Titel: Die neuesten englischen Dampfpflüge.
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. VII., S. 25
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VII. Die neuesten englischen Dampfpflüge. Mit Abbildungen auf Tab. I. Die neuesten englischen Dampfpflüge. Weder Fowler John Fowler starb am 4. December 1864 zu Leeds im Alter von 39 Jahren in Folge eines Sturzes mit dem Pferde. A. d. Red. noch Howard hatten bei der letzten Ausstellung der Royal Agricultural Society zu Newcastle im Jahre 1864 erhebliche Veränderungen an ihren bekannten Apparaten angebracht; ihre Erfolge haben vielmehr einige neue Bewerber auf das Feld gerufen. Zu diesen gehört u.a. auch Hr. Collinson Hall aus Ravestock, Essex, ein Landwirth, welcher in früherer Zeit häufig als Preisrichter bei der Beurtheilung der Dampfpflüge thätig gewesen und dabei wahrscheinlich die Ideen zur Verbesserung derselben gefaßt hat, welche er in seinem neuen Dampfpfluge verwirklichen will. Er läßt seine Maschine für jetzt bei den HHrn. Turners in Ipswich bauen, deren Unpünktlichkeit und mangelhafte Arbeit jedoch, wie der Erfinder wenigstens behauptet, an seinen bisherigen Mißerfolgen auf den Ausstellungen Schuld seyn sollen. Fig. 25 stellt eine kleine Skizze der Maschine und Fig. 26 und 27 stellen das neue Betriebsmedium dar, dessen sich Hall bedient. Es besteht aus einer Pony-Locomotive von fünf Pferdekräften, welche mit einer unter dem Kessel liegenden Kettenscheibe versehen ist. Der horizontale Betrieb des Pfluges geschieht nicht durch Drahtseil, sondern durch eine, in Fig. 26 und 27 abgebildete Kette aus 12 Fuß langen und 1/2 Zoll im Quadrat starken Gliedern, welche etwa 1 Pfd. per laufenden Fuß wiegt. Diese Kette soll mit Vortheil das sich schnell abnutzende Drahtseil ersetzen. Statt des Ankers verwendet Hall einen auf Winkel-Schienen laufenden kleinen Wagen, Fig. 28, dessen Räder den nach Richtung des Pfeils wirkenden Zug mittelst der vorspringenden Winkel xy der Schienen abfangen. Die Schienen werden durch Keile in dem Boden längs des sogenannten Headlands mit Leichtigkeit befestigt. – Die Versuche, welche Hall mit seinen Maschinen in Newcastle anstellte, mißlangen, wie schon vorhin bemerkt; doch beweist dieß nichts gegen das neue System, welches, wenn es sich bewährte, nicht geringe Chancen der Einführung in Frankreich und Deutschland haben dürfte. Aveling und Porter in Rochester zeigten einen neuen, sehr sinnreichen Seilträger. Bekanntlich wurden bei allen Dampfpflügen bisher die Seile an dem so schädlichen und kraftraubenden Schleifen durch Rollen verhindert, über welche sie zu laufen hatten. Diese Rollen liegen auf Böcken, welche nach Art der Schubkarren montirt sind und von Knaben so bedient werden, daß sie vor dem vorrückenden Pfluge fortgenommen, hinter demselben wieder eingeschaltet und beim Rückgange resp. Verschieben des ganzen Apparates um die Furchenbreite, nachgefahren werden müssen. Diese zeitraubende und mehrere Personen in Anspruch nehmende Operation wird durch die in den Figuren 29, 30 und 31 abgebildete Aveling'sche Seilkarre vermieden. Fig. 29 zeigt eine perspectivische Ansicht, Fig. 30 eine Vorderansicht, Fig. 31 einen Längsschnitt der Karre. Beim Ablauf des Seils Y, y nämlich wird jedesmal an der Stelle, an der eine Unterstützung nöthig ist, gleich bei der Locomotive einer der neuen Karren mittelst der Klemme A, B (Fig. 29) und des Führers C (Fig. 29) an das Seil festgeklemmt; der Karren läuft also mit dem Seile selbst mit, und zwar so lange, bis der Pflug am anderen Ende angekommen ist. Die vor dem Pfluge befindlichen Klemmkarren werden ausgehakt, sobald sie in der Nähe des Ankers ankommen und hinter dem rückkehrenden Pfluge wieder eingehakt; die hinter dem Pfluge herlaufenden Karren halten mit ihm gleichzeitig still und gehen nach Umkehrung der Bewegung mit dem Seile gleich wieder zurück. Es sind also bei jeder beliebigen Seillänge nur zwei Jungen nöthig, von denen der eine an der Maschine, der andere am Ankerwagen steht. Ferner interessirte uns das Modell einer neuen Anordnung zum Dampfpflugbetriebe, ausgestellt von den Gebrüdern Fisken, bekanntlich den eigentlichen, in sehr bescheidenen Verhältnissen lebenden Erfindern des Fowler'schen Dampfpfluges (man s. den „Dampfpflugproceß“ im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 312). Fisken schlägt nämlich die Verwendung von Hanfseil statt Drahtseil vor. Fig. 32 stellt seine Anordnung dar. A ist die Maschine, welche feststeht. Dieselbe treibt mittelst der Seilscheiben 1,2 und eines festen Ankers B ein Hanfseil nach der Richtung der Pfeile, welches eine Geschwindigkeit von 3000 Fuß per Minute empfängt. Das Seil läuft über die Scheiben E und F, und betreibt von denselben aus die beiden Ankerwinden G, H, J und I, K, zwischen denen der Pflug L hin und her geht, und welche sich an der Maschine bei G und an dem Anker bei D normal zur Furchenrichtung fortbewegen. Fisken behauptet, daß er 60 Acres (90 Morgen) mit 1200 Yards (3600 Fuß) Hanfseil mit einem Male gepflügt habe, und daß das Hanfseil länger halte als das Drahtseil. J. Pintus. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1864, Nr. 46 und 47.)

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