Titel: Läufer mit eingesetzten Quetschwalzen für Mahlmühlen von Lefèvre sen., Mühlenbesitzer zu Silly bei Marle.
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LXXIX., S. 344
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LXXIX. Läufer mit eingesetzten Quetschwalzen für Mahlmühlen von Lefèvre sen., Mühlenbesitzer zu Silly bei Marle. Aus Armengaud's Génie industriel, April 1865, S. 219. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Lefèvre's Mühlstein mit Quetschwalzen. Die zum Mahlen der Frucht gewöhnlich angewendeten Mühlsteine bilden eine Scheibe, deren ebene Oberfläche in drei Theile getheilt ist, welche sich nur durch die Art, wie dieselben zum Zwecke des Mahlens behauen sind, von einander unterscheiden. Bei der von dem Mittelpunkte des Mühlsteins entferntesten ersten und zweiten Zone werden die Furchen regelmäßig, sehr niedrig eingehauen und auch immer in denselben Linien erneuert. Das dem Mittelpunkte zunächst befindliche sogenannte Herzstück des Steines muß dagegen tiefer gefurcht werden, um die Hülse der Frucht zu zerbrechen, zu zerreißen, wobei aber ein Theil der Kleie in das Mehl gelangt. Man hat längst nach einem Mittel gesucht, um den letzteren Uebelstand zu beseitigen und zu diesem Zwecke mit großen Augen, mit ringförmigen Mühlsteinen etc. Versuche gemacht, aber alle nach einander angewandten Mittel sind wieder aufgegeben worden, weil die Frucht, welche in dem Augenblicke, wo sie unter den Mühlstein gelangte, noch ganz war, immer sogleich zerrissen wurde. Das Mittel, welches noch am meisten Erfolg gehabt hat, bestand darin, daß man die Frucht comprimirte, um sie platt zu drücken, ehe man sie unter den Mühlstein eintreten ließ; aber dieses Mittel ist sehr kostspielig und erfordert einen großen Aufwand an Triebkraft. Um die gute Wirkung welche die Compression der Frucht hatte, beizubehalten, ohne viel Triebkraft und einen kostspieligen Mechanismus anwenden zu müssen, hat Hr. Lefèvre in dem Läufer zwei conische Walzen angebracht, die sich frei und ohne Mechanismus umdrehen. Dieses System erheischt die Beseitigung der Arbeitsfläche des Bodensteines; hierdurch wird eine wesentliche Vergrößerung des leeren (vertieften) Raumes in der Mitte erlangt, ohne das Auge zu vergrößern, und die Frucht wird für ein besseres Mahlen vollkommen vorbereitet. Die Frucht wird comprimirt und platt gedrückt, man erhält mehr Kleie und das Mehl ist folglich weißer. Durch dieses System wird auch eine gute Vertheilung der Körner unter dem Mühlstein und eine verhältnißmäßig bedeutende Verminderung der Erhitzung der Arbeitsflächen beim Mahlen erreicht. Die Walzen, welche rechtwinkelig zu der durch die beiden Arme der Haue hindurchgehenden Achse angebracht werden, vermögen den Mühlstein besser in einer horizontalen Ebene zu erhalten. Da die Berührungsflächen zum Mahlen von viel geringerem Betrage sind, so bedürfen die mit dieser Einrichtung versehenen Mühlsteine einer geringeren Kraft zum Mahlen einer gegebenen Quantität Frucht. Diese Einrichtung läßt sich mit geringen Kosten an allen gegenwärtig im Gebrauche befindlichen Mühlsteinen anbringen und die Unterhaltungskosten sind fast Null. Fig. 24 stellt den Verticaldurchschnitt durch die Mitte eines mit Quetschwalzen versehenen Mühlsteinpaares von 1,50 Meter Durchmesser dar; Fig. 25 ist der Grundriß von dem mittleren Theile des Läufers. Der Läufer M ist mit Oeffnungen versehen, die unter rechten Winkeln zu der durch das Auge des Steines gehenden Haue N angebracht sind und die beiden Kastenrahmen A aufnehmen, welche die zum Comprimiren dienenden conischen Walzen C tragen. Die Achsen dieser Walzen drehen sich in den Lagern, welche an die Stücke b und b' angegossen sind; lederne Scheiben, womit man die Lager füttert, gestatten vermöge ihrer Elasticität den Quetschwalzen sich in allen Lagen frei um ihre Achsen zu drehen. Wie schon erwähnt wurde, fällt die Arbeitsfläche des Bodensteines weg, damit sich die Quetschwalzen über dieselbe bewegen können. Hierdurch wird die in dem Herzstücke des Bodensteines befindliche Vertiefung größer. Mit Hülfe der Stellschrauben v und v' regulirt man genau den Zwischenraum, der zwischen der Oberfläche des Bodensteines und derjenigen der Quetschwalzen C verbleiben muß, welche letztere die Körner platt drücken, bevor sie vermittelst der geschärften Mühlsteine zermahlen werden. Zur Verhütung einer rückgängigen Bewegung der Schrauben v u. v', welche eine veränderte Stellung der Walzen C herbeiführen und dem gehörigen Plattdrücken der Frucht hinderlich seyn könnte, steckt der Erfinder ein viereckiges Steinstück in die entsprechende Oeffnung zwischen den Zwingen eines jeden Rahmens A, wodurch die Stücke b und b' in der gewünschten Höhe erhalten werden. Der Mühlstein wird durch das Einsetzen der Kastenrahmen A keineswegs geschwächt, denn es wird nicht mehr aus dem Steine herausgehauen, als nöthig ist, um die Ohren der Kastenrahmen einzubringen; hierdurch wird das Anbringen dieser Einrichtung mit Quetschwalzen an allen gegenwärtig im Gebrauche befindlichen Mühlsteinen von jedem Durchmesser erleichtert.

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