Titel: Purdey's Verschlüsse, Centralzündungen und Patronenauszieher für Hinterladungsgewehre.
Fundstelle: Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXX., S. 285
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LXX. Purdey's Verschlüsse, Centralzündungen und Patronenauszieher für Hinterladungsgewehre. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Purdey's Verbesserungen an Hinterladungsgewehren. Im London Journal of arts, November 1865, S. 288 ist das Patent mitgetheilt, welches am 14. Februar 1865 James Purdey in London (Oxford-street) auf Verbesserungen an Hinterladungsgewehren ertheilt wurde; dieselben betreffen zunächst eine in zwei Modificationen auftretende Verschlußform dieser Waffenart, dann eine centrale Zündung derselben und endlich Vorrichtungen zum Herausnehmen der Hülsen abgeschossener Patronen. Die Purdey'schen Verschlußvorrichtungen beruhen im Wesentlichen auf einem, den Verschlußstollen b des um die Achse y beweglichen Rohres (Figur 7, 9, 12) im Schafte festhaltenden Riegel a (Fig. 7 und 9), welcher letztere, um seine Horizontalachse p (Figur 7 und 9) drehbar, vermittelst des keilförmig zugeschärften Bolzens d durch eine Feder j (Fig. 7 und 9) gegen den aus Stahl gefertigten Rohrstollen b angepreßt wird. Diese Feder wirkt auf einen Winkelhebel, welcher seinen Stützpunkt l und beziehungsweise z (Fig. 7 und 9) entweder im Schweiftheile der Bascüle oder im Abzugsbleche des Gewehres hat, und es wird der Verschluß geöffnet, wenn man im ersteren Falle den Stift i (Fig. 7) niederdrückt, wodurch der keilförmig zugeschärfte Riegel d vermittelst des Winkelhebels e gehoben wird, im zweiten Falle aber den um den Abzugsbügel des Gewehres herumliegenden Hebel p (Fig. 9) nach unten, beziehungsweise vorn hin preßt, so daß dadurch der bei dieser Anordnung mit dem Stifte q (Fig. 9) verbundene Keilriegel d sich emporhebt. – Mit der ersteren in Fig. 7 dargestellten Verschlußart kann auch noch ein Feststellen des Abzuges vom Gewehrschlosse verbunden werden, wenn man den Stift i soweit verlängert, daß er bei seinem zum Oeffnen des Rohres nothwendigen Niederdrücken den hinteren Theil eines am Abzugsbügel befestigten Winkelhebels k niederdrückt, und so durch dessen, mit einer Feder m armirten vorderen Arm den Abzug l des Gewehres feststellt, welcher hiernach erst dadurch wieder freies Spiel erhalten soll, daß nach dem Schließen der Rohrverschluß-Vorrichtung, vermittelst eines am unteren Kolbenhalse befindlichen Drückers o (Fig. 8) der am hinteren Arme des Winkelhebels k befestigte Stift n emporgepreßt wird. Die Percussionszündung solcher Gewehre, deren Zündmittel central oder nahe am Centrum der Patrone liegt, will Purdey durch einen Riegel r bewirken, der, durch Fig. 10 u. 11 in Seiten- und oberer Ansicht dargestellt und entweder in oder auf dem Schloßbleche laufend, vorn in einem zum Eindringen in die Zündung geeigneten Stempel endigt, hinten aber vermittelst eines rechtwinkelig angesetzten Querarmes in einer Nuth der inneren Fläche des Schloßhahnhalses läuft, welche so construirt ist, daß der Riegel nach dem Aufziehen des Hahnes bis zum Eintritt des Stangenschnabels vom Schlosse in die Mittelrast seiner Nuß vollkommen zurückgezogen ist, beim hierauf erfolgenden Spannen des Hahnes aber nicht weiter mehr mit zurückgeht und beim Losdrücken des Gewehres dann heftig gegen den Zündsatz der Patrone anschlägt. – Befindet sich der zum Entzünden des Zündsatzes der Patrone bestimmte Stift schon in der letzteren selbst, so soll derselbe nach Purdey so eingerichtet werden, daß er nach dem Schusse als Handhabe zum Entfernen der Patronenkapsel aus dem geöffneten Rohre dienen kann, und ist der Verschlußmechanismus des letzteren ferner so eingerichtet, daß es schließlich nicht durch das Niederkippen seiner Mündung, wie bei Fig. 7, 9, 12, sondern durch Vorwärtsgleiten im Schafte wie bei Fig. 10 geöffnet wird, so wird auf dem hinteren Rohrende auch noch ein Vorsprung t (Fig. 10) angebracht, auf welchen der niedergehende Hahn mit seinem Maule sich aufzulegen hat, damit das Vor- und insbesondere auch das Zurückschieben des mit seiner Zündpillenpatrone versehenen Rohres nicht vor dem Inruhesetzen des Hahnes und dem damit verbundenen Zurückziehen des Riegels r (Fig. 10) stattfinden kann. Bei Rohren, welche durch schließliches Niederkippen ihrer Mündung geöffnet werden, hält Purdey es endlich auch für angemessen, den Kopf des Schloßhahnes zum Abschrauben einzurichten, damit derselbe bei Patronen, welche durch einen in ihrer Achsenrichtung zu führenden Schlag entzündet werden, lediglich mit dem Riegel r (Fig. 10), bei gewöhnlichen Stiftpatronen (à la Lefaucheux Für solche Lefaucheux'sche Patronen, deren Zündstift beim Rohrschlusse bekanntlich in einen Einschnitt der oberen Rohrwand eintritt, und so auch noch nach dem Schusse aus derselben hervortragt, hat man neuerdings Gewehre mit nach dem Oeffnen des Verschlusses sich im Schafte verschiebenden Rohren construirt, welche den Hahnkopf des Schlosses in einer sehr sinnreichen Weise auch als Patronenauszieher benutzen, indem der Patronenstift durch den niedergefallenen Hahn während des Rohrvorschiebens festgehalten und so die Patronenkapsel aus dem sich öffnenden Rohre herausgezogen wird.Anm. des Referenten.) aber mit der Schlagfläche ihres Kopfes zur Anwendung kommen können. Die Patronenauszieher endlich bestehen in Winkelhebeln, welche ihren Unterstützungspunkt, je nachdem das Hinterladungsrohr zum Oeffnen seines Verschlusses vorn übergekippt, oder in der Richtung seiner Längenachse auf einer schlittenartigen Vorrichtung vorgeschoben werden muß, ihren Stützpunkt entweder wie bei 3 Fig. 12 im Verschlußstollen des Rohres, oder wie bei 3 Fig. 10 im Abzugsbleche des Gewehres haben. Im letzteren Falle wird der oben zugeschärfte Hebelarm w des Patronenausziehers (Fig. 10) beim Zurückschieben des Rohres von dem überstehenden Rande der in dasselbe eingesetzten Metallpatrone niedergedrückt und schnappt hiernach vermittelst der Feder 4 (Fig. 10) vor diesem Rande, der oben auch noch durch die Bascülen-Nase y (Fig. 10) gestützt wird, ein, so daß die Patrone dann später dem Vorschieben des abgeschossenen Rohres nicht folgen kann, sondern dabei vielmehr aus dem Rohre entfernt wird. Der untere Hebelarm w' (Fig. 10) dieses Patronenausziehers dient ferner dazu, einen noch nicht abgeschossenen Lauf mit der darin verbleibenden Patrone öffnen zu können, indem w' nach hinten gedrückt und so dem vorspringenden Patronenrande gestattet wird, über den Patronenauszieher-Schnabel w hinweggleiten zu können. – Bei Rohren, welche zu ihrem Oeffnen vorn übergekippt werden müssen, erhält der obere Hebelarm des vermittelst der horizontalen Welle 3 im Rohrstollen b seine Unterstützung findenden Patronenausziehers w die Form eines Stiftes v (Fig. 12), welcher vermittelst der Leitstange v, v' zwischen den beiden Rohren des Gewehres laufend, beim Oeffnen des Rohres dadurch zurückgestoßen werden soll, daß der untere Hebelarm vom Patronenauszieher w hierbei vermittelst einer aus der Bascülenscheibe hervorspringenden Nuß x mit dazugehöriger Feder (Fig. 12) gefaßt und so nach vorwärts gedrängt wird. D......y,                 Major im Generalstab in Cassel.

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