Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 178, Jahrgang 1865, Nr. , S. 409
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Dampffliegmaschine. Das Journal of Commerce schreibt: Eine Fliegmaschine neuer Construction wird gegenwärtig in Hoboken für die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika gebaut. Sie wurde während des Krieges begonnen und sollte zum Recognosciren gebraucht werden. Der Krieg ist zwar vorüber, doch soll die Maschine ausgeführt werden. Die Idee der Erfindung ist zwar eine alte, jedoch wird sie hier zum erstenmal praktisch ausgeführt. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat sich entschlossen, diese Maschine auf ihre Kosten ausführen zu lassen, nachdem Hr. Professor Mitschel eine Reihe von Versuchen mit kleinen Apparaten gemacht, nach welcher die Erfindung für lebensfähig erklärt wurde. Professor Mitschel hatte sich schon früher vielfach mit Aeronautik befaßt und war zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Schraube sich in der Luft ebenso gut anwenden lassen würde wie im Wasser. Seine erste und hauptsächliche Aufgabe war, die Hebekraft eines horizontalen, schraubenförmig gebauten Rades bei verschiedenen Umdrehungsgeschwindigkeiten zu bestimmen. Das zum Experimentiren verwendete Schraubenrad wurde auf eine verticale Achse gebracht, auf welcher es sich auf und ab bewegen konnte; dann wurden dem Schraubenrad verschiedene Umdrehungsgeschwindigkeiten, je nach dem Belieben des Experimentators, gegeben. Bei einer bestimmten Umdrehungsgeschwindigkeit konnte das Rad nur sich selbst heben; bei einer anderen konnte es das Dreifache seines Gewichtes heben u.s.w., so daß man durch Vergleichung die Thatsache fand, daß ein Schraubenrad von 20 Fuß Durchmesser, bei einer gewissen Umdrehungsgeschwindigkeit 6 Tonnen = 122 Ctr. heben würde. Darauf basirt die Maschine. Der ganze Apparat besteht aus einem cigarrenförmigen Kahn. Eine Dampfmaschine befindet sich im Mittelpunkt mit hinreichender Kraft, um ein Schraubenrad von 20 Fuß Durchmesser zu treiben. Es sind vier Schraubenräder mit der Maschine verbunden; eins oben, eins unten, eins vorne, eins hinten. Das obere und untere Schraubenrad arbeiten zusammen und dienen zum Heben oder Senken des Apparates; die Räder an den beiden Enden können zusammen oder einzeln, in gleicher oder entgegengesetzter Richtung, gedreht werden und sind zum Steuern bestimmt. Das Gewicht des Ganzen mit sammt der Mannschaft ist ungefähr 122 Ctr. Es wird behauptet, die Maschine lasse sich so leicht durch die Luft treiben, wie ein Schiff durch das Wasser. Selbstverständlich spielt jedoch der Wind hierbei eine große Rolle. Der Bau der Maschine wird von einem sachverständigen Officier der Regierung überwacht, und hofft man in einem Monat so weit zu seyn, daß dieselbe probirt werden kann. In diesen Experimenten liegt doch wenigstens Sinn, System und Zweck, während Fahrten mit Ballonen wie der Radar's keinen anderen Zweck haben können, als den, Geld zu machen. (Arbeitgeber.) Kettenschifffahrt auf dem Rheine. Nachdem schon vor zwei Jahren öffentliche Blätter die Nachricht gebracht hatten (polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 312 und Bd. CLXXIII S. 311), daß die Ausübung der Kettenschifffahrt auf dem Rheine einigen Privaten concessionirt sey und deren Ausführung vorbereitet werde, hat davon bis jetzt weiter nichts verlautet, woraus sich schließen läßt, daß die Sache aus Schwierigkeiten gestoßen ist, deren Hinwegräumung bis jetzt noch nicht möglich gewesen ist. Inzwischen hat, wie die „Magdeburger Zeitung“ meldet, die Magdeburger Dampfschifffahrts-Gesellschaft Gelegenheit genommen, auf ein solches Unternehmen für die Elbe ihr Augenmerk zu richten, und Untersuchungen über den praktischen Werth der Kettenschifffahrt auf der Seine anstellen lassen, welche derselben Veranlassung gaben, die Concession darauf für die Elbe nachzusuchen, die ihr auch für die preußische Elbstrecke von Magdeburg bis Wittenberge ertheilt ist. Da jedoch ein solches Unternehmen bei der zur Zeit noch mangelhaften Correction des Elbbettes nicht sofort auf der ganzen Strecke in Angriff genommen werden kann, so soll damit versuchsweise von Buckau bis unterhalb der Neustadt begonnen werden, wozu die königl. Regierung ihre Genehmigung ertheilt hat. Hiernach ist zu verhoffen, daß die Ausführung schon im Mai k. J. in's Leben treten wird. Eine neue Kühlconstruction bei Mühlsteinen. Jedem, welcher den Vermahlungsproceß von Körnerfrüchten kennt, ist es bereits vorgekommen, daß das Mahlgut während des Vermahlens einen bedeutenden Wärmegrad erreicht, welcher desto größer wird, je größer die Umdrehungsgeschwindigkeit des Läufers ist und je näher die Steine gestellt sind. Das Mahlgut selbst erhitzt sich nicht, wohl aber die Mühlsteine an den beiden Mahlflächen; hierdurch wird ersterem die durch Friction erzeugte Wärme mitgetheilt. Diesem Uebelstande, dem Heißwerden der Mühlsteine, wodurch das Mahlgut verdorben wird, abzuhelfen, wurden mehr oder weniger combinirte Vorrichtungen und Apparate am Läufer oder Oberstein angebracht, welche jedoch zumeist dem beabsichtigten Zwecke nur unvollkommen entsprachen. Die einfachste und bisher am besten bewährte Ventilation ist jene, welche der Mühlsteinfabrikant Hr. Ofer in Krems an den von ihm fabricirten Läufern anbringt; sie besteht darin, daß zur Erzeugung bewegter Luft an der Mahlbahn des Läufers durch Herausnehmen der Brust des Mittelstückes vier Erhöhungen, sogenannte Windflügel in Form eines Kreuzes, stehen bleiben. Bei Drehung des Läufers blasen diese Windflügel die durch das Einlaufsloch einströmende Luft durch die Luftfurchen zwischen die Mahlbahn und kühlen so durch beständigen Luftzug das Mahlgut ab. (Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1865, Nr. 41.) Ausdehnung und Zusammenziehung des Mauerwerks. Ueber die Ausdehnung und Zusammenziehung des Mauerwerks in Folge der Temperaturänderungen sind von Bruniceau in Paris auf dem Wege zahlreicher Versuche sehr interessante Data ermittelt worden. Obgleich diese Dimensionsänderungen im Kleinen sehr unbeutend scheinen, so können sie doch bei großer Länge der Mauern von zerstörendem Einflüsse seyn, namentlich wenn die Herstellung bei einer extremen Temperatur stattfindet. Mörtel, Cement und Beton unterliegen im Allgemeinen stärkeren Dimensionsänderungen als gebrannte und natürliche Steine. Bei den ersteren beträgt dieselbe per 1 Meter Länge und 1° C. Temperaturdifferenz etwa 1/100 bis 1/70 Millim., bei den letzteren nur 1/190 bis 1/120 Millimeter. Rechnet man durchschnittlich 1/120, und würde man eine Mauer von 1000 Meter Länge (etwa eine Stützmauer) bei + 20° C. herstellen, so ergäbe sich für diese bei – 20° C. eine Zusammenziehung – 1000. 1/120. 40 Millim. oder 1/3 Meter. Diese wird zwar nicht an einem Punkte zur Wirkung kommen, aber die Oeffnungen der sich trennenden Querfugen und die Risse werden zusammengenommen die angegebene Größe ungefähr erreichen. In solchen Fällen sind also Constructionen in Anwendung zu bringen, durch welche die Wirkungen dieser Ausdehnung und Zusammenziehung in unschädlichen Grenzen gehalten werden. (Bayerische Gewerbeblätter.) Ueber eine sonderbare magnetische Erscheinung; von J. Plateau. Nach einem bekannten Volksglauben soll der Sarg Mahomet's durch die Wirkung starker Magnete in der Luft schwebend gehalten werden. Ich habe mich gefragt, ob die Sache, wenigstens im Princip, absolut unmöglich wäre, ob man durch zweckmäßig aufgestellte Magnetstäbe eine Magnetnadel ohne Stütze und im stabilen Gleichgewicht in der Luft schweben lassen könne. Ich unterwarf diese Aufgabe der Berechnung, und ungeachtet der Schwierigkeit, welche sich darzubieten schien, ist es mir gelungen, sie vollständig zu lösen, aber leider gänzlich negativ. Ich fand nämlich, daß es vollkommen unmöglich ist, jenes stabile Gleichgewicht zu erhalten, wie auch immer die Anzahl und die Vertheilung der Stäbe beschaffen seyn mögen. Ich untersuchte dann, woraus diese Unmöglichkeit entspringe, und fand, daß sie in den Gesetzen der magnetischen Wirkungen begründet ist, daß man ohne Mühe das gewünschte stabile Gleichgewicht verwirklichen würde, wenn diese Wirkungen einer anderen als der zweiten Potenz der Entfernung umgekehrt proportional wären, (Comptes rendus. t. LIX p. 884.) Explosion des gefrorenen Nitroglycerins durch bloße Reibung. Niemand scheint bisher gewußt zu haben, daß Nitroglycerin bei einem Wärmegrade – man sagt mir unter + 6 bis 8° R. – zu Eis erstarrt und dann durch bloße Friction explodirt. Ein Agent der Fabrikanten Nobel und Comp. brachte das Fabricat auch zu uns, und es wurde nach geschehener Prüfung vorzüglich beim großen Durchstich in Gotschdorf verwendet. Es scheint, daß auch die Erfinder von der gedachten Eigenschaft ihres Fabricats keine Kenntniß hatten. Dasselbe wird in gläsernen Kruken zu 1/4 und 1/8 Ctr., in Stroh und Ueberkörben verpackt, versendet. Die wegen des geringen Wärmegrades seit einigen Tagen erstarrte Nitroglycerinmasse hatte man bisher vorsichtig in der Weise behandelt, daß man einzelne Stückchen mit einem Holzspan lostrennte und sie in die Bohrlöcher brachte. Man fand, daß das gefrorene Nitroglycerin eben so gut wie das flüssige explodire. Gestern hatte der Schachtmeister Krause einen 7–8 Pfd. schweren Eisklumpen von Nitroglycerin vor sich und kam auf den unglücklichen Gedanken, denselben durch eine Spitzhacke in Stücke zu zerlegen, da er nicht ahnte, daß die Masse durch den bloßen Schlag zum Explodiren gebracht werden könnte. So kam es, daß er zuerst hoch in die Luft geschleudert und schrecklich verstümmelt 40–50 Fuß tief in den Schacht gestürzt wurde, während zwei Arbeiter, die in einiger Entfernung von ihm mit Patronenmachen beschäftigt waren, glücklicher Weise nur leicht verletzt wurden. – Hirschberg, 10. November 1865. (Schlesische Zeitung.) Verfahren beim Formen des Gypses. Abate hat verschiedene Methoden probirt, um den Gyps mit einer möglichst kleinen Wassermenge anzurühren. Die Anwendung des Wassers in Dampfform, welche zugleich das einfachste Verfahren bildet, gab ihm die besten Resultate. Man bringt den Gyps in einer cylindrischen Trommel mit einem Dampfkessel in Verbindung; der Gyps absorbirt so in ganz kurzer Zeit die beabsichtigte Menge Wasser, die man mittelst der Gewichtszunahme der Trommel genau reguliren kann. Mit dem so präparirten Gyps, welcher stets seinen pulverförmigen Zustand behält, so daß er durch sein Ansehen die Gegenwart des Wassers nicht zu erkennen gibt, füllt man die in angemessener Weise angeordneten Formen und setzt das Ganze dann der Wirkung einer hydraulischen Presse aus, so daß die Gypstheile zusammengedrückt werden. Die Operation ist in wenigen Augenblicken beendet, und die Gegenstände sind, nachdem sie sodann aus den Formen genommen, sogleich fertig. Der so behandelte Gyps ist vollkommen dicht und hart, und nimmt eine Politur an, wie Marmor. Die feinsten Basreliefs, Medaillen etc. kann man nach diesem Verfahren mit der ganzen Vollkommenheit des Originals reproduciren. Eine dreijährige Erfahrung hat dem Verfasser die Unveränderlichkeit der erzeugten Gypsgegenstände unter den atmosphärischen Einflüssen gezeigt, so daß der Gyps nach diesem Verfahren also auch für Arbeiten, die der freien Luft ausgesetzt sind, anwendbar ist. Man kann der Masse auch verschiedene Farben geben und dadurch den farbigen Marmor nachahmen. (Schöpfer's Handwörterbuch.) Bereitungsweise einer neuen schönen grünen Kupferfarbe. Vermischt man, nach Dr. W. Casselmann, eine siedend heiße Lösung von Kupfervitriol einerseits mit einer siedend heißen Lösung von essigsaurem Kali oder Natron andererseits, so entsteht ein basisches Kupferoxydsalz in reichlicher Menge; dasselbe ist in Wasser völlig unlöslich, anfangs von flockigem Ansehen, in kurzer Zeit indeß eine fast körnige Beschaffenheit annehmend und dann sich leicht absetzend. Es ist von hellgrüner Farbe und zeigt, wenn es getrocknet und verrieben ist, ein solches Feuer, daß es nach dem Schweinfurter Grün entschieden die schönste der unlöslichen Kupferverbindungen bildet, weßhalb nicht zu zweifeln ist, daß dasselbe als Farbe technische Verwendung finden wird. (Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie, 1865 S. 25.) Die Ratanhia als Farbstoff; nach Jul. Roth. Seit langer Zeit schon wird in der Medicin die Ratanhia angewendet, die Wurzel der in Peru einheimischen, zur Familie der Polygaleen gehörigen Krameria trianda, die 1779 von Ruiz entdeckt wurde. Sie wird als adstringirendes Mittel angewendet wie das Catechu, mit dem sie auch sonst die größte Aehnlichkeit hat. Sie besteht nach einer, allerdings der Wiederholung bedürftigen Analyse aus 42,5 Procent Gerbstoff, 15 Proc. Cellulose, 17,5 Proc. braunem Gummi und 25 Proc. eines bitteren Extractivstoffes, der in kochendem Wasser kaum löslich, in alkalischen Lösungen aber löslich ist und in dem man etwas Stärke, sowie eine eigenthümliche krystallisirte Säure gefunden hat, die Peschier Kramersäure nannte; letztere zeichnet sich namentlich durch ihre große Verwandtschaft für den Baryt aus, die nach Geiger noch größer ist als die der Schwefelsäure. Bei der großen Ähnlichkeit der Ratanhia mit dem Catechu in Bezug auf Zusammensetzung und medicinische Eigenschaften war es interessant zu untersuchen, ob sie sich auch in Bezug auf Färberei ähnlich verhält. Roth's Versuche haben nun nach dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhose t. XXXV p. 212 (Mai, 1865) wirklich nachgewiesen, daß die Ratanhia als Farbstoff verwendet werden kann; sie gibt ohne Beizen ziemlich solide Farben, färbt Wolle und Baumwolle und ertheilt der Seide sehr schöne und glänzende Nüancen, die man gewöhnlich mit einem Gemisch von Orseille und Krapp darstellt; die dunklen Farben auf Wolle kann man nur mit Beizen herstellen. Sehr verschiedene Färbungen erhält man namentlich, wenn man die ursprünglichen Nüancen mit verschiedenen Salzen oder Beizen behandelt, wie mit doppelt-chromsaurem Kali, salpetersaurem Kupferoxyd-Ammoniak, Zinnchlorid etc. Da aber die meisten Metallsalze den Farbstoff aus seinen Lösungen fällen, so darf man sie nicht beim Färben in Anwendung bringen. Gegen Reagentien verhält sich der wässerige Aufguß der Ratanhia wie folgt: Chloreisen brauner stockiger Niederschlag, Quecksilberchlorid fleischfarbener essigsaures Bleioxyd violettrother Brechweinstein leichte Trübung nach einiger Zeit, Zinnchlorid hellrostfarbener Niederschlag, doppelt-chromsaures Kali nichts, saures weinsaures Kali    „ salpetersaures Kupferoxyd brauner flockiger Niederschlag, schwefelsaures Eisenoxydul schwarzer   „ Alle Versuche wurden mit Ratanhiawurzeln und im luftleeren Raume dargestelltem Ratanhiaextract ausgeführt; die nach anderen Methoden dargestellten Extracte liefern dasselbe Resultat, sind aber weniger rein und enthalten viel unlösliche Stoffe. Den Ratanhiaextract wird man zu circa 4 Ngr. per Pfd. sich verschaffen können und würde dann derselbe in den Färbereien vortheilhaft zu verwenden seyn. Die Rinde liefert ein Drittel ihres Gewichtes Extract und die Wurzel ein Neuntel; doch erhält man im Handel die Wurzel stets mit der Rinde bedeckt. Für die Färberei kann man eine leichte Abkochung, besser aber einen Aufguß mit Wasser von 30° R. verwenden. Jod färbt die Rinde und Wurzel der Ratanhia schwarz. Der Ratanhiaextract löst sich langsam und nur zum Theil in kaltem Wasser, während er in kochendem Wasser und Alkohol vollständig löslich ist; Alkohol trübt nicht seine wässerige und Wasser nicht seine alkoholische Lösung. Mineralsäuren fällen ihn aus seinen Lösungen, Weinstein-, Citronen- und Essigsäure dagegen trüben dieselben nicht. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 31.) Ueber einen neuen rothen Farbstoff aus der Faulbaumrinde; von Dr. L. A. Buchner. Vor zwölf Jahren machte ich der k. bayer. Akademie eine MittheilungBulletin der k. bayer. Akademie der Wissenschaften, 1853, Nr. 25; polytechn. Journal Bd. CXXX S. 77. über einen von mir in der Rinde von Rhamnus Frangula entdeckten gelben und flüchtigen Farbstoff, den ich Rhamnoxanthin genannt habe. Ich wurde auf diesen Farbstoff aufmerksam gemacht durch seine Eigenschaft, sich schon bei gewöhnlicher Temperatur nach und nach zu verstüchtigen. Weißes Papier, worin die genannte Rinde eingewickelt ist, färbt sich mit der Zeit deutlich gelb und die innere Fläche der Rinde (Wurzelrinde) bedeckt sich mit einer Menge prächtiger, goldgelber und seidenartig glänzender Kryställchen, die man besonders gut mit dem Vergrößerungsglase wahrnehmen kann. Trotz dieser Flüchtigkeit des Rhamnoxanthins ist es mir doch noch nicht gelungen, eine zum näheren Studium genügende Menge desselben im sublimirten Zustande darzustellen. In größerer Menge, und zwar in Form eines gelben Pulvers, kann man den Farbstoff erhalten durch Verdampfen des alkoholischen oder ätherischen Auszuges aus der Faulbaumrinde und weitere Reinigung des aus den concentrirten Auszügen sich ausscheidenden Rhamnoxanthins. Da mir aber diese Darstellungsweise auf nassem Wege keine Gewähr für die vollkommene Reinheit des Farbstoffes darzubieten schien, so kehrte ich wieder zum Versuche der Sublimation zurück. Auf nassem Wege dargestelltes Rhamnoxanthin wurde, mit Quarzsand gemengt, in einem mit einer mattgeschliffenen Glasplatte bedeckten Glase auf einen geheizten Ofen gestellt und dort während der Wintermonate sich selbst überlassen. Zuerst sublimirten langsam und in geringer Menge goldgelbe Krystallblättchen von Rhamnoxanthin, aber später erschienen anstatt dieser gelbrothe oder morgenrothe, ein lockeres Sublimat bildende nadelförmige Prismen des neuen Farbstoffes. Dieser gelbrothe Farbstoff, dessen Bildung ich schon in meiner früheren Mittheilung angedeutet habe, ist offenbar ein Product der Zersetzung des Rhamnoranthins unter dem Einfluß der Wärme. Er zeigt in seinem Aussehen eine so große Aehnlichkeit mit dem Alizarin (Krapproth), daß er davon kaum unterschieden werden kann.Auch mit dem Nucin, dem sublimirbaren rothgelben Farbstoff der Wallnußschalen, besitzt er große Aehnlichkeit. Daß er aber mit diesem nicht identisch ist, beweist schon seine leichtere Löslichkeit in Alkohol und die Eigenschaft dieser Lösung, auf Zusatz von Alkalien intensiv kirschroth oder johannisbeerroth gefärbt zu werden, während die Auflösung des Alizarins dadurch bekanntlich eine purpurrothe, bei reflectirtem Lichte violett erscheinende Färbung annimmt. Ich hoffe bald Näheres über die Eigenschaften dieses Farbstoffes berichten zu können. Nachweisung der Krappverfälschung. Nach zahlreichen Versuchen, ein sicheres Mittel zu finden, Verfälschungen des Krapps nachzuweisen, empfehlen Pimont, Müller und Bennet in Rouen ein Verfahren, dessen Grundzüge im Folgenden beruhen: 5 Grm. des zu untersuchenden Krapps werden mit 65 Grm. destillirten Wassers von 50° C. und 35 Grm. käuflichen Alkohols behandelt; dasselbe geschieht gleichzeitig mit reinem Krapp. Nach einer Viertelstunde filtrirt man und taucht in das Filtrat Streifen von Filtrirpapier, die man nachher trocknen läßt. Behandelt man dann diese Streifen mit verschiedenen Reagentien, so entstehen Färbungen, die, je nach den Verfälschungen, welche der Krapp erlitten hat, verschieden sind. Man kann allerdings so nur fremde Farbstoffe nachweisen; Zusätze aber, die nur zur Erhöhung des Gewichtes gemacht sind, ohne Farbstoffe zu seyn, kommen sehr selten vor und lassen sich auf andere Weise leicht nachweisen. Alle bis jetzt vorgekommenen Verfälschungen lassen sich durch folgende fünf Reagentien erkennen: 1) Essigsaures Kupferoxyd, erhalten durch 10 Grm. schwefelsaures Kupferoxyd, 10 Grm. essigsaures Bleioxyd, 100 Grm. Wasser. 2) Chlorzinn, erhalten aus 20 Grm. Zinnchlorür, 5 Grm. Salzsäure, 100 Grm. Wasser. 3) 10procentige Lösung von salpetersaurem Silberoxyd. 4) Eisenvitriol. 5) krystallisirter Soda. Man bringt diese Reagentien auf die Papierstreifen mittelst einer Art Pinsel, den man durch Zusammenbrechen von Filtrirpapier auf 1 Centimeter Breite und Ueberziehen desselben mit feinem Leinen dargestellt und läßt dann die Streifen, am besten gegen Luft geschützt, trocknen. Zur Vergleichung stellt man sich Normalscalen dar, indem man reinen Krapp mit je 10 Procent der verschiedenen Verfälschungsmittel versetzt und diese Mischung wie angegeben behandelt; eine Beschreibung der Nüançen, welche die verschiedenen Zusätze geben, theilen die genannten Beobachter nicht mit. (Deutsche Industrie-Zeitung, 1865, Nr. 35.) Prüfung auf Schellack; von S. Schapringer. Die Anwendung, welche der Schellack in den Künsten und Gewerben findet, ist eine so mannichfache und ausgedehnte, dabei sind die Combinationen und Verbindungen, in denen er gebraucht wird, so verschiedenartiger Natur, daß ein sicheres Mittel, denselben nachweisen zu können, wünschenswerth erscheint. Ich will nun im Nachstehenden ein solches veröffentlichen, das bei Einfachheit und leichter Ausführbarkeit genug Sicherheit bietet, um in die Reihe ähnlicher Proben eingestellt werden zu können. Der Schellack enthält nämlich außer mehreren, sich durch ihre Löslichkeit im Aether, Alkohol und Petroleum unterscheidenden Harzen, sowie außer Fett, Wachs und Aschenbestandtheilen, noch einen Farbstoff, das Coccin, das sehr viel Aehnlichkeit mit dem Farbstoffe der Cochenille zeigt. Da nun die erwähnten Harze, welche den Schellack der Hauptsache nach zusammensetzen, weder im Vergleiche unter sich, noch in dem mit fremden Harzen besonders charakterisirt erscheinen, das Coccin aber sehr deutliche Reactionen zeigt, und in jeder, selbst der lichtesten nicht künstlich gebleichten Schellacksorte vorkommt, so konnte es nur dieser Körper seyn, auf den eine Prüfung auf Schellack zu basiren war. Die Lösungen dieses Farbstoffes nämlich in Mineral- oder organischen Säuren sind hellroth gefärbt, welche Färbung sich aber beim Uebersättigen mit einem Alkali in eine tief violettrothe umwandelt. Soll nun eine weingeistige Harzlösung, wie z.B. ein Buchbinderlack, ein VergolderlackDie Gegenwart von Drachenblut, das zu solchen Lacken mit verwendet wird, stört nicht im Mindesten die Reaction., ein Modellenlack u.s.w. auf Schellack untersucht werden, so wird dieselbe mit einem Ueberschusse wässeriger Salzsäure oder Essigsäure versetzt und die trübe Flüssigkeit so lange erhitzt, bis sie wieder klar geworden und alles Harz zu einem Klumpen zusammengeschmolzen erscheint. Die Flüssigkeit wird hierauf abgegossen oder abfiltrirt und Ammoniak im Ueberschusse hinzugefügt; bei Gegenwart von Schellack muß, wie oben erwähnt, eine rothviolette Färbung entstehen. – Man verfährt ebenso, wenn man Schellack in alkalischer Lösung vermuthet, z.B. in autographischer Tinte oder in einer Boraxlösung (als indelible brown). Will man Schellack in Combinationen mit anderen Harzen, mit Seifen oder Fetten nachweisen, wie dieß der Fall bei Siegellack, Kitt, Mastix oder lithographischer Kreide seyn kann, so bereitet man sich zuerst eine Auflösung der zu untersuchenden Substanz in Weingeist, filtrirt dieselbe und verfährt mit dem Filtrate wie im ersten Falle. Soll ein Firnißüberzug, der sich bereits auf der betreffenden Fläche aufgetragen befindet, untersucht werden, so braucht man nur eine kleine Probe davon abzuschaben und, wie oben angedeutet ist, weiter zu verfahren. Als Maaßstab für die Verläßlichkeit dieser Probe will ich nur noch anführen, daß schon 1/4 Gran der allerhellsten unter den im Handel vorkommenden Schellacksorten mir eine ganz deutliche Reaction gegeben hat. (Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1865, Nr. 41.) Gewebe feuerfest zu machen. Um Gewebe feuerfest zu machen, ohne daß deren Farbe leidet, verwendet Hottin in Paris folgende Mischung. Eine Lösung von saurem phosphorsaurem Kalk wird mit Ammoniak im Ueberschuß versetzt, filtrirt, durch thierische Kohle entfärbt, durch einstündiges Abdampfen concentrirt, dann mit 5 procentiger gelatinöser Kieselsäure versetzt und das Ganze zu einer krystallinischen Masse abgedampft, die man trocknet und pulvert Die feuerfest zu machenden Zeuge taucht man in eine Lösung, die 30 Proc. von dieser Hottine genannten Masse, 35 Proc. Gummi und 35 Proc. Stärke enthält. (Deutsche Industrie-Zeitung, 1865, Nr. 35.) Wasserglasseife. Da die Wasserglasseife immerhin noch ein gesuchter und beliebter Handelsartikel ist, die Bereitung derselben jedoch, selbst für den Sachverständigen, mit vielen Schwierigkeiten verbunden ist, so theilt Prof. Dr. Artus in seiner Vierteljahrsschrift ein ganz einfaches Verfahren mit, wodurch stets ein gutes Resultat erzielt wird. Man bereite sich zu dem Ende auf die bekannte Weise eine gute Natronseife. Nachdem der Proceß beendigt ist, d.h. wenn nach dem Zusatze des Kochsalzes die fertige Seife sich auf der Lauge abgeschieden hat, wird die Lauge abgelassen und der noch heißen Seife 30 bis 40 Proc. Natronwasserglaslösung von 35° Baume unter gehörigem Durcharbeiten der Masse zugesetzt, worauf sie in durchlöcherte Kästen gebracht, nach einiger Zeit dann in Riegel zerschnitten und der Luft zum Trocknen ausgesetzt wird. Diese Seife eignet sich zu allen den Zwecken, zu denen man die gewöhnliche Seife anzuwenden pflegt, und ist besonders zum Waschen von Seiden- und Wollenwaaren zu empfehlen, denen sie zugleich einen besonders angenehmen Glanz verleiht; auch beeinträchtigt sie farbige Zeuge weniger. Imprägnirung von Holz. Auf der Cölner Ausstellung hatten 20 Eisenbahnen imprägnirte Schwellen von Eichen-, Kiefern-, Tannen-, Buchen- und Pappelholz ausgestellt, zu deren Imprägnirung, nach der „Zeitschrift des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen“ Kreosot, Zinkchlorid, Kupfervitriol, Schwefelbaryum, Quecksilbersublimat, Kochsalz und Wasserglas verwendet worden waren. Kreosot war von 6 Bahnen verwendet; die ältesten damit imprägnirten Hölzer waren (Cöln-Minden) seit 1839 bis jetzt in Gebrauch; die Kosten sind nicht überall und theils per Kubikfuß, theils per Schwelle angegeben; sie betrugen (Aachen-Düsseldorf-Ruhrort) 3 1/4 Sgr. per Kubikfuß und 6 2/3–13,6 Sgr. per Schwelle. Zinkchlorid war von 4 Bahnen verwendet, die ältesten Schwellen waren seit 1849 bis jetzt im Gebrauch, die Kosten betrugen 2,4–7,9 Sgr. per Schwelle. Kupfervitriol war von 7 Bahnen und zwar fast durchgängig nach dem bekannten Boucherie'schen Verfahren angewendet; die ältesten Schwellen waren seit 1839 im Gebrauch; die Kosten betrugen 0,7–5 Sgr. per Kubikfuß und 5–10 Sgr. per Schwelle. Schwefelbaryum verwendet die Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Bahn, die Eichen- und Tannenschwellen seit 1852 bis jetzt im Gebrauch hat und die Kosten zu 5 Sgr. per Kubikfuß berechnet. Quecksilbersublimat verwenden die Main-Neckarbahn (Kiefernschwellen seit 1839 im Gebrauch kosten 8,1 Sgr. per Schwelle). Die großh. badische Bahn (Kiefernschwellen seit 1839 im Gebrauch, kosten 94 Sgr. per Kubikmeter) und Katz und Plumppe in Gernsbach bei Baden für die königl. württemberg., die pfälz.-Ludw.- und die Main-Weser-Bahn (kosten 2,6 Sgr. per Kub. F., 6,9 Sgr. per Schwelle). Kochsalz verwendet die Magdeburg-Cöthen-Leipziger Bahn, welche das Abfallsalz in Staßfurt benutzt. Dieselbe Bahn hat einige Schwellen mit Wasserglas imprägnirt, die aber bald als unbrauchbar entfernt werden mußten. Die Verschiedenheit der Preise erklärt sich dadurch, daß die weicheren, poröseren Holzarten mehr Masse aufsaugen als die härteren, festen, daher die Kosten für erstere stets höher sind, wogegen der niedrigere Preis des Holzes in Anschlag zu bringen ist, sowie durch die verschiedenen Methoden.