Titel: Ueber die Färbung des Glases durch Selen; von J. Pelouze.
Fundstelle: Band 179, Jahrgang 1866, Nr. XCII., S. 381
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XCII. Ueber die Färbung des Glases durch Selen; von J. Pelouze. Aus den Comptes rendus t. LXI p. 615; October 1865. Pelouze, über die Färbung des Glases durch Selen. Vor einigen Monaten habe ich nachgewiesenComptes rendus, t. LX p. 983; polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S. 134., daß die gelbe Farbe welche das Glas durch Einwirkung von Kohlenstoff, Phosphor, Bor, Silicium, Wasserstoff oder Aluminium annimmt, von einem constanten Gehalte des im Handel vorkommenden Glases an einem schwefelsauren Salze herrührt und daß das Glas ungeachtet der Einwirkung jener Metalloide vollkommen farblos bleibt, wenn die zu seiner Darstellung angewendeten Rohmaterialien durchaus schwefelfrei sind. Demnach mußte die in Rede stehende Färbung ausschließlich vom Schwefel herrühren, und es gelang mir auch, den unzweifelhaften Beweis für diese Thatsache zu führen, indem ich reinem oder unreinem Glase durch Zusatz von Schwefel oder von einem Schwefelmetalle unmittelbar jene Färbung ertheilte. Es war mir von hohem Interesse, zu constatiren, ob das Selen, ein Körper, welcher in jeder Beziehung dem Schwefel so analog sich verhält, das Glas ebenso direct färben und welche Färbung es ihm ertheilen würde. Ich war im Besitze eines Stücks chemisch reinen Selens, welches ich vor dreißig Jahren von seinem berühmten Entdecker (Berzelius) erhalten hatte. Ich setzte es dem gewöhnlichen, mit kohlensaurem Natron bereiteten Glassatze zu und erhielt eine vollkommen durchsichtige Masse, von einem schönen, in's Rothe ziehenden Orange, welches an die Farbe gewisser Varietäten von Topas, Hessonit (Kanelstein) und Hyazinth (Zirkon) erinnerte (5. Orangeroth 3/10, 9. Ton, Chevreul). Ich wendete verschiedene Mengen Selen, von 1 bis 3 Procent schwankend, an und erhielt stets dieselbe Färbung, von einer und derselben Nüance und derselben Intensität. Mit Selen, welches ich aus dem Handel bezog, erhielt ich ganz dieselben Resultate. Diese Versuche liefern den Beweis, daß die seit lange bekannten Analogien zwischen Schwefel und Selen sich bis zu ihrer Reaction auf die Alkali- und Erdsilicate erstrecken, und daß beide Metalloide das Glas direct färben.