein, dessen Aeußeres conisch wie das eingebohrte Loch zur Aufnahme der Siederöhre war, die so einen Keil bildete, den man sehr fest anziehen konnte. Später sah man ein, daß die Wirkung des Ringes genügte, ohne daß man nöthig hätte, das Ende der Siederöhre umzubördeln und gegenwärtig läßt man den Ring bei der Rohrwand in der Rauchkammer weg, die Röhre wird einfach mittelst eines Dornes in dem Loche der Rohrwand ausgeweitet und fest angeschlossen; der im Innern des Kessels herrschende Druck wirkt zu Gunsten dieser Befestigungsart. Der Brandring hat den Nachtheil, daß er den Eingang in die Röhre verengt und dadurch der Circulation der Verbrennungsproducte hinderlich ist. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes hat Berendorf eine Befestigungsart vorgeschlagen, bei welcher der Brandring die Siederöhre von außen umschließt, d.h. zwischen die Röhre und die Wandung des Loches zu liegen kommt. Wir theilen nun in dem Nachstehenden eine von Desaeger angegebene einfache Vorrichtung mit, bei welcher derselbe Zweck mittelst eines sogenannten Austreibeisens erreicht wird, dessen Ansicht und Grundriß die Figuren 35 und 36 zeigen. Dieses Werkzeug besteht 1) aus einer Hülse d, welche fast bis an ihr unteres Ende in vier Theile gespalten und oben mit einem Wulste versehen ist, dessen äußerer Durchmesser (im geschlossenen Zustande) gleich oder nur sehr wenig kleiner als der innere Durchmesser der zu befestigenden Siederöhre ist; 2) aus einem Bolzen b, welcher in die Hülse gesteckt wird und unten einen viereckigen Zapfen d' zu dem Zwecke hat, damit sich dieser Bolzen nicht unabhängig von der Hülse um seine Mittellinie drehen kann; 3) aus einem abgestumpften Kegel c, welcher über den Bolzen geschoben ist und mit seiner kleinen Basis in die Hülse eintritt; 4) aus einer Schraubenmutter e, mittelst welcher der abgestutzte Kegel c derart niedergeschraubt wird, daß er bei seinem Eintritt in die Hülse die vier Theile derselben auseinanderdrückt und so den Durchmesser derselben vergrößert. Das Werkzeug wird in die Röhre eingesteckt, so lange die Schraubenmutter e losgeschraubt ist, so daß der Wulst der Hülse d denselben äußeren Durchmesser wie das Innere der zu befestigenden Röhre hat; der abgestumpfte Kegel c legt sich fest an die Borde der Siederöhren an. Beim Anziehen der Schraubenmutter tritt der Conus in die Hülse ein und vergrößert den Durchmesser des Wulstes um soviel als es zur Herstellung der gewünschten Ausbauchung s nothwendig ist; beim Eindringen des abgestutzten Kegels in das Innere der Röhre wird auch zu gleicher Zeit das Bord der Röhre umgeschlagen; durch dieses gleichzeitige Ausbauchen der Röhre im Innern und das Umbördeln derselben von außen wird eine sehr feste Verbindung hergestellt. Die Operation ist hiermit beendigt und nach dem Losschrauben der Mutter e wird der Kegel c wieder mehr aus der Hülse herausgedrängt, da die vier Theile dieser letzteren federartig wirken und ihre ursprüngliche Gestalt anzunehmen suchen, d.h. der Durchmesser des Wulstes wird wieder so groß wie der innere Durchmesser der Röhre und das Werkzeug kann herausgenommen werden.

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