Titel: | Ueber die Duchemin'sche Kohlenzinkkette, von Sophronius. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. XXXVIII., S. 123 |
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XXXVIII.
Ueber die Duchemin'sche Kohlenzinkkette, von Sophronius.
Aus den Annales du Génie civil, Juli 1865, S.
448.
Ueber die Duchemin'sche Kohlenzinkkette.
„Mehr als 60 Jahre – sagt der Verfasser – sind verflossen,
seit Alexander Volta, indem er nach verschiedenen
Methoden das bekannte Experiment von Galvani
wiederholte und dasselbe auf sachgemäße Grundlagen zurückführte, die Entdeckung
mittheilte, daß der Contact von zwei ungleichartigen Metallen genügt, um
Elektricität zu erzeugen. Kurze Zeit darauf construirte er seinen Apparat zur
Erzeugung dynamischer Elektricität, der heutzutage zahlreiche Anwendung findet
und welcher, seiner ersten Einrichtung nach, den Namen
„Säule“ erhielt. Wie viele Untersuchungen wurden
seither gemacht, wie viele Versuche hat man veranstaltet, um diesen Apparat zu
verbessern und seine Kraft zu verstärken! Lang wäre die Liste, wenn ich alle
diejenigen aufzählen wollte, welche mehr oder minder glückliche Modificationen
der Volta'schen Säule erfunden haben.
Heutzutage ist die Kette von Bunsen allgemein
verbreitet; sie wird fast ausschließlich in der Industrie und in den
physikalischen Laboratorien verwendet. Die Zusammensetzung dieser
Kohlenzinkkette ist bekannt; sie functionirt, wenn sie mit Sorgfalt angeordnet
wird, anfänglich mit einer sehr großen Energie; aber einige Stunden genügen, um
sie vollkommen unbrauchbar zu machen (?), wenn sie nicht von Neuem in den
gehörigen Zustand versetzt wird. Sie wirkt nicht constant, die Bedienung
derselben und ihre Conservirung ist sehr umständlich, und während ihrer
Thätigkeit entwickeln sich Dämpfe von salpetriger Säure, welche der Wirkung der
Kette nachtheilig sind und für die Umgebung beim Einathmen sehr gefährlich
werden können. Das Problem, alle diese Uebelstände zu beseitigen, war bis jetzt
ungelöst geblieben; Herrn Emil Duchemin ist es nun
gelungen, die Bunsen'sche Kette wesentlich zu
vervollkommnen, ohne die eigentliche Zusammensetzung derselben zu ändern. Das
Wesen dieser Verbesserung, von welcher er in der Sitzung vom 27. Februar d. J.
der (französischen) Akademie Mittheilung machte, besteht darin, die
Salpetersäure durch eine Lösung von Eisenchlorid mit einem Concentrationsgrade
von 32° Beaumé zu ersetzenWie Dr. H. Schwarz
in einer Notiz im polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 463 bemerkt, hat derselbe schon früher die
Anwendung von Eisenchlorid für die constanten galvanischen Batterien
empfohlen., während die Zinkzelle mit angesäuerter Kochsalzlösung angeregt wird. Diese
Substitution vermeidet die salpetrigsauren Dämpfe, conservirt sehr lange Zeit
die Amalgamation des Zinkes, und gestattet die Elemente eben sowohl in einem
Salon als in einem Laboratorium aufzustellen. So eingerichtet, kann die neue
Kette mehrere Wochen in Thätigkeit bleiben oder für die Anwendung vorbereitet
erhalten werden.
Einige Resultate, für deren Richtigkeit ich garantire, theile ich im
Nachstehenden mit:
Nach 18 Tagen liefert ein einziges Element noch einen genügend starken Strom, um
die Zerlegung eines Salzes zu bewirken; das Experiment wurde mit Glaubersalz
angestellt.
Duchemin hat eine Batterie aus drei Elementen seit
dem Monate Mai, zu welcher Zeit er sie zusammensetzte, für seine Versuche
benutzt, die noch jetzt für diese Zwecke tauglich ist.
Ruhmkorff hat bestätigt, daß, wenn die Flüssigkeiten
unberührt bleiben, eine Duchemin'sche Batterie
während der Dauer von drei Wochen einen großen Inductionsapparat in
vollständiger Thätigkeit erhalten konnte.
Von einem Chemiker Bardy sind ähnliche günstige
Resultate von Versuchen mit der neuen Kette mitgetheilt worden (die wir jedoch
hier unterdrücken können).
Hierdurch erscheint mir also das Problem für die Construction einer constanten
Kette, welche durch lange Zeit für die Functionirung vorbereitet seyn kann, ohne
an Kraft zu verlieren, und die dabei bedeutende Effecte hervorzubringen vermag,
gelöst zu seyn. Nach du Moncel's Untersuchungen sind
die Constanten derselben im Vergleiche zur Bunsen'schen Kette folgende:
Duchemin'sches
Element.
Bunsen'sches
Element.
Elektromotorische Kraft
9,640
11,123
Wesentlicher Widerstand
942 Meter
153 Meter
Das Eisenchlorid kann von den chemischen Fabriken zu einem sehr billigen Preise
geliefert werden; überdieß läßt sich mit geringen Kosten das benutzte Material
regeneriren, indem man (nach Bardy) dessen Lösung in
siedendem Zustande mit einigen Tropfen gewöhnlicher Salpetersäure bis zum
Verschwinden des Niederschlages versetzt.
Kürzlich machte Duchemin der Akademie die Mittheilung,
daß er das Kochsalz durch chlorsaures Kali ersetzt und diese Substitution eine
beträchtliche Zunahme der magnetischen und calorischen Wirkungen hervorgebracht
habe.“
Aus dem übrigen Theile der sehr umfangreichen Betrachtungen des Verfassers leuchtet
hervor, daß mit der neuen Volta'schen Kombination von Duchemin gegenwärtig Versuche bei dem
Eisenbahntelegraphen zwischen Paris und Lyon angestellt werden, und es dürfte
allerdings von Interesse seyn, die Resultate der letzteren zu erfahren. Was die ganz
besonderen Vorzüge betrifft, welche Hr. Sophronius dieser
neuen Combination zuschreibt, so mag hierüber bloß die Bemerkung hier angefügt
werden, daß sich dieselben nach den vorausgegangenen Erörterungen auf das einzige
Element beschränken, vermöge welchem die elektromotorische Kraft der Kette von Duchemin nach den Messungen von du
Moncel nicht viel von der der Bunsen'schen Kette
verschieden seyn soll; denn bezüglich der constanten Wirksamkeit der neuen
Combination geben die Erörterungen des Verfassers gar keinen Aufschluß, während die
übrigen der von ihm angeführten Uebelstände der ursprünglichen Bunsen'schen Kette bekanntlich durch Modificationen verschiedener Art,
welche bereits in der Industrie und in der Telegraphentechnik Eingang gefunden
haben, schon seit längerer Zeit beseitigt worden sind. Daß die ursprüngliche
Einrichtung der Kette von Bunsen durch die neue Kette von
Duchemin aber in allen Fällen ersetzt werde, muß
schon deßhalb bezweifelt werden, weil der innere Widerstand derselben sehr
bedeutend, nämlich etwa das Fünffache der Bunsen'schen
Kette ist: ihre Anwendung wird aus diesem Grunde vermuthlich auf dieselben Fälle wie
die übrigen Modificationen der Kohlenzinkkette, nämlich auf solche beschränkt
bleiben, in welchen der arbeitende Strom im Allgemeinen nur eine geringe Stärke zu
haben braucht.
C. K.