Titel: | Ehrhardt's Controlapparat für Eisenbahnfahrzeuge. |
Fundstelle: | Band 178, Jahrgang 1865, Nr. CXVII., S. 432 |
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CXVII.
Ehrhardt's Controlapparat für Eisenbahnfahrzeuge.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Ehrhardt's Controlapparat für Eisenbahnfahrzeuge.
Der vom Maschinenmeister der königl. sächs. östlichen Staatseisenbahnen, Hrn. Ehrhardt in Dresden, erfundene, in Deutschland,
Frankreich, England, Belgien etc. patentirte Controlapparat, dessen Ausführung die
Maschinenfabrik von R. Hartmann in Chemnitz übernommen
hat, begegnet der Schwierigkeit, Ungenauigkeit und Kostspieligkeit der Wägung von
Eisenbahnfahrzeugen selbst, sowie der Transportlasten in vollendetster Weise;
derselbe ermittelt die Belastung jeder einzelnen Achse zuverlässig und genauer als
die bisher angewendeten, kostspieligen und sehr complicirten sechstheiligen Centesimalwaagen,
welche nach den mit dem Controlapparat angestellten Versuchen ungenau wägen und in
den Wägeresultaten von einander selbst nicht unwesentlich differiren. Jeder Apparat
wird mittelst genau justirter und geaichter Normalgewichte in feinem Spiele normirt,
so daß mit allgemeiner Einführung desselben eine gleichmäßige, scharf normirte
Abwägung aller Orten gesichert ist. Der Apparat ist im Gegensatz zu den gedachten
Centesimalwaagen sehr leicht transportabel (sein Gewicht beträgt 93 Pfd.) und die
Wägung von Fahrzeugen an jeder beliebigen Stelle eines horizontalen und geraden
Geleises ohne Schwierigkeit ausführbar; die Anschaffungskosten endlich betragen nur
etwa den zehnten Theil von denen der Centesimalwaagen nebst Fundamentirung und
Ueberbau. Bei seiner Anwendung können Benachtheiligungen der Bahnen bei dem
Transportverkehr kaum noch vorkommen und auch Differenzen bei der Belastung der
einzelnen Achsen, die wohl oft schon die Ursache von Entgleisungen gewesen seyn
dürften, sind leicht, schnell und sicher zu ermitteln.
Der Apparat ist bereits auf verschiedenen Bahnen mit dem besten Erfolg in Anwendung;
Hr. v. Weber, technischer Director der k. sächs. östl.
Staatsbahnen, bezeichnet ihn auf Grund seiner Erfahrungen als einen der
nützlichsten, in neuerer Zeit der Praxis des Eisenbahnwesens zur Förderung der
Sicherheit dargebotenen Apparate.
Figur 27
zeigt den Apparat in seiner Anwendung. Um die Belastungen der Achsen einer
Locomotive oder eines Wagens zu ermitteln, setzt man unter jedes Rad des Fahrzeuges
einen solchen Apparat in der Weise, daß sich das Untertheil A, welches zugleich das Hauptgestell bildet, mit seiner Klaue a auf den Schienenfuß stutzt und der Hebel D, der sich in seinem Stützpunkt d' bei e auf das Untertheil A aufsetzt, mit seiner vorderen Schneide d unter dem Radreifen angreift. Nachdem jeder Apparat
durch die Fußschraube G unter Beachtung des Senkloths
g und der festen Marke g' vertical gestellt worden ist, wird durch die Schraube f der Keil E so weit
vorgeschoben, bis dadurch der Hebel B unter einen
bestimmten Winkel über die waagrechte Lage kommt. Dieser Winkel, von dem die Höhe
der Aufhebung der Räder von den Bahnschienen abhängt, wird durch einen Zeiger auf
der über dem Senklothe g befindlichen Bogenscala b' mit Ziffern bestimmt. Sind unter allen Rädern einer
Locomotive oder eines Wagens solche Apparate angestellt und stehen die Hebel B aller Apparate unter gleichen Winkeln, was durch
gleiche Ziffern auf der Bogenscala angegeben wird, so verschiebt man die Gewichte
b an den Hebeln so lange, bis die Zeiger aller
Apparate an den Bogenscalen auf Null zu stehen kommen. Nun ist jedes Rad gleich hoch von der Schiene 1
bis 2 Millim. abgehoben und man kann die Belastung jedes einzelnen Rades auf der
Scala, welche auf der oberen Fläche des Hebels B
verzeichnet ist, sofort in Centnern und Pfunden ablesen. Die Differenzen in den
Gewichtsangaben der einzelnen Apparate gegen einander zeigen die Ungleichheit in der
Belastung und in der Spannung der über den einzelnen Rädern liegenden Tragfedern auf
das deutlichste und man kann dieselben sicher und leicht reguliren. Summirt geben
die Gewichtsangaben der einzelnen Apparate genau das Gesammtgewicht des ganzen
Fahrzeugs, welches der Prüfung unterzogen wurde.
Der Hebel H unter dem Gestelle faßt an dem einen Ende mit
einer Klaue unter dem Schienenfuß und wird vermittelst einer am anderen Ende
befindlichen Preßschraube fest gegen denselben angedrückt. Bei breitbasigen Schienen
ist dieser Hebel entbehrlich. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 36; London Journal of arts, September 1865, S. 155.)