Titel: Ueber die Vorrichtungen zum Schlämmen der Thone; von J. G. Gentele.
Autor: Johan G. Gentele [GND]
Fundstelle: Band 178, Jahrgang 1865, Nr. LXV., S. 226
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LXV. Ueber die Vorrichtungen zum Schlämmen der Thone; von J. G. Gentele. Mit einer Abbildung. Gentele, über die Vorrichtungen zum Schlämmen der Thone. Man sollte glauben, daß die Vorrichtungen zum Schlämmen der Thone in England, wo diese Arbeit in den Potteriedistricten eine so häufige und nothwendige Operation ist, die möglichste Vollkommenheit erlangt haben; dem ist indessen nicht so, vielmehr wurden diese Vorrichtungen bisher in hohem Grade vernachlässigt, wohl deßhalb, weil die vorhandenen Einrichtungen ihren Zweck erfüllen, obwohl derselbe einfacher und billiger erreicht werden könnte. Die Schlämmeinrichtungen bestehen überall der Hauptsache nach 1) aus den Vorrichtungen, durch welche die Thone zu einer dünnen Milch in Wasser zerrührt oder zertheilt werden, und 2) in den Siebvorrichtungen, welche diese Milch nachher passirt, um mitfolgende Unreinigkeiten, Stroh, Körner, Schwefelkiese etc. zurückzuhalten. Die Vorrichtungen zum Aufrühren der Thone in Wasser bestehen gewöhnlich aus einem verticalstehenden, nach oben etwas conischen Bottiche mit starkem Boden. In demselben steht eine verticale Achse, an welcher in Kreuzform zwei horizontalliegende Balken befestigt sind, in denen verticale Rechen aufgezogen sind. Die Achse und der Rechen werden im Bottiche mittelst einer Transmission im Kreise herumgedreht. Man füllt eine Quantität Thon mit der nöthigen Menge Wasser in den Bottich, und läßt den Rechen laufen bis die Thonmilch das verlangte specifische Gewicht zeigt, worauf man abzapft und wieder beschickt. Eine solche Einrichtung ist indessen ihrer Leistung nach eine höchst unvollkommene. Der Thon legt sich rasch zu Boden, und das Rechenkreuz schiebt ihn beständig vor sich her, wodurch eine starke Reibung entsteht, die viel Kraft erfordert, und wodurch auch der untere Theil des Bottichs bald abgenutzt wird. Das über dem Thone stehende Wasser kommt in rotirende Bewegung, und es ist wohl hauptsächlich diese, welche durch Reibung die langsam erfolgende Zertheilung des Thones und der entstehenden Klumpen von oben nach unten bewirkt. Bei dem Umbau des Schlämmwerkes einer nach englischer Methode arbeitenden Fabrik wurde nach meinem Vorschlage folgende Einrichtung getroffen, deren Leistung weit größer ist, und welche ohne Zeichnung beschrieben werden kann. Die Einrichtung gleicht im Wesentlichen derjenigen eines größeren Holländers der Papierfabriken. Ein Trog, welcher inwendig einen halben Cylinder bildet, vertritt die Stelle des Bottichs. Er liegt horizontal und in seiner Achse liegt eine ebenfalls horizontale Welle mit einem Transmissionsrade, wodurch dieselbe die rotirende Bewegung erhält. Diese Welle ist mit Rechen oder Zähnen besetzt, welche bis nahe an den Boden des Troges und seines cylindrischen Umfanges reichen. Auf den von starkem Holze gefertigten Trog ist ein vierkantiger Kasten gebaut, dessen Höhe etwas größer als der Radius des Cylinders ist, so daß der Rechen sich unterhalb im Cylinder und oben im Kasten bewegt. Die Welle des Rechens geht an beiden Enden durch die Wände in dichten Stopfbüchsen hervor, so daß das Transmissionsrad außen aufgesetzt werden kann. Bei der Arbeit wird eine gewisse Menge Thon in den Trog gebracht, das nöthige Wasser hinzugelassen, und nun das Gemisch der Bewegung überlassen, bis die Thonmilch das erwünschte specifische Gewicht erlangt hat. Man wird den Grund leicht einsehen, warum diese Maschine leichter arbeitet und weniger Kraft erfordert als die bisherigen Vorrichtungen. Der Thon wird nämlich hier nicht als ein todter Klumpen im Kreise herumgedreht, sondern beständig im Wasser gehoben, welches auch nicht die rotirende Bewegung annimmt wie in den verticalen Bottichen. Er wird durch die Rechen nicht bloß vor sich her geschoben, sondern auch auf vielfache Weise zerrissen. Mit dieser Einrichtung ist noch ein wesentlicher Vortheil verbunden, den man benutzen kann. Man kann die Maschine nämlich in der Höhe anbringen, so daß die Thonmilch aus dem Troge von selbst in die Sieb- und Schlämmvorrichtung abfließt, während eine so hohe Aufstellung des bisherigen Schlämmbottichs wegen der Transmissions-Einrichtung und der Höhe des verticalen Rechens stets schwierig ist. Ueberdieß nimmt der Bottich auf hohen Balkenlagern leicht eine oscillirende Bewegung an; stellt man ihn aber im Erdgeschoß auf, so muß die abgelaufene Thonmilch wieder durch Pumpen gehoben werden, um sie auf dieselben Siebvorrichtungen gehen lassen zu können. Die Vorrichtung zum Sieben der Thonmilch besteht gewöhnlich aus einem Reservoir, einem viereckigen Kasten, auf welchem mehrere vierkantige Siebe angebracht sind, die durch einen Mechanismus eine stoßweise erfolgende hin- und hergehende Bewegung erhalten. Man läßt die Thonmilch in solchem Verhältniß aus ihrem Behälter auf die Siebe fließen, daß der Boden der letzteren von Flüssigkeit stets unbedeckt bleibt, d.h. daß Alles hindurchgeht, was hinzufließt. Nun sammeln sich auf den Sieben verschiedene gröbere Unreinigkeiten zu Klumpen an, welche auf denselben hin- und herfahren und von Zeit zu Zeit herausgenommen werden müssen. Sie zerstören durch ihre Reibung hauptsächlich die Siebe. Außerdem zerbrechen die eisernen Theile, welche die stoßweise Bewegung der Siebe hervorbringen, sehr häufig gerade wegen dieser Bewegungsart. Man kann nun diese Siebe sehr leicht durch cylindrische rotirende Siebe ersetzen. Diese bringt man in schiefer Richtung über dem Reservoir an, und bewegt sie durch eine Riemenscheibe. Indem die Achse a, a des Siebcylinders so verlängert ist, wie die vorstehende Figur ersehen läßt, und das Sieb durch die Kreuze an derselben so befestigt wird, daß letztere die Zuflußröhre nicht berühren, steht der freien Rotation nichts im Wege. Textabbildung Bd. 178, S. 227 Man kann noch leicht eine Vorrichtung an der Achse anbringen, wodurch dieselbe bei jeder Umdrehung eine kleine stoßweise hin- und hergehende Bewegung macht, was bei dicken Thonflüssigkeiten das Durchpassiren sehr befördert. Die durchgehende Thonmilch fällt in das Reservoir, während das nicht Durchgehende außerhalb dem Reservoir sich ansammelt und nicht erst nach langer Reibung und Abnutzung des Siebes herausgeschafft zu werden braucht. Es versteht sich, daß dieselbe Vorrichtung auch zum Absieben fertiger Steingut- und Porzellanmassen, d.h. der Gemische von Thonmilch, Feuersteinen, gemahlenem Feldspath etc. anwendbar ist.