Titel: Auszug aus einem Berichte des Chefs vom Bureau für Geschützwesen der amerikanischen Marine.
Fundstelle: Band 180, Jahrgang 1866, Nr. LXXXVII., S. 329
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LXXXVII. Auszug aus einem Berichte des Chefs vom Bureau für Geschützwesen der amerikanischen Marine. Ueber des Geschützwesen der amerikanischen Marine. Der Scientific American vom 23. December 1865 theilt Einiges aus einem von Commander H. A. Wise, Chief of the Bureau of Ordnance of the Navy Department, erstatteten Berichte mit, wornach 1) die in den verschiedenen Magazinen, Marinehöfen und Küstenstationen des betreffenden Departements aufgehäuften Vorräthe sich belaufen auf: 4,025,178 Pfund Pulver, 491,026 Granaten, 233,818 Vollgeschosse, 84,300 Shrapnels, 47,802 Kartätschbüchsen und 21,355 Traubengeschosse, für verschiedene Kaliber glatter und gezogener Geschütze eingerichtet, über deren Diensttüchtigkeit und daraus folgende Würdigkeit für weitere Aufbewahrung die betreffenden Aufsichtsbehörden zu entscheiden haben. Ferner erscheint es nach diesem Berichte 2) sehr wünschenswerth in Bezug auf Pulvermagazinirung, das dort bisher eingehaltene System einer Vertheilung der Magazine über das ganze Land zu verlassen und an dessen Stelle, weit entfernt von den Städten, aber nahe an Wasser- und Eisenbahn-Communicationen, die Anlage großer, dazu geeigneter Gebäude eintreten zu lassen, aus denen auch entfernter liegende Küsten-Magazine dann leicht gespeist werden könnten. Die Vorbereitungen hierzu sind schon in einem solchen Grade getroffen, daß mit dieser Umänderung nach ertheilter Autorisation des Kongresses auch sofort begonnen werden kann. Weiter haben nach diesem Berichte sich 3) die glatten Gußeisengeschützrohre der Marine im letzten Kriege vollständig bewährt. Nicht eines der Dahlgren-Geschütze ist vorzeitig gesprungen, alle 15zölligen Rohre haben selbst die schwersten Ladungen, ohne dabei Schaden zu nehmen, ausgehalten, und nur zwei oder drei derselben sind durch in denselben crepirte Granaten an der Mündung gesprungen, während der übrige Theil des Geschützrohres selbst in diesem Falle noch unbeschädigt blieb. Für den Kampf gegen Holzschiffe und Forts sind diese glattgebohrten Gußeisengeschützrohre nach dem Berichte daher als die besten ihrer Art zu bezeichnen; man glaubt sich auch der Erwartung hingeben zu dürfen, daß diese Geschütze beim Nahgefecht gegen gepanzerte Seeschiffe genügen werden, da in der Versuchsbatterie Eisen- und Stahlplatten von solcher Stärke, wie sie zur Panzerung der für die hohe See bestimmten Schiffe mit Sicherheit noch angewendet werden kann, von den Geschossen des nur elfzölligen glattwandigen Gußeisenrohres durchbohrt wurden. – Eine ernste Aufgabe wird 4) der Marine jetzt dadurch zuwachsen, daß auf Schiffen, welche, wie der „Dunderberg,“ mehr oder weniger schlingern, die Handhabung der schweren an ihrem Bord befindlichen Geschütze sehr schwierig ist, daher entsprechende Schiffslaffetten construirt werden müssen. Englische Versuche, ein an Bord des „Minotaur“ befindliches 12 Tonnen schweres Geschützrohr mit Sicherheit auf der See bedienen zu können, sind als gescheitert zu betrachten, und es wird also jetzt eine Reihe von dahin gehörigen Versuchen eintreten müssen, bei denen zunächst auf die eiserne Laffette des 15 zölligen Rohres Bedacht zu nehmen seyn dürfte, da, wenn man dieses schwerere Rohr in Bezug auf Richtung und Rücklauf in der Hand hat, auch das 11zöllige Rohr keine derartigen Schwierigkeiten mehr darbieten kann. Endlich spricht sich der Bericht noch 5) bezüglich der Kleinfeuerwaffe über die Nothwendigkeit aus, bei der Marine ebenso wie beim Landheere Hinterladungsschießwaffen an die Stelle der bisherigen Vorderladungswaffen dieser Art treten zu lassen. Als den geeignetsten Zeitpunkt für diesen Wechsel glaubt der Berichterstatter denjenigen Moment bezeichnen zu müssen, in welchem die Landarmee sich über die von ihr zu adoptirende Art von Hinterladungs-Gewehren etc. entschieden haben werde, in welchem Falle dann eine einfache Hinterladungs-Pistole für den Matrosen und ein Revolver für den Officier die geeignetste Bewaffnung abgeben dürfte, was bei einer Friedensausrüstung mit etwa 10,000 Stück und dem zu erwartenden Erlös für vorhandene Vorräthe von Vorderladungswaffen, keine sehr bedeutende Ausgabe verursachen könne. D......y.